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Bemerkung: Die Angaben in diesem Kapitel gelten für die Wirkstoffklasse Cephalosporine allgemein. Spezifische Daten bezüglich Chemie, Pharmakologie, Pharmakokinetik, Dosierungen und substanzspezifische Eigenschaften betreffend unerwünschten Wirkungen, Toxizität und Interaktionen sind bei den einzelnen Cephalosporinen beschrieben.
 

Richtige Antibiotikawahl

Bei vielen Infektionen sind andere Antibiotika, wie zum Beispiel Penicillin G, Ampicillin oder Cloxacillin den Cephalosporinen überlegen, da sie eine bessere Wirkung oder ein engeres Wirkspektrum aufweisen und dadurch Superinfektionen verhindern. Zudem sind solche Antibiotika, bei vergleichbarer Wirkung, teilweise kostengünstiger als viele Cephalosporine. Eine Ausnahme bilden Infektionen mit Klebsiellen, bei denen Cephalosporine die Mittel der Wahl darstellen (Nightingale 1975a).
 
Vor Therapiebeginn sollen die Infektionserreger, wenn immer möglich, mit einem Antibiogramm auf ihre Empfindlichkeit gegenüber Cephalosporinen und anderen Antibiotika überprüft werden (Wise 1978a; Barza 1977a; Nightingale 1975a).
 

Einsatz von Cephalosporinen

Bakteriämie, Septikämie
Cephalosporine sind zur Therapie einer Septikämie mit empfindlichen Erregern gut geeignet (Hodson 1974a; Saslaw 1973a; Kroker 2003e; Corvec 2002a; Trautmann 1987a; Gardner 1993a; Sumano 2004a). Bei septikämischen Patienten sollte das Antibiotikum nie oral appliziert werden, da die Aufnahme durch die nötigen Absorptionsschritte zu stark verzögert ist (Plumb 2002a). Eine Septikämie, welche durch gramnegative Bakterien verursacht wird, geht meist mit einer Endotoxämie durch freigesetzte Komponente der Bakterienwand wie LPS (Lipopolysacharide) einher. Betalaktamantibiotika, binden an Penicillin bindende Proteine PbP, wodurch eine Endotoxämie verstärkt wirkt. Bei der Bekämpfung septikämischer Infektionen verursacht durch gramnegative Bakterien, sind daher zusätzliche Massnahmen zur Behandlung der Endotoxämie erforderlich (Bentley 2002a).
 
Hautinfektionen, Pyodermien
Pyodermien beim Hund sind meist durch Staphylokokken, v.a. Staphylococcus intermedius bedingt (Frank 1993a; Medleau 1986a; Watts 1997b), oft sind sie sekundär zu einem primären Hautproblem. Die antimikrobielle Therapie der Pyodermie ist teilweise sehr wichtig um das primäre Problem erkennen und behandeln zu können (Frank 1993a).
 
Infektionen der Haut können oft mit Cephalosporinen der ersten Generation sehr gut behandelt werden (Neu 1982a; Nightingale 1975a; Frank 1993a; Angarano 1989a; Lentino 1984a; Rosser EJ Jr 1997a; Watts 1997b). Die Haut von Hunden mit Staphylokokken-Dermatitis weist oft ein alkalisches Milieu auf. Cefalotin und Cefazolin waren auch bei pH-Werten von 8,5 sehr gut wirksam gegenüber Staphylococcus intermedius, im Gegensatz zu vielen anderen Wirkstoffen, wie zum Beispiel Cefamandol oder Ampicillin, welche bei pH 7,2 zwar ebenfalls gut wirksam waren, nicht aber bei pH 8,5 (Watts 1997b). Bei Infektionen mit Enterobacteriaceae und/oder bei Mischinfektionen können Cephalosporine der dritten Generation gewählt werden (Neu 1982a; Thomson 2003a; Lentino 1984a; Gentry 1991a). Sie werden als eine sehr gute Alternative zu Aminoglykosiden betrachtet (Neu 1982a).
 
Bei Pyodermien ist eine genügend lange Therapiedauer von mindestens 3 Wochen (Frank 1993a; Angarano 1989a; Rosser EJ Jr 1997a; Demuth 2003a), in sehr hartnäckigen Fällen sogar von 6 - 8 Wochen nötig (Rosser EJ Jr 1997a).
 
Pneumonien
Häufig beteiligte Mikroorganismen bei Pneumonien sind Klebsiella pneumoniae, Stahpylococcus aureus und Streptococcus spp.. Cephalosporine der ersten Generation sind hier das Mittel der Wahl (Wise 1978a; Neu 1982a; Corvec 2002a; Correa Lima 1974a; Fee WH Jr 1975a; Demuth 2003a; Wiesner 1972a). Bei einer Beteiligung von Haemophilus influenzae sollen Cephalosporine der zweiten (Goldberg 1987a; Molavi 1991a; Correa Lima 1974a; Fee WH Jr 1975a) oder der dritten (Drusano 1997a; Molavi 1991a) Generation benützt werden.
 
Bei nosokomialen Pneumonien sind häufig zusätzlich Pseudomonas aeruginosa, E. coli und Enterobacter spp. beteiligt, was in diesen Fällen den Einsatz eines Cephalosporins der zweiten bis vierten Generation (Molavi 1991a; Kroker 2003e; Ambrose 2002a; Boothe 1990e; Yoshimura 2002a; Thomson 2003a; Blondeau 1999a) oder sogar eine Kombination von Cephalosporinen und Gentamicin sinnvoll macht (Barza 1977a; Nightingale 1975a).
 
Aus Lungen von Rindern mit Pneumonie wurden postmortem in 32,5% der akuten und in 36,5% der chronischen Fälle Anaerobier isoliert. Am häufigsten wurden Bacteroides, Peptococcus, Fusobacterium und Clostridium gefunden. Das Auftreten von Anaerobiern in den Lungen korrelierte signifikant mit dem Vorhandensein von E. coli und Corynebacterium pyogenes, was eine synergistische Interaktion vermuten lässt, wie sie zum Beispiel bei Corynebacterium pyogenes und Fusobacterium necrophorum gefunden wird. Vor allem bei der Beteiligung von Bacteroides fragilis und Clostridium perfringens können Resistenzen gegenüber Cephalosporinen auftreten (Shafii 1982a).
 
Infektionen der Harnwege
Cefalosporine sind aufgrund ihrer hohen Eliminationsrate über die Nieren sehr gut zur Behandlung von Harnwegsinfektionen geeignet. Bei einfachen (nicht-nosokomialen) Infektionen sind die Cefalosporine der ersten Generation oft gut wirksam (Demuth 2003a; Corvec 2002a; Ling 1983a). Hier gibt es jedoch kostengünstigere Alternativen (z.B. Ampicillin) (Wise 1978a; Ponticelli 1974a). In komplizierten Fällen, zum Beispiel im Zusammenhang mit Blasenkarzinomen oder Pyelonephritis, ist eine Therapie mit Cephalosporinen sehr gut geeignet (Ponticelli 1974a; Hodson 1974a; Wise 1974a; Nightingale 1975a). In jedem Fall gilt auch hier, das Antibiotikum erst nach einem Antibiogramm einzusetzen (Wise 1978a). Bei nosokomialen Infektionen der Harnwege sind oft Cephalosporine der dritten Generation indiziert (Molavi 1991a; Neu 1982a; Blondeau 1999a; Thomson 2003a; Hornish 2002a; Gentry 1991a; Talon 1997a). Bei gleichzeitiger Prostatitis sind Cephalosporine weniger gut geeignet, weil die Penetration in dieses Gewebe schlecht ist (Neu 1982a). Eine Ausnahme ist Cefacetril, das therapeutischen Konzentrationen im Prostatagewebe erreicht. Es wird deshalb bei rezidivierenden Harnwegsinfektionen als Beigleiterscheinung von entzündlichen Veränderungen der Prostata eingesetzt (Adam 1978a).
 
Osteomyelitis, Arthritis
Die sehr gute Penetration sowohl ins Knochengwebe wie auch in die Synovia machen Cephalosporine zu einer sehr wertvollen Wirkstoffgruppe in der Behandlung von Osteomyelitis und Arthritis (Schurman 1976a; Neu 1982a; Hierholzer 1974a; Correa Lima 1974a; Brown 1991e). Die Cephalosporine der ersten Generation sind in vielen Fällen vorzuziehen (Neu 1982a).
 
Prophylaxe postoperativer Infektionen
Oft werden Cephalosporine prophylaktisch eingesetzt, zum Beispiel bei Operationen an den Herzklappen, beim Einsetzen von Herzschrittmachern, sowie beim Einsetzen von orthopädischen Prothesen und Osteosynthesen (Barza 1977a; Effler 1982a; Bryant 1982a). Da bei diesen Operationen die möglichen Infektionen fast ausschliesslich durch Staphylokokken verursacht werden, sind Cephalosporine der ersten Generation zur Prophylaxe bestens geeignet (Effler 1982a; Goldberg 1987a; Richardson 1992b; Morgan 2000a; Papich 1984a).
 
Cephalosporine der zweiten und dritten Generation sind nur bei Operationen am Magen-Darmtrakt, Kolorektalchirurgie, sowie anderen chirurgischen Eingriffen, bei denen mit Komplikationen durch anaerobe Erreger gerechnet werden muss, anzuwenden (Molavi 1991a; Neu 1982a; Brook 1993a; Panichi 1982a; Gentry 1991a).
 
Für den korrekten prophylaktischen Einsatz müssen die Cephalosporine präoperativ appliziert werden, damit zum Zeitpunkt der Operation die Gewebekonzentration hoch ist (Nightingale 1975a; Bryant 1982a; Panichi 1982a). Postoperativ eingesetzte Antibiotika sind gemäss einer Publikation wertlos, weil die einmalige präoperative Antibiotika-Applikation gleich effektiv war, wie eine präoperative mit einer zusätzlichen postoperativen Therapie. Nach Operationen am offenen Herzen wird eine Fortsetzung der Antibiotkum-Therapie während 5 Tagen als sinnvoll betrachtet. Der Vorteil der postoperativen Therapie liegt in der Elimination von Infektionserregern, der Nachteil ist die mögliche Wachstumsförderung von resistenten Bakterien und Pilzen, was wiederum zu Komplikationen Anlass geben kann. Es ist daher wichtig, dass das gewählte Antibiotikum das Spektrum der möglichen Kontaminationskeime gut abdeckt und schnell wirkt, damit die Behandlungsdauer möglichst kurz bleibt (Effler 1982a).
 
Infektionen des Abdomens
Peritoneale Infektionen nach Darmperforationen oder Operationen im Bereich des Gastrointestinaltraktes werden meist durch eine aerob-anaerobe Mischflora verursacht (Neu 1982a). Cephalosporine der dritten Generation können hier (Molavi 1991a; Lamb 2002a) als Alternative zur bewährten Gentamicin-Clindamycin-Kombination eingesetzt werden (Neu 1982a).
 
Infektionen der Gallengänge
Infektionen der Gallengänge können ebenfalls gut mit Cephalosporinen behandelt werden (Barza 1977a; Boothe 1990e), ausser bei Beteiligung von Enterokokken. In solchen Fällen ist Ampicillin in Kombination mit einem Aminoglykosid besser geeignet (Barza 1977a). Eine wichtige Voraussetzung ist, dass keine Gallengangsobstruktion vorliegt, weil in diesem Fall die Konzentration von Cephalosporinen stark herabgesetzt ist (Molavi 1991a; Goldberg 1987a).
 
Mastitis
Die häufigsten Infektionserreger bei Mastitiden der Kühe sind Streptokokken, insbesondere Strept. uberis, Strept. dysgalactiae und Strept. agalactiae, Staphylokokken inklusive Staph. aureus, E. coli, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa. Cefapirin, Cefazolin und Cefalexin sind gegen alle erwähnten Erreger ausser P. aeruginosa gut wirksam. Cefquinom weist auch gegen P. aeruginosa eine gute in-vitro-Aktivität auf, die klinisch noch bestätigt werden muss (Guerin-Faublee 2003a). Cefapirin, Cefazolin, Cefalexin, Cefacetril, Cefoperazon, Cefalotin und Cefquinom können zur intramammären Therapie von Mastitiden angewendet werden (Demuth 2003a; Sobiraj 1997a; Sol 2000a; Thomson 2003a; EMEA 1996e; EMEA 1999j). Die Wirkstoffe Cefapirin (Thomson 2003a), Cefalexin (EMEA 1999j) und Cefazolin (EMEA 1996e) sind auch in Produkten zum Trockenstellen der Kühe am Ende der Laktation erhältlich. Ceftriaxon kann bei Ziegen mit Mastitis zur parenteralen Begleittherapie verwendet werden (Ismail 2005a).
 
Meningitis
Einige Cephalosporine der dritten, nicht aber der ersten oder zweiten Generation, können zur Therapie von Meningitiden eingesetzt werden (Molavi 1991a; Graninger 1983a; Neu 1982a; Neu 1987b; Gardner 1993a). Vor allem Cefotaxim (Cherubin 1982a) und Ceftriaxon werden oft für diese Indikation verwendet (Lamb 2002a; Ringger 1998a). Eine wichtige Ausnahme ist Cefoperazon, welches in der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) keine bakteriziden Konzentrationen erreicht und deshalb nicht zur Therapie von Meningitis verwendet werden sollte, obwohl es ebenfalls zur dritten Generation gehört (Tartaglione 1989a). Bei Meningitiden, die durch noch nicht identifizierte gramnegative Stäbchen verursacht werden, sind Cephalosporine der dritten Generation die Therapie der Wahl (Williams 1988b; Neu 1987b).
 
Eine Pseudomonaden-Meningitis soll nicht mit Cephalosporinen behandelt werden, sondern durch intrathekale bzw. intraventrikuläre Aminoglykosid-Applikation (Neu 1982a).
 
Die Penetration von Cephalosporinen in die Cerebrospinalflüssigkeit hängt von der Lipidlöslichkeit, der Molekulargrösse, den Effluxpumpen in den Kapillaren und im Plexus choroideus, der Proteinbindung und vom Grad der Entzündung ab (Andes 1998a). Ganz wichtig ist in jedem Fall zu berücksichtigen, dass mit dem Abklingen der Entzündung die Durchgängigkeit der Blut-Hirnschranke für das Antibiotikum sehr schnell abnimmt (Graninger 1983a).
 
Die MIC einer bestimmten Bakterienart in-vitro ist nicht gleich, wie diejenige in der CSF, dies liegt anscheinend daran, dass sich die Bakterien in der CSF weniger schnell vermehren und deshalb die bakterizide Wirkung der Betalaktamantibiotika kleiner ist (Andes 1998a). Die Zeitdauer, während der die Antibiotikakonzentration in der CSF die minimale bakterizide (MIC) bzw. die minimale bakteriostatische Konzentration (MBC) überschreitet, ist bei Betalaktamantibiotika ein wichtiges Mass für die Aktivität. Wenn die CSF-Konzentration von Ceftriaxon während 75 - 100% des Dosierungsintervalles über der MBC lagen, entwickelte es die maximale bakterizide Wirkung. Die Konzentration sollte deshalb während mindestens des halben Dosierungsintervalles über der MBC liegen. Wichtig für einen guten therapeutischen Erfolg ist zudem die Therapiedauer. Bei Kaninchen mit experimenteller Meningitis, die täglich 400 mg Ceftriaxon erhielten, starben bei einer Therapiedauer von 24 h 25%, bei 72 h hingegen 0% (Andes 1998a)
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