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Eigenschaften

Enrofloxacin ist ein Chinolon der 2. Generation, welches seit 1983 ausschliesslich in der Veterinärmedizin verwendet wird. Es wirkt gegen gramnegative und grampositive Bakterien, die Wirksamkeit gegen Anaerobier ist nur schwach (Plumb 1999a; Rosin 1998a).
 
Enrofloxacin ist ein bakterizid wirkendes Antibiotikum, das sowohl in die stationäre Phase, als auch in die Wachstumsphase der Bakterienreplikation eingreift (Plumb 1999a). Es verfügt wie die meisten Fluorochinolone über einen postantibiotischen Effekt, so daß auch nach Absinken des notwendigen Blutwirkspiegel noch das Bakterienwachstum unterdrückt werden kann (Bermingham 2000a).
 
Enrofloxacin und sein Metabolit Ciprofloxacin besitzen sehr niedrige minimale Hemmkonzentrationswerte (MHK-Werte, bzw. MIC-Werte (minimum inhibitory concentration)): zwischen 0,008 µg/ml (Pasteurella multocida) und 0,75 µg/ml (C. pyogenes). Gegen viele gramnegative Mikroorganismen hat Ciprofloxacin niedrigere MHK-Werte als Enrofloxacin. Somit beruht die Wirksamkeit von Enrofloxacin auch auf seinen Metaboliten Ciprofloxacin (Mengozzi 1996a). Die meisten pathogenen Keime des Respirations- und Gastrointestinaltraktes bei Schweinen haben MHK-Werte zwischen 0,01 - 2 µg/ml (Anadon 1999a; Plumb 1999a).
 
Die MIC-Werte von Enrofloxacin gegen verschiedene pathogene Organismen bei Kameliden betragen 0,03 µg/ml für E. coli, Actinobacillus spp., Pasteurella haemolytica und Klebsiella pneumoniae; 0,15 µg/ml für Pasteurella multocida; 0,25 µg/ml für Clostridium perfringens und Proteus mirabilis; 0,13 µg/ml für Staphyllococcus aureus bzw. 0,125 µg/ml für Corynebacterium pseudotuberculosis (Gandolf 2005a).
 

Wirkungsort

Fluorochinolone sammeln sich aufgrund ihrer Lipophilie intrazellulär in Phagozytosezellen (Makrophagen, polymorphkernige Leukozyten oder neutrophile Granulozyten), welche Bestandteile einer chronischen Entzündungsantwort sind, an. So kann die Enrofloxacinkonzentration von der Anwesenheit der Entzündungszellen abhängen. Die intrazelluläre Konzentration ist 3 - 11-mal höher als der Serumspiegel (DeManuelle 1998a; Studdert 1992a).
 

Wirkungsmechanismus

Enrofloxacin wirkt bakterizid, indem es die DNA-Gyrase hemmt.
 
Die Stickstoffgruppe an 1. Stelle, die Carbonsäure an 3., sowie die Ketongruppe an 4. Position sind für die DNA-Gyrasehemmung verantwortlich. Die Fluorgruppe an der 6. Stelle führt zu einer Wirkungsverbesserung gegen grampositive und gramnegative Bakterien. Die Piperazingruppe an 7. Position bewirkt ein besseres Eindringen in die Zelle (Mandell 1995a).
 
Die DNA-Gyrase, das bakterielle Äquivalent der eukaryontischen Topoisomerase II, besteht aus 2 alpha- und 2 beta-Untereinheiten. Die alpha-Untereinheiten besitzen DNA-Bindungsstellen und können die DNA-Doppelhelix aufbrechen. Die beta-Untereinheiten verdrillen die Helix unter ATP-Verbrauch spiralig. Danach verbinden die alpha-Untereinheiten die DNA-Stränge wieder. Dieser Prozess wird als Supercoiling bezeichnet. So ist eine energetisch günstige DNA-Duplikation, schnelle Replikation, Transkription und Rekombination der kompakt aufgewundenen DNA möglich. Die Wirkstärke der Gyrasehemmer ist abhängig von dem ATP-Gehalt; bei ATP-Mangel wird die bakterizide Wirkung beeinträchtigt. Antibiotika, welche die Proteinsynthese (Chloramphenicol) oder RNA-Synthese (Rifampicin) hemmen, interferieren mit dem Wirkmechanismus der Gyrasehemmer. Diese wirken dadurch nur noch bakteriostatisch.
 
Säugertierzellen werden dagegen nicht von Chinolonen gehemmt, da ihre Topoisomerase II aus weniger Untereinheiten besteht. Chinolone hemmen eukaryotische Topoisomerasen nur in sehr hohen Konzentrationen (Spoo 1995a; Brown 1996a; Mandell 1995a; Rosin 1998a).
 

ZNS

Chinolone durchdringen die Blut-Hirnschranke und hemmen dosisabhängig die Bindung von gamma-Aminobuttersäure (GABA), einem inhibitorischen Neurotransmitter, an seinen Rezeptor (Smith 1987b; Bertone 2000a).
 

Immunsystem

Enrofloxacin kann in neutrophile Granulozyten eindringen und liegt dort in 2 - 7-mal höherer Konzentration vor als extrazellulär.
 
Es senkt in hohen Konzentrationen extrazelluläres Interleukin 1, welches für die T-Lymphozyten und zellvermittelte Immunantwort von Bedeutung ist (McEvoy 1992a).
 

Resistenzen

Die Resistenzbildung erfolgt langsam und ist nicht durch Plasmide übertragbar. Es sind Resistenzen durch Mutationen bei Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella pneumoniae, Actinetobacter und Enterokokken bekannt (Plumb 1999a).
 

Fohlen

Beim Fohlen neigen E. coli und Pseudomonas aeruginosa zur Resistenzentwicklung (Bermingham 2000a). Eine Mutation der DNA-Gyrase ist vermutlich der Grund für die Resistenzen bei E. coli. Der Verlust eines Aussenmembranproteins oder eine Veränderung der Lipopolysaccharide in der Zellwand wird für Resistenzen bei Pseudomonaden veranwortlich gemacht (Dowling 1995b).
 

Kalb

Bei Kälbern führte eine experimentell erzeugte Infektion mit Pasteurella haemolytica weder mit Enrofloxacin noch mit Difloxacin zur vollständigen Keimeliminierung (Olchowy 2000a).
 

Schwein

Beim Schwein sind bis zu 1,2% der Pasteurella multocida und 9,1% der Pasteurella haemolytica resistent (Hormansdorfer 1998a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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