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Zutreffende Spezies (Botanik)

Berteroa incana (L.) DC. - giftig
 

Toxizitätsgrad

Giftig + (Erläuterungen)
 

Hauptwirkstoffe

-Unbekanntes Toxin
-Glucosinolate (Senfölglykoside): Glucoalyssin und Glucobrassicanapin (Pieper et al., 2010). Bei Schädigung der Pflanze oder durch die Pansenflora werden Glucosinolate in Isothiocyanate, Nitrile, Thiocyanate und andere Derivative umgewandelt. Die Reduktion des Gehaltes an Glucosinolaten bewirkt eine erhöhte geschmackliche Attraktivität. Im Dürrfutter ist die Graukresse auch toxisch.
 

Zielorgane

Schleimhaut des Magendarmtraktes; Schilddrüse; Nieren; Leber
 

Wirkungsmechanismen

Das toxische Prinzip der Berteroa incana-Intoxikation ist nicht bekannt. Glucosinolat-Derivate wirken lokal stark reizend, nach Resorption goitrogen, nephro- und hepatotoxisch.
-Die Schleimhäute werden lokal gereizt, was sich mit Brennen im Maul und Pharynx bzw. einer gesteigerten Salivation und Dysphagie äussert. Grössere Mengen führen zu einer Gastroenteritis mit Nausea, Vomitus, Abdominalschmerzen und Diarrhoe.
-Schilddrüse: Glucosinolate werden im Körper teilweise zu Thiocyanaten umgebaut, die die Iodaufnahme im Körper reduzieren.
 
Veterinärtoxikologie

Letale Dosis / Toxische Dosis

TD/LD Pferd p.o.:30% Berteroa incana im Basisfutter zeigten in einem Fütterungsversuch von Geor et al. (1992), dass die Pferde bereits nach 72 Stunden klinische Symptome wie Fieber (>39.4°C) und erhebliche Ödeme am distalen Teil der Gliedmassen sowie relevante histologische Veränderungen haben können.
 

Klinische Symptome

Latenz 18-36 Stunden. Symptome: Lethargie und Ödeme am distalen Teil der Gliedmassen sowie Laminitis. Es sind eine bis vier Gliedmassen betroffen. Schwere Verläufe können mit Fieber (>39°C), Tachykardie (>50 Schläge/min.), Tachypnoe (>35 Atemzüge/min.), Dehydratation (8-10%), dunkelroten Schleimhäuten, verlängerter KFZ (kapillärer Füllungszeit), Hämaturie, Hämatochezie und Abdominalschmerzen einhergehen. Todesfälle treten nach 48-72 Stunden auf. Bei trächtigen Stuten Abort möglich. In den meisten Fällen gibt eine Remission der Symptome nach 2-4 Tagen, durch symptomatische Behandlung und Entfernen der Pflanzenquelle. Die Erholungszeit kann bis 3-5 Wochen dauern.
 

Diagnose

Die Diagnose basiert primär auf der Anamnese und den klinischen Symptomen.
Blutchemie Pferd: Kreatininkinase, Phosphor, totales Bilirubin und Leberenzyme (γ-Glutamyltransferase/GGT, Alkalische Phosphatase/AP, Aspartat-Aminotransferase/ASAT/GOT, Sorbitoldehydrogenase/Sdh), Harnstoff im Serum erhöht.
Hämatologie Pferd: Hämolyse, Anämie, Neutropenie oder Neutrophilie mit Linksverschiebung und toxischen Neutrophilen, Hyperproteinämie.
Urinbefund Pferd: Hämaturie; Proteinurie, Kalziumkarbonatkristalle.
 

Therapie

Dekontamination / Symptomatische Therapie (siehe Notfalltherapie). Phenylbutazon, DMSO (mit Vorsicht, da Gefahr der intravasculären Hämolyse nach schneller Injektion).
 
Veterinärpathologie

Sektionsbefunde

Pferd:
-Perirenale Blutungen
-Hämoperitoneum
-Hämothorax
-Subcutane Ödeme an den distalen Gliedmassen
-Diffuse Petechien und Ecchymosen auf allen serösen Oberflächen
-Rotation der distalen Phalanx (P3).
 
Histologie:
-Perivaskuläre Ödeme und Blutungen
-Stauung und Ödeme im Lungen- und Darmgewebe
-Nieren mit subtilem interstitiellem Ödem sowie roten, homogenen intratubulären Zylindern
-portale Hepatitis
-hämosiderinhaltige Makrophagen in der Milz.
 
Literatur
-Daxenbichler M.E., Schroeder W.P. & Spencer G.F. (1982) Dextro-5-allyloxazolidine-2-thione, an enantiomer of turnip antithyroid factor isolated from Berteroa incana. J Agric Food Chem. 30(6), 1248-1250
-Geor R.J., Becker R.L., Kanara E.W., Hovda L.R., Sweeney W.H., Winter T.F., Rorick J.K., Ruth G.R., Hope E. & Murphy M.J. (1992) Toxicosis in horses after ingestion of hoary alyssum. J Am Vet Med Assoc. 201(1), 63-67
-Hovda L.R. & Rose M.L. (1993) Hoary alyssum (Berteroa incana) toxicity in a herd of broodmare horses. Vet Hum Toxicol. 35(1), 39-40
-Pieper R., Kröger S., Weigend M., Hanschen F., Kroh L. & Zentek J. (2001) Graukresse (Berteroa incana) im Heu: ein "neues" Gesundheitsrisiko für Pferde. Tierärztliche Praxis Grosstiere 3, 171-176
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