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Deutsch    Herba rumicis (acetosae)
Deutsch    Ampferkraut; Sauerampferkraut
Franzoesisch    Herbe d'oseille
Italienisch    Erba di romice
Englisch    Dock herb; Rumex herb
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Rumex acetosa L.
Rumex acetosella L.s.L
Rumex alpinus L.
Rumex crispus L.
Rumex obtusifolius L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Die frischen Blätter von Rumex acetosa L., Rumex acetosella L., Rumex alpinus L., Rumex crispus L. oder Rumex obtusifolius L. (Klarer et al., 2013; Hagers Handbuch, 1979; Mayer et al., 2014; Stucki et al., 2019; Walkenhorst & Melzig, 2017; Wynn & Fougère, 2007).
 
Gehalt: keine Angaben.
 
Extraktionsverfahren: Wasser, Fett/Öl, Alkohol (Klarer et al., 2013; Walkenhorst & Melzig, 2017; Wynn & Fougère, 2007).
 

Übliche Zubereitungen

Infus, Dekokt, Extrakt, Tinktur, Tropfen, Sirup, Saft, Tabletten, Dragées und Salbe (Klarer et al., 2013; Pharmavista, 2019; Walkenhorst & Melzig, 2017; Wynn & Fougère, 2007).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Siehe unter Rumex acetosa L., Rumex acetosella L., Rumex alpinus L., Rumex crispus L. und Rumex obtusifolius L.
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Rumex acetosa: Primäres Kaliumoxalat (= Kaliumbioxalat), freie Oxalsäure, Tannine (7-15%), Vitamin C, Flavonoide, Protocatechusäure, geringe Mengen Ferula- und p-Cumarsäure und wasserlösliche Kieselsäure.
-Flavonoide: u.a. Quercitrin und Vitexin.
 
Rumex acetosella: Primäres Kaliumoxalat, Calciumoxalat, Oxalsäure, Weinsäure, Vitamin C und Anthrachinone.
-Anthrachinone: u.a. Rutin und Hyperosid.
 
Rumex alpinus: Anthrachinone, Gerbstoffe (4.5-13%), ätherisches Öl (Spuren), Saccharose, Fett, Eisen, freie Oxalsäure und Calciumoxalat.
-Anthrachinone: u.a. Chrysophansäure, Chrysophanein und Emodin.
 
Rumex crispus: Tannine (3-6%), Anthrachinone, Oxalsäure, Eisen, Vitamine C & B1, Stärke, Phytosterin, harzige Bestandteile, Fettsäuren und ätherisches Öl.
-Tannine (Polymere Proanthocyanidine): Catechin, Epicatechin und Gallocatechin.
-Anthrachinone: u.a. Emodin, Chrysophanol und Lapathinsäure.
 
Rumex obtusifolius: Tannine (3-5%), Anthrachinone, α-Picolin (2-Methylpyridin), Calcium- und Magnesiummalat, Calciumacetat, Oxalsäure, Eisen, Vitamine C & B1, Stärke, Phytosterin, harzige Bestandteile, Fettsäuren und ätherisches Öl.
-Tannine (Polymere Proanthocyanidine): Catechin, Epicatechin, Gallocatechin.
-Anthrachinone: u.a. Emodin, Chrysophanol, Lapathinsäure und Nepodin (Musizin).
 
(Hagers Handbuch, 1979; Hiller & Melzig, 2010; Spencer et al., 2007; Walkenhorst & Melzig, 2017; Wynn & Fougère, 2007)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Rumex acetosella: entzündungshemmende, antioxidative, laxierende und diuretische Wirkung sowie, gemäss einer Studie, Wirkung gegen Tumore (Wynn & Fougère, 2007).
-Rumex crispus: cholagoge und mild laxierende Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
-Rumex crispus: Extrakte aus den Samen und Kraut wirken antibakteriell (Hagers Handbuch, 1979).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: keine Monographie vorhanden (24.1.2022)
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (30.9.2019)
-WHO: keine Monographie vorhanden (30.9.2019)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (30.9.2019)
-Kommission E: keine Monographie vorhanden (30.9.2019)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Ethnoveterinärmedizinische Studien

Gemäss zwei Übersichtsarbeiten zu ethnoveterinärmedizinischen Studien Europas und der Schweiz werden Rumex sp. wie folgt eingesetzt:
-Rumex acetosa-Früchte, Beeren und Samen bei Atemwegserkrankungen (keine Speziesangabe), -Stängel bei Rindern, Schafen und Pferden als Anthelmintikum, -ganze Pflanze bei Schweinen als Futteradditiv
-Rumex acetosella-oberirdische Teile bei jungen Rindern als Antidiarrhoikum und bei Enteritis
-Rumex alpinus-Blätter bei Schweinen und Rindern als Futteradditiv, -Stängel bei Rindern als Futteradditiv, -Blätter bei Rindern bei Magen-Darm-Problemen
-Rumex crispus bei jungen Rindern bei Hauterkrankungen, -Blätter bei allen Tiere als Antidiarrhoikum und bei Enteritis, bei Kaninchen als Futteradditiv
-Rumex obtusifolius-Blätter bei Rindern bei Hauterkrankungen, -Früchte, Beeren und Samen bei Rindern bei Magen-Darm-Problemen, -ganze Pflanze bei Rindern bei Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, -Blätter bei Kaninchen als Futteradditiv
-Rumex sp. bei Rindern und Pferden bei Magen-Darm-Problemen, -Früchte, Beeren und Samen bei Schweinen als Antidiarrhoikum und bei Enteritis (Mayer et al., 2014; Stucki et al., 2019).
-Bäuerinnen und Bauern der Deutschschweiz verwenden Rumex obtusifolius-Samen-, Blätter- und Wurzel-Infus, -Dekokt und -Salbe bei Rindern, Pferden, Ziegen, Schweinen und Lamas als Hausmittel. Die Einsatzbereiche sind Verdauungstrakt und Stoffwechsel, Haut und Hufe, Euter (Mastitis) sowie Muskel- und Skelettsystem (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2019; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019).
 

Traditionelle Anwendung

Rumex acetosella, Blätter:
-Innerlich bei Diarrhoe, Fieber, Blut- und Nierenerkrankungen (Wynn & Fougère, 2007).
Rumex alpinus, Rumex obtusifolius, Blätter:
-Innerlich zur Gesunderhaltung von Schweinen (Klarer et al., 2013).
-Äuserlich bei Hautleiden, Sonnebrand, Wunden, Schwellungen, Insektenstichen, Euterentzündungen und Panaritium (Palusa) bei Schafen (Klarer et al., 2013).
Rumex obtusifolius, Blätter:
-Äusserlich bei Wunden, Sonnenbrand und Insektenstichen (Walkenhorst & Melzig, 2017).
 

Dosierung

Äusserliche Anwendung
 Schweizerische ethnoveterinärmedizinische Dosierung:
Rumex obtusifolius-Kraut
(in g getrocknete Droge/100 g Fertigprodukt:
Median (Quartile))
Rind, Pferd,
Ziege, Lama
1 (0.01-13); 2 (2-3)
(Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2020; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
Rumex acetosella:
-Getrocknete Blätter: 25-500 mg/kg Körpergewicht, aufgeteilt auf 3-mal täglich (Wynn & Fougère, 2007).
-Infus: 5-30 g/Tasse Wasser (= 236.6 ml), ¼-½ Tasse/kg Körpergewicht, aufgeteilt auf 3-mal täglich (Wynn & Fougère, 2007).
-Tinktur: 0.5-2.5 ml/10 kg Körpergewicht, aufgeteilt auf 3-mal täglich, verdünnt (1:2 bis 1:3) oder in Kombination mit anderen Kräutern (Wynn & Fougère, 2007).
Rumex crispus:
-Getrocknetes Kraut: 25-500 mg/kg Körpergewicht, aufgeteilt auf 3-mal täglich (Wynn & Fougère, 2007).
-Tinktur (25-40% Ethanol): 0.5-1 ml/10 kg Körpergewicht, aufgeteilt auf 3-mal täglich, verdünnt (1:2 bis 1:3) oder in Kombination mit anderen Kräutern (Wynn & Fougère, 2007).
Rumex alpinus, Rumex obtusifolius:
-Futtersuppe: frische Blätter mit Flüssigfutter mitkochen; für Schweine als Futtermittelzusatz, ca. 500 g/Tier, nicht für Saugferkel (Klarer et al., 2013).
 
Äusserliche Anwendung
Rumex alpinus, Rumex obtusifolius:
-Salbe (schnell): 10 g frische, geschnittene Blätter in 1 dl Olivenöl erwärmen bis die Blätter knusprig werden, Pflanzenteile absieben, 10 g Bienenwachs zugeben, nochmals leicht erwärmen, im Wasserbad abkühlen lassen; für Schweine jeden Alters vorbeugend und therapeutisch bei Sonnebrand, 1-mal täglich (Klarer et al., 2013).
-Salbe (schnell): 6-70 frische Blätter in 0.5 Liter Olivenöl 30 Minuten köcheln lassen und am Schluss Glycerin beigeben, Pflanzenteile absieben; für Rinder, ausgewachsene Tiere, bei Euterschwellungen, 2-mal täglich, kühlende Wirkung (Klarer et al., 2013).
-Salbe (1 Tag): doppelte Hand voll frische Blätter, in 1 cm breite Streifen geschnitten, in eine gut flüssig erwärmte Dose Melkfett geben und über Nacht ziehen lassen, dann nochmals kurz erwärmen und Pflanzenteile absieben; für Schafe jeden Alters bei Panaritium, jeden 3. Tag bei Verbandwechsel auftragen, zusätzlich Behandlung mit Meisterwurzbad, auch zur Unterstützung bei Hautleiden bei Rindern, Schafen und Ziegen (Klarer et al., 2013).
-Salbe (3-4 Tage): geschnittene, frische oder getrocknete Blätter dicht in ein Gefäss einfüllen, mit Olivenöl gut decken, 3-4 Tage an der Wärme stehen lassen, dann Pflanzenteile absieben, Melkfett oder Schweineschmalz im Wasserbad schmelzen und das Öl einrühren, abkühlen lassen; für Rinder jeden Alters auf offene Wunden, Insektenstiche, Euterentzündungen, geschwollene Euter; 2-mal täglich, offene Wunden vorab mit Ringelblumeninfus reinigen, bei Euterentzündungen gleichzeitig den betroffenen Euterviertel ausmelken (Klarer et al., 2013).
-Salbe (4 Wochen): frische Blätter ohne Rostbefall in 0.5-1 cm grosse Stücke geschnitten locker in ein Glas füllen, mit Rapsöl auffüllen, 4 Wochen stehen lassen, dann Pflanzenteile absieben, 50 ml des Öls und 8 g Bienenwachs erwärmen bis Masse klar ist, während des Abkühlens rühren; für Rinder jeden Alters bei Schwellungen, 2-mal täglich, kühlende Wirkung (Klarer et al., 2013).
Rumex obtusifolius:
-Salbe (6 Wochen): 30 g frische Blätter in ein Glas füllen und 400 ml Olivenöl zugeben, während 6 Wochen mazerieren lassen, Pflanzenteile absieben, pro 150 ml Extrakt 8 g Bienenwachs zugeben, vorsichtig erhitzen; für Wunden, Sonnenbrand, Insektenstiche; 1- bis 2-mal täglich (Walkenhorst & Melzig, 2017).
 

Hinweise

-Rumex acetosella erzeugt in grösseren Mengen beim Vieh, infolge einer Oxalsäurevergiftung, Durchfälle und Magenbeschwerden (Hagers Handbuch, 1979).
-Rumex sp. enthalten in den frischen und gekochten Blättern Oxalate und sind deshalb bei einer Urolithiasis kontraindiziert (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

Siehe unter Rumex sp.
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland.
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Rumex sp. sind nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und dürfen deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
 

Doping

Rumex sp. sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Bischoff T., Vogl C.R., Ivemeyer S., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2016) Plant and natural product based homemade remedies manufactured and used by farmers of six central Swiss cantons to treat livestock. Livestock Science 189, 110-125
-Disler M., Ivemeyer S., Hamburger M., Vogl C.R., Tesic A., Klarer F., Meier B. & Walkenhorst M. (2014) Ethnoveterinary herbal remedies used by farmers in four north-eastern Swiss cantons (St. Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden and Appenzell Ausserrhoden). J Ethnobiol Ethnomed. 10, 32-54
-Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Band 6 (1979) 4. Auflage. Hrsg.: Kern W., Roth H.J., Schmid W., List P.H. & Hörhammer J. Springer-Verlag Berlin, pp. 192-200
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 512
-Klarer F., Stöger E. & Meier B. (2013) Jenzerwurz und Chäslichrut: Pflanzliche Hausmittel für Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Pferde. Haupt Verlag, Bern, pp. 22, 65, 102, 126, 135 & 185
-Mayer M., Vogl C.R., Amorena M., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2014) Treatment of organic livestock with medicinal plants: A systematic review of European ethnoveterinary research. Forsch Komplementmed. 21(6), 375-386
-Mayer M., Zbinden M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Amorena M., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2017) Swiss ethnoveterinary knowledge on medicinal plants - a within-country comparison of Italian speaking regions with north-western German speaking regions. J Ethnobiol Ethnomed. 13, 1-23
-Mertenat D., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2020) Ethnoveterinary knowledge of farmers in bilingual regions of Switzerland - is there potential to extend veterinary options to reduce antimicrobial use? J Ethnopharmacol. 246, 112184
-Pharmavista (2018) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Schmid K., Ivemeyer S., Vogl C., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2012) Traditional use of herbal remedies in livestock by farmers in 3 Swiss cantons (Aargau, Zurich, Schaffhausen). Forsch Komplementmed. 19(3), 125-136
-Stucki K., Cero M.D., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2019) Ethnoveterinary contemporary knowledge of farmers in pre-alpine and alpine regions of the Swiss cantons of Bern and Lucerne compared to ancient and recent literature - Is there a tradition? J Ethnopharmacol. 234, 225-244
-Walkenhorst M. & Melzig M. (2017) Use and dosing of homemade herbal remedies - fits Swiss farmers knowledge in recent pharmaceutical science? SMGP and GA Pre-Congress Symposium on Veterinary Phytotherapy and Animal Healthcare, Basel, 3.9.2017
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 299, 316, 345, 367-368 & 668-669
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