Metabolismus
Aminosteroide wie das Vecuronium enthalten eine Estergruppe (
Taylor 2001e) und werden unter anderem durch Esterhydrolyse abgebaut (
Starke 2005b). Aufgrund der höheren Lipidlöslichkeit tritt Vecuronium, verglichen mit
Pancuronium, schneller in Hepatozyten ein (
Erhardt 2004l), und ungefähr die Hälfte des Vecuroniums wird durch hepatische mikrosomale Enzyme abgebaut (
Caldwell 1994a).
In-vitro reduziert eine Hypothermie bei Ratten die hepatische Aufnahme von Vecuronium signifikant. Dadurch wird der Metabolismus und die biliäre Ausscheidung von Vecuronium vermindert. Dieser Vorgang ist jedoch reversibel (
Beaufort 2001a).
Es entstehen drei Hauptmetaboliten durch die Deazetylierung des Alkohols (
Hall 2001m); Vecuroniumbromid wird in die drei aktiven Metaboliten 3-Desacetyl-, 17-Desacetyl- und 3,17-Desacetyl-Vecuronium abgebaut (
Savage 1980a;
Khuenl-Brady 1992a). Es wird angenommen, dass Vecuronium zudem ähnlich metabolisiert wird wie
Pancuronium, nämlich zu 3-Hydroxy- und 3,17-Hydroxymetaboliten; es wurden jedoch nur geringe Mengen dieser Metaboliten nachgewiesen (
Jones 1985b).
Bei
in-vitro Versuchen mit Rattenlebern wurde ungefähr 40% des verabreichten Vecuroniumbromids unverändert mit der Galle ausgeschieden und weitere 50% wurden in Form des 3-Hydroxymetaboliten in der Galle nachgewiesen. Es wurden keine weiteren Metaboliten gefunden (
Bencini 1988a). Vecuronium ist als Muskelrelaxans 1,4-mal wirksamer als sein 3-Hydroxymetabolit, 24-mal wirksamer als der 17-Hydroxymetabolit und 72-mal wirksamer als der 3,17-Hydroxymetabolit. Ausserdem wurden in dieser Studie geringe blockierende Wirkungen der Metaboliten auf den Vagusnerv beobachtet. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass diese Metaboliten in genügender Menge gebildet werden, um eine Tachykardie oder eine neuromuskuläre Blockade auszulösen (
Marshall 1983a). Die therapeutische Bedeutung der Metaboliten wird deshalb als gering eingestuft (
Lagler 2008a).
Elimination
Vecuronium wird hepatisch und renal ausgeschieden (
Hall 2001m;
Martinez 2007a;
Jones 1985b). Ein Nierenversagen hat aber nur eine geringe Auswirkung auf die Clearance (
Hall 2001m;
Martinez 2007a). Die biliäre Ausscheidung beträgt ungefähr 50% einer verabreichten Dosis, schwere hepatische Erkrankungen können somit die Clearance stark reduzieren (
Duvaldestin 1978a;
Lebrault 1985a;
Bencini 1985b;
Caldwell 1994a;
Hall 2001m;
Martinez 2007a). Tiere mit hepatischen Erkrankungen können eine verlängerte Wirkungsdauer zeigen (
Martinez 2001a). Ein systemisches Entzündungsreaktionssyndrom (SIRS) mit einer Leberdysfunktion reduziert bei Ratten die Elimination von Vecuronium (
Blobner 1999a).
Bei Katzen wird Vecuronium zu 40% über die Galle und zu 15% über die Nieren ausgeschieden (
Bencini 1985a;
Paddleford 1992c;
Erhardt 2004l); ein akuter Ausfall der Nieren bewirkt jedoch keine Verlängerung der Wirkungsdauer von Vecuronium (
Booij 1982a).
Wirkungseintritt
Sensitivität verschiedener Muskelgruppen
Bei
Katzen ist die Sensitivität von Muskelfasern gegenüber Vecuronium abhängig von der Anzahl Acetylcholinrezeptoren im Muskelfaserquerschnitt (
Ibebunjo 1999a).
Bei
Ziegen tritt die Wirkung von Vecuronium (4 μg/kg i.v.) bei den Glottisabduktoren (4,6 min) und dem M. cricoarytenoideus dorsalis (5,6 min) schneller ein, als beim M. ulnaris lateralis (9,6 min) (
Ibebunjo 1994a).
Ein Versuch mit
Ratten zeigte, dass das Diaphragma weniger sensitiv auf eine Vecuronium-induzierte Blockade reagiert, als der M. tibialis anterior (
Itoh 2004a). Eine intratracheale Verabreichung von Vecuronium bei Ratten bewirkt einen schnelleren Wirkungseintritt (127 sec) als eine i.m. Verabreichung (267 sec), noch schneller erfolgt der Wirkungseintritt jedoch nach einer i.v. Verabreichung (18 sec) (
Sunaga 2006a).
Für weitere Informationen siehe auch unter
Tubocurarin.
Wirkungsdauer
Vecuronium besitzt eine kürzere Wirkungsdauer als
Pancuronium (
Hildebrand 1992a;
Hall 2001m) und ungefähr eine ähnliche Wirkungsdauer wie
Atracurium (
Martinez 2007a).
Bei
Ziegen ist die Wirkungsdauer von Vecuronium (4 μg/kg i.v.) bei den Glottisabduktoren (47,0 min) und dem M. cricoarytenoideus dorsalis (35,2 min) kürzer als beim M. ulnaris lateralis (71,73 min) (
Ibebunjo 1994a).
Nach einer Vecuroniumverabreichung erholt sich bei
Katzen zuerst die Stimmbandabdukktion und erst danach die protektive Funktion der laryngealen Glottisschliessmuskulatur (
Michalek-Sauberer 2000a).
Allgemein: | 30 min (Martinez 2007a) |
| 25 min (Martinez 2002a) |
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Hund: | 20 min (Hall 2001m) |
| 15 - 40 min (Erhardt 2004l) |
| nach i.v. 0,1 mg/kg: 25 min (Plumb 1991a) |
| 10 - 20 min (Paddleford 1992c) |
| nach i.v. 0,1 mg/kg: 25 - 30 min (Tennant 1999a) |
| nach i.v. 0,05 mg/kg: 16 - 19 min (Tennant 1999a) |
| nach i.v. 0,06 mg/kg: 19 min(Jones 1985a) |
| nach i.v. 0,1 mg/kg: 22 min (Jones 1985a) |
| nach i.v. 0,2 mg/kg: 39 min (Jones 1985a) |
| 15 - 42 min (Jones 1985a; Booij 1980b) |
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Katze: | 10 - 20 min (Paddleford 1992c) |
| 5 - 10 min (Erhardt 2004l) |
| nach i.v. 0,1 mg/kg: 25 - 30 min (Tennant 1999a) |
| nach i.v. 0,05 mg/kg: 16 -19 min (Tennant 1999a) |
| 5 - 9 min (Cullen 1996b; Durant 1980a) |
|
Pferd: | 20 - 40 min (Cullen 1996b) |
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Schaf: | 13,8 min (Cullen 1996b) |
| nach i.v. 25 μg/kg: 40 min (Clutton 1998a) |
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Schwein: | 5 - 20 min (Muir 1987d; Cullen 1996b) |
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Ratte: | 5,5 min (Booij 1985a) |
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Mensch: | 60 - 90 min (Taylor 2001e) |
| 20 - 30 min (Burgis 2002a) |
| nach i.v. 0,4 mg/kg (Dosis zur Intubation): 20 - 35 min (Starke 2005b) |
Eliminationshalbwertszeit
MRT (Mean residence time)
Verteilungsvolumen
Plasmaproteinbindung
Clearance