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Lokale Nebenwirkungen

Injektionsschmerz

Die Therapie mit Polymyxinen kann am Injektionsort Schmerzen verursachen (Barnett 1964a; Beveridge 1967a).
 
In einer Studie erhielten Hunde i.m. 60 mg Colistinmethansulfonat (CMS) 2-mal täglich für 2 Wochen; dies verursachte keine mikro- sowie makroskopisch sichtbare Gewebeschäden. Ferner wurden Einzeldosen von 300 mg CMS gut vertragen und keines der Tiere zeigte eine Schmerzreaktion (Schwartz 1960a).
 
Die i.m. Injektion von 0,5 ml, einer 2,5%igen Colistinsulfat-Lösung (CS) an Kaninchen, verursachte keine Reaktion am Injektionsort. Hingegen führte die doppelte Konzentration zu einem Erythem an der Injektionsstelle (Lin 2005a).
 
In einem Versuch bei Ratten wurden s.c. sowie i.m. Injektionen von 20'000 IU Colistin (CL) an 3 aufeinanderfolgenden Tagen an der gleichen Stelle verabreicht. 24 Stunden nach der letzten Injektion wurden die Tiere euthanasiert und die Injektionsstelle untersucht. Makroskopisch und mikroskopisch zeigten die Zonen keine Reaktion oder nur eine milde Entzündung (Brownlee 1952a).
 
Durch Sulfomethylierung des CL nehmen beim Menschen der Injektionsschmerz an der s.c. oder i.m. Injektionsstelle und die Toxizität stark ab, aber auch die antibiotische Potenz wird vermindert (Barnett 1964a; Beveridge 1967a; Schwartz 1960a; Nord 1964a; Bergan 1982a).
 

Systemische Nebenwirkungen

Vergleichende Studien in der Humanmedizin haben gezeigt, dass bei der i.m. Verabreichung äquivalenter Dosen, Colistin (CL) viel weniger Nebenwirkungen als Polymyxin B hat (Pryor 1962a). Bei Patienten mit cystischer Fibrose verursachte eine Aerosoltherapie mit Colistinmethansulfonat (CMS) weniger Nebenwirkungen als mit Colistinsulfat (CS) (Westerman 2004a).
 

Blutchemie

Bei Kaninchen führte die i.m. Injektion von 2,5 mg/kg CMS für 7 Tage zu keinen Veränderungen der biochemischen Serumparameter (Kunin 1971a).
 

Blut und Kreislaufsystem

Polymyxine wirken nicht hämolytisch. 1'250 IU/ml Polymyxin A, B oder E verursachten keine Hämolyse in einer 10%igen Erythrozyten-Suspension (Mensch) in physiologischer Kochsalzlösung über 24 Stunden bei 20°C (Brownlee 1952a).
 
Die i.v. Verabreichung von 0,5 - 6,5 mg/kg CS an Hunde führte zu einer dosisabhängigen Abnahme des Blutdruckes (EMEA 2002j). Dieser Abfall war von einer Bradykardie und Hyperventilation begleitet. Atropin und Promethazin konnten diese Wirkungen nicht aufheben. Die Hypotension kommt durch eine direkte Wirkung auf das Herz zustande. Ab 2 mg/kg CS wurden Veränderungen des EKG beobachtet, welche denjenigen einer Hypoxie ähnlich sind (Anonymous 1968d). Die hypotensive Wirkung des CMS war wenig ausgeprägt und erschien nur bei Dosen, welche 10-mal höher als diejenigen des CS waren (Schwartz 1960a).
 

Respirationstrakt

Studien mit Tieren haben gezeigt, dass CL A, ein Bestandteil des CL, zu Lungenentzündungen führen kann (Sweetman 2008a).
 
Bei Menschen sind nach der Inhalation von CS Husten sowie Bronchospasmen möglich. Berichte bezüglich Halsschmerzen sind auch vorhanden (Sweetman 2008a). Patienten mit cystischer Fibrose, welche CMS als Aerosol erhalten, können eine Abnahme der Lungenfunktion, nicht-produktiven Husten und eine Reizung des Halses aufweisen. Diese Nebenwirkungen sind jedoch weniger ausgeprägt als bei der Anwendung des CS (Westerman 2004a). Weiter sind möglich: vermehrte Sputumproduktion, Dyspnoe, Schleimhautentzündung, Pharyngitis sowie Hustenreiz (Lagler 2008a).
 

Gastrointestinaltrakt

Schmerzen im Mundbereich (möglicherweise durch eine Hypersensitivität oder eine Superinfektion mit Candida spp.) sind beim Menschen möglich. Weiter sind Nausea, Erbrechen (Rodger 1965a), Zungenbrennen sowie verändertes Geschmacksempfinden nicht ausgeschlossen (Lagler 2008a).
 
Nach längerer Anwendung beim Menschen ist eine bakterielle Überwucherung mit unempfindlichen Organismen, v.a. Proteus spp., möglich (Sweetman 2008a).
 

Harntrakt

Polymyxine werden nach oraler oder lokaler Verabreichung gut toleriert; ein systemischer Gebrauch verursacht jedoch nephrotoxische, neurotoxische sowie neuromuskuläre Nebenwirkungen (Dowling 2006b). Die Nephrotoxizität kann bereits nach der Gabe von therapeutischen Dosen auftreten (Kroker 2003d).
 
Hunde, welche mit CL behandelt wurden, wiesen eine leichte hyalintropfige Degeneration der gewundenen Tubulusepithelien auf (Brownlee 1952a).
 
Die i.m. Injektion von 5 mg/kg/Tag CS für 3 Tage an Kälber führte 2 Stunden nach der 2. Injektion zu einer roten Verfärbung des Harns. Es konnte nicht bestimmt werden, ob es sich um eine Hämaturie oder Hämoglobinurie handelte. Die Schleimhäute der Tiere waren unverändert (Ziv 1980e).
 

Beeinflussung der Membranleitfähigkeit an der Harnblase

Die Wirkung des CL auf die Barrierefunktion des Epithels der Harnblase wurde bei Kaninchen untersucht. Eine präparierte Harnblasen-Schleimhaut (Urothelium) in wässerigem Milieu zeigte eine erhöhte transepitheliale Leitfähigkeit, wenn CL dazugegeben wurde. Diese Zunahme war vom Membranpotential, der CL-Konzentration und dem Vorhandensein von divalenten Kationen in der Lösung abhängig. Der Wirkungsort des CL war die apikale Membran. Der Wirkstoff erhöhte die Membranleitfähigkeit nur, wenn das apikale Membranpotential auf der Zellinnnenseite negativ war: je negativer das Membranpotential, desto höher die Leitfähigkeitszunahme. Divalente Kationen (Ca2+ oder Mg2+) erniedrigten das Ausmass der Leitfähigkeitszunahme. Die Autoren vermuten, dass nach längeren Expositionszeiten eine toxische Wirkung des CL auf das Urothelium verursacht wird (Lewis 2004a).
 

Immunsystem

Polymyxine sowie andere stark ionische Agentien setzen Histamin aus Mastzellen frei (Giertz 1998a; Vaara 2008a). Dies kann die Therapie von Patienten mit cystischer Fibrose, welche Polymyxin als Aerosol erhalten, erschweren (Vaara 2008a). Allergische Reaktionen auf CL sind möglich (Koch-Weser 1970a) und können zu Angioödem, Hautausschläge, Juckreiz sowie Fieber führen (Lagler 2008a; Falagas 2005a).
 

Nervensystem

Verschiedene Polypeptid-Antibiotika wurden bezüglich neurotoxischen Wirkungen verglichen. Die Verabreichung von CMS an Kaninchen führte zu keiner neuromuskulären Blockade. Hingegen wurde mit CS und PMB-Sulfat eine neuromuskuläre Blockade verursacht. Die methylierte Form des CL (Colistinmethansulfonat-Natrium) verursachte keine neuromuskuläre Blockade. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass es schnell über die Nieren eliminiert wird. Die beobachteten neuromuskulären Blockaden waren reversibel und ihre Dauer dosisabhängig (Adamson 1960a).
Polymyxine besitzen neurotoxische und muskelrelaxierende Eigenschaften, welche sich in Paresthesie, Ataxie, neuromuskulärer Blockade, Apnoe sowie peripherer Atemlähmung äussern (Kroker 2003d). Diese Nebenwirkungen sind dosisabhängig und vermutlich reversibel (Michalopoulos 2005a).
 
Mehrere Kälber, welche mit 5 mg/kg/Tag CS behandelt wurden, zeigten sichtbare Anzeichen von Ataxie und fast alle Tiere waren 2 - 4 Stunden nach der Behandlung teilnahmlos und apathisch. Tiere, welche die gleiche Dosis CMS erhielten, wiesen hingegen keine neurologische Störungen auf (Ziv 1980e).
 
Bei Mäusen wurden keine Hinweise auf eine Neurotoxizität nach der s.c. Verabreichung von 18 mg/kg CS beobachtet (EMEA 2002j).
 
Beim Menschen treten reversible neurologische Symptome wie z.B. Paresthesie, Schwindel (Rodger 1965a), Gefühllosigkeit um den Mund, unscharfe Sicht sowie Schwäche in ungefähr 7% der behandelten Patienten auf. Eine neuromuskuläre Blockade, welche zu einer insuffizienten Atmung führt, tritt in ungefähr 2% der Patienten auf, v.a. bei denen, welche mit hohen Dosen behandelt werden (Dowling 2006b).
 

Hund

In einer Studie wurden während der i.m. Behandlung mit 2,2 mg/kg/12 h für 9 Tage sowohl mit CS als auch mit Polymyxin B-Sulfat häufig Symptome wie z.B. Depression, Erhöhung der Körpertemperatur, Anorexie, Schmerz sowie Schwellung am Injektionsort beobachtet. Im Gegensatz dazu wurde keines dieser Symptome bei der Gabe von CMS oder Polymyxin B-Methansulfonat in der gleichen Dosierung beobachtet. Depression sowie Appetitverlust traten allerdings bei einem Teil der Hunde, welche die selbe CMS-Dosis 4-mal täglich (statt 2-mal täglich) erhielten, auf. Die Nierenfunktion war bei den Tieren, die 2,2 mg/kg CMS alle 12 Stunden für 9 Tage erhielten, nicht beeinträchtigt (al-Khayyat 1973b).
 

Schwein

CL wird im Allgemeinen nach der p.o. Gabe wegen der geringen Resorption aus dem Darm sehr gut vertragen. Störungen der Nierefunktion sowie neurotoxische Symptome (wie z.B. Ataxie, Gleichgewichtsstörungen) können manchmal bei neugeborenen Ferkeln und Tieren mit stark geschädigtem Magen-Darm-Trakt vorkommen (Demuth 2008a).
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