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Zutreffende Spezies (Botanik)

Taxus baccata L. - sehr stark giftig
 

Toxizitätsgrad

Sehr stark giftig +++ (Erläuterungen)
Vögel: sehr stark giftig +++
 

Hauptwirkstoffe

Taxus-Alkaloide
-Hauptalkaloid: Taxin B (30 %) und Isotaxin B
-weitere Alkaloide: Taxin A (1.3 %), 2-Deacetyltaxin A, 1-Deoxytaxin B, 1-Deoxyisotaxin B, Taxin I; Taxol (krebshemmendes Mittel).
Polyphenole: Biflavonoide.
Alkaloidgehalte: 0.6-2%; Samenmantel ungiftig. Trocknen oder Kochen hat keinen Einfluss auf die Alkaloidkonzentration. Höchster Gehalt in den Wintermonaten.
 

 

Zielorgane

Herz; peripheres und zentrales Nervensystem; Muskeln; Uterus; Schleimhaut des Magendarmtraktes
 

Wirkungsmechanismen

Die Taxus-Alkaloide sind cardio- und neurotoxische Na+- und Ca++-Kanal-Blocker, ähnlich wie antiarrhythmische Medikamente. Sie erhöhen den Kalziumgehalt im Zytoplasma von Herzmuskelzellen und myelinhaltiger Axone.
-Taxin B ist viel stärker herztoxisch als Taxin A. Sie wirken negativ inotrop und negativ chronotrop, indem sie die AV-Leitungszeit und die QRS-Phase verlängern. Als Folge kommt es zum Blutdruckabfall, eventuell zu einer initialen Tachykardie, Bradykardie, AV-Block 2. und 3. Grades, zu einer eventuellen ventrikulären Tachyarrhythmie und schliesslich zum vollständigen diastolischen Herzstillstand.
-Am zentralen Nervensystem hat die Kalziumerhöhung eine Agitation, Konvulsionen, Mydriasis, Koma, Dyspnoe und schliesslich die Atemlähmung zu Folge.
-Die Skelettmuskulatur reagiert mit Ataxie, Tremor und Parese.
-Die Jejunum-Peristaltik wird inhibiert un es kommt zur Kontraktion des Duodenum und Ileums sowie des Uterus.
Der Vergiftungsverlauf ist perakut bis akut. Das wirksame Alkaloid Taxin B wird schnell enteral resorbiert und kann innerhalb weniger Minuten zu Vergiftungserscheinungen und zum Tod führen. Bei Rindern können die Symptome aufgrund von Verdünnungseffekten im Vormagen mehrere Tage nach Aufnahme auftreten.
Die Biflavonoide haben eine ZNS-dämpfende, analgetische und antipyretische Wirkung sowie einen Schleimhaut-reizenden Effekt, was eine Gastroenteritis und Nephritis mit Polyurie gefolgt von Oligurie zur Folge haben kann.
 
Veterinärtoxikologie

Minimale letale Dosis

Pferd:0.2-0.4 g Nadeln/kg Körpergewicht oder 100-200 g Nadeln/Tier p.o. (Cope et al., 2004)
Rind:2.0 g Nadeln/kg Körpergewicht oder 500 g Nadeln/Tier p.o.
Schwein:0.7 g Nadeln/kg Körpergewicht oder 75 g Nadeln/Tier p.o.
Schaf:2.5 g Nadeln/kg Körpergewicht oder 100 g Nadeln/Tier p.o.
Ziege:12.0 g Nadeln/kg Körpergewicht oder 480 g Nadeln/Tier p.o.
Hund:2.3 g Nadeln/kg Körpergewicht oder 30 g Nadeln/Tier p.o.
Kaninchen:0.7 g Nadeln/kg Körpergewicht oder 1.75 g Nadeln/Tier p.o.
Huhn:16.5 g Nadeln/kg Körpergewicht oder 30 g Nadeln/Tier p.o.
Elch:200 g Nadeln/Tier (Handeland, 2008)
Schafe fressen die Nadeln besonders häufig, am empfindlichsten sind aber Pferde, Schweine und Kaninchen; weiterhin Lamas, Chinchillas und Schildkröten. Todesfälle auch bei Elchen, obwohl Elche, die an Eiben gewöhnt sind, grössere Eiben-Mengen schadlos zu ertragen scheinen (Handeland, 2008). Vögel wie Hühner und Papagein sind wenig empfindlich.
 

Klinische Symptome

Ataxie, Bradykardie, Dyspnoe, Muskeltremor, Seitenlage und zentrale Krämpfe, die zum Kollaps und Tod führen. Ferner Vomitus, Unruhe, Diarrhoe, Hypotension, Mydriasis, manchmal Abort.
Beim Pferd sind plötzliche Todesfälle bereits wenige Minuten nach Pflanzenaufnahme möglich. Die Tiere brechen zusammen und verenden unter Taumeln, Brüllen oder Krämpfen. Plötzliche Todesfälle sind auch bei Rind, Hund, Katze, Hirsch und Braunbär beschrieben. Bei protrahierterem Verlauf werden Gastroenteritis und Nephritis mit Polyurie gefolgt von Oligurie beobachtet.
 

Therapie

Dekontamination / Symptomatische Therapie (siehe Notfalltherapie). Rumenotomie, Atropinsulfat bei Bradykardie, AV-Block, Lidocain bei ventrikulärer Tachyarrhythmie, Kammerflimmern.
Pferde: Überwachungs-EKG nach Ingestion auch bei asymptomatischen Tieren (Cope et al., 2004).
 
Veterinärpathologie

Sektionsbefunde

Allgemein:
-Perakuter bis akuter Verlauf: Massive Lungenstauung und - blutungen; Eibennadeln im Mageninhalt (Wilson et al., 2001; Cope et al., 2004; Handeland, 2008).
-Subakuter bis chronischer Verlauf: Gastroenteritis, Gehirnhyperämie, Gehirnödem, Nieren- und Blasenentzündung, Lungenödem, Hämorrhagien der Milz, subepikardiale Petechien (Wilson et al., 2001).
 

Fall 1

Zootierklinik des Tierspitals Zürich, März 1995

Braunbär, weiblich, 18 Jahre alt, 180 kg
Anamnese: Plötzlicher Todesfall im Berner Bärengraben (zweites Tier zeigt Unruhe und Vomitus, erholt sich aber innert 3 Stunden), Eibenäste im Gehege
Makroskopische Befunde: diffuse mässig bis starke Hyperämie des gesamten Intestinaltraktes, Eibennadeln in Magen und Ileum, Lunge mit geringgradigem generalisierten Lungenemphysem
Histologische Befunde: Magen: Lamina propria mucosae zusätzlich zur Hyperämie diffuse mässige Infiltration von Lymphozyten und Plasmazellen und multifokal eosinophile Granulozyten. Nieren: Mässige akute tubuläre Nekrose und chronische membranoproliferative Glomerulonephritis.
Parasitologie: wenige Baylascaris sp. im Dünndarm
Nachweis der Markersubstanz 3,5-dimethoxyphenol in Leber, Blut und Mageninhalt
Kommentar: Eibenvergiftung
 

Fall 2

Institut für Veterinärpathologie der Universität Zürich

Hirsch, männlich, 11 Jahre alt; Teilsektion
Lunge: mehrere ausgedehnte dunkelrot gefärbte Bezirke, die leicht eingezogen und verfestigt sind.
Leber: auf der Oberfläche multiple kleine narbige Erhebungen. Leichtgradig geschwollen, von brüchiger Konsistenz.
Milz: stark geschwollen
Pansen: stark gefüllt mit rohfaserreichem Futter und massenhaft Eibennadeln.
Labmagen: normal gefüllt mit wässrig breiigem Inhalt.
Dünndarm: vor allem Ileumschleimhaut stark gerötet mit petechialen Blutungen, Kot im Enddarm geformt.
 

Fall 3

Institut für Veterinärpathologie der Universität Zürich

Pferd, männlich, 18 Monate alt, 248 kg
Anamnese: plötzlich gestorben
Diagnosen: hochgradiges Lungenödem, Blutungen in Skelettmuskulatur und Schleimhäute, Zyanose, Mageninhalt mit ca. 1 kg Eibennadeln
Kommentar: Eibenvergiftung
 

Fall 4

Institut für Veterinärpathologie der Universität Zürich

Schaf, weiblich, 60 kg
Anamnese: Plötzlicher Todesfall auf der Weide. Umtrieb der anderen Schafe auf frisches Gras. Nach ca. 2 Std. fast alle Schafe (180 Stück) mit geschwollenem Kopf, fressen nicht, sind schwach, mehrere gestorben.
Makroskopische Befunde: Lippenbereich, Nasenrücken und Halsbereich geschwollen, Augenschleimhäute leicht gerötet.
Innere Organe: Grossflächige Ödeme im Kopfbereich (Lippen, Nase). Leber dunkelrot. Pansen mit sehr viel hellgrünem, faserreichem Futter und Eibenästchen mit Nadeln.
Diagnosen: generalisierte Ödeme infolge Eibenvergiftung, mittelgradige eosinophile Enteritis mit einzelnen parasitären Granulomen, leichtgradige herdförmige akute Hepatitis, multiple Lungenwurmknoten in allen Lungenlappen.
 

 

Fall 5

Handeland K., 2008: Akute Eibenvergiftung bei einem Elch (Alces alces)

Elch, junges männliches, relativ dünnes Tier, 320 kg
Der Kadaver war schon etwas älter, so dass die Leber und Nieren pathologisch nicht mehr beurteilt werden konnten. Die Lungen waren stark gestaut und beide Herzventrikel dilatiert. Die Milz war deutlich vergrössert und wies eine Teer-ähnliche Anschnittfläche auf. Deshalb wurde auf eine Infektion mit Bacillus anthracis gestet, was negativ war. Der Pansen war mässig gefüllt und enthielt beträchtliche Mengen an Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus), Kiefern (Pinus sp.) sowie ein Eibenast und intakte Eibennadeln (bestätigt vom Botanischen Garten, University of Oslo). Der Darm erschien normal. Es wurden Proben des Panseninhalts und der Milz genommen. Es konnten keine pathogenen Bakterien isoliert werden. Das Hirn, die Lungen und das Herz wurden histologisch untersucht. Ausser einer generellen Stauung, v.a. in den Lungen, konnten keine Läsionen gefunden werden. Die eingenommene Eiben-Menge wurde auf 200 g geschätzt, was der letalen Dosis bei Pferden (100-200 g) entspricht.
 
Humantoxikologie

Toxische Dosis

Nadeln und zerkaute Samen können, vor allem beim Kind, schon in kleinen Mengen eine schwere toxische Wirkung verursachen. Der rote Samenmantel hingegen ist ungiftig.
 

Klinische Symptome

Wenige Nadeln verursachen primär gastrointestinale Symptome (Emesis, Abdominalschmerzen, Diarrhoe). Nach Verzehr einer grossen Menge Nadeln oder zerkauter Samen sind zusätzlich Koma, Krämpfe, Mydriasis, Bradyarrhythmien, Atemlähmung und Herzstillstand möglich.
 

Therapie

Erste Hilfe Massnahmen durch Laien nach Einnahme von Nadeln oder zerkauten Samen: Verabreichung von Kohlesuspension/-pulver (1 g/kg Körpergewicht; nicht bei bewusstlosen Patienten). Für das weitere Vorgehen den Arzt oder das Tox-Zentrum konsultieren.
Ärzteinformation: kein Antidot, symptomatische Therapie.
 
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