Wirkstoff - Indikationen
Progesteron

Anwendungsverbot bei Tieren, die der Lebensmittelgewinnung dienen

Detailierte Angaben siehe unter "Rückstandsbeurteilung".
 

Hund

Abortprophylaxe

Progesteron kann beim Hund zur Abortprophylaxe angewendet werden (Kroker 1997a).
 

Rind

Brunstsynchronisation / Brunstinduktion

Für eine Langzeitbehandlung mit Progesteron wird eine progesteronhaltige, intravaginale Spirale, die zusätzlich eine Gelatinekapsel mit Oestradiolbenzoat enthält, verwendet (Grunert 1995a; Nagelfeld 1996a).
Bei der Verabreichung von Steroiden mit einer gestagenen Wirkung wird ihr oestrus- und ovulationshemmender Effekt, d.h. die Blockade der präovulatorischen hypophysären LH-Ausschüttung, genutzt. Beginnt die Behandlung in der Follikelphase, so bleiben sie in dieser Phase. Fängt die Behandlung in der Gelbkörperphase an und bildet sich das Corpus luteum während der Behandlung spontan zurück, so werden die Tiere danach ebenfalls in der Follikelphase gehalten und die Bildung eines neuen Corpus luteum wird verhindert (Grunert 1995a).
Die erfolgreiche Brunstsynchronisation mit Gestagenen erfordert eine relativ lange Behandlungsdauer (16 Tage). Eine langdauerende Medikation führt aber zur Verminderung der Fertilität (ca. 35 bis 40% trächtige Tiere), wenn die Tiere in der synchronisierten Brunst besamt werden. Wird die Gestagenapplikationsdauer verkürzt, sinkt der Grad der Synchronisation, wogegen die Fruchtbarkeit bei Besamung im synchronisierten Oestrus steigt. Um bessere Resultate hinsichtlich Synchronisation und Fertilität zu erhalten, werden die Gestagene mit Oestrogenen oder Prostaglandinen kombiniert (Grunert 1995a).
 

Zystenbehandlung

Die Anwendung von Progesteron kann bei Follikel-Theka-Zysten oder Nymphomanie infolge von Follikelzysten empfohlen werden (Kroker 1997a; Grunert 1995a). Progesteron kommt besonders dann zum Einsatz, wenn eine vorausgegangene Behandlung mit GnRH (Gonadotropine Releasing Hormone) oder HCG (Humanes Choriongonadotropin) erfolglos geblieben ist (Grunert 1995a).
 

Verbesserung der Brunstsymptome

Ein Effekt zur Verbesserung der Brunstsymptome bei stillbrünstigen Tieren ist dann zu erwarten, wenn die einmalige Progesteroninjektion in geringer Dosierung 3 bis 4 Tage vor der zu erwartenden Brunst erfolgt (Grunert 1995a).
 

Bei Veränderungen am Uterus hervorgerufen durch Oestrogene

Eine Behandlung der durch Oestrogene hervorgerufene Veränderungen am Uterus, der Scheide (Hyperämie, Ödematisierung) und der Milchdrüse (Aufeutern und vorzeitige Milchsekretion) ist mit Progesteron möglich (Grunert 1995a).
 

Prolaps vaginae post partum

Anstelle einer Hormonbehandlung sollten besser chirurgische Massnahmen zum Einsatz kommen (Grunert 1995a).
 

Abortprophylaxe

Macht nur Sinn bei drohenden nicht-infektiösen Aborten, deren Ursache in einem Progesteronmangel liegt (Grunert 1995a).
 

Nachweis eines funktionalen Gelbkörpers

Progesteron ist bei laktierenden Kühen in der Milch nachweisbar und die Konzentration in der Milch reflektiert ziemlich genau die Konzentration des Progesterons im Plasma. Der Michprogesteronnachweis wird vom Landwirt auch zur Trächtigkeitsdiagnose angewendet. Man muss aber beachten, dass der Nachweis von Progesteron in der Milch nur das Vorhandensein eines funktionalen Gelbkörpers beweist. Dieser Nachweis gibt keine Garantie für das Vorhandensein einer Trächtigkeit. Ein Progesterontest, der am 21. Tag post inseminationem durchgeführt wird und negativ ausfällt, ist viel genauer bezüglich der Aussage trächtig oder nichtträchtig, als ein positiver Progesterontest. Denn eine Kuh, die in der Lutealphase besamt worden ist, wird am 21. Tag post inseminationem auch einen positiven Progesterontest zeigen (Edquist L- 1997a).
 

Kleine Wiederkäuer (Schafe und Ziege)

Brunstsynchronisation

Die Zyklussynchronisation mit Progesteron stellt in Schaf- und Ziegenbeständen eine wichtige biotechnische Massnahme dar. Sie ist die Voraussetzung für den gezielten Einsatz bestimmter Böcke oder aber für die rationelle Anwendung der künstlichen Besamung. Ueberdies spielt sie auch beim Embryotransfer eine Rolle (Bostedt 1996a). In einer Studie wird die Hypothese aufgestellt, dass bei Synchronisation von Schafen, die zu Beginn der Behandlung keinen funktionalen Gelbkörper aufweisen, nach Ende der Gestagensubstitution immer ein persistierender Follikel zur Ovulation gelangt und dass diese Tiere eine verminderte Fertilität bei Besamung im synchronisierten Oestrus zeigen (Flynn 2000a).
 

Anoestrie

Das Vorliegen einer Anoestrie auf der Grundlage einer Afunktion oder Subfunktion der Ovarien (Azyklie) ist ausserhalb der Reproduktionsperiode bei saisongebundenen Tieren physiologisch. In der sexualaktiven Saison allerdings und bei saisonunabhängigen Rassen ist das Ausbleiben des Oestrus als Dysfunktion zu bezeichnen. Als Differentialdiagnosen sollten das Corpus luteum persistens oder eine Gravidität in Betracht gezogen werden. Eine Anoestrie kann mit Progesteron erfolgreich behandelt werden (Bostedt 1996a).
 

Pferd

Abortprophylaxe

Zur Unterstützung der Aufrechterhaltung einer Gravidität bei der Stute werden häufig Progesteron und synthetische Progestagene verabreicht. Sie kommen u.a. dann prophylaktisch zum Einsatz, wenn die Stute bereits Fehlgeburten hatte (McKinnon 2000a). Über die Ursachen von Frühaborten existieren verschiedene Theorien: primäre Lutealinsuffizienz, Endometritis mit PG-Freisetzung, Embryonenschwäche, Luteolyse wegen systemischer Endotoxämie, Stress (Troedsson 1997a). In einer Studie wurden verschiedene synthetische Gestagene (Megestrolazetat, Medroxyprogesteronazetat, Altrenogest, Hydroxyprogesteronhexanoat, Norgestomet) auf ihre Fähigkeit, eine Gravidität bei einer Stute zu erhalten, getestet. Im Experiment konnte gezeigt werden, dass sich einzig Altrenogest zur Aufrechterhaltung einer Trächtigkeit bei der Stute eignet. Die Wirkstoffe Megestrolazetat und Medroxyprogesteronazetat sind zur supplementären Aufrechterhaltung einer Gravidität bei der Stute ungeeignet (McKinnon 2000a). Progesteron (ölige Suspension zur parenteralen Verabreichung) kann bei häufiger Applikation die Gravidität aufrecht erhalten (Troedsson 1997a; Perkins 1999a).
 

Brunstsynchronisation bei zyklischen Stuten

Es gibt viele Gründe, weshalb es sinnvoll scheint den Oestrus von einer oder verschiedenen Stuten zu synchronisieren, z.B. Besamungsmanagement in einem Zuchtgestüt, Hengst nur zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar, Synchronisation des Spender- und Empfängertieres beim Embryotransfer usw. (Squires 1993b). Progesteron eignet sich zur Brunstsynchronisation (Waelchli 1987a). Mit der kombinierten Verabreichung von Progestagenen und Oestradiol scheint man die besten Synchronisationsresultate zu erzielen (Perkins 1999a; Brinsko 1991a).
Spiralen, die kontinuierlich Progesteron freisetzen, sind effizient um die Brunst zu synchronisieren. Aber ihre Anwendung ist mit dem Risiko einer schweren Vaginitis assoziiert (Perkins 1999a).
 

Verschiebung der Fohlenrosse

Die Fohlenrosse tritt im Schnitt 5 - 12 Tage nach der Geburt des Fohlens auf. Stuten, welche in der Fohlenrosse gedeckt werden, zeigen eine schlechtere Konzeptionsrate als Stuten, welche erst in einer darauffolgenden Brunst gedeckt werden. Man vermutet, dass die Ursache in der ungenügenden Involution und Regeneration des Uterus liegt. Mit einer kombinierten, täglichen Behandlung mit Progesteron und Oestradiol kann die Fohlenrosse verschoben werden, damit der Uterus genügend Zeit hat, die Involutions- und Regenerationsvorgänge zu beenden (Blanchard 1991b).
 

Brunstunterdrückung

Progesteron vermag das Brunstverhalten, aber nicht die Ovulation, zu unterdrücken. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Wirkstoff täglich injiziert werden muss (Perkins 1999a).
 

Schwein

Steigerung der Wurfgrösse

Mit Kombinationen von Progesteron und Oestron, die während der Implantationsphase an trächtige Sauen verabreicht wurden, konnte die Wurfgrösse gesteigert werden. Doch die Steigerung der Wurfgrösse trat nur bei Schweinen ein, die ohne Behandlung kleine Würfe hervorgebracht hätten und nicht bei allen Tieren, die mit den Sexualhormonen behandelt werden (Clark 1986a).