Zutreffende Spezies (Botanik)
Toxizitätsgrad
Giftig
+ bis sehr stark giftig
+++ (
Erläuterungen)
Vögel: sehr stark giftig +++
Hauptwirkstoffe
Aminoproprionitril, Diaminopropionsäure, Diaminobuttersäure, Cyanoalanin; Vorkommen der einzelnen Toxine je nach Lathyrus-Art unterschiedlich.
Wirkungsmechanismen
Aminoproprionitril: Störung der enchondralen Ossifikation durch Hemmung der Kollagensynthese und Schädigung der blutbildenden Organe (Osteo-Angiolathyrismus: nur bei experimentellen Vergiftungen von Ratten mit L. odoratus: Skelettdeformationen und Aneurismen der grossen Arterien).
Diaminopropionsäure, Diaminobuttersäure (Neurotoxine): Störungen der motorischen Kerne der Ventralhörner im Rückenmark (Neurolathyrismus) und der motorischen Nervenkerne des Kehlkopfes (Nucleus ambiguus), führt zu aufsteigender, symmetrischer schlaffen Lähmung der Muskulatur bis zur vollständigen Paralyse.
Veterinärtoxikologie
Letale Dosis
Unbekannt
Klinische Symptome
Pferd: | mehrere Wochen nach Beginn der Platterbsenfütterung Aufregung, Schreckhaftigkeit, später Schwäche, Kolik, Taumeln, Hinterhandslähmung, Dyspnoeanfälle nach leichter Aufregung, Kehlkopfpfeifen, Schluckbeschwerden, Schweissausbruch, Krämpfe, Puls schwach und evt. arrhythmisch, Epistaxis, Hautausschläge an Lippen, Haarverlust an Mähne und Widerrist, evt. Tod durch Ersticken nach mehreren Monaten. |
Rind: | ähnlich wie Pferd, aber kein Kehlkopfpfeifen, reduzierte Milchleistung, Abmagerung, Apathie, zeitweise Aufregung, steifer, unsicherer Gang, Dyspnoe, progressive Paralyse, Tod nach einigen Tagen bis zwei Wochen. |
Hühner: | vor allem gastrointestinale Störungen, reduzierte Wachstumsraten der Ovarien, geringere Legeleistung, Erholung innert 4-6 Monaten. In schweren Fällen irreversible ZNS-Schädigung und hohe Sterblichkeit infolge Asphyxie, Lungenödem, Paralyse. |
Pferde und
Kühe sind am empfindlichsten. Auch
Kleintiere können betroffen sein.
Therapie
Dekontamination / Symptomatische Therapie (
siehe Notfalltherapie).
Evt. Tracheotomie.
Veterinärpathologie
Sektionsbefunde
Hämorrhagien in den Schleimhäuten; Myokarddegeneration.
Histopathologische Befunde vom Pferd: Degenerative Veränderung des N. vagus, des N. recurrens und der Kehlkopfmuskulatur; Entzündung von Leber und Milz.
Literatur
- | Dietl W. & Jorquera M. (2003) Wiesen- und Alpenpflanzen. Agrarverlag, FAL Reckenholz, ISBN 3-7040-1994-1 |
- | Liener I. E. (1989) Antinutritional factors. In: Legumes: chemistry, technology, and human nutrition. R.H. Matthews (ed.) Marcel Dekker, Inc., New York, USA, pp. 339-382 |
- | Lippegaus K., Kähn B. & Schoon H.-A. (1992) "Neurolathyrismus" bei zwei Pferden nach Verzehr von Samen der Staudenwicke (Lathyrus latifolius). Pferdeheilkunde 8, 181-186 |
- | Roy D. N. & Spencer P. S. (1989) Lathyrogens. In: Toxicants of plant origin. Vol. III. Proteins and amino acids. P.R. Cheeke (ed.) CRC Press, Inc., Boca Raton, Florida, USA, pp. 169-201 |
- | Selye H. (1957) Lathyrism. Rev Can Biol. 16, 1-82 |