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Verwendete Pflanzen (Botanik)

Tanacetum parthenium (L.) Schultz Bip.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die getrockneten, ganzen oder zerkleinerten, oberirdischen Teile von Tanacetum parthenium (L.) Sch. Bip.
 
Gehalt:
-Mindestens 0.20% Parthenolid (C15H20O3; Mr 248.3), bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
-Gehaltsbestimmung: Flüssigchromatographie (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Fremde Bestandteile: höchstens 10.0% Stängelanteile mit einem Durchmesser von über 5 mm und höchstens 2.0% andere fremde Bestandteile (Ph. Eur. 10, 2020).
-Trocknungsverlust: höchstens 10.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 12.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren: Wasser (Infus; Blaschek, 2016).
 
Verfälschungen: keine Angabe (Blaschek, 2016).
 

Übliche Zubereitungen

Pulver, Infus, hydroenzymatisches Extrakt, Kapseln und Tropfen (Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2020; Pharmavista, 2023; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Der beblätterte Stängel ist mehr oder weniger verzweigt, sein Durchmesser beträgt bis zu 5 mm; er ist fast 4-kantig, längs gerillt und schwach flaumig behaart. Die eiförmigen Laubblätter sind 2-5 cm, manchmal bis 10 cm lang, gelblich grün, gestielt und wechselständig. Sie sind einfach oder doppelt gefiedert, zeigen 5-9 tief eingeschnittene Fiederlappen, wobei jeder mit einem grob gekerbten Rand und einer stumpfen Spitze versehen ist. Beide Blattseiten sind etwas behaart, die Mittelrippe tritt an der Blattunterseite hervor. Blütenköpfchen, wenn vorhanden, haben einen Durchmesser von 12-22 mm und sind lang gestielt; sie sind in einer breiten Schirmrispe angeordnet, die aus 5-30 Blütenköpfchen besteht. Der halbkugelige Hüllkelch ist 6-8 mm breit und besteht aus vielen sich überlappenden Hochblättern, die ziemlich schmal, stumpf, dünn und trocken sind sowie einen häutigen Rand haben. Die zentralen Blüten sind gelb, zwittrig, röhrenförmig und 5-zipflig, mit 5 Staubblättern, die von der Blütenkrone umschlossen werden; die Filamente sind frei, die Antheren bilden jedoch eine verwachsene Röhre, die den 2-narbigen Griffel umschliesst. Die randständigen Blüten sind weiblich und haben eine weisse, 3-zipfelige Zunge von 2-7 mm Länge. Die Frucht ist eine 1.2-1.5 mm lange Achäne, hat 5-10 weisse, längliche Rippen und ist im Reifezustand braun; sie ist drüsig und trägt eine kurze, gekerbte, häutige Krone.
-Das Pulver ist gelblich grün (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Campherartiger Geruch (Ph. Eur. 10, 2020); aromatisch, nach Campher (Sticher et al., 2015); aromatisch, campherartig (Blaschek, 2016); die Blüten reizen zum Niesen und riechen stark aromatisch (Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

Stark bitter (Sticher et al., 2015); stark bitter, kann bei empfindlichen Personen Bläschenbildung auf Lippen und Schleimhäuten verursachen (Blaschek, 2016); leicht bitter, etwas kratzend (Reichling et al., 2016).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Sesquiterpenlactone mit einer α-Methylenbutyrolacton-Struktur (0.2-1.8%; → allergische Kontaktdermatitis), Pyrethrum, Mono- und Sesquiterpene, Polyacethylenverbindungen, Melatonin, lipophile und hydrophile Flavonoide sowie Polyphenolsäuren.
-Sesquiterpenlactone: v.a. Parthenolid (bis 85%) und Germacranolid; Michefuscalid, Guajanolid, Eudesmanolid u.a.
-Pyrethrum: v.a. Pyrethrine (0.2-0.3%): Pyrethrin I und II (Ester der (+)-trans-Chrysanthemumsäure und der (+)-trans-Pyrethrinsäure mit dem Hydroxyketon (+)-Pyrethrolon), daneben Cinerine: Cinerin I und II und Jasmoline: Jasmolin I und II.
-Monoterpene: Campher, Chrysanthenylacetat, Cischrysanthenol, cis-Verbenol, 4,β-Acetoxychrysanthenon, Bornylacetat u.a.
-Sesquiterpene: v.a. Germacren D und β-Farnesen.
-Polyacethylenverbindungen: Spiroketalenolether.
-Lipophile Flavonoide: 6-Hydroxykämpferol-3,6-dimethylether, 5,7-Dihydroxykämpferol-3,6,4'-trimethylether (Santin), Quercetagenin-3,6,3'-Trimethylether und Quercetagenin-3,6,4'-Trimethylether
-Hydrophile Flavonoide: Apigenin-7-glucuronid, Luteolin-7-glucuronid, Luteolin-7-glucosid und Chrysoeriol-7-glucuronid.
-Polyphenolsäuren: 3,5-, 4,5- und 3,4-Di-O-Caffeoylchinasäuren.
(Blaschek, 2016; EMA, 2020; ESCOP, 2003; Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Sticher et al., 2015; Teuscher et al., 2012; WHO, 2002; Wynn & Fougère, 2007)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Insektizide Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-In vitro: Parthenolid: antiserotonerge, entzündungshemmende, zytotoxische, antimikrobielle und antioxidative Wirkung, hemmende Wirkung auf die glatte Muskulatur, Wirkung gegen Migräne (partieller TRPA1-Agonist, der eine selektive Desensibilisierung des Kanals und eine nicht-selektive Defunktionalisierung von Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP)-haltigen sensorischen Neuronen bewirkt); Parthenolid, Michefuscalid und Chrysanthenylacetat: Prostaglandinsynthetase-hemmende Wirkung; Extrakt: Aggregations- und Sekretions-hemmende Wirkung menschlicher Blutplättchen, zytotoxische Wirkung (EMA, 2020).
-In vivo: Parthenolid: Wirkung gegen Migräne (Hemmung von Stickstoffmonoxid (NO) und TNF-α); Extrakt: antimikrobielle, analgetische, entzündungshemmende, fiebersenkende, krampflösende, antithrombotische, antioxidative und uterinstimulierende Wirkung (EMA, 2020).
-In vitro: Extrakt: entzündungshemmende Wirkung; Parthenolid: antiproliferative bzw. apoptotische Wirkung auf verschiedene Krebszelllinien und Synoviozyten (Blaschek, 2016).
-In vivo: Parthenolid: Hemmung der Angiotensin-II-induzierten linksventrikulären Hypertrophie durch Modulation der Fibroblastenaktivität ohne Änderung der Herzfunktion bzw. des Blutdrucks; Wirkung gegen Migräne (Blaschek, 2016).
-Kontaktinsektizide Wirkung (Reichling et al., 2016).
-Entzündungshemmende, analgetische, antisekretorische und antimikrobielle Wirkung und z.T. Wirkung gegen Migräne (Sticher et al., 2015).
-Wirkung gegen Migräne (v.a. Parthenolid hemmt die Aktivierung von NF-κB, die NO-Synthase und die neuronale Freisetzung von Serotonin) und apoptotische Wirkung in Krebszellen (Hemmung der Phospholipase A2 und dadurch die Freisetzung von Arachidonsäure) (Teuscher et al., 2012).
-Tonische, karminative, emmenagoge und stimulierende Wirkung sowie als Wurmmittel (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1516
-ESCOP: Monographie vorhanden (2003)
-WHO: Monographie vorhanden (2002)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/48715/2017 vom 8.7.2020)
-Kommission E: keine Monographie vorhanden (21.2.2023)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

An Mäusen konnte gezeigt werden, dass ein oral verabreichtes Tanacetum parthenium-Extrakt (bei 5, 10 und 20 mg/kg Körpergewicht) im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikante, dosisabhängige anxiolytische Wirkung hat, ähnlich der Wirkung von Alprazolam sowie von Diazepam, ohne die Reaktionsfähigkeit der Tiere zu beeinträchtigen (Cárdenas et al., 2017).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich früher als Anthelminthikum gegen Oxyuren, besonders in der Hundepraxis (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Innerlich zur Vorbeugung von Migräne, bei Arthritis, Allergien und milden Magen-Darm-Problemen; Allergien bei Ratten, gegen Papillome und Kopfschmerzen (Wynn & Fougère, 2007).
-Äusserlich zur Bekämpfung von Ektoparasiten; früher auch als Antiskabiosum (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Äusserlich bei Hypodermose und Schafräude; bei Ektoparasiten, wie z.B. Filz- und Kopfläuse, Milben, Flöhe, Hühnerläuse, Federlinge, Haarlinge, Zecken, Ameisen, Wanzen und Fliegen (Reichling et al., 2016).
 

Dosierung und Zubereitung

Äusserliche Anwendung
-Biozid: Pyrethrumzubereitungen sind als Biozide erhältlich (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Pulver: in Form von Streupulver (Insektenpulver) äusserlich anwenden. Die geernteten Blütenköpfchen werden rasch getrocknet, in Mühlen zermahlen und ergeben dann das sogenannte Dalmatinische oder Montenegrinische Insektenpulver (Reichling et al., 2016).
-Wassersuspension: bei Hypodermose wird der Rücken der Tiere mit einer Wassersuspension eingerieben (Reichling et al., 2016).
-Unguentum, Bad: Schafräude wird mit Unguentum aus Pyrethrumpulver (1 Teil) und Vaseline (3 Teile) oder mit einem Bad mit 0.02 %iger Suspension aus Pyrethrumpulver behandelt (Reichling et al., 2016).
 

Hinweise

-Nicht bei Katzen anwenden! (Brendieck-Worm & Melzig, 2021)
-Unerwünschte Wirkungen: lokal reizend auf empfindlichen Hautpartien, Schleimhäuten und Auge; kann Asthmaanfälle auslösen; bei Überdosierung für Katzen giftig (u.a. Krämpfe); sehr giftig für Bienen und Fische (Reichling et al., 2016).
Gegenanzeigen:
-Bei bekannter Allergie gegen Asteraceae; bei Trächtigkeit wegen seiner uterotonischen Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
-Mögliche Wechselwirkung: mit Antikoagulantien und Paclitaxel (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

Siehe unter Tanacetum parthenium.
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete, pulverisierte Droge sowie Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2023).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Tanacetum parthenium ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Tanacetum parthenium (getrocknet, zerkleinert) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 008514-EN (2019-05-16).
 

Doping

Tanacetum parthenium ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 634-636
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 393 & 432-433
-Cárdenas J., Reyes-Pérez V., Hernández-Navarro M.D., Dorantes-Barrón A.M., Almazán S. & Estrada-Reyes R. (2017) Anxiolytic- and antidepressant-like effects of an aqueous extract of Tanacetum parthenium L. Schultz-Bip (Asteraceae) in mice. J Ethnopharmacol. 200, 22-30
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 492-498
-European Medicines Agency (EMA) (2020) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Tanacetum parthenium (L.) Schultz Bip., herba, final - revision 1. Doc. Ref.: EMA/HMPC/48716/2017, 8 July 2020, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-European Medicines Agency (EMA) (2020) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): European Union herbal monograph on Tanacetum parthenium (L.) Schultz Bip., herba, final - revision 1. Doc. Ref.: EMA/HMPC/48715/2017, 8 July 2020, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 140
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2322-2323
-Pharmavista (2022) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2022) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 324-326
-Sticher O., Heilmann J. & Zündorf I. (2015) Hänsel/Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 557-559
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 201-202
-WHO monographs on selected medicinal plants - volume 2 (2002) Herba tanaceti parthenii. World Health Organization, pp. 317-328
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 199, 343 & 552-553
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