Wirkungsort
Die Wirkung von Fludrocortison kommt hauptsächlich durch die Bindung des Wirkstoffes an Mineralokortikoidrezeptoren (MR) zustande (
Arriza 1987a), die im Zytoplasma u.a. in eptithelialen Zellen der Niere, des Kolons und der Speichel- und Schweissdrüsen sowie in nicht-epithelialen Zellen des Hirns und des Herzens vorkommen (
Wehling 1992a;
Chen 1999c). Zusätzlich bindet Fludrocortison an Glukokortikoidrezeptoren, die ubiquitär im Körper vorkommen (siehe
Glukokortikoide - Pharmakologie) (
Ferguson 2001a). Es wird angenommen, dass mindestens 5 Isoformen der MR existieren. Wie der Glukokortikoidrezeptor stellt der MR somit einen durch Bindung eines Liganden aktivierten Transkriptionsfaktor zur Proteinsynthese dar.
Desoxycorticosteron ist zusammen mit
Aldosteron der wichtigste natürliche Ligand des MR (
Schimmer 2001a;
Sutanto 1991a).
Wirkungsmechanismus der Mineralokortikoide
Mineralokortikoide aktivieren nach der Bindung an ihren Rezeptor innerhalb von Minuten eine Reihe von Prozessen im Zytoplasma, beispielsweise in den Zellen des distalen Tubulus der Niere: Der Mineralokortikoid-Rezeptorkomplex induziert die Serum- und Glukokortikoid-regulierte Kinase, wodurch der apikale Na
+-Kanal phosphoryliert und aktiviert wird (
Chen 1999c). Das Resultat ist ein erhöhter Na
+-Einstrom in die Zelle. Dies führt seinerseits zur Aktivitätssteigerung des Na
+-H
+-Austauschers und somit zum Anstieg des intrazellulären pH's sowie zur Stimulation des basolateralen ATP-abhängigen Kaliumkanals (
Funder 2005a;
Muto 2000a). Eine Aktivitätssteigerung der basolateralen Na
+/K
+-ATPase, eine Steigerung der Na
+-Absorption sowie eine vermehrte Ausscheidung von H
+-Ionen und Kalium in den Harn sind die Folge. Da dieser rasch eintretende Effekt nicht von der Proteinsynthese abhängig ist, wird er auch
schneller, nicht-genomischer Mechanismus genannt. Die Mitbeteiligung eines zur Zeit noch nicht definitiv nachgewiesenen, membranständigen MR wird diskutiert (
Wehling 1992a;
Harvey 2002a;
Harvey 2000b;
Funder 2005a). Siehe auch
Glukokortikoide - Pharmakologie: nicht-genomischer Mechanismus.
Zusätzlich bindet der Mineralokortikoid-Rezeptorkomplex, nach der Translokation vom Zytoplasma in den Zellkern, an spezifische, mineralokortikoid-abhängige Regionen der DNS, induziert die Transkription einer mRNS und in der Folge die Translation in das entsprechende Protein (
Funder 2005a). Dieser sogenannte
genomische Mechanismus führt somit z.B. zur vermehrten Synthese von spezifischen, für die Natriumrückresporption essentiellen Membranproteinen, z.B. Teilen der Na
+/K
+-ATPase (
Funder 2005a;
Schimmer 2001a). Siehe auch
Glukokortikoide - Pharmakologie: genomischer Mechanismus.
Ohne funktionelle Niere sind Mineralokortikoide unwirksam (
Plumb 2002a).