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Eigenschaften

Valnemulin wirkt primär bakteriostatisch (Burch 2004b). Eine bakterizide Wirkung ist ab einer Konzentration, welche 10-mal die MIC beträgt möglich. Der Wirkstoff ist ein potenter Proteinsynthesehemmer in Bakterien. In höheren Konzentrationen wird zusätzlich die RNA-Synthese gehemmt (EMEA 2008b).
 

Wirkungsort und -mechanismus

Die Pleuromutilin-Antibiotika-Derivate Valnemulin und Tiamulin hemmen die Proteinsynthese durch Bindung an die 50S-Ribosomenuntereinheit von Bakterien (Giguère 2006a). Diese Wirkstoffe sind starke Hemmer der Peptidyltransferase und interagieren mit der Domäne V der 23S RNA. Die betroffenen Nukleotiden befinden sich alle im oder in der Nähe des Peptidyltransferase-Zentrums, wo auch andere Antibiotika wie z.B. die Makrolide Erythromycin und Carbomycin binden. Poulsen et al. berichten, dass Valnemulin in der Peptidyltransferase-Tasche der Ribosomen mit der rRNA interagiert und somit das richtige Positionieren der CCA-Enden auf der tRNA für die Peptidübertragung verhindert. Bei Konzentrationen über 5 bzw. 20 µM hemmen Valnemulin und Tiamulin die Peptidyltransferase-Reaktion vollständig und sind somit starke Hemmer (Poulsen 2001a). Für weitere Informationen siehe auch unter Tiamulin.
 
Bei Mykoplasmen scheint die Wirkung über den gleichen ribosomalen Mechanismus wie bei Bakterien zu funktionieren (EMEA 2008b).
 

Wirkspektrum

Chemische Veränderungen in der Struktur des natürlich vorkommenden Pleuromutilins (Giguère 2006a) ermöglichen die Bildung von Derivaten mit deutlich verbesserter Wirkung gegenüber Bakterien und Mykoplasmen (Egger 1976b).
 
Valnemulin ist wirksam gegen grampositive Bakterien, inklusive Staphylococcus spp., A. pyogenes sowie gewisse Streptococci (Gray 2000b; Giguère 2006a) und besitzt eine hervorragende Wirkung gegen anaerobe Bakterien (Giguère 2006a) und Mykoplasmen (EMEA 2008b; Giguère 2006a; Demuth 2008a), u.a. Mycoplasma hyopneumoniae (Burch 2004a). Die antibiotische Wirkung gegen anaerobe Bakterien und Mykoplasmen ist grösser als diejenige der Makrolid-Antibiotika (Giguère 2006a). Der Wirkstoff wirkt auch gegen Spirochaeten wie z.B. Brachyspira hyodysenteriae (Gray 2000b; Demuth 2008a; Burch 2004a) und Brachyspira pilosicoli (Ripley 1998a; Burch 2004a) sowie Chlamydien (EMEA 2008b). Gegen Enterobacteriaceae wie Salmonella spp. sowie Escherichia coli ist der Wirkstoff nur schwach wirksam (EMEA 2008b; Demuth 2008a).
 
Bei Schweinen ist der Wirkstoff wirksam gegen verschiedene Bakterien, inklusive Erreger von Erkrankungen des Darm- und Respirationstraktes (Demuth 2008a). Valnemulin ist in-vitro ungefähr 2-mal wirksamer als Tiamulin gegen Bakterien und über 30-mal wirksamer gegen Schweinemykoplasmen (Aitken 1999a). Die in-vitro Aktivität des Valnemulins gegen Stämme von M. hyopneumoniae sowie M. hyosynoviae ist deutlich höher als diejenige von Tiamulin, Tylosin, Oxytetracyclin sowie Enrofloxacin (Hannan 1997b) und sie ist ausgezeichnet gegen porcine Mykoplasmen (Drews 1975a; Goodwin 1985a), u.a. Mycoplasma hyopneumoniae (Windsor 1996a).
 

MIC

In einer Studien wurden 108 Feldisolate von B. hyodysenteriae, welche zwischen 2000 und 2007 in Spanien gewonnen wurden, untersucht. Ungefähr 13 der Isolate (29,6%) wies eine MIC unter 0,016 µg/ml auf, während die Werte bei einem anderen Drittel (34,25%) zwischen 0,125 und 0,5 µg/ml lagen. Sowohl die MIC50- als auch die MIC90-Werte von Valnemulin stiegen zwischen 2006 und 2007 an (Hidalgo 2008a).
 

Übersicht über MIC50- und MIC90-Werte verschiedener Bakterien und Mykoplasmen:

KeimMIC50 [µg/ml]MIC90 [µg/ml]Referenz
Actinobacillus pleuropneumoniae16-(Aitken 1996a)
A. pleuropneumoniae1632(Aitken 1999a)
Brachyspira hyodysenteriae0,1-(Aitken 1996a)
B. hyodysenteriae0,14(Aitken 1999a)
B. hyodysenteriae0,0310,5(Karlsson 2002a)
B. hyodysenteriae0,52(Rohde 2004a)
B. hyodysenteriaeca. 0,2ca. 1(EMEA 2008b)
B. pilosicoli0,018-(Ripley 1998a)
B. pilosicolica. 0,015ca. 0,015(EMEA 2008b)
B. pilosicoli≤ 0,25≤ 2,0(EMEA 2008b)
B. pilosicoli (England)0,018-(Burch 2004a)
B. pilosicoli (Nordamerika)0,060,5(Burch 2004a)
Mycoplasma hyopneumoniae≤ 0,01250,05(Inamoto 1994a)
M. hyopneumoniae0,00050,001(Windsor 1996a)
M. hyopneumoniae0,0024-(Aitken 1996a)
M. hyopneumoniae0,00050,0005(Hannan 1997b)
M. hyopneumoniae0,00240,0049(Aitken 1999a)
M. hyopneumoniae0,0390,078(Aitken 1999a)
M. hyopneumoniae0,050,05(Burch 2004b)
M. hyopneumoniae0,0060,048(Burch 2004b)
M. hyopneumoniae-0,0049(Burch 2004b)
M. hyopneumoniaeca. 0,00250,01(EMEA 2008b)
Streptococcus suis (Typ II)2-(Aitken 1996a)
Strep. suis (Typ II)12(Aitken 1999a)
 
"-" : Keine Daten verfügbar
 
Die MICs von Valnemulin gegen Brachyspira hyodysenteriae nahmen von 1989 bis 2002 signifikant zu (Rohde 2004a).
 

MIC empfindlicher Bakterien und Mykoplasmen:

KeimeMIC [µg/ml]Referenz
Brachyspira hyodysenteriae2 - 32(Moller 1996a)
B. hyodysenteriae≤ 0,016 - 0,063(Karlsson 2001a)
B. hyodysenteriae≤ 0,031(Lobová 2004a)
B. pilosicoli0,5 - 4(Pringle 2006a)
Campylobacter jejuni0,25 - 2(EMEA 2008b)
Chlamydia spp.0,008 - 0,03(EMEA 2008b)
Haemophilus parasuis0,25(EMEA 2008b)
Lawsonia intracellularis (intrazellulär)< 2(McOrist 1998a)
Mycoplasma flocculare0,015(EMEA 2008b)
M. gallisepticum< 0,008 - 0,032(Jordan 1998a)
M. hyopneumoniae0,0025(Moller 1996a)
M. hyosynoviae0,0001 - 0,0005(Windsor 1996a)
M. hyosynoviae0,0001 - 0,00025(Hannan 1997b; EMEA 2008b)
Pasteurella multocida2 - 16(EMEA 2008b)
Staphylococcus aureus0,125(Lobová 2004a)
Streptococcus pneumoniae0,25(Lobová 2004a)
 

Resistenzen

Wie bei den Makroliden, entsteht eine Pleuromutilin-Resistenz durch chromosomale Mutation. Diese Resistenz tritt bei in-vitro Aussetzung der Bakterien mit dem Wirkstoff relativ langsam und schrittweise auf (Giguère 2006a). Valnemulin induziert keine signifikante Resistenz bei Mycoplasma hyopneumoniae (Inamoto 1994a).
 
In einer Studie wurde gezeigt, dass ein Escherichia coli L3-Mutant eine Tiamulin- und Pleuromutilin-Resistenz entwickelt, ohne gegen Valnemulin resistent zu werden. Dies deutet darauf hin, dass Valnemulin eher in der Lage ist, einer geänderten rRNA-Bindungsfläche um den Mutilinkern zu widerstehen. Wahrscheinlich ist dies durch die zusätzlichen Interaktionen zwischen der Valnemulin-Seitenketten-Verlängerung und der rRNA-Bindungsstelle bedingt. Die Informationen weisen darauf hin, dass Pleuromutiline mit vergrösserter antibiotischen Wirksamkeit durch Maximierung der Anzahl an Interaktionen zwischen der Seintenkette und der Peptidyltransferase-Tasche erreicht werden können (Long 2006a). Für weitere Informationen siehe auch unter Tiamulin.
 
Aus folgenden Gründen wurde die Relevanz der Resistenzen gegen Valnemulin durch die EMEA als gering eingestuft (EMEA 2008b):
 
1.Enges antibakterielles Spektrum. Valnemulin ist gegen Enterobacteriaceae allgemein nicht wirksam.
2.Keine Anwendung in der Humanmedizin.
3.Die Resistenz ist kein einstufiger Prozess; langsame Entwicklung sowie in-vitro schwer induzierbar.
4.Der bakterielle Metabolismus beruht fast ausschliesslich auf Oxidation durch Cytochrom P450, welcher nicht plasmid-kodiert ist.
5.Das nahe verwandte Tiamulin induziert keine Resistenz bei intestinalen coliformen Bakterien. Die Prävalenz der Tiamulin-Resistenz ist nach 20 Jahren Anwendung immer noch sehr tief.
 
Als Widerspruch zu den oben erwähnten Fakten wurde im Jahr 2006 zum ersten Mal ein Gen beschrieben, das Cfr-Gen, welches übertragbare Pleuromutilin- und Oxazolidinon-Resistenz verleiht (Long 2006b).
 

Wirksamkeit

Kalb

Kälber erhielten über 21 Tage morgens und abends 10 ml/kg KGW einer 0,05% Valnemulin-haltigen Milch. Eine weitere Gruppe blieb unbehandelt. Die mit Valnemulin therapierten Tiere hatten eine schnellere Gewichtszunahme, weniger Fälle von Mykoplasmen-Infektionen, weniger respiratorische Symptome und benötigten weniger Behandlungen mit Antibiotika als die Kontrollgruppe. Der Wirkstoff war wirksam zur Kontrolle von M. bovis-Infektionen unter Feldbedingungen (Stipkovits 2001b).
 
In einer anderen Studie wurden Kälber experimentell mit M. bovis infiziert. 10 Tage nach der Infektion erhielt eine erste Gruppe via Milchaustauscher 5 mg Enrofloxacin/kg/Tag, eine zweite 10 mg Valnemulin/kg/Tag und eine dritte blieb unbehandelt. Die Behandlungsdauer betrug 10 Tage. Danach wurden alle Kälber geschlachtet. Beide Antibiotika ergaben sowohl eine klinische als auch histologische Heilung; bakteriologisch hingegen konnten weiterhin Mykoplasmen isoliert werden, jedoch weniger bei Valnemulin als bei Enrofloxacin. Die Besserung der klinischen Symptome trat bereits nach 4 - 6 Tage nach Beginn der Behandlung auf (Stipkovits 2005a).
 

Schwein

In einer Studie wurden 5 - 6 Wochen alte Schweine experimentell mit Mycoplasma hyopneumoniae, Pasteurella multocida und Actinobacillus pleuropneumoniae infiziert. Am 1. Tag des Versuches wurden sie mit Mycoplasma hyopneumoniae, am 8. Tag mit Pasteurella multocida (Serotyp A) und am 15. Tag mit Actinobacillus pleuropneumoniae (Serotyp 2) infiziert. Die medikamentöse Behandlung (im Futter) begann am 9. Tag und dauerte 12 aufeinanderfolgende Tage; die Tiere wurden dann euthanasiert und sowohl makroskopisch, als auch histologisch und pathologisch bezüglich Läsionen und Vorhandensein von Mykoplasmen und Bakterien in den Lungen untersucht. Das beste Resultat ergab die Behandlung mit der Kombination Valnemulin/Chlortetracyclin, gefolgt von Tiamulin/Chlortetracyclin, Tilmicosin, Chlortetracyclin/Procainpenicillin/Sulfadimidin und schliesslich Lincomycin/Chlortetracyclin (Stipkovits 2001a).
 

Enzootische Pneumonie

In einer Studie zum metaphylaktischen Einsatz wurde Valnemulin an Ferkeln verabreicht. Die Tiere wurden intratracheal mit M. hyopneumoniae 3 Tage vor Beginn der Behandlung infiziert. Neben der infizierten/medizierten Gruppe gab es eine infizierte/nicht-medizierte und eine nicht-infizierte/nicht-medizierte Gruppe. 10 Schweine erhielten 200 mg Valnemulin/kg Futter für 10 Tage. Symptome am Respirationstrakt traten am 13. Tag auf und wurden der M. hyopnemuomiae-Infektion zugeschrieben. Das mittlere Gewicht der Valnemulin Gruppe war nahe von dem der Kontrollgruppe und keine M. hyopneumoniae konnten von den Lungen isoliert werden. Allerdings waren Läsionen, welche auf eine enzootische Pneumonie deuten konnten, vorhanden. Diese Studie zeigte, dass obwohl Valnemulin in einer Konzentration von 200 mg/kg Futter gegen M. hyopneumonie aktiv ist, die klinischen Zeichen der enzootischen Pneumonie nicht vollständig verhindert werden konnten (EMEA 2008b).
 
In einer zweiten Studie erhielten Schweine an 2 aufeinanderfolgenden Tagen intranasal M. hyopneumoniae. Eine Gruppe wurde mit Tiamulin (10 mg/kg KGW) und 4 Gruppen mit Valnemulin (2,5, 5, 7,5 und 10 mg/kg KGW) behandelt. Eine Gruppe wurde infiziert aber nicht mediziert. Die Schweine wurden ab dem ersten Tag über eine Magensonde behandelt und am 18. Tag geschlachtet. Dosen von 7,5 sowie 10 mg Valnemulin/kg KGW reduzierten signifikant die Lungenläsionen im Vergleich zur nicht-medizierten Kontrollgruppe. Daraus kann man schliessen, dass gegen enzootische Pneumonie mit 7,5 und 10 mg/kg KGW bereits ein wirksamer Valnemulin-Spiegel erreicht wird, welcher aber für die Eliminierung von M. hyopneumoniae (und anderen Infektionserregern des Respirationstraktes) nicht reicht (EMEA 2008b).
 
In einer dritten Studie wurden Schweine intranasal an 2 aufeinanderfolgenden Tagen mit M. hyopneumoniae infiziert. 2 Gruppen erhielten 11,1 sowie 23 mg Tiamulin/kg KGW. 4 Gruppen erhielten Valnemulin in folgenden Konzentrationen: 5,6, 11,2, 16,9 und 22,7 mg/kg KGW (entsprechend 100, 200, 300 und 400 mg/kg Futter). Eine Kontrollgruppe wurde infiziert aber blieb unbehandelt. Das medizierte Futter wurde ab dem ersten Tag der Infektion bis zur Schlachtung am 18. Tag 2-mal täglich verabreicht. Die Studie zeigte, dass mit 200 mg/kg Futter Valnemulin die Lungenläsionen reduziert werden, dass mit 300 mg/kg Futter zusätzlich die Besiedlung durch M. hyopneumoniae verunmöglicht wird und dass mit 400 mg/kg Futter sogar die Bildung von Läsionen verhindert wird (EMEA 2008b).
 
An Schweinen wurde intranasal an 2 aufeinanderfolgenden Tagen M. hyopneumoniae inokuliert. Die Behandlung begann 7 Tage nach der Infektion. Eine Gruppe erhielt Tiamulin (800 mg/kg Futter) und eine andere Lincomycin (220 mg/kg Futter). 3 Gruppen erhielten Valnemulin (200, 400 und 800 mg/kg Futter). Eine Kontrollgruppe wurde infiziert aber blieb unbehandelt. Die Schlachtung fand am 21. Tag statt, d.h. nach 14 Behandlungstagen. Die Lungenläsionen waren in allen mit Valnemulin behandelten Gruppen im Vergleich zu den Kontrollgruppen reduziert. Das Lungen/Körpergewicht-Verhältnis war in den Valnemulin Gruppen, welche 400 und 800 mg/kg Futter erhielten signifikant reduziert. Obwohl M. hyopneumoniae aus keiner Gruppe eliminiert wurde, wies die Gruppe, welche 800 mg Valnemulin/kg Futter erhielt, signifikant weniger Läsionen im Vergleich zu den Kontrollgruppen auf (EMEA 2008b).
 
Verschiedene Feldstudien haben gezeigt, dass Valnemulin in einer Konzentration von 200 ppm (10 - 12 mg/kg KGW) für bis zu 4 Wochen verabreicht eine Reduktion der Lungenläsionen bewirkt, und dass dies zu einer Abnahme der klinischen Symptomen sowie zur Verbesserung der Wachstumsraten führt. Die Anwendung des Valnemulins zur Behandlung und zur Kontrolle der enzootischen Pneumonie führte in verschiedenen Versuchen zu einer Zunahme der Wachstumsrate von 6 - 13%, zu einer Verbesserung der Futterverwertung und zu einer Abnahme der Lungenläsionen von ungefähr 40%. Der Schweregrad der Läsionen war auch reduziert. Die Dosen, bei denen diese Resultate auftraten, variierten zwischen 425 mg/kg Futter (12,5 mg/kg KGW) und 250 mg/kg Futter (8 - 9 mg/kg KGW) (EMEA 2008b).
 

Schweinedysenterie

An mit Brachyspira hyodysenteriae-infizierten Schweinen wurde 50, 75, 100 und 150 mg Valnemulin/kg Futter verabreicht. Eine andere Gruppe erhielt Tiamulin (100 mg/kg Futter) als positive Kontrolle und nicht behandelte Tiere dienten als negative Kontrolle. Das medizierte Futter wurde für 10 Tage verabreicht, danach wurde gewöhnliches Futter für 14 Tage vor dem Schlachten verabreicht. Die Resultate zeigten, dass die Schweinedysenterie bei den mit 100 und 150 mg/kg Futter medizierten Gruppen innerhalb von 4 bzw. 5 Tage eliminiert wurde. Brachyspira hyodysenteriae war bei diesen Schweinen post-mortem nicht nachweisbar. Die Behandlung der Schweinedysenterie mit 75 mg Valnemulin/kg Futter war was die klinischen Symptome anbelangt auch die erfolgreichste, allerdings wurden bei einem Tier in der post-mortem Untersuchung noch Spirochaeten gefunden (EMEA 2008b).
 
In zwei weiteren Studien wurde mediziertes Futter für 18 - 19 Tage (bis Schlachtung) nach einer Infektion mit B. hyodysenteriae verabreicht. In der 1. Studie wurden 20, 30 sowie 40 mg Valnemulin/kg Futter verabreicht und in der 2. Studie 5, 10 und 20 mg/kg Futter. In beiden Studien gab es eine positive (30 mg Tiamulin/kg Futter) sowie eine negative (nicht-medizierte) Kontrollgruppe. In der 1. Studie wurden in den Gruppen, die 20 und 40 mg Valnemulin/kg Futter erhielten, keine klinische Symptome der Schweinedysenterie beobachtet. Hingegen trat in der Gruppe, die 30 mg/kg Futter erhielt, eine Erkrankung auf, welche allerdings einer interkurrenten Erkrankung (möglicherweise Ödemkrankheit, da B. hyodysenteriae nicht isoliert wurde) zugeordnet wurde. In dieser Gruppe traten Erytheme in der perianalen Gegend auf, welche wahrscheinlich durch das Valnemulin verursacht wurden. In der 2. Studie wurde die Infektion in den Gruppen, welche 10 und 20 mg/kg Valnemulin/kg Futter erhielten verhindert, aber nicht in der Gruppe, welche 5 mg/kg Futter erhielt. Dies bestätigt, dass Valnemulin zur Prophylaxe der Schweinedysenterie wirksam ist, wenn es mit dem Futter in Konzentrationen von 10 mg/kg Futter oder höher verabreicht wird (EMEA 2008b).
 

Porcine proliferative Enteropathie (Ileitis)

In einer Lawsonia intracellularis Prophylaxe-Studie erhielten Schweine Valnemulin in einer Konzentration von 25, 37,5 und 50 ppm. Die positive Kontrolle wurde mit Tylosin (110 ppm) durchgeführt. Das medizierte Futter wurde 5 Tage vor der Infektion begonnen und für weitere 21 Tage nach der Infektion fortgesetzt. Die Schweine wurden an 2 aufeinanderfolgenden Tagen mit einem Schleimhauthomogenat von einem erkrankten Schwein infiziert; danach wurden Mortalität, Anzahl Tiere mit Durchfall und Wachstumsrate untersucht. Bei den unbehandelten Tieren betrug die Mortalitätsrate 32%. Da dieses Modell einer sehr schweren Infektion entspricht, wiederspiegelt es eine Feldsituation nicht genau. Bei den behandelten Tieren gab es keine Todesfälle. Die Anzahl der Tiere mit Durchfall war reduziert und die Wachstumsrate drastisch erhöht. Die Resultate in der Gruppe, welche 50 ppm Valnemulin erhielt war signifikant besser als die Tylosin-Gruppe, wohingegen die Gruppe mit 25 ppm Valnemulin derjenigen der positiven Kontrollgruppe entsprach (Burch 2004a).
 
In einer weiteren Studie aus Dänemark mit an Ileitis erkrankten Schweinen (Feldstudie) wurde Valnemulin, sobald 20% der Tiere leicht bis mittelgradigen Durchfall aufwiesen, in einer Konzentration von 75 ppm für 10 Tage verabreicht und eine weitere Gruppe blieb unbehandelt. Die Schweine wurden für weitere 10 Tage beobachtet. Die klinische Antwort war gut und die Anzahl Tiere mit Durchfall nahm bei den Valnemulin behandelten Tieren ab, hingegen stieg die Anzahl bei den unbehandelten Tieren an. Die Gewichtszunahme war wesentlich verbessert in der mit Valnemulin behandelten Gruppe. In den USA wurde eine Studie mit Schweinen, die eine akute Ileitis aufwiesen, durchgeführt. Eine Gruppe erhielt eine Valnemulin-Konzentration von 75 ppm über das Futter für 10 Tage und die übrigen Tiere waren in der Kontrollgruppe (unbehandelt). Der Versuch dauerte 28 Tage. Die Mortalität war in der medizierten Gruppe reduziert und der Durchfall nahm in der behandelten Gruppe am 10. Tag stärker ab als in der unbehandelten Gruppe (Burch 2004a).
 
Schweine wurden p.o. mit Lawsonia intracellularis infiziert. In einer ersten Präventionsstudie erhielten die Tiere über das Futter 25, 37,5 und 50 ppm Valnemulin 2 Tage vor der Infektion und in einer therapeutischen Studie Konzentrationen von 75 und 125 ppm 7 Tage nach der Infektion bis zum 21. Tag. Die Schweine wurden dann seziert und die Därme auf makroskopische und histopathologische Läsionen untersucht. Es kam zu einer merklichen Verbesserung der Wachstums- sowie Futterverwertungseffizienz; dies auch bei der Dosis von 25 ppm. Bei allen Dosen waren die makroskopisch sichtbaren Läsionen reduziert. Im ersten Teil der Studie, mit einer Dosis von 50 ppm, wurden diese Läsionen vollständig verhindert und ab einer Dosis von 75 ppm sogar geheilt. Histopathologische Läsionen konnten bei 50 ppm noch gesehen werden; diese waren aber bei 75 ppm eliminiert (McOrist 1998a).
 
In England wurden 2 ausschlaggebende Studien anhand von je 3 Gruppen durchgeführt: eine nicht-infizierte, unbehandelte Gruppe, eine infizierte, mit Tiamulin behandelte Gruppe und eine infizierte, mit Valnemulin 75 oder 125 mg/kg Futter (entsprechen 3,75 oder 25 mg Valnemulin/kg KGW/Tag) behandelte Gruppe. In der 1. Studie entwickelten 3 der infizierten, unbehandelten Schweine einen mittelgradigen bis schweren Durchfall 2 Wochen nach der Infektion. Keines der anderen Schweine entwickelte Durchfall oder irgend welche abnormalen klinischen Zeichen. In der 2. Studie nahmen alle Tiere im Vergleich zu den infizierten/unbehandelten Schweinen signifikant an Gewicht zu und es gab keine Unterschiede zwischen den infizierten, Valnemulin-behandelten Schweinen und den nicht-infizierten, unbehandelten Tieren. In der 1. Studie erbrachte Tiamulin eine bessere Leistung als das Valnemulin, was darauf hindeutet, dass die Valnemulin-Dosis möglicherweise zu tief war (EMEA 2008b).
 

Porcine intestinale Spirochätose (Colitis)

In England (2000) wurde eine Studie mit 3 Tiergruppen durchgeführt: eine Gruppe bestand aus nicht infizierten/nicht behandelten Schweinen, eine weitere aus infizierten/unbehandelten Tieren und die letzte aus infizierten/behandelten Schweinen. Die Dosis betrug 25 mg/kg Futter. 1,25 mg Valnemulin/kg KGW/Tag haben die Schweine, bei einer Verabreichung 2 Tage vor der Ansteckung mit Brachyspira pilosicoli, von einer Infektion geschützt. Die Medikation reduzierte den Schweregrad der klinischen Symptome um 65% und die Ausscheidung um 97%. Die Tageszunahme sowie die Futterverwertungseffizienz wurden um 30% bzw. 18% erhöht. Die Autoren nahmen deshalb an, dass Valnemulin, in den empfohlenen Dosierungen, die klinischen Symptome der porcinen intestinalen Spirochaetose verhindern kann. Der Wirkstoff ist in der Lage, B. pilosicoli aus den Fäzes infizierter Schweine zu eliminieren und die Bildung von Läsionen sowie die Besiedlung der Dickdarmmukosa durch den Erreger zu verhindern (EMEA 2008b).
 
In einer anderen Studie wurden Schweine mit B. pilosicoli infiziert. Am 13. Tag nach der Inokulation erhielt eine Gruppe mediziertes Futter mit einer Valnemulin-Konzentration von 25 ppm und die anderen Schweine blieben unbehandelt. Am 27. Tag wiesen in der behandelten Gruppe weniger Tiere Durchfall und histopathologische Läsionen im Kolon auf als die unbehandelten Tieren. Die am 27. Tag beobachteten Läsionen deuteten darauf hin, dass die meisten Schweine sich von der akuten Infektion erholt hatten. Es waren keine grösseren Läsionen bei der Nekropsie oder bedeutende Unterschiede in der Wachstumsrate und Futterverwertung zu beobachten. Die gegebene Dosis reduzierte die klinischen Symptome der Colitis und eliminierte die Spirochäten (Burch 2004a).
 
In einer Feldstudie mit B. pilosicoli-infizierten Schweinen wurde einer Gruppe 25 ppm Valnemulin verabreicht und eine Gruppe blieb unbehandelt. Zu Beginn des Versuches wiesen gewisse Schweine bereits Durchfall auf (5%); bei den unbehandelten Tieren (30%) entwickelte er sich schnell, wobei die Inzidenz bei den behandelten Tieren tief blieb. Der Versuch dauerte 28 Tage. Eine gute Durchfall-Prophylaxe wurde in der mit Valnemulin behandelten Gruppe erreicht. Der Höchstwert schien ungefähr am 14. Tag bei den unbehandelten Tieren zu sein; danach kam es zur natürlichen Besserung bis zum 28. Tag (Burch 2004a).
 
Schweine wurden p.o. mit B. pilosicoli infiziert. Eine Gruppe wurde vor der Infektion mit einer Konzentration von 25 ppm Valnemulin über das Futter für 4 Tage behandelt, die andere Gruppe blieb unbehandelt. Beide Gruppen wurden am 14. Tag nach der Inokulation seziert. Bei der Kontrollgruppe wurden während den Versuchen leichtgradige klinische Symptome beobachtet, währenddem bei den behandelten Tieren keine Anzeichen von Infektion und keine Läsionen bei der Sektion festgestellt wurden (Ripley 1998a).
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