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Erkrankungen des Zentralnervensystems beim Rind

Wichtige Hinweise Erkrankungen des Zentralnervensystems werden bei Rindern deutlich häufiger durch Bakterien als durch Viren verursacht.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Listeriose: L. monocytogenes ist ein ubiquitärer Erreger; jedoch kann seine Anhäufung z.B. in Silage schlechter Qualität den Infektionsdruck erhöhen; weiter begünstigen Läsionen der Maulschleimhaut, z.B. bei Zahnwechsel, das Eindringen des Erregers in das Gewebe und eine aufsteigende Infektion entlang des N. trigeminus in den Hirnstamm. Bei kleinen Wiederkäuern ist der Verlauf der Listeriose dramatischer als beim Rind, das Ansprechen auf die Therapie und die Prognose sind dementsprechend schlechter.
 
Histophilose: TEME (Thromboembolische Meningoenzephalitis) entsteht durch die Streuung von infizierten Emboli aus der Lunge als Komplikation nach Lungenentzündung. Die Prognose für eine Heilung ist generell schlecht.
 
Tetanus: Tiefe Wunden mit anaeroben Verhältnissen bilden eine ideale Voraussetzung für die Vermehrung des ubiquitären Clostridium tetani, für die Bildung von Toxinen und die Entwicklung von Tetanus.
 

Erreger

Die häufigste ZNS-Infektion bei Gross- und Kleinwiederkäuer ist die von Listeria monocytogenes hervorgerufene Gehirnlisteriose. Die von Histophilus somni verursachte thrombo-embolische Meningoenzephalitis (TEME) ist viel seltener.
 
Bei Tetanus entfaltet das von Clostridium tetani in peripheren Geweben gebildete Toxin Tetanospasmin seine Wirkung im Rückenmark.
 
Diagnose / Tests Listeriose ist eine klinische Diagnose, weil L. monocytogenes in Liquorproben weder mittels Kultur, noch mittels PCR ermittelt werden kann. Auch H. somni kann in der Regel nicht aus Liquorproben isoliert werden.
 
Tetanus wird ebenfalls klinisch diagnostiziert, wobei der Nachweis eines anaeroben Infektionsherdes (z.B. tiefe Wunde) die klinische Diagnose stark unterstützt.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Bei Infektionen im Bereich des Zentralnervensystems (ZNS) müssen Überlegungen zu Passage der Blut-Hirn-Schranke in der Wahl eines antimikrobiellen Wirkstoffes berücksichtigt werden. Während gewisse Wirkstoffe (z.B. Penicillin) schlecht durch die intakte Schranke gehen, können sie dank ihrer hohen therapeutischen Breite so dosiert werden, dass wirksame Spiegel (> MHK der beteiligten Bakterien) im ZNS erreicht werden. Hingegen können z.B. Aminoglykoside, welche aufgrund ihrer physikochemischen Eigenschaften besser durch die Bluthirnschanke diffundieren würden, aufgrund ihres toxischen Potenzials nicht so hoch dosiert werden, damit wirksame Spiegel im ZNS entstehen. Verfügbare Angaben stammen allerdings aus der Humanmedizin oder von Studien mit Labortieren. Für Nutztiere liegen keine spezifischen Daten zur Diffusion von antimikrobiellen Wirkstoffen in das ZNS vor; sodass bei der Wahl einer antibiotischen Behandlung aufgrund dieser Angaben und klinischer Erfahrungswerte extrapoliert werden muss.
 

Antibiotika

Listeriose, Histophilose
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Parenteral 
First LinePenicillin (Natrium-Penicillin i.v. 3 × täglich
oder Procain-Penicillin 1 × täglich)
Achtung: Hohe Dosierung wählen. Therapiedauer von mindestens 10 Tagen.
 Tetracycline 
 AmpicillinAchtung: Hohe Dosierung wählen; Therapiedauer von mindestens 10 Tagen.
 
Tetanus
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Parenteral 
First and only lineNatrium-Penicillin i.v. 3 × täglich
oder Procain-Penicillin 1 × täglich
 
 
Prudent use: Aufgrund der guten Wirksamkeit von nicht-kritischen Wirkstoffen, ist davon abzusehen, kritische Antibiotika zur Behandlung von ZNS-Erkrankungen bei Rindern einzusetzen.
 

Resistenzlage

Für L. monocytogenes und H. somni liegen keine Resistenzdaten vor; die gute klinische Wirksamkeit von Penicillin und Tetracyclinen im Falle der Listeriose bei Rindern deuten jedoch auf eine günstige Resistenzlage hin.
 
Bei Clostridien sind keine Resistenzen gegen β-Lactame bekannt.
 

Prävention

Listeriose: Überprüfung der Fütterung, insbesondere der Qualität der Silage.
 
Histophilose: Frühzeitige, konsequente Behandlung von Respirationskrankheiten.
 
Tetanus: Konsequente Behandlung von Wunden; Applikation von Tetanusserum bei chirurgischen Eingriffen (z.B. Kastration); bei gehäuftem Auftreten in einer Herde Suche nach Verletzungsursachen (z.B. hervorstehende Nägel) im Stall.
 

Unterstützende Massnahmen

Listeriose: Beim Vorliegen einer Facialislähmung mit Beeinträchtigung der Lidmotorik muss die Cornea durch Augensalben oder eine Lidschürze vor Austrocknung geschützt werden; bei Schluckstörungen sind Infusionen angezeigt, inkl. Korrektur der infolge Bikarbonatverlust im Speichel entstehenden metabolischen Azidose.
 
Histophilose: Entzündungshemmer in jedem Fall und Unterstützungstherapie (Infusionen etc.) nach Bedarf, wobei der Verlauf von TEME meistens rasch progredient ist und innert kurzer Zeit zum Tod führt.
 
Tetanus: Tiere mit Tetanus sollten in einer ruhigen Umgebung vor Licht geschützt gehalten werden. Der Ursprung der Toxine (Wunde) sollte gesucht und saniert werden. Unterstützungstherapie mit Infusionen und gutem Futter (weiches Futter und/oder gehacktes Heu, um die Futteraufnahme zu vereinfachen). Wenn das Tier infolge Trismus nicht mehr fressen oder trinken kann, sollte aus Tierschutzgründen eine Euthanasie in Erwägung gezogen werden. Auch bei festliegenden Tieren mit Tetanus ist die Prognose sehr schlecht.
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