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Lokale Nebenwirkungen
Gewebeschädigung
Wenn Lokalanästhetika sorgfältig verwendet werden, entstehen selten Gewebeschäden (Ready 1985a; Khursheed 2001a).
Studien zeigten, dass eine Anzahl anderer Faktoren (Konservierungsmittel, pH-Wert der Lösung) ebenfalls einen Einfluss auf die Gewebeläsionen haben. Potente langwirkende Lokalanästhetika mit einer hohen Lipidlöslichkeit scheinen eher eine Schädigung des Gewebes zu verursachen (Heavner 1996b; Hall 2001c).
Nervengewebe
Alle Lokalanästhetika können, besonders in höheren Konzentrationen und Dosierungen, neurotoxisch wirken (Skarda 2007a).
Bei wiederholter Anwendung in kurzen Zeitabständen an derselben Stelle kommt es zu einer Abnahme der Wirkungsdauer (Tachyphylaxie), die wahrscheinlich durch entzündliche Vorgänge am Injektionsort verursacht wird (Werner 2002a). Nur bei sehr hohen Dosierungen konnte gezeigt werden, dass bei isolierten Nerven eine irreversible Leitungsblockade verursacht wird (Khursheed 2001a). Elektronenmikroskopische Untersuchungen ergaben, dass Lokalanästhetika vor allem das Perineurium, Schwann'sche Zellen und Axone angreifen (Powell 1988a). Die Verabreichung von grossen Volumen (0,22 bis 0,33 ml/kg) Bupivacain 0,75%, Lidocain 2% oder Chloroprocain 3% in den subarachnoidalen Raum bei Schafen und Affen verursachte neurologische Ausfälle und histologische Abnormalitäten des Rückenmarks (Liu 1983a).
Bindegewebe
Bupivacain hemmt die Aktivität der Prolylhydroxylase, sowie die Synthese von Kollagen und Glykosaminoglykanen (Chvapil 1979a; Eichhorn 1979a). Lokalanästhetika (tertiäre Amine) können die Sekretion von kollagenen und nicht-kollagenen Proteinen aus gezüchteten Säugetierzellen hemmen (Eichhorn 1979a). Lidocain und Bupivacain scheinen beide die Synthese der Makromoleküle des Bindegewebes stärker zu hemmen, als die Synthese der nicht-kollagenen Proteine. Deren Synthese wird nur bei höheren Wirkstoffkonzentrationen unterdrückt (Chvapil 1979a).
Muskelgewebe
Alle klinisch verwendeten Lokalanästhetika sind unterschiedlich stark myotoxisch. Die Myotoxizität ist bei einer kontinuierlichen oder wiederholten Verabreichung erhöht (Hogan 1994a).
Die quergestreifte Muskulatur reagiert sehr empfindlich auf 0,5% Bupivacain. Eine einzige Injektion kann Schädigungen auslösen(Kytta 1986a). Eine Studie zeigte, dass nach einer subkutanen Injektion von Bupivacain innert 15 Minuten viele oberflächliche Muskelfasern zerstört werden (Benoit 1970a). Durch wiederholte Injektionen wurden diese Schädigungen gravierender (Kytta 1986a) und auch sehr hohe Konzentrationen wirkten zytotoxisch (Heavner 1996b; Thurmon 1999a; Khursheed 2001a).
Bupivacain schädigt besonders ältere Skelettmuskelfasern, während unreife Fasern resistent gegenüber dem Wirkstoff sind. Die schnelle Abfolge von Schädigung, Phagozytose und Regeneration erfolgt durch die Anwesenheit von intaktem Bindegewebe und der guten Vaskularisation (Benoit 1970a). Im histologischen Schnitt zeigten sich zentral gelegene Nuclei mit dicht gruppiertem Chromatin in der stark atrophierten Muskulatur. Die Fasern behielten jedoch ihre Querstreifung auch im Stadium der grössten Atrophie bei (Libelius 1970a). Die Regeneration von roten und weissen Fasern war nach zwei Wochen fast abgeschlossen (Benoit 1970a) Nach 30 Tagen war die Muskelfaserregeneration nahezu beendet; es persistierten jedoch zahlreiche zentrale Nuclei (Foster 1980a).
Verschiedene Zellen (Myoblasten, Myotuben, Nicht-Muskelzellen) wurden in einer Bupivacainlösung inkubiert; bei allen traten morphologische Veränderungen auf. Myotuben waren die sensitivsten Zellen, sie zeigten nach kurzer Inkubation verschiedene strukturelle Membranveränderungen. Wurden die Zellen in ein Medium ohne Bupivacain transferiert, erholten sie sich schnell (so auch die Myoblasten), ausser den Myotuben, welche weiter degenerierten (Schultz 1978a).
Bupivacain erhöht die Kalziumfreisetzung aus dem sarkoplasmatischen Retikulum der Skelettmuskeln über die Aktivierung des Ryanodin-Rezeptors. Dies steigert höchstwahrscheinlich die Myozytotoxizität dieses Lokalanästhetikums (Komai 1999a).
Wundheilung
Die Verwendung eines Präparates, welches einen Vasokonstriktor enthält, kann zu verzögerter Wundheilung führen und Gewebsnekrosen begünstigen; besonders, wenn das Lokalanästhetikum in distale Extremitäten verabreicht wird, die eine limitierte kollaterale Blutversorgung aufweisen (Hall 2001c; Lamont 2002a).
Lokalanästhetika haben verschiedene Wirkungen auf die Wundheilung, abhängig von Spezies und Wirkstoff. Hohe Konzentrationen von Procain verminderten die Wundheilung durch eine Abnahme der Mukopolysaccharidsynthese. An Fibroblastenzellkulturen von Ratten wurde gezeigt, dass Bupivacain und Lidocain die Kollagensynthese hemmen (Drucker 1998a). Bupivacain 0,5% und Lidocain 0,5% oder 2% haben keinen wesentlichen Einfluss auf die Wundheilung einer Inzision am Abdomen von Kaninchen (Vasseur 1984a). Lidocain hemmt bei Ratten die Leukozytenaktivität in chirurgischen Wunden, vermindert aber somit auch die Entzündungsreaktion und hat daher einen positiven Effekt auf die Wundheilung (Eriksson 1992a).
Systemische Nebenwirkungen
Epidurale Applikation
Bei einer zu schnellen epiduralen Injektion grösserer Mengen eines Lokalanästhetikums können durch den Druckanstieg im Liquorraum Krämpfe von kurzer Dauer ausgelöst werden. Bei hohen Epiduralanästhesien kommt es zur Ausschaltung der sympathischen Innervierung des Bauchraumes, die sich potentiell als systemische Hypotonie äussert (Hall 2001l; Werner 2002a). Da der Organismus in dieser Situation nicht mehr mit einer ausreichenden Vasokonstriktion reagieren kann, muss mit langwirkenden Sympathomimetika oder Infusionen eingegriffen werden (Werner 2002a). Wenn ein Block nur die kaudalen Nerven betrifft, ist der Blutdruckabfall weniger stark, da die rostrale Region des Körpers mit einer kompensatorische Vasokonstriktion reagiert (Hall 2001c). Erreicht die Anästhesie die ersten Thoraxsegmente, kommt es zu Herzrhythmusstörungen und beim Erreichen der Halssegmente zur Zwerchfellähmung (Werner 2002a). Ebenfalls kann nach einer epiduralen Injektion der renale und hepatische Blutfluss sinken und somit die renale Clearance und den Metabolismus der Amidlokalanästhetika in der Leber verringern (Hall 2001c). Ausserdem kann ein Horner Syndrom auftreten und die spinalen Nerven können beschädigt werden (Thurmon 1999a; Maddison 2002c).
Bei Hunden (mit Natrium-Pentobarbitat narkotisiert) erfolgte nach der Verabreichung von Bupivacain 0,5% in den Epiduralraum der Brustwirbelsäule eine merkliche Verlängerung der Leitungszeit im AV-Knoten und der funktionellen Refraktärzeit des AV-Knotens (Hotvedt 1983a).