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Arthritiden beim Rind

Wichtige Hinweise Septische Arthritis ist die häufigste Infektion von Gelenksstrukturen bei Rindern. Aseptische Arthritiden kommen dagegen selten als Lahmheitsursache vor.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Septische Arthritiden treten als Monoarthritiden oder Polyarthritiden auf. Bei adulten Rindern sind am häufigsten Klauen- und Fesselgelenke betroffen, während bei Kälbern Arthritiden meist an Knie-, Tarsal- und Karpalgelenken auftreten.
 
Der Verlauf ist progressiv und es kann schnell zu irreversiblen Schäden im betroffenen Gelenk kommen. Die Therapie muss deshalb möglichst unverzüglich eingeleitet werden.
 
Die Prognose wird von den Ursachen und den Begleitumständen beeinflusst und reicht von günstig bis ungünstig:
 
-akute - chronische Erkrankung
-flüssiger Gelenkinhalt - kompaktes Fibrin im Gelenk
-moderate - hochgradige periartikuläre Veränderungen
-junges bzw. leichtes Tier - adultes bzw. schweres Tier
 
Bei Polyarthritiden ist die Prognose in der Regel sehr ungünstig.
 
Es ist stets zu prüfen, ob es sich um ein Einzeltier- oder ein Bestandesproblem handelt. Gegebenenfalls sind die prädisponierenden Faktoren wie beispielsweise das Kolostrum-Management und das Aufstallungssystem zu prüfen.
 
-Primär werden Arthritiden durch perforierende Verletzungen verursacht.
-Sekundär entstehen sie durch direkte Ausbreitung aus einem periartikulären Herd (Phlegmone, Abszess, Bursitis).
-Tertiär entstehen sie durch hämatogene Streuung aus anderen Organen (z.B. Nabel, Lunge, Euter, Uterus).
 
Aseptische Arthritiden sind in der Regel traumatisch bedingt oder treten durch Fehlbelastung auf.
 

Erreger

-Gram-positive Eitererreger (Trueperella pyogenes, α- und β-hämolysierende Streptokokken, Staphylococcus spp.)
-Gram-negative Erreger (E. coli, Bacterioides spp.)
-Mykoplasmen
 

Symptome

Aseptische Arthritis:
-geringgradige Lahmheit
-gering bis deutlich vermehrte, wenig schmerzhafte Gelenkfüllung
-Synovia normalfarben oder rötlich, klar oder leicht trübe, vermehrt, noch fadenziehend
 
Septische Arthritis:
-schnell zunehmende bis hochgradige Lahmheit (vorberichtlich oft "plötzlich" aufgetreten) vermehrte, pralle, schmerzhafte Füllung des Gelenks
-druckempfindliche, geschwollene und warme Umgebung des Gelenks
-reduziertes Allgemeinbefinden (Fieber, Inappetenz, Milchrückgang)
 
Diagnose / Tests Die klinische Untersuchung zeigt bei tertiären Arthritiden häufig einen reduzierten Allgemeinzustand; bei primären und sekundären Arthritiden ist er in Abhängigkeit von der Zeitdauer reduziert.
 
Bei der speziellen klinischen Untersuchung besteht eine Stützbein- oder gemischte Lahmheit. Periartikuläre Umfangsvermehrung, Füllung des Gelenks, Verletzung mit/ohne Austritt von Exsudat, allenfalls Provokationsproben (Klauengelenk - Beuge-, Streck-, Rotationsprobe) sollten beurteilt werden. Die Ultraschalluntersuchung ist hilfreich und kann auch mit Rektalsonden durchgeführt werden.
 
Die diagnostische Gelenkpunktion (Arthrozentese) muss unter sterilen Kautelen zur Gewinnung von Synovia (> 0,5 ml in Röhrchen mit Gerinnungshemmer) erfolgen; passenderweise sollte man eine Gelenkspülung bei Punktion einplanen. Die Synovia kann makroskopisch (Menge, Farbe, Viskosität, Beimengungen, Geruch, Transparenz) und laborklinisch (Zellzahl, Zellzusammensetzung und Gesamtprotein, wobei > 10'000 kernhaltige Zellen, > 80% neutrophile Granulozyten und > 45 g/L auf eine septische Arthritis hin deuten) beurteilt werden.
 
Die bakteriologische Untersuchung der Synovia (Transport- und ggf. Spezialmedium für Mykoplasmen verwenden; ggf. Zentrifugieren; schneller Versand notwendig; Gramfärbung, Erregerisolierung, Antibiogramm), eine Ultraschall- (B-Mode, 8 - 10 MHz, 4 - 10 cm Eindringtiefe; Gelenkinhalt - kompaktes Fibrin; Sehnenscheiden und Bursen; Knorpel und Knochenoberfläche) und eine Röntgenuntersuchung (zwei Ebenen; 0° und 90°; Osteolyse; Gaseinschlüsse; erweiterter Gelenkspalt) können weitere Hinweise geben.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Behandeln der allenfalls zugrunde liegenden Krankheit ist vordringlich.
 
Patient einzeln in sauberem Stall mit rutschfestem Boden und weicher Liegefläche aufstallen.
 
Deutliche Besserung soll innerhalb von ein bis drei Wochen auftreten und äussert sich in:
 
-geringerer Lahmheit
-Rückgang der lokalen Entzündungsanzeichen
-weniger kernhaltige Zellen in Synovia
 

Antibiotika

Bei fehlendem Erregernachweis zunächst Breitspektrumantibiotikum; nach Vorliegen eines Antibiogramms ggf. wechseln; Antibiose über 14 - 21 Tage!
 
Arthritiden
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Parenteral 
First LineBenzylpenicillin oder Penicillin + Gentamicin (Monoarthritis) 
 Tetracycline (Polyarthritis) 
 Aminopenicilline 
Second LineFluorchinolon (Enrofloxacin)Stark eingeschränkter Einsatz. Nur als Ausnahme mit einer fallspezifischen Begründung einsetzbar.
 
Lokale Behandlung
Überdruckspülung des Gelenks plus Instillation Antibiotika
 
-für akute und subakute Stadien mit flüssigem Inhalt und wenig Fibrin
-Sedation oder retrograde Stauungsanästhesie (aufgrund erheblicher Schmerzhaftigkeit)
-Spülung mit > 500 ml (z.B. 0.9% NaCl-Lösung)
-Instillation von Antibiotika (z.B. 5 Mio IE Penicillin G)
-Schutzverband
-In der Regel 2 - 4 Behandlungen im Abstand von 2 Tagen
 

Unterstützende Massnahmen

-NSAID über 2 - 5 Tage
-Chirurgisches Vorgehen (Arthrotomie/Arthrodese) wenn Antibiose allein nicht ausreichend
-Chirurgisches Vorgehen bei kompakten Fibrinmassen im Gelenk
-Chirurgisches Vorgehen bei erfolglosen Gelenkspülungen
 

Prävention

Risikofaktoren möglichst verhindern.
 
Zentrale präventive Massnahmen bestehen in ausreichender Kolostrumversorgung, korrektem Tränkemanagement bei Kälbern und allgemein Verbesserung der Hygiene und Optimierung des Managements. Zu berücksichtigen sind insbesondere Verletzungsgefahren durch das Haltungssystem.
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