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Pneumonie

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Bakterielle Pneumonien kommen gelegentlich bei Kaninchen vor und stehen oft in Zusammenhang mit einer Rhinitis (Kapitel 1.2.1 Rhinitis).
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Eine Pneumonie kann primär und/oder sekundär durch Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten verursacht werden. Es können auch gemischte Infektionen vorkommen (z.B. Viren und Bakterien).
 
Es handelt sich oft um eine multifaktorielle Erkrankung. Nicht artgerechte Haltung und Fütterung, andere Erkrankungen und Stress sind prädisponierend.
 
Eine Pneumonie kann eine Komplikation einer Rhinitis darstellen. Als weitere Komplikationen können ein Lungenödem und Atemstillstand auftreten.
 
Kaninchen sind obligate Nasenatmer, deshalb ist ein Kaninchen mit Maulatmung in einem kritischen Zustand. Auf Verfärbung der Lippen (blau) achten.
 

Erreger

Am häufigsten werden Pasteurella (spp. und multocida), E. coli, Bordetella bronchiseptica, Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus spp. isoliert.
 
Pasteurella spp. werden auch mit diversen weiteren Erkrankungen assoziiert (Kapitel 1.2.1 Rhinitis).
 
Staphylococcus spp. sind mit Lungen- und Herzabszessen oder fibrinöser Pneumonie assoziiert und es wird vermutet, dass es sich um einen sekundären Erreger handelt.
 
Weitere Pneumonieerreger, die aber seltener bei Heimtierkaninchen vorkommen, sind Chlamydia spp. (Zoonose), Moraxella spp., Mycoplasma pulmonis, Mycobacterium spp. (Zoonose), CAR Bacillus, Francisella tularensis (Zoonose).
 

Symptome

Seröser bis mukopurulenter Nasenausfluss, mitunter auch Augenausfluss (Epiphora, Dacryozystitis), Nasen- und Augenkrusten sowie nasse bis verkrustete Vordergliedmassen, Dyspnoe bis Maulatmung (kritisch!). Nicht spezifische Symptome sind Gewichtsverlust, verminderter Appetit, Apathie, Lethargie, Leistungsschwäche.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Bei Dyspnoe das Kaninchen vor der klinischen Untersuchung durch Sauerstoffverabreichung (z.B. in Boxe) stabilisieren. Anschliessend eine vollständige klinische Untersuchung durchführen mit Fokus auf dem Atmungsmuster und auf der Auskultation der oberen und unteren Atemwege. Bei starker Dyspnoe sollte die Untersuchung unterbrochen werden.
 
Eine Maulhöhlenuntersuchung ohne Allgemeinanästhesie mit Otoskop oder Kindernasenspekulum und einer starken Lichtquelle sollte bei jeder klinischen Untersuchung durchgeführt werden.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, CT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: BAL (Bronchoalveoläre Lavage) für Zytologie und Kultur, Biopsie des Lungengewebes.
 
Bei gleichzeitigen Symptomen der oberen Atemwege (Rhinitis) können tiefe Nasentupfer (evtl. in Sedation, einer pro Nasenloch) für eine Kultur und ein Antibiogramm entnommen werden (Kapitel 1.2.1 Rhinitis).
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Sauerstoffzufuhr sicherstellen, bei Aufregung Butorphanol oder Midazolam geben, Infusion (i.v. oder s.c., nicht bei Verdacht auf Lungenödem) und Entzündungshemmer (Meloxicam, Ketoprofen oder Carprofen). Bei Lungenödem evtl. Furosemid verabreichen.
 

Antibiotika

Die empfohlene Antibiose ist vergleichbar mit derjenigen bei der Rhinitis. Fluorchinolone werden bei schlechtem Allgemeinzustand oder nach Antibiogramm eingesetzt (siehe auch Kapitel 1.2.1 Rhinitis).
 
Die Antibiose muss oft als Langzeit-Therapie durchgeführt werden, deswegen sollte sie nach einem Antibiogramm erfolgen, um das bestwirkende Antibiotikum einzusetzen. Die Compliance des Besitzers spielt eine besonders wichtige Rolle, da die Therapie mehrere Monate dauern kann und Rezidive häufig vorkommen, wenn die Therapie diskontinuierlich durchgeführt wird.
 
Pneumonie
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First LineDoxycyclin2.5 mg/kg 2 × täglich p.o.
oder
4 mg/kg 1 × täglich p.o.
Mindestens 2 WochenDoxycyclin oral nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
Second LineChloramphenicol25 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o.Mindestens 2 WochenChloramphenicol kann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
 Penicillin G
(inkl. Depotpräparate)
42'000 - 60'000 IU/kg 1 × täglich oder jeden 2. Tag s.c. Penicillin G NIE peroral verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Amikacin8 - 16 mg/kg 1 × täglich s.c./i.m./i.v.Mindestens 2 WochenAmikacin ist nierentoxisch, gleichzeitig mit Flüssigkeit verabreichen
Bei i.v. Gabe verdünnen und über 20 Minuten verabreichen

Kritische Antibiotika

Ausnahme: schwerwiegende Fälle!
 Enrofloxacin5 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.v.
oder
5 - 20 mg/kg 2 × täglich p.o.
  
 Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o.
oder
2 mg/kg 1 × täglich s.c./i.m./i.v.
  
 

Resistenzlage

P. multocida, B. bronchiseptica, P. aeruginosa und Staphylococcus spp. können gegenüber mehreren Antibiotika Resistenzen aufweisen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Assistierte Fütterung (mit grosser Vorsicht, wenn der Patient dyspnoeisch oder sehr gestresst ist), Inhalationen/Verneblung von Wasserdampf, Mukolytika, Bronchodilatatoren.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung (siehe auch Kapitel 1.1.1 Zahnerkrankungen), stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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