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Infektiöse bovine Keratokonjunktivitis ("Pinkeye")

Wichtige Hinweise Die infektiöse bovine Keratokonjunktivitis (IBK, auch als "Pinkeye" bezeichnet) gilt als die häufigste Augenerkrankung beim Rind. Als klassische begünstigende Faktoren gelten verstärkte UV-Strahlung (z.B. in den Bergen), Fliegenbefall, Infektion mit Mycoplasma spp. und Fremdkörper (Staub, Grannen).
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Die wichtigsten klinischen Anzeichen von IBK sind Korneatrübung, -Oedem und/oder ulzerative Läsionen-, Tränenfluss, Blepharospasmus, Photophobie, und bei Ulzeration positive Fluoreszeinprobe. Die meisten Hornhautulzerationen heilen. In gewissen Fällen über die Bildung von Narbengewebe, welches das Sehvermögen des Tieres beeinträchtigen kann. Im Fall einer Kornearuptur ist die Sehkraft permanent verloren.
 

Erreger

Der Haupterreger von IBK ist der Gram-negative Erreger Moraxella bovis (M. bovis). Als wichtigste Virulenzfaktoren des Keimes gelten Pilin, für die Haftung des Erregers an der Augenoberfläche, und ein Zytotoxin, welches das Korneaepithel schädigt.
 
Obwohl M. bovoculi auch von Augenläsionen von Keratokonjunktivitis isoliert werden kann, ist dessen Rolle in der Pathogenese der Krankheit unklar. Hornhautulzera können durch (experimentelle) Infektion mit M. bovoculi alleine nicht reproduziert werden. Ob Mycoplasma spp. in einzelnen Fällen in der Pathogenese von IBK auch eine Rolle spielen können, ist zurzeit unklar.
 
M. bovis und M. bovoculi können auch von Augen ohne Läsionen isoliert werden. Tiereigene Faktoren, welche das Auftreten von Läsionen begünstigen, sind nicht weiter charakterisiert.
 
Die IBK darf nicht mit der durch Mycoplasma conjunctivae verursachte Kerotokonjunktivitis der kleinen und wilden Wiederkäuer ("Gemsblindheit") verwechselt werden (anderer Erreger, andere Bekämpfung).
 
Diagnose / Tests Die Diagnose wird in der Regel aufgrund der klinischen Symptome gestellt. Zur Diagnosebestätigung kann M. bovis aus der Hornhautoberfläche oder der Tränenflüssigkeit isoliert werden. Im Fall eines Ausbruches und/oder bei therapie-resistenten Fällen ist ein Erregernachweis und die Anfertigung eines Antibiogramms zu empfehlen. Allerdings gibt es keine offiziellen Angaben zu Kategorisierung der Erreger als empfindlich oder resistent zu einem Wirkstoff, in der Regel werden empfohlene Werte für Erreger von Atemwegserkrankungen (Pasteurellaceae) als Richtwerte genützt. In den wenigen verfügbaren Studien scheinen antimikrobielle Resistenzen bei M. bovis und M. bovoculi nicht verbreitet zu sein.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Zur Behandlungen von IBK wurde die Antibiotikagabe über den systemischen, subkonjunktivalen und topischen Weg beschrieben. Der Aufbau der Studien war uneinheitlich, häufig war keine Kontrollgruppe vorhanden, sodass ein Vergleich der Resultate kaum möglich ist. In einer Meta-Analyse wurden verschiedene antibiotische Therapien gegen IBK untersucht. Die allgemeine Schlussfolgerung war, dass Placebo den antibiotischen Behandlungen unterlegen war, jedoch waren der Stichprobenumfang zu klein und die berücksichtigten Studien zu uneinheitlich, um die Wirksamkeit der Wirkstoffe und deren Verabreichungswege zu vergleichen.
 
Weil subkonjunktivale Injektionen in der Praxis schwierig durchzuführen sind und die Resultate nicht besser als bei systemischer Behandlung sind, wird diese Verabreichungsart nicht empfohlen. Auch ist von der Administration von Euterpräparaten ins Auge abzuraten. Es sind keine Augensalben für Nutztiere zugelassen. Ein Einsatz über Umwidmung ist möglich, dabei muss aber berücksichtigt werden, dass die häufige Applikation nicht immer praktikabel ist.
 

Antibiotika

Pinkeye
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Parenteral 
First LineTetracycline 
 Florfenicol 
Stark eingeschränkter Einsatz,
nur nach Erregernachweis
und Antibiogramm
MakrolideKritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden.
 Cephalosporine 3./4. GenerationKritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existieren und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden.
 FluorochinoloneKritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existieren und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Prudent use: Tulathromycin ist das einzige, in der Schweiz spezifisch gegen M. bovis zugelassene Antibiotikum. Allerdings ist es ein kritisches Antibiotikum, welches nicht als "first line" eingesetzt werden darf, sondern nur nach Antibiogramm, wenn Resistenzen gegen andere weniger kritische Wirkstoffe dokumentiert wurde.
 
Die Indikation gewisser oxytetracyclin- ("Therapie von Infektionskrankheiten, welche durch Oxytetracyclin-empfindliche Keime bedingt sind") und florfenicolhaltiger Präparate ("Infektionskrankheiten, die durch florfenicolempfindliche Erreger verursacht werden") erlaubt ihren Einsatz für die Indikation IBK ohne Umwidmung. Der Einsatz von Reserve-Antibiotika zur Behandlung von IBK lässt sich in diesem Sinn nicht rechtfertigen, weil wirksame Alternativpräparate verfügbar sind.
 

Prävention

Aufgrund grosser Variabilität der Oberflächenantigene von M. bovis hat die Impfung eine limitierte Wirksamkeit. In der Schweiz ist ein inaktivierter Impfstoff kommerziell verfügbar.
Die Herstellung von betriebseigenen Impfstoffen (M. bovis, isoliert aus den Augen erkrankter Tiere) bietet eine weitere therapeutische Möglichkeit, welche aber aus denselben Gründen wie bei kommerziellen Impfstoffen (Antigenvariabilität) auch nur beschränkt wirksam ist.
Fliegenbekämpfung zur Limitierung der Übertragung des Erregers.
Hygiene bei der Untersuchung erkrankter Tiere, Vermeidung der Übertragung des Erregers via Tränenflüssigkeit (Handschuhe, Schutzkleidung).
 

Unterstützende Massnahmen

Bei akuten entzündlichen Prozessen sind nicht-steroidale Entzündungshemmer indiziert.
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