Wirkstoff - Interaktionen
Cephalosporine: Übersicht

Bemerkung: Die Angaben in diesem Kapitel gelten für die Wirkstoffklasse Cephalosporine allgemein. Spezifische Daten bezüglich Chemie, Pharmakologie, Pharmakokinetik, Dosierungen und substanzspezifische Eigenschaften betreffend unerwünschten Wirkungen, Toxizität und Interaktionen sind bei den einzelnen Cephalosporinen beschrieben.
 

Nephrotoxische Tierarzneimittel

Der gleichzeitige Einsatz von Cephalosporinen mit anderen nephrotoxischen Medikamenten ist höchst umstritten, und sollte nur sehr vorsichtig und unter Kontrolle der Nierenwerte vorgenommen werden (Plumb 2002a). Die Frage ob Kombinationen von Cephalosporinen mit Aminoglykosiden die Nephrotoxizität der Aminoglykoside erhöht oder vermindert ist nicht restlos geklärt (Plumb 2002a; Barza 1978c; Quin 1989a).
 
Siehe dazu auch unerwünschte Arzneimittelwirkungen der Cephalosporine!
 

Antibiotika-Kombinationen: Aminoglykoside, Penicilline, Chloramphenicol

Gegenüber gewissen Bakterien können Cephalosporine synergistische oder additive Aktivität entwickeln, wenn sie zusammen mit Aminoglykosiden, Penicillinen oder Chloramphenicol angewendet werden. Da Chloramphenicol zu den bakteriostatischen Antitbiotika zählt, wird diese Kombination jedoch meistens nicht empfohlen (Plumb 2002a). Die Kombination von Cephalosporinen mit anderen Betalaktamantibiotika kann je nach Keim und Wirkstoff synergistisch, additiv, gleichbleibend oder aber auch antagonistisch sein. Zum Beispiel wirken Cefoxitin Kombinationen mit Piperacillin oder Mezlocillin gegenüber Pseudomonaden antagonistisch, gegenüber Staphylokokken dagegen meist synergistisch. Der Mechanismus, der zu diesen verschiedenen Wirkungen führt ist nicht geklärt (Kuck 1981a).
 

Probenecid

Probenecid blockiert die tubuläre Sekretion von Cephalosporinen kompetitiv und beeinflusst so die Elimination sowie die Verteilung im Organismus (Bergan 1987a; Juzwiak 1989a). Die Folge sind erhöhte Serumspiegel und Gewebekonzentrationen sowie verlängerte Halbwertszeiten (Bergan 1987a; Juzwiak 1989a; Nightingale 1975a; Thomson 2003a). Dieser Effekt kann auch therapeutisch genutzt werden, indem durch gleichzeitige perorale Applikation von Probenecid, das Therapieintervall verlängert wird (Juzwiak 1989a). In einem Versuch mit Vesikeln aus der Bürstensaummembran des Nierenkortex von Ratten konnte gezeigt werden, dass Cephalosporine, wie auch die übrigen Betalaktamantibiotika, über einen organischen Anionen-Transporter von den Nierenzellen in das Tubuluslumen gelangen. Dieses Transportsystem ist auch für Probenecid wirksam, wodurch sich der Mechanismus dieser kompetitiven Hemmung erklären lässt (Tamai 1988a; Whittem 1995a).
 
Bei sechs Schafen, die 1g Cefotaxim gleichzeitig mit 1g Probenecid intravenös, intramuskulär oder subkutan erhielten, wurde der Einfluss auf die Pharmakokinetik von Cefotaxim untersucht. Nach intravenöser Applikation erhöhte sich die Eliminationshalbwertszeit um den Faktor drei auf 0,94 h und die totale Clearence erniedrigte sich um 45% auf 10,8 ml/min/kg. Die renale Clearence, das Verteilungsvolumen und der ausgeschiedene Anteil im Harn blieben jedoch unverändert. Durch welchen Mechanismus Probenecid die totale Clearence von Cefotaxim erniedrigt, ohne die renale Clearence zu beeinflussen, ist unklar. Nach intramuskulärer sowie subkutaner Koadministration waren sowohl die renale als auch die totale Clearence deutlich vermindert. Die Bioverfügbarkeit betrug nach subkutaner Applikation jedoch nur 41% verglichen mit 98% nach intramuskulärer Injektion. Bei Schafen sollte deshalb das Probenecid, um den gewünschten Effekt auf die Cefotaxim-Dosierung zu erreichen, intramuskulär verabreicht werden (Guerrini 1985a).
 

Warfarin

Warfarin ist ein Gerinnungshemmer, der häufig eingesetzt wird, um bei chirurgischen Eingriffen thromboembolischen Komplikationen vorzubeugen. Eine Verstärkende Wirkung von Warfarin, mit Prothrombinzeiten von über 32 Sekunden, wurde bei gleichzeitiger Applikation von Cefamandol festgestellt (Angaran 1984a). Viele Cephalosporine, vor allem diejenigen mit einer Methylthiotetrazol (MTT)- oder einer Methylthiadiazol (MTD)-Seitenkette wie Cefoperazon, Cefotetan, Cefamandol oder Cefazolin können eine Hypoprothrombinämie als unerwünschte Arzneimittelnebenwirkung verursachen (Angaran 1987a).
 

Alkohol

Beim Menschen bewirkt Alkohol nach der Einnahme von Cephalosporinen mit einer Methylthiotetrazol (MTT)-Seitenkette (z.B. Cefoperazon, Cefotetan, Cefamandol) "Antabus-ähnliche" Symptome. Die Symptome sind Rötung von Gesicht und Oberkörper, Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz, Nausea, Schwindelgefühle, Kopfschmerzen und zum Teil auch Erbrechen und Bewusstlosigkeit. Diese Symptome werden durch eine erhöhte Acetaldehyd-Konzentrationen im Blut hervorgerufen. Diese entsteht aufgrund einer Inaktivierung der hepatischen Aldehyddehydrogenase, durch Metaboliten der obengenannten Cephalosporinen ist (Kitson 1987a).
 

Labor: Beeinflussung von Messwerten

Harnglucose

Cephalosporine können zu falsch positiven Glucosewerten im Harn führen, wenn für den Test Kupfersulfat-Lösung benutzt wird. Glucosetests die auf Glucoseoxidase basieren sind nicht betroffen (Plumb 2002a; Norrby 1987a; Rees 2004a).
 

Kreatinin

Bei der Messmethode nach Jaffa, bildet Pikrinsäure mit Kreatinin einen rötlichen Komplex, dessen Farbintensität gemessen wird. Cephalosporine können dabei fälschlicherweise zu erhöhten Serum- oder Urinkreatininwerten führen (Plumb 2002a; Norrby 1987a; Jacobs 1991b). Die systematische Messabweichung entsteht durch eine Interaktion von Methyl- und Methylengruppen der Cephalosporine mit der Pikrinsäure und ist speziesunabhängig (Jacobs 1991b).
 

Positiver Coombstest

Alle Cephalosporine können in etwa 3% der Fälle einen positiven direkten Coombstest zur Folge haben, der nicht mit einer Hämolyse einhergeht und nach Therapieende rasch reversibel ist (Norrby 1987a; Klein 1995a; Gralnick 1971a; Neu 1996a). Eine klinisch signifikante Bedeutung wurde nicht festgestellt (Price 1984a). Hämolytische Anämien verursacht durch Cephalosporine sind eher selten, bei den wenigen beschriebenen Fällen wiesen die Patienten IgG Erythrozyten-Antikörper auf (Norrby 1987a).
 

Leberwerte

Eine leichtgradige Erhöhung der Alkalischen Phosphatase, der Glutamat-Oxalacetat- und der Glutamat-Pyruvattransaminase können durch alle Cephalosporine verursacht werden (Plumb 2002a; Barza 1977a; Norrby 1987a; Maden 2001a). Diese Erhöhungen der Leberwerte treten bei den behandelten Patienten mit einer Häufigkeit von 1 - 7% auf, sie sind meist nur leichtgradig und transient, ein Absetzten des Antibiotikums ist nicht nötig, da keine klinisch relevanten Leberschäden gefunden werden (Norrby 1987a).