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Eigenschaften

Procainamid gehört wie Lidocain zu den Antiarrhythmika der Klasse I (Adams 1995b; Vaughan Williams 1992a) und wird speziell in die Klasse IA eingeteilt (Adams 1995b; Vaughan Williams 1992a).
 
Weitere Informationen zur Pharmakologie der Klasse I siehe unter Lidocain.
 

Antiarrhythmika der Klasse IA

Antiarrhythmika der Klasse IA, zu denen außer Procainamid auch Chinidin und Disopyramid gehören, bewirken eine nichtselektive Blockade aller Ionenkanäle (Ungemach 1994c), insbesondere verringern sie den Na+-Einstrom (Schütz 1998a; Sponer 1996a; Adams 1995b; Ungemach 1994c), den K+-Ausstrom (Sponer 1996a; Ungemach 1994c) und den Ca2+-Einstrom während der Depolarisationsphase (Schütz 1998a; Sponer 1996a; Adams 1995b; Ungemach 1994c). Dadurch werden, neben einer Verlangsamung der schnellen Depolarisation, auch die Repolarisation (durch Hemmung des K+-Ausstroms (Schütz 1998a; Sponer 1996a; Vaughan Williams 1984a)) und die diastolischen Depolarisation abgeflacht (Sponer 1996a). Dies hat eine Verlängerung des Aktionspotentials (Berman 1993a; Sponer 1996a; Ketelaars 1984a) und der Refraktärzeit (Vaughan Williams 1992a; Berman 1993a; Plumb 1999a; Schütz 1998a; Ungemach 1994c; Adams 1995b; Adams 1995b; Iansmith 1981a; Sponer 1996a) sowohl im atrialen als auch im ventrikulären Myokard (Strickland 1998a) zur Folge. Die Verlängerung der atrialen Refraktärzeit ist dabei dosisabhängig (Iansmith 1981a). Die maximale Depolarisations-Frequenz wird reduziert, ohne das Ruhepotential zu verändern (Vaughan Williams 1984a).
 
Durch die Verlängerung der Refraktärzeit wird die Gefahr von re-entry's verringert (Plumb 1999a) und frühzeitige Extrasystolen werden unterdrückt (Schütz 1998a). Es setzt die myokardiale Erregbarkeit (Plumb 1999a; Schütz 1998a; Ungemach 1994c), die Automatiebereitschaft (Ungemach 1994c; Adams 1995b; Sponer 1996a), sowohl die physiologische als auch die unphysiologische (Strickland 1998a) und die Überleitungsgeschwindigkeit herab (Plumb 1999a; Schütz 1998a; Ungemach 1994c; Strickland 1998a). Atrioventrikuläre- und ventrikuläre Überleitungszeit werden verlängert (Satoh 1981a).
 

EKG

Im EKG führen Antiarrhythmika der Klasse IA zu einer Verlängerung des PQ- und QT-Intervalls (Sponer 2002a) und des QRS-Komplexes (Vaughan Williams 1992a; Sponer 1996a; Schütz 1998a; Sponer 2002a).
 

Anticholinerge Wirkung

Antiarrhythmika der Klasse IA besitzen eine anticholinerge Wirkung (Plumb 1999a; Sponer 1996a; Pearle 1983a). Durch die Vagusantagonisierung wird die Refraktärzeit am Vorhofmyokard, in dem viele Muskarinrezeptoren vorkommen, verlängert. Diese anticholinergen Wirkungen kompensieren die direkten Effekte auf den AV-Knoten bei gesunden Hunden und kehren sie sogar um, sodass die Überleitung im AV-Knoten beschleunigt wird (Adams 1995b; Tilley 1997a). Da gleichzeitig die Sinusfrequenz erhöht und die AV-Überleitung verkürzt wird (Verminderung der Siebwirkung des AV-Knotens), besteht bei Vorhofflimmern die Gefahr, dass mehr Erregungen auf das Kammermyokard übergeleitet werden. Dies wird auch als paradoxe Chinidinwirkung bezeichnet (Schütz 1998a).
 
Bei Kammerflimmern sollte deswegen vor Gabe von Antiarrhythmika der Klasse IA die AV-Überleitung durch Digoxin, Verapamil oder einen Beta-Blocker verlängert werden (Schütz 1998a). Durch die Vorbehandlung mit Digitalisglykosiden kann die gefährliche Beschleunigung der Ventrikelfrequenz der Antiarrhythmika der Klasse IA verhindert werden (Adams 1995b).
 

Negative Inotropie

Die Antiarrhythmika der Klasse IA besitzen eine negativ inotrope Wirkung (Schlieper 1987a; Schütz 1998a; Windholz 1983a; Plumb 1999a), da wegen der Verminderung der intrazellulären Na+-Konzentration der Na+-Ca2+-Austausch verstärkt wird und somit die intrazelluläre Ca2+-Konzentration abnimmt (Schütz 1998a). Die Antiarrhythmika der Klasse IA beeinflussen die nichtspezifische Ca2+-Aufnahme nicht (Eyolfson 1989a). Trotz der negativ inotropen Wirkung auf das Herz ist das Herzminutenvolumen in der Regel nicht verändert (Plumb 1999a).
 

Wirkungen auf die Niere

Aufgrund einer reduzierten renalen Durchblutung und einer verringerten glomerulären Filtrationsrate wird die Nierenfunktion durch Antiarrhythmika der Klasse IA eingeschränkt (Tilley 1997a).
 

Procainamid

Freies Procainamid bindet direkt an die Zellmembranen (Tilley 1997a). Es verlangsamt die Überleitung in Vorhöfen und Kammern (Landmark 1981a; Satoh 1981a; Plumb 1999a; Strickland 1998a) und verringert die Erregbarkeit und sowohl die physiologische als auch die unphysiologische (Strickland 1998a) Automatiebereitschaft (Strickland 1998a; Plumb 1999a).
 
Procainamid beeinflusst die Herzaktion ähnlich wie Chinidin (Plumb 1999a). Es ist jedoch bei der Behandlung ventrikulärer Arrhythmien wirksamer als bei atrialen Rhythmusstörungen (Adams 1995b). Die Wirkung von Procainamid auf die Herzfrequenz ist nicht voraussagbar, meistens ist jedoch keine oder lediglich eine geringe Änderung der Frequenz zu beobachten (Plumb 1999a; Varia 1984a).
 
Die anticholinerge und auch die alpha-adrenolytische Wirkungen von Procainamid sind geringer als die von Chinidin (Sponer 1996a).
 

N-Acetylprocainamid

N-Acetylprocainamid, ein Metabolit von Procainamid, besitzt Wirkungen der Antiarrhythmika der Klasse III (Hemmung des K+-Ausstroms, Verlängerung der Repolarisation (Sponer 1996a)) (Schütz 1998a) und vasodilatatorische, negativ chronotrope und positiv inotrope Wirkungen (Lertora 1980a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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