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Verwendete Pflanzen (Botanik)

Solidago virgaurea L.s.l.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die getrockneten, ganzen oder zerkleinerten, blühenden, oberirdischen Teile von Solidago virgaurea L.
 
Gehalt: mindestens 0.5 und höchstens 1.5% Flavonoide, berechnet als Hyperosid (C21H20O12; Mr 464.4) und bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Fremde Bestandteile: höchstens 5% braun gefärbte Bestandteile und höchstens 5% andere fremde Bestandteile (Ph. Eur. 10, 2020).
-Solidago gigantea Aiton, Solidago canadensis L.: Dünnschichtchromarographie (Ph. Eur. 10, 2020).
-Trocknungsverlust: höchstens 12.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 8.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Lagerung: vor Licht geschützt, dicht verschlossen, nicht in Kunststoffbehältern (ätherisches Öl) (Blaschek, 2016).
 
Extraktionsverfahren:
-Wasser (Infus; Blaschek, 2016; EMA, 2008)
-Ethanol/Wasser 25% (V/V) (Flüssigextrakt; EMA, 2008)
-Ethanol/Wasser 45% (V/V) (Tinktur; EMA, 2015)
-Ethanol/Wasser 30-60% (V/V) (Trockenextrakt; EMA, 2015)
 
Verfälschungen: Echtes Goldrutenkraut wird im Handel oft durch das von Solidago gigantea Aiton und Solidago canadensis L. stammende Goldrutenkraut (Solidaginis herba) ausgetauscht oder auch damit vermischt (Blaschek, 2016).
 

Übliche Zubereitungen

Geschnittene Droge, Infus, Flüssig- und Trockenextrakt, Tinktur, Tropfen, Sirup, Tabletten und Injektionslösung (Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2008; Hiller & Melzig, 2010; Pharmavista, 2023; Teuscher et al., 2012).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Der Spross ist zylindrisch, gestreift, im unteren Bereich meistens rötlich violett, entweder völlig unbehaart oder mit einem Flaum kurzer, aufwärts gekrümmter Haare besetzt. Die Grundblätter sind verkehrt eiförmig oder verkehrt lanzettlich, haben einen gesägten Rand und verschmälern sich in einen langen, geflügelten Blattstiel. Die Stängelblätter sind wechselständig, kleiner und elliptischer als die Grundblätter, ganzrandig oder mit leicht gezähntem Rand; sie sind sitzend oder kurz gestielt. Beide Blattseiten sind unbehaart oder mit leichtem Flaum besetzt, die Blattunterseite zeigt eine vortretende, netzartige Aderung. Die Blütenköpfchen bilden eine dichte Rispe. Am Grund des Blütenstandstiels sitzen 2 schmale, geradlinige Tragblätter mit trockenhäutigem Rand. Der Hüllkelch besteht aus 2-4 unregelmässigen Reihen dachziegelartig angeordneter, grünlich gelber Hüllkelchblätter mit glatter und glänzender Innenseite, flaumig behaarter oder unbehaarter Aussenseite und trockenhäutigen Rändern. Jedes Blütenköpfchen besteht aus 6-12 weit auseinanderstehenden, weiblichen Zungenblüten, die etwa doppelt so lang sind wie die Hüllkelchblätter, und etwa 10-30 zwittrigen Röhrenblüten. Alle Blüten sind gelb. Der braune, unterständige Fruchtknoten verschmälert sich zum Grund hin und hat eine gerippte, mit vereinzelten Haaren bedeckte Oberfläche; er wird gekrönt von einem weisslichen, aus glatten oder rauen borstigen Haaren bestehenden Pappus.
-Das Pulver ist hellgrün (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Schwach aromatisch (Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

Herb, etwas adstringierend (Blaschek, 2016); schwach adstringierend (Reichling et al., 2016).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Flavonoide (1.5%), Triterpensaponine (bis 0.5%); ätherisches Öl (0.4-0.6%), Phenolglykoside (0.2-1.0%), Phenolsäuren und saure Polysaccharide.
-Flavonoide: v.a. Rutin (0.8%), Nicotiflorin, Astralagin, Hyperosid.
-Triterpensaponine: vom Olean-12-en-Typ (bis 2%) mit v.a. Polygalasäure als Aglykon, Virgaurea- und Solidagosaponine (0.2-0.3%).
-Ätherisches Öl: v.a. mono- und bizyklische Monoterpene und Sesquiterpene.
-Phenolglykoside: Leiocarposid, Virgaureosid A.
-Phenolsäuren: u.a. Dicoffeoylchina-, Chlorogen-, Kaffee- und Salicylsäure.
(Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2008; ESCOP, 2003; Hiller & Melzig, 2010; Rabinovich, 1981; Reichling et al., 2016; Sticher et al., 2015; Wynn & Fougère, 2007)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Diuretische (aquaretische), antiphlogistische, spasmolytische und antimikrobielle Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Aquaretische, schwach spasmolytische und entzündungshemmende Wirkung (Reichling et al., 2016).
-Entzündungshemmende, analgetische, diuretische und aquaretische Wirkung (Blaschek, 2016).
-Diuretische, schwach spasmolytische und entzündungshemmende Wirkung (Teuscher et al., 2012).
-Entzündungshemmende, antioxidative, analgetische, spasmolytische (in vitro), antibakterielle (in vitro), antimykotische (in vitro), antitumorale (in vivo und in vitro), immunmodulierende (in vitro) und diuretische Wirkung (EMA, 2008).
-Leicht diuretische, karminative, diaphoretische und antiseptische Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1893
-ESCOP: Monographie vorhanden (2003)
-WHO: keine Monographie vorhanden (28.8.2023)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMEA/HMPC/285758/2007 vom 4.9.2008)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: C03FA (BAnz. Nr.193 vom 15.10.1987)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An männlichen Wistar-Ratten, mit einem Alloxan-induzierten Diabetes Typ 1, konnte gezeigt werden, dass die 15-tägige Gabe eines Solidago virgaurea-Extraktes den Blutzuckerspiegel, die Amylaseaktivität im Serum, den TNF-a-Spiegel und den MDA-Spiegel in der Bauchspeicheldrüse signifikant reduzierte und den Serum-Insulinspiegel, den Leber-Glykogenspiegel, die Pankreas-SOD- und Katalase-Aktivitäten im Vergleich zu den nicht behandelten diabetischen Ratten signifikant erhöhte (Sanad et al. 2022).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege; zur vorbeugenden Behandlung von Harnsteinen und Nierengriess; bei rheumatischen Beschwerden und Gicht; bei Prostataerkrankungen; bei einer Reizblase bzw. Blasensphinkterschwäche (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Innerlich zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Harnsteinen und Nierengriess; bei Entzündungen im Bereich von Niere und Blase; zur Behandlung von Durchfällen (Reichling et al., 2016).
-Innerlich bei Blähungskoliken, Blasenentzündung, Magen-Darm-Krämpfen, Entzündungen der oberen Atemwege oder Infektionen mit Katarrh, Erkrankungen der unteren Harnwege bei Katzen, Urolithiasis (Wynn & Fougère, 2007).
-Äusserlich bei Hot Spot, Geschwüren (Wynn & Fougère, 2007).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Goldrutenkraut
(Droge/Tag)
Goldrutentee
(Droge/Tag)
Tinktur (40-50% Ethanol, 1:2-1:3)
(Droge/Tag)
Pferd20-30 g  
Rind20-30 g  
Kleine Tiere5-10 g  
Kleintiere25-300 mg/kg KGW,
in mehreren Gaben über den Tag verteilt
50-100 ml/10 kg KGW,
in mehreren Gaben über den Tag verteilt
0.5-1.5 ml/10 kg KGW,
in mehreren Gaben über den Tag verteilt
KGW = Körpergewicht
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Rabinovich, 1981; Reichling et al., 2016; Wynn & Fougère, 2007)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Infus, Extrakt: 5-30 g fein geschnittene Droge mit 200 ml heissem Wasser überbrühen, 20 Minuten zugedeckt ziehen lassen; kann bei benigner Prostata-Hyperplasie als Infus oder Extraktpräparat, als Langzeitanwendung über Monate, gegen die entzündlichen Veränderungen und die daraus resultierende Kongestion der Prostata eingesetzt werden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Absud, Infus: in Form von Abkochungen (1:10 bis 1:30) und Aufgüssen (1:10 bis 1:30) verwendet (Reichling et al., 2016).
 

Kombinationen

-Ergänzungsfuttermittel für mehrere Tierarten, zur Durchspülung von Nieren und Harnwegen, in denen Goldrute u. a. mit Birkenblättern, Brennnesseln, Borretschöl, Leinöl und Löwenzahn kombiniert ist (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Teemischung als Diuretikum und Harnwegsdesinfiziens: Goldrutenkraut, Bärentraubenblätter, Hauhechelwurzel, Bohnenhülsen und Orthosiphonblätter (Reichling et al., 2016).
 

Hinweise

-Goldrutenzubereitungen sind für Katzen eingeschränkt geeignet, wiederholte Anwendung nur nach strenger Indikation (niedrig dosieren, Wiederholung maximal jeden 2. Tag) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Gegenanzeige: bei Neigung zu Ödemen infolge einer Herz- oder Niereninsuffizienz ist die Anwendung von Goldrutenzubereitungen kontraindiziert, ebenso wenn der Verdacht besteht, dass Steine die Harnwege verlegen (vergeblicher Harndrang, Koliksymptome) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Reichling et al., 2016; Wynn & Fougère, 2007).
-Es muss eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Wynn & Fougère, 2007).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Diuretika und Lithium (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Der orale akute LD50-Wert von Leiocarposid betrug bei Ratten 1.55 g/kg Körpergewicht (EMA, 2008).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete und geschnittene Droge sowie Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2023).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Solidago virgaurea, ganze Pflanze, ist als homöopathisches Einzelmittel auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, darf bei Nutztieren als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordert als homöopathisches Einzelmittel in allen Potenzierungen inkl. Urtinktur keinen Rückstandshöchstgehalt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Solidago virgaurea (oberirdische Teile, getrocknet, geschnitten, mazeriert, pulverisiert, verflüssigt, gepresst, als Konzentrat) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 009420-EN (2023-02-14); 007474-EN, 007474-DE (2018-04-03); 005387-EN, 005387-FR (2015-03-27); 001089-EN (2011-01-07).
 

Doping

Solidago sp. ist keine verbotene Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 622-625
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 277, 288-290, 497 & 499
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 487-491
-European Medicines Agency (EMA) (2008) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Solidago virgaurea L., herba. Doc. Ref.: EMEA/HMPC/285759/2007, 4 September 2008, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-European Medicines Agency (EMA) (2008) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Community herbal monograph on Solidago virgaurea L., herba, final. Doc. Ref.: EMEA/HMPC/285758/2007, 4 September 2008, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, pp. 553-554
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2194-2196
-Pharmavista (2022) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2022) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Rabinovich M.I. (1981) Medicinal plants in the veterinary medicine. Russagricultural publishing house, Moscow, pp. 58-59
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 130, 138, 268 & 278-281
-Sanad F.A., Ahmed S.F. & El-Tantawy W.H. (2022) Antidiabetic and hypolipidemic potentials of Solidago virgaurea extract in alloxan-induced diabetes type 1. Arch Physiol Biochem. 128(3), 716-723
-Sticher O., Heilmann J. & Zündorf I. (2015) Hänsel/Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 800-801
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 254-255
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 200, 380 & 564-565
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