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Allgemein

Da die Wirksamkeit der nichtsteroidalen Entzündungshemmer auf eine Hemmung der Cyclooxygenase (COX) und damit der Prostaglandinsynthese beruht, erklären sich die Nebenwirkungen aus den physiologischen Schutzfunktionen der Prostaglandine. Dazu gehört die zytoprotektive Wirkung an der Magenschleimhaut durch vermehrte Schleim- und Bikarbonatsekretion, sowie die verminderte Freisetzung von HCl und Pepsin. An der Niere regulieren die Prostaglandine als Vasodilatatoren den renalen Blutfluss, die glomeruläre Filtration, den tubulären Ionentransport, die Reninfreisetzung und den Wasserhaushalt. Somit sind bei der Verwendung von nichtsteroidalen Entzündungshemmern potentiell folgende Hauptnebenwirkungen möglich:
-Gastrointestinale Irritationen, Ulzerationen und Perforationen
-Nephrotoxizität, insbesondere bei hypovolämischen Patienten, sowie bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
-Blutgerinnungsstörungen (Gassner 1998a; Poulsen Nautrup 1999a; Forsyth 1998a)
 
Carprofen gehört zu den sehr gut verträglichen nichtsteroidalen Entzündungshemmern. Nebenwirkungen werden relativ selten gesehen. Es wird vermutet, dass die nur gering ausgeprägte Prostaglandinsynthese-Hemmung die Ursache für eine gute gastrointestinale Toleranz ist (Strub 1982a; Lascelles 1994a).
 

Systemische Nebenwirkungen

Gastrointestinaltrakt

Selten werden Erbrechen, Diarrhoe, Anorexie und Lethargie gesehen (Vasseur 1995a).
In einer Studie an Hunden wurde bei der mit Carprofen behandelten Tiergruppe ebenso viel okkultes Blut nachgewiesen, wie in der negativen Kontrollgruppe (Vasseur 1995a).
Endoskopisch kann man bei Hunden nach 7- bzw. 28-tägigen Verabreichung von 2 mg/kg alle 12 h für 7 Tage, gefolgt von 2 mg/kg/Tag milde bis mittlere gastroduodenale Läsionen feststellen, welche jedoch nicht von klinischen Symptomen begleitet sind (Forsyth 1998a). Auch die Gabe von 4 mg/kg/Tag über 90 Tage führte nur in wenigen Fällen zu milden Läsionen der Magenschleimhaut und/oder okkultem Blut im Kot (Luna 2007a).
 
Bei wiederholter Verabreichung von Carprofen an Katzen besteht ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen. So wurde bei einer 1 Jahr alten Katze nach einer 7-tägigen Gabe von Carprofen (2,2 mg/kg alle 12 Stunden) eine Perforation des Duodenums beobachtet (Runk 1999a). In einem anderen Fall kam es nach wiederholter oraler Applikation von Carprofen (2,2 mg/kg 1 × täglich) an eine 9 Monate alten Siamkatze zu einem perforierten Ulkus des Magens.
 

Leber

Nach der Gabe von Carprofen in therapeutischer Dosierung wurden beim Hund hepatozelluläre Toxikosen beobachtet. Die Tiere zeigten klinische und histopathologische Symptome einer mit Zellnekrosen und Cholestase einhergehenden Lebererkrankung, wie Anorexie, Erbrechen, Ikterus, Hyperbilirubinämie, erhöhte Aktivtät der Alanintransaminase, Aspartattransaminase und der Alkalischen Phosphatase (MacPhail 1998a). Die Inzidenz dieser Carprofen-assoziierten Lebererkrankung lag 1999 in den USA bei etwa 1,4 gemeldete Fälle auf 10'000 behandelte Hunde; es handelt sich vermutlich um eine idiosynkratische Hypersensibilitätsreaktion (Hodge 2000a; Arbeiter 1995a).
 
In einer Studie wurde bei 11 von 97 mit Carprofen behandelten Hunden ein ALT-Anstieg beobachtet. In der Kontrollgruppe trat hingegen nur bei 4 Hunden eine Erhöhung auf, jedoch wurden bei den Kontrolltieren vermehrt erhöhte AST-Werte gemessen. Sämtliche dieser Veränderungen verliefen ohne klinische Symptome (Holtsinger 1992a).
 

Niere

Bei normalen Durchblutungs- und Blutdruckverhältnissen ist die renale Prostaglandinsynthese gering. Sinken jedoch das Blutvolumen und/oder der zentrale Blutdruck, spielen die renalen Prostaglandine eine wichtige Rolle bei der Regulierung und Aufrechterhaltung des renalen Blutflusses. Somit wird auch bei Schwankungen des zentralen Blutdruckes der renale Blutfluss stabil gehalten. Nichtsteroidale Entzündungshemmer können über die Hemmung der Cyclooxygenase insbesondere bei gleichzeitig bestehender Hypovolämie und Hypotension diese renale Autoregulation stark beeinflussen. Ein Absinken des renalen Blutflusses und die damit verbundene Verminderung der Nierenfunktion können zu einem akuten Nierenversagen führen. Auch bei entgegengesetzten Situationen, wie Volumenexpansion und/oder erhöhter Salzaufnahme, kommt es durch nichtsteroidale Entzündungshemmer zu einer Retenion von Natrium, was einen Blutdruckanstieg bewirken oder eine bereits vorbestehende Hypertension verschlimmern kann.
 
Ein akutes Nierenversagen ist eine seltene, aber potentiell ernste Komplikation bei der Gabe nichtsteroidaler Entzündungshemmer. Besonders gefährdet sind Patienten mit vorbestehenden Erkrankungen, z.B. ältere Patienten, hypovolämische Patienten oder Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Harris 2006a; Lascelles 2007a).
 
Die Inzidenz von Carprofen-assoziierten Nierenerkrankungen lag 1999 in den USA bei etwa 1,8 gemeldeten Fällen auf 10'000 behandelte Hunde. Es handelt sich um akute tubuläre Nekrosen, welche durch Epithelzellen im Urinsediment und Glukosurie gekennzeichnet sind. Insbesondere bei geriatrischen Patienten kann es zur Verschlimmerung einer bereits vorbestehende Nierenerkrankung kommen (Hodge 2000a).
 

Katze

Katzen besitzen aufgrund ihrer eingeschränkten Glukuronidierungsfähigkeit in der Leber eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber nichtsteroidalen Entzündungshemmern. Da die Glukuronidierung der Hauptmetabolisierungsmechanismus für Carprofen ist, kommt es bei Katzen zu wesentlich längeren Halbwertszeiten als bei Hunden (Taylor 1996a; Parton 2000a). Die subkutane Verabreichung von Carprofen über 6 Tage (1. Tag: 4 mg/kg, 2. und 3.Tag: 2 mg/kg, 4. und 6. Tag: 1 mg/kg) hat bei gesunden Katzen keine unerwünschten Nebenwirkungen auf den Gastrointestinaltrakt und die hämatologischen bzw. biochemischen Parameter zur Folge (Steagall 2009a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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