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Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)

Das GnRH nimmt eine Schlüsselposition bei der Regulation der Fortpflanzung sowohl beim männlichen, als auch beim weiblichen Tier ein. Es ist ein Dekapeptid, welches hauptsächlich im Nucleus arcuatus des Hypothalamus synthetisiert und in der Eminentia mediana gespeichert wird. Nach Stimulation wird GnRH freigesetzt und zum Hypophysenvorderlappen transportiert. Dort bewirkt es die Synthese der Gonadotropine LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikelstimulierendes Hormon). Die GnRH-Sekretion erfolgt pulsativ, abhängig vom Reproduktionsstadium, und bestimmt ihrerseits die Frequenz und Amplitude der LH- und FSH-Sekretion. Eine massive GnRH-Freisetzung erfolgt z.B. im Östrus, was den ovulationsauslösenden LH-Anstieg stimuliert. Bei Vorhandensein eines Gelbkörpers (Diöstrus oder Gravidität) wird die GnRH-Sekretion durch Progesteron gehemmt (Aurich 2002a). Bei männlichen Tieren stimuliert LH die Testosteronproduktion in den Leydigzellen, FSH kontrolliert die Spermienproduktion in den Sertolizellen (EMEA 2007d; Trasch 2008a).
 
GnRH-Analoga werden in der Tiermedizin entweder zur Stimulation oder zur Hemmung der LH- und FSH-Sekretion verwendet. Behandlungsziel ist immer eine Beeinflussung der Ovarien oder der Hoden. Einmalige Applikationen von GnRH lösen eine einmalige Sekretion von LH und FSH aus; Langzeitapplikationen von GnRH bzw. GnRH-Analoga führen zu einer Desensibilisierung und Downregulation der GnRH-Rezeptoren und somit zu einer Hemmung der LH- und FSH-Sekretion (Aurich 2002a; Gobello 2007a; Gobello 2006a; Trasch 2008a).
 

Deslorelin

Deslorelin, ein GnRH-Agonist, wirkt aufgrund chemischer Modifikationen am Molekül (an Position 6 und 10) ca. 150 - 200-fach stärker als natürliches GnRH. Die Applikation von Deslorelin führt initial zu einer Stimulation der LH- und FSH-Sekretion, welche für einige Tage anhält. Bei kontinuierlicher Applikation kommt es über eine Downregulation und Desensibilisierung der GnRH-Rezeptoren zu einer Supression der LH- bzw. FSH-Sekretion. Dies führt bei männlichen und weiblichen Tieren zu einer Herabsetzung der Funktion der Fortpflanzungsorgane. Bei weiblichen Tieren wird der Östrus unterdrückt, bei männlichen Tieren sinken die Plasmatestosteronwerte; es kommt zu einer verminderten Libido und Spermatogenese. Diese Wirkung tritt ca. 4 - 6 Wochen nach Erstapplikation eines slow-release-Implantats ein und ist vollständig reversibel (EMEA 2007d; Gobello 2007a; Trigg 2006a; Volkmann 2006a; Corrada 2006a; Göbel 2008a).
 

Reversible Unfruchtbarkeit

Rüden
Bei Rüden sinken die Testosteronwerte, welche einen Marker für die Fruchtbarkeit darstellen, innerhalb von 6 Wochen nach dem Einsetzen eines Implantats mit 6 mg Deslorelin, auf Werte unter 0,4 ng/ml und bleiben mindestens für 24 Wochen unter diesem Wert. Bei mehr als 80% der Hunde, die ein oder mehrere Implantate erhalten haben, kommt es innerhalb von 12 Monaten nach der letzten Implantation zu einer Normalisierung der Testosteronspiegel (>0,4 ng/ml). Nach 18 Monaten haben 98% der behandelten Hunde wieder normale Testosteronspiegel.
 
Die Grösse der Hoden verringert sich ab dem 35. Tag und bleibt ca. bis zum 294. - 392. Tag nach der Implantation um 20 - 30% verkleinert. Innerhalb von weniger als 2 Jahren erreichen die Hoden wieder ihre Ausgangsgrösse.
 
Während der ersten 5 - 6 Wochen verändert sich der Charakter der Spermien markant, zwischen der 6. und 48. Woche nach Implantation können kein Ejakulat und keine Spermien mehr gewonnen werden. Nach ca. einem Jahr erreichen alle Parameter wieder ihren Ausgangswert (EMEA 2007d; Trigg 2006a).
 
Die Dauer bis zur vollständigen Erholung ist dosisabhängig, leichte Hunde (<10 kg) benötigen in der Regel etwas mehr Zeit als mittelgrosse und grosse Hunde (Trigg 2006a). Allerdings sind Daten, welche einen vollständigen Rückgang aller Wirkungen (verringerte Hodengrösse, verringertes Ejakulatvolumen, verminderte Spermienzahl und herabgesetzte Libido) und eine komplette Wiederherstellung der Fortpflanzungsfunktion sicher belegen, noch nicht vorhanden (EMEA 2007d).
 
Eine weitere Studie belegt, dass die Behandlung mit Deslorelin beim Rüden initial zu einem kurzen Anstieg und danach innerhalb von 3 Wochen zu einem Abfall der Testosteronkonzentration unter den messbaren Bereich (< 0,2 ± 0,1 ng/ml) führt. Durch den Hormonabfall nimmt die Hodengrösse innerhalb von 14 Wochen um 65% ab. 4 - 5 Wochen nach der Applikation kommt es zu einer Qualitätsminderung des Samens sowie einer Volumenabnahme des Ejakulats. Bereits 5 - 7 Wochen nach der Behandlung konnte, trotz noch vorhandener Libido, kein Ejakulat mehr gewonnen werden. Die Wirkungsdauer ist dosisabhängig und der Effekt scheint komplett reversibel zu sein. So wurden physiologische Hormonkonzentrationen 394, 484 und 668 Tage nach Behandlung mit 3, 6 bzw. 12 mg Deslorelinacetat festgestellt. Die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit konnte zudem durch erfolgreiche Deckakte mit resultierenden Trächtigkeiten belegt werden (Palm 2012a).
 
Kater
Deslorelin wird beim Kater, ähnlich wie beim Rüden, zur temporären Ausschaltung der Fertilität eingesetzt (Goericke-Pesch 2009a). Die Implantation von Suprelorin® (4,7 mg) führt innerhalb von 28 Tagen zu einem signifikanten Abfall der Testosteronkonzentration und innerhalb von 12 Wochen zu einer Abnahme der mittleren Hodengrösse um rund 60%. Bei einem von 10 Katern trat eine vollständige Downregulierung (Testosteronspiegel < 0,1 ng/ml) erst 28 Wochen nach der Behandlung ein. Als Folge der abfallenden Testosteronsekretion bilden sich die sekundären Geschlechtsmerkmale, wie die Penisstacheln, zurück. Weiterhin kommt es nach initialer Verstärkung zu einem deutlich weniger ausgeprägten Sexualverhalten. Eine gewünschte temporäre Infertilität tritt jedoch erst ab ca. 6 Wochen nach erfolgreicher Downregulierung ein, da zuvor produzierte Spermien verspätet freigesetzt werden können. So führte ein 20 Tage nach der Suprelorin®-Behandlung stattgefundener Deckakt nachweislich zur Trächtigkeit der Kätzin. Die Wirkungsdauer ist mit 6 - 24 Monaten sehr variabel. Wie beim Rüden sind alle Effekte vollständig reversibel, was mit einem erfolgreichen Deckakt nach dem Wirkungsende gezeigt werden konnte (Goericke-Pesch 2011a; Palm 2012a).
 
Bei 93% der Kater unterdrückt ein 4,7 mg Deslorelin-Implantat die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse. In der Folge kommt es 20 - 30 Tage nach der Behandlung zu einer Senkung des Testosteron-Spiegels < 0,1 ng/ml und ist während 7 - 18 Monaten nicht nachweisbar. Das Harnmarkieren, Herumstreunen und Triebverhalten werden gehemmt. Die Kater sind anhänglicher und weniger aggressiv gegenüber Artgenossen. Die Wirkungsdauer des Deslorelin-Implantates (4,7 mg) ist sehr variabel (Novotny 2012a) und beträgt 12 - 20 Monate (Romagnoli 2010a), bzw. 551,9 ± 90,1 Tage (432 - 1095 Tage) (Goericke-Pesch 2014a). In einer anderen Studie betrug die Wirkungsdauer von einem 4,7 mg Deslorelin-Implantat 61,7 - 100,7 (78,8 ± 12,9) Wochen. Die Hoden waren nach 36 Wochen am kleinsten und nahmen in ihrer Grösse bis zur 60. Woche zu. Die Libido war nach 88,7 ± 12,4 Wochen wieder vorhanden, das normale Deckverhalten später (Goericke-Pesch 2014b).
 
Frettchen
Der GnRH-Agonist Deslorelin slow release führt initial für kurze Zeit zu einem Anstieg der Gonadotropine, gefolgt von einer Sättigung und Desensibilisierung der gonadotropen Rezeptoren der Hypophyse was zu einer verminderten LH und FSH Plasmakonzentration führt (Risi 2014a). Beim männlichen Frettchen bewirkt die Langzeitapplikation von Deslorelin eine reversible Unfruchtbarkeit und eine Verminderung des moschusartigen Geruchs (Schoemaker 2008a; Lucas 2014a). Der Moschusgeruch wird mit dem slow-release Implantat besser unterdrückt als nach einer chirurgischen Kastration (Risi 2014a). Ein 9,4 mg Deslorelin Implantat führt 1 Monat nach der Applikation bei männlichen Tieren zu einer Reduktion der FSH und Testosteron-Produktion, der Hodengrösse sowie der Spermatogenese. Ausserdem mildert es aggressives Verhalten von männllichen Frettchen untereinander, unabhängig davon, ob ein weibliches Tier zugegen ist oder nicht. Die Wirkung hält mindestens 16 Monate an. Die Wirkungsdauer gegen die sexuelle Aktivität eines 4,7 mg Deslorelin Implantats beträgt bei männlichen Tieren 301 - 1249 Tage, bzw. 969 ± 53 Tage (van Zeeland 2014a). Bei weiblichen Tieren kommt es 4 Wochen nach der Applikation zu einer Reduktion der Östrus-Anzeichen während 32 Monaten, bzw. 1034 ± 44 Tagen (van Zeeland 2014a). Die Oestradiol-17β Konzentration sinkt in den ersten 8 Wochen kontinuierlich. Die Wirkungsdauer beträgt 698 ± 122 Tage und die sexuelle Aktivität bleibt während 637 - 872 Tagen unterdrückt (Risi 2014a).
 
Wildtiere / Zootiere
Bei Geparden, Leoparden, Löwinnen und Afrikanischen Wildhunden kommt es nach der Applikation eines Deslorelin-haltigen Implantates zu einer Unfruchtbarkeit (Herbert 2005a; Bertschinger 2002a). Die Wirkungsdauer ist dosisabhängig und liegt zwischen > 480 (6 mg) und > 640 (12 mg) Tagen bei Geparden (Herbert 2005a). Bei Löwinnen beträgt die Wirkungsdauer bei einer Dosierung von 12 - 15 mg 12 - 18 Monate. Bei weiblichen Leoparden hält die Wirkung bei einer Dosierung von 6 mg ca. 12 Monate an. Bei weiblichen Wildhunden ist die Wirkung von Deslorelin nicht so konstant. In einer Studie mit 13 Hündinnen trat der erste Östrus 3 - 21 Monate nach Applikation des Implantats ein (Bertschinger 2002a). Bei männlichen Wildkarnivoren beträgt die Wirkungsdauer 9 - 14 Monate (Afrikanischer Wildhund), länger als 1 Jahr (Leopard) bzw. ca. 2 Jahre (Gepard) (Bertschinger 2002a). Bei männlichen und weiblichen Roten Pandas beträgt die Wirkungsdauer eines 4,6 mg Deslorelin-Implantates (1,09 mg/kg) im Durchschnitt 3 Jahre (Koeppel 2014a). Bei Kojoten, welche 47 mg (5 × 9,4 mg) Deslorelin als slow-release Implantat appliziert bekamen betrug die Wirkungsdauer > 12 Monate (MacGregor 2013a). Delsorelin slow-release Implantate führen bei weiblichen Seeottern zu einer Unfruchtbarkeit während 3 bis 4 Jahren. Die Wirkungsdauer bei männlichen Tieren ist unbekannt (Larson 2013a). Die Wirkungsdauer eines 10 mg Deslorelin slow-release betrug bei weiblichen Östlichen grauen Riesenkängurus 559 ± 111 Tage, nach der Applikation von zwei 10 mg Implantaten hielt die Wirkung während 651 ± 21 Tagen an (Woodward 2006a). Bei weiblichen Fuchskudus kam es 3 Wochen nach der Applikation eines Deslorelin-Implantates zum Anöstrus. Die Unfruchtbarkeit hielt mindestens während einer Paarungszeit an. Die männlichen Tiere blieben zeugungsfähig (Eymann 2007a).
 
Kaninchen: keine Wirkung
Bei Rammlern haben Deslorelin-Implantate (4,7 mg) weder einen Effekt auf die Testosteron-Konzentration noch auf die Spermatogenese und sind somit zur hormonellen Kastration ungeeignet (Goericke-Pesch 2015a).
 

Prostatahyperplasie

Rüden
Neben der Ausschaltung der Fortpflanzungsfähigkeit, kann der Wirkstoff auch zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie eingesetzt werden. Innerhalb von einem Monat post injectionem nimmt die Prostatagrösse um bis zu 60% ab, Prostatazysten bilden sich in den meisten Fällen zurück und klinische Symptome wie eine Hämaturie klingen ab (Palm 2012a).
 

Alopezie X

Rüden
Die Ergebnisse einer Studie bestätigen, dass Deslorelin eine wichtige Behandlungsmöglichkeit bei unkastrierten Rüden darstellt, die einen idiopathischen Haarzyklusarrest (Alopezie X) aufweisen. Nach der Behandlung mit einem Deslorelin-Impantat (4,7 mg) war das Haarwachstum innerhalb von 3 Monaten bei 12 von 16 unkastrierten Rüden (75%) sichtbar; kein Haarwachstum konnte hingegen bei kastrierten Hündinnen festgestellt werden. Insgesamt lag der Therapieerfolg bei 60% (Albanese 2014a).
 

Östrusunterdrückung

Hündinnen
Bei der Applikation von Deslorelin an weibliche Hundewelpen ist das Alter entscheidend für die Wirkung. Werden die Welpen im Alter von 4 Monaten mit einem Deslorelin-haltigen Implantat behandelt, kommt es während der gesamten Versuchsperiode (36 Wochen) zu keinem Östrus. Erfolgt die Implantation erst im Alter von 7 Monaten, kommt es durch die kurze, initiale Stimulation der Hypophysen-Gonaden-Achse, zuerst innerhalb von 1 - 2 Wochen zu einem Östrus, danach erfolgt eine lange Östrusunterdrückung (Trigg 2006a).
 
Auch bei erwachsenen Hündinnen im Anöstrus kommt es innerhalb von 3 - 8 Tagen nach Applikation des Deslorelin-Implantates zuerst zu einem Östrus (Volkmann 2006a; Corrada 2006a; Kutzler 2009a; Valiente 2009a; Romagnoli 2009a), danach zu einer ca. 450-tägigen Östrusunterdrückung. Der initiale Östrus lässt sich durch die Gabe eines Progestins, z.B. Megestrolacetat, über 8 Tage, beginnend 4 Tage vor Implantation von Deslorelin, teilweise verhindern (Corrada 2006a). Dieser Effekt kann jedoch auch ausbleiben (Sung 2006a). Die Gabe von Megestrolacetat hat keinen Einfluss auf die Dauer der Östrusunterdrückung durch Deslorelin (Corrada 2006a). Auch die Gabe eines GnRH-Antagonisten unmittelbar nach Implantation von Deslorelin kann den initialen Östrus verhindern. Diese Wirkung ist jedoch sehr unsicher und wird nur in etwa 25% der so behandelten Hündinnen beobachtet (Valiente 2009a).
 
Kätzinnen
Die Behandlung von Kätzinnen mit Deslorelin-haltigen Implantaten (6 mg bzw. 12 mg) führt bei 80% der Tiere zu einer Suppression der Oestradiol-Sekretion, und somit der Reproduktion, über mindestens 14 Monate. Initial kommt es wie bei der Hündin zu einer Östrusinduktion (Herbert 2005a). Ein Deslorelinacetat-Implantat (6 mg) führte zu einem initialen Anstieg der Östrogenkonzentration und innerhalb von 30 Tagen zu einer Reduktion auf Konzentrationen, die signifikant niedriger waren als diejenigen von unbehandelten Tieren. Durch die Behandlung wird auch das Rolligkeitsverhalten unterdrückt. Wurden Katzen trotzdem rollig, blieb eine Trächtigkeit nach erfolgtem Deckakt aus. Eine in der ersten Woche nach Implantation auftretende Rolligkeit ist vermutlich therapieinduziert; nach der Ovulation folgt eine lange anovulatorische Phase. Die Induktion eines Östrus ist durch eine Behandlung im Anöstrus wahrscheinlicher als durch eine Behandlung im Interöstrus. Die Wirkungsdauer ist bei Kätzinnen individuell sehr variabel und umfasst 6 - 24 Monate. Kätzinnen, die im ersten Östrus nach Wirkungsende gedeckt wurden, entwickelten gesunde Welpen (Palm 2012a).
 
Auch ein 9,5 mg Deslorelin-Impantat führte initial zu einem Anstieg der Östradiolkonzentration. Eine Kätzin zeigte 2 Tage nach der Applikation Rolligkeit, wurde aber trotz erfolgreichem Deckakt nicht trächtig. Später sank die Östradiolkonzentration und das Rolligkeitsverhalten sowie die Follikulogenese wurden während der gesamten Studiendauer von 18,5 Monaten unterdrückt (Toydemir 2012a; Lucas 2014a).
 
Die Wirkungsdauer des 4,7 mg Deslorelin-Implantates ist sehr variabel und beträgt 483 - 1102 Tage (16 - über 37 Monate). Die Wirkung ist vollständig reversibel (Goericke-Pesch 2013b; Goericke-Pesch 2014a).
 
Das Risiko einer Östrusinduktion wird gesenkt, wenn das Implantat im Interöstrus bei einer hohen Progesteron-Konzentration appliziert wird (Goericke-Pesch 2013b; Goericke-Pesch 2014a).
 
Fallbericht: Einer Kätzin wurde 7 Tage nach dem Östrus ein 4,7 mg Deslorelin-Implantat appliziert. Sie wurde 1 und 2 Tage vor Östrus-Ende versehentlich gedeckt und warf 4 gesunde Welpen. Sie zeigte jedoch kein Interesse an ihnen und die Milchmenge war unzureichend. Der folgende Östrus trat 498 Tage nach der Deslorelin-Implantat Behandlung auf und die Kätzin wurde im zweiten folgenden Östrus gedeckt. Sie warf in der Folge 2 gesunde Welpen und zog diese adäquat auf (Goericke-Pesch 2013a).
 
Bei präpubertären Kätzinnen bewirkt ein 4,7 mg Deslorelin-Implantat eine Verzögerung der Pubertät bis zu einem Alter von 21 - 36 Monaten. Dabei sollte die Applikation idealerweise in einem Alter von 3 - 5 Monaten (< 8 Monate) erfolgen (Cecchetto 2017a)
 
Rinder / Kühe
Bei Kühen und Rindern führt die Applikation von Deslorelin-haltigen Implantaten (12 mg) zu einer Hemmung der ovariellen Aktivität und somit zur Unfruchtbarkeit für mehr als 300 Tage (bei 100% der Tiere) bzw. für mehr als 400 Tage bei 90% der Tiere (D'Occhio 2002a).
 

Harnmarkieren

Katzen
Die Applikation eines Deslorelin-Implantates kann zu einer Sistierung des Harnmarkierens bei chirurgisch kastrierten Katern und Kätzinnen führen (Goericke-Pesch 2017a). Der Wirkmechanismus dafür ist nicht bekannt (Goericke-Pesch 2009a; Palm 2012a).
 

Harninkontinenz

Kätzin
Deslorelin kann bei kastrierten Kätzinnen zur Therapie einer Harninkontinenz aufgrund einer Sphinkter-Insuffizienz eingesetzt werden. Die Applikation eines Deslorelin-Implantates (4,7 mg) führte bei kastrierten Kätzinnen innerhalb von 25 Tagen zur Harnkontinenz; die Wirkung hielt während mindesten 15 Monaten an (Pisu 2014a).
 

Östrusinduktion

Stuten
Bei einmaliger Applikation stimuliert Deslorelin auch bei der Stute die Freisetzung von LH und FSH und induziert bei zyklischen Stuten im Östrus die Ovulation (Hemberg 2006a; Samper 2002a; Meyers 1997a; Ganheim 1995a; Farquhar 2000a). Nach einer subkutanen Gabe von 2,1 mg Deslorelin (ca. 3,5 µg/kg) in Form eines Kurzzeitimplantats, werden maximale Plasmakonzentrationen von LH und FSH nach ca. 12 Stunden erreicht (LH 12,2 - 95,5 µg/l und FSH 36 - 59,7 µg/l). Nach 24 Stunden sind die Plasmakonzentrationen schon stark gefallen und erreichen nach 72 - 96 Stunden wieder ihre Ausgangswerte (Hemberg 2006a). Nach diesem initialen Anstieg kommt es zu einer Suppression: sowohl die LH-, als auch FSH-Konzentrationen fallen für mindestens 10 Tage unter die Normalwerte (Johnson 2003a).
 
Die Applikation von 2,1 mg Deslorelin in Form eines subkutanen Kurzzeitimplantats an Stuten im Östrus bei einem Follikeldurchmesser von >30 mm (Ganheim 1995a; Meyers 1997a), bzw. >42 mm (Hemberg 2006a), verkürzt die Zeit bis zur Ovulation von durchschnittlich 69,5 Stunden auf 42,7 Stunden (Gobello 2006a). Bei 100% (Hemberg 2006a; Samper 2002a), bzw. bei mehr als 90% (Ganheim 1995a), bzw. 86% (Meyers 1997a) der behandelten Stuten kommt es innerhalb von 36 - 48 Stunden zur Ovulation. Ca. 94% der Stuten ovulieren zwischen der 38. und 42. Stunde nach der Behandlung (Hemberg 2006a).
 
Einen signifikanten Einfluss auf die Zeit zwischen Applikation des Implantats und Ovulation hat der Reproduktionsstatus der Stute: bei Maidenstuten beträgt das Intervall zwischen Behandlung und Ovulation durchschnittlich 51,9 Stunden, bei laktierenden Stuten durchschnittlich 40,9 Stunden (Handler 2004a).
 
Ebenfalls einen Einfluss auf die Wirksamkeit von Deslorelin haben das Alter der Stute und die Jahreszeit. Im März und April behandelte Stuten zeigen eine geringere Ovulationsrate und ein längeres Ovulationsintervall als Stuten, welche im Juli, August, September oder Oktober behandelt werden. Der Einfluss des Alters ist weniger ausgeprägt, jedoch haben Stuten, welche älter als 20 Jahre sind die niedrigsten Ovulationsraten und die längsten Ovulationsintervalle. Die höchsten Ovulationsraten und kürzesten Ovulationsintervalle können bei Stuten im Alter zwischen 10 und 14 Jahren beobachtet werden (Farquhar 2000a).
 
Deslorelin führt bei 78% der Stuten innerhalb von 48 Stunden zu einer Ovulation wenn der Follikerldurchmesser > 30 mm beträgt (Plumb 2011a). Die induzierte Ovulation ermöglicht die künstliche Besamung mittels einmaliger Insemination ohne Verminderung der Trächtigkeitsrate (Ganheim 1995a; Meyers 1997a; Hemberg 2006a).
 
Wird eine mit Deslorelin behandelte Stute nicht trächtig, kommt es aufgrund der Downregulation der FSH- und LH-Sekretion zu einer Verlängerung des Östrusintervalls um durchschnittlich 4,4 Tage (McCue 2002b; Johnson 2002d). Durch Entfernung des Implantats etwa 48 Stunden nach der Applikation kann dies verhindert werden (McCue 2002b; Henderson 2012a).
 

Verhindern von Ebergeruch

Die Applikation eines Deslorelin-Implantates (4,7 mg) bei 5 Wochen alten männlichen Ferkeln führte zu einer nur marginalen Hodenentwicklung. Ausserdem wurden die Spermatogenese sowie die Steroidsynthese gehemmt, was wiederum die Entwicklung von Ebergeruch verhinderte. Die Wirkung hielt mindestens bis zum Erreichen des Schlachtalters an (Kauffold 2010a).
 

Hyperadrenokortizismus

Frettchen
Bei Frettchen mit Hyperadrenokortizismus (Adrenocortical disease) bewirkt die Applikation von Deslorelin in Form eines slow-release Implantats eine temporäre Elimination der klinischen Symptome und einen Abfall der Steroidhormonkonzentrationen im Blut. Bei alten Tieren oder Tieren, die nicht chirurgisch behandelt werden können, kann Deslorelin erfolgreich zum Langzeitmanagement der hormoninduzierten Folgeerkrankungen eingesetzt werden (Wagner 2005a; Lucas 2014a).
 

Aggressionsverhalten

Reptilien
Bei einer männlichen, 6 Monate alten Bartagame mit aggressivem Verhalten führte die Applikation eines 4,7 mg Deslorelin-Implantats zu einem verminderten Testosteron-Spiegel im Blut. Das aggressive Verhalten war 2 Monate nach der Behandlung deutlich vermindert (Rowland 2011a).
 

Reduktion der Ei-Ablage

Vögel
Das Deslorelin-Implantat unterdrückt bei Vögeln die Gonaden-Aktivität (Mans 2014a). Bei männlichen und weiblichen Tauben reduziert ein 4,7 mg Deslorelin-Implantat innerhalb von 7 Tagen die LH-Konzentration im Serum. Bei weiblichen Tieren kam es während 5 Wochen zu einer Sistierung der Ei-Produkion (Cowan 2014a). Bei weiblichen Japanwachteln führte ein 4,7 mg Deslorelin-Impantat während 70 Tagen zu einer signifikanten Reduktion der Ei-Ablage. Am 29. Tag nach der Implantation mass man signifikant tiefere Androstenedion- und 17β-Östradiol-Konzentrationen im Plasma (Petritz 2013a). Bei 2 Jahre alten Legehennen wurde die Ei-Ablage mit einem 4,7 mg Implantat während 125 - 237 Tagen unterdrückt; mit einem 9,5 mg Implantat dauerte die Wirkung 229 - 357 Tage an (Mans 2014a).
 

Ovarialzysten

Meerschweinchen: keine Wirkung
Bei weiblichen Meerschweinchen mit Ovarialzysten haben Deslorelin-Implantate (4,7 mg) keinen Effekt auf die Grösse und die Entwicklung der Zysten (Risi 2014a)
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