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Eigenschaften

Fludrocortison, beziehungsweise dessen Acetat, ist ein potentes Kortikosteroid, welches sowohl glukokortikoide als auch mineralokortikoide Aktivität besitzt (Aurich 2002a). Es wird in der Kleintiermedizin als Fludrocortisonacetat zur Behandlung des Hypoadrenokortizismus eingesetzt. Im Vergleich zu Hydrocortison ist die glukokortikoide Aktivität (siehe Glukokortikoide - Pharmakologie) von Fludrocortison 10 - 15-mal, die mineralokortikoide Aktivität ca. 125-mal grösser. Klinisch wird der Wirkstoff nur wegen der mineralokortikoiden Wirkung eingesetzt (Plumb 2002a).
 
Zu den mineralokortikoiden Wirkungen gehören (Aurich 2002a; Ungemach 2003a; McDonald 1995a):
 
-gesteigerte Rückresorption von Natrium- und Chloridionen im proximalen und distalen Nierentubulus und folglich Zunahme des Extrazellulärvolumens
-gesteigerte Ausscheidung von Kalium-, Wasserstoff- und Ammoniumionen
-Steigerung der glomerulären Filtrationsrate
-Hemmung der Wasserdurchlässigkeit der distalen Tubuli
 
Die wichtigsten endogenen Mineralokortikoide sind Aldosteron und Desoxycorticosteron (Ferguson 2001a). Aldosteron hat jedoch wegen seiner kurzen Halbwertszeit als Arzneimittel keine Bedeutung erlangt (Aurich 2002a).
 
Die folgende Tabelle zeigt einen Vergleich der relativen Potenzen bezüglich Entzündungshemmung und Natrium-Rück­resorption sowie der Wirkungsdauer von Hydrocortison, Cortison, Prednisolon und Fludrocortison (Schimmer 2001a):
 
Wirkstoffanti-inflammato­rische Potenzrelative Wirkung auf die Na-Rück­resorptionWirkungsdauer [h]
Hydrocortison118 - 12
Cortison0,80,88 - 12
Prednisolon40,812 - 36
Fludrocortison1012512 - 36
 
Wenige Hunde können resistent gegenüber der Fludrocortisontherapie sein. Feldman et al. schlagen in solchen Fällen einen Wechsel auf die Therapie mit Desoxycorticosteronpivalat vor (Feldmann 1996a).
 

Wirkungsort

Die Wirkung von Fludrocortison kommt hauptsächlich durch die Bindung des Wirkstoffes an Mineralokortikoidrezeptoren (MR) zustande (Arriza 1987a), die im Zytoplasma u.a. in eptithelialen Zellen der Niere, des Kolons und der Speichel- und Schweissdrüsen sowie in nicht-epithelialen Zellen des Hirns und des Herzens vorkommen (Wehling 1992a; Chen 1999c). Zusätzlich bindet Fludrocortison an Glukokortikoidrezeptoren, die ubiquitär im Körper vorkommen (siehe Glukokortikoide - Pharmakologie) (Ferguson 2001a). Es wird angenommen, dass mindestens 5 Isoformen der MR existieren. Wie der Glukokortikoidrezeptor stellt der MR somit einen durch Bindung eines Liganden aktivierten Transkriptionsfaktor zur Proteinsynthese dar. Desoxycorticosteron ist zusammen mit Aldosteron der wichtigste natürliche Ligand des MR (Schimmer 2001a; Sutanto 1991a).
 

Wirkungsmechanismus der Mineralokortikoide

Mineralokortikoide aktivieren nach der Bindung an ihren Rezeptor innerhalb von Minuten eine Reihe von Prozessen im Zytoplasma, beispielsweise in den Zellen des distalen Tubulus der Niere: Der Mineralokortikoid-Rezeptorkomplex induziert die Serum- und Glukokortikoid-regulierte Kinase, wodurch der apikale Na+-Kanal phosphoryliert und aktiviert wird (Chen 1999c). Das Resultat ist ein erhöhter Na+-Einstrom in die Zelle. Dies führt seinerseits zur Aktivitätssteigerung des Na+-H+-Austauschers und somit zum Anstieg des intrazellulären pH's sowie zur Stimulation des basolateralen ATP-abhängigen Kaliumkanals (Funder 2005a; Muto 2000a). Eine Aktivitätssteigerung der basolateralen Na+/K+-ATPase, eine Steigerung der Na+-Absorption sowie eine vermehrte Ausscheidung von H+-Ionen und Kalium in den Harn sind die Folge. Da dieser rasch eintretende Effekt nicht von der Proteinsynthese abhängig ist, wird er auch schneller, nicht-genomischer Mechanismus genannt. Die Mitbeteiligung eines zur Zeit noch nicht definitiv nachgewiesenen, membranständigen MR wird diskutiert (Wehling 1992a; Harvey 2002a; Harvey 2000b; Funder 2005a). Siehe auch Glukokortikoide - Pharmakologie: nicht-genomischer Mechanismus.
 
Zusätzlich bindet der Mineralokortikoid-Rezeptorkomplex, nach der Translokation vom Zytoplasma in den Zellkern, an spezifische, mineralokortikoid-abhängige Regionen der DNS, induziert die Transkription einer mRNS und in der Folge die Translation in das entsprechende Protein (Funder 2005a). Dieser sogenannte genomische Mechanismus führt somit z.B. zur vermehrten Synthese von spezifischen, für die Natriumrückresporption essentiellen Membranproteinen, z.B. Teilen der Na+/K+-ATPase (Funder 2005a; Schimmer 2001a). Siehe auch Glukokortikoide - Pharmakologie: genomischer Mechanismus.
 
Ohne funktionelle Niere sind Mineralokortikoide unwirksam (Plumb 2002a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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