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Deutsch    Serenoae repentis fructus; Sabalis serrulatae fructus; Sabal fructus
Deutsch    Sägepalmenfrüchte
Franzoesisch    Fruit de palmier de Floride
Italienisch    Sabal (Serenoa repens) frutto
Englisch    Saw palmetto fruit
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Serenoa repens (Bartr.) Small.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die getrockneten, reifen Früchte von Serenoa repens (W.Bartram) Small (Syn. Sabal serrulata (Michx.) Schult.f.).
 
Gehalt:
-Mindestens 11.0% Gesamtfettsäuren (getrocknete Droge) (Ph. Eur. 10, 2020).
-Gehaltsbestimmung: Gesamtfettsäuren: Gaschromatographie (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Trocknungsverlust: höchstens 12.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 5.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren:
-Hexan (Spissumextrakt; EMA, 2015)
-Ethanol 90-96% (m/m) (Spissumextrakt; EMA, 2015)
 
Verfälschungen: Dünnschichtchromatographische Überprüfung nach Ph. Eur. (Blaschek, 2016).
 

Übliche Zubereitungen

Pulver, Trocken- und Spissumextrakte, Tinktur und Kapseln (Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2015; Hiller & Melzig, 2010; Pharmavista, 2023; Teuscher et al., 2012).
 
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Die Frucht ist eine eiförmige oder annähernd kugelförmige Steinfrucht mit einer dunkelbraunen oder fast schwarzen, grobgerunzelten, mehr oder weniger kupferartig glänzenden Oberfläche; sie ist bis zu 2.5 cm lang und misst bis zu 1.5 cm im Durchmesser. Die Spitze trägt manchmal Reste des Griffels und des röhrenförmigen, 3-zähnigen Kelchs, die Basis zeigt eine kleine Vertiefung mit der Stielnarbe. Epikarp und darunterliegendes Mesokarp bilden eine dünne, zerbrechliche Schicht, die sich teilweise abhebt und das dünne, harte, blassbraune, faserige und leicht abtrennbare Endokarp sichtbar werden lässt.
Der Samen ist unregelmässig kugelig oder eiförmig, bis zu 12 mm lang und misst bis zu 8 mm im Durchmesser, die rötlich braune Oberfläche ist hart, glatt oder fein punktiert und zeigt einen helleren, hervortretenden und häutigen Bereich über der Raphe und der Mikropyle; im Querschnitt zeigt der Samen eine dünne Samenschale, ein schmales Perisperm und einen grossen Bereich mit dichtem, hornigem, grauweissem Endosperm und dem auf einer Seite liegenden Embryo.
-Das Pulver ist rötlich oder schwarzbraun und ölig (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Kräftig, aber nicht ranzig (Ph. Eur. 10, 2020); charakteristisch, etwas unangenehm, aber nicht ranzig (Blaschek, 2016).
 

Geschmack

Aromatisch, erst süsslich, dann in brennend übergehend (Blaschek, 2016).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Kohlenhydrate, Sterole, Flavonoide, Lipide (15-20%, v.a. Triglyceride und freie Fettsäuren), ätherisches Öl, Anthranilsäure, Karotin, Harz und Tannin.
-Kohlenhydrate: Polysaccharide (MM etwa 10.000) mit saurem Charakter: Galaktose (38.4%), Arabinose (18.7%), Uronsäure (14%), Invertzucker (28.2%) und Mannitol.
-Sterole: β-Sitosterol (β-Sitosterin), β-Sitosterin-3-O-β-D-Glykosid, β-Sitosterin-3-O-β-D-Diglykosid und verschiedene Ester von β-Sitosterin mit gesättigten Fettsäuren; Campestrol und Stigmasterol.
-Flavonoide: Isoquercitrin, Rutin, Kaempferol-3-O-β-D-glucosid und Rhoifolin.
-Triglyceride und Fettsäuren: Caprinsäure, Capronsäure, Caprylsäure, Laurinsäure, Myristinsäure, Ölsäure, Linolsäure, Linolensäure, Stearinsäure und Palmitinsäure: freie Form (41-81%), Ethylester oder als Triglyceride (7-52%).
(Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; ESCOP, 2003; Hiller & Melzig, 2010; Teuscher et al., 2012)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Antihyperplasive, entzündungshemmende und antiexsudative Wirkung; Sägepalmenfrüchteextrakt blockiert das Enzyms 5α-Reduktase und damit die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron, das selektiv an der Prostata wirkt und wesentlich für deren Wachstum verantwortlich ist (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Antiandrogene Wirkung (Tamsulosin: α1-Adrenorezeptorenblocker) und Hemmung der Tumorzellproliferation (Myristoleinsäure: Apoptose, Nekrose) (Blaschek, 2016).
-Antiandrogene Wirkungen; keine östrogenen oder progestogenen Eigenschaften und keine nachteiligen Auswirkungen auf den neuroendokrinen Rückkopplungsmechanismus (EMA, 2015).
-Antiandrogene Wirkung (Teuscher et al., 2012).
-Urinantiseptische, diuretische, antihyperprostatische, endokrine und spasmolytische Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1848
-ESCOP: Monographie vorhanden (2003)
-WHO: Monographie vorhanden (2002)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/280079/2013 vom 24.11.2015)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: G04BF (BAnz. Nr.43 vom 2.3.1989)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-Nicht kastrierte Ratten hatten ein mittleres Prostatagewicht von 124 ± 8.8 mg, kastrierten Ratten von 24.5 ± 1.9 mg. Letzteren wurde Testosteron verabreicht und die Prostata-Masse stieg signifikant auf 250.0 ± 31.7 mg. Wurde diesen ein Sägepalme-Extrakt oder zerkleinerte Sägepalmen-Beeren verabreicht, verringerte sich die Prostata-Grösse auf die gleiche Grösse wie bei den nicht kastrierten Ratten (Sanad et al. 2022).
-An Ratten, denen 10 mg eines Hexanextrakt der Serenoa repens-Frucht, ergänzt mit einer 14C-markierten Ölsäure, verabreicht wurde, konnte gezeigt werden, dass die Aufnahme der gesamten Radioaktivität in der Prostata grösser war als in anderen Genitalorganen: 2.5-mal mehr als der Mittelwert in den Samenblasen, 10-mal mehr als in der Blase und mehr als in der Leber (keine quantitativen Daten) (EMA 2015).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei benigner Prostatahyperplasie (BHP) des Hundes; zur symptomatischen Behandlung von Miktionsbeschwerden bei BPH (Stadium I und II), Harnverhalten, häufiger Blasenentleerung, nächtlichem Harndrang und Restharnbildung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Innerlich bei Prostatitis, BHP des Hundes; interstitielle Zystitis der Katze; zur Spasmolyse bei Dysurie-Schmerzen (Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Pulver
(Droge/Tag)
Trockenextrakt
(Droge/Tag)
Tinktur (45-80% Ethanol)
(Droge/Tag)
Hund
Kleintiere
25-400 mg/kg KGW,
aufgeteilt auf 2- bis 3-mal täglich
4 mg/kg KGW,
aufgeteilt auf 2- bis 3-mal täglich
2 Tropfen/kg KGW,
aufgeteilt auf 2- bis 3-mal täglich
KGW = Körpergewicht
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Wynn & Fougère, 2007; Wynn & Marsden, 2005)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
Als Tinktur oder lipophiler Trockenextrakt (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Kombinationen

Die Kombination mit Kürbissamen hat sich bewährt (Fertigprodukte) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Hinweise

-Vor der Anwendung von Sägepalmenfrüchten sollte ein Prostatakarzinom ausgeschlossen werden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Sägepalmenfrüchte werden auch zur Therapie der felinen interstitiellen Zystitis empfohlen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten, die durch CYP3A4 metabolisiert werden, Alkaloid-Drogen, Antikoagulantien, Doxazosin, Östrogene, Finasterid, immunmodulierende Medikamente, orale Verhütungsmittel und Terazosin (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Die orale LD50 eines Serenoa repens-Hexanextrakts betrug bei männlichen Ratten 54 ml/kg. Die orale Verabreichung von 50 ml/kg an männliche Mäuse verursachte keine Mortalität (EMA, 2015).
-Die Verabreichung von eines Sägepalmenproduktes in den Dosen 9.14 und 22.86 mg/kg Körpergewicht/Tag für 2 und 4 Wochen verursachten keine Lebertoxozität (Singh et al., 2007).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2023).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Serenoa repens (= Sabal serrulata)-Früchte sind auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, dürfen bei Nutztieren als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordern keinen Rückstandshöchstgehalt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Serenoa repens (Früchte, getrocknet, geschnitten, pulverisiert) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 005429-EN, 005429-FR (2015-03-27).
 

Doping

Serenoa repens ist keine verbotene Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 572-574
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 498 & 545
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 477-486
-European Medicines Agency (EMA) (2015) Assessment report on Serenoa repens (W. Bartram) Small, fructus, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/137250/2013, 24 November 2015, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-European Medicines Agency (EMA) (2015) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): European Union herbal monograph on Serenoa repens (W. Bartram) Small, fructus, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/280079/2013, 24 November 2015, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 543
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2390-2392
-Pharmavista (2022) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2022) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Singh Y.N., Devkota A.K., Sneeden D.C., Singh K.K. & Halaweish F. (2007) Hepatotoxicity potential of saw palmetto (Serenoa repens) in rats. Phytomedicine 14(2-3), 204-208
-Talpur N., Echard B., Bagchi D., Bagchi M. & Preuss H.G. (2003) Comparison of Saw Palmetto (extract and whole berry) and Cernitin on prostate growth in rats. Mol Cell Biochem. 250, 21-26
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 224-225
-WHO monographs on selected medicinal plants - volume 2 (2002) Fructus serenoae repentis. World Health Organization, pp. 283-299
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 203 & 633-635
-Wynn S.G. & Marsden S. (2005) Leitfaden Naturheilverfahren in der Kleintierpraxis. Urban & Fischer-Verlag, München, Jena
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