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Allgemein

In der Humanmedizin wurde Gabapentin ursprünglich als Antikonvulsivum verwendet; heutzutage wird es jedoch zur Behandlung von chronischen Schmerzen eingesetzt (Turan 2004a). Es wird aber auch zur Analgesie postoperativer Schmerzen verwendet (Moore 2011a), zum Beispiel auch nach spinalen Operationen (Turan 2004a).
 
Bei Kindern wurde Gabapentin auch schon zur Behandlung von Juckreiz eingesetzt (Mendham 2004a).
 

Analgesie

Gabapentin hat eine analgetische Wirkung und wird vor allem als unterstützendes Schmerztherapeutikum, insbesondere bei chronischen Schmerzen, verwendet (Plumb 2008a). Zudem können neuropathische Schmerzen mit Gabapentin therapiert werden (Cashmore 2009a; Papich 2009c). Aber auch zur akuten Schmerzbekämpfung ist Gabapentin geeignet (Hansen 2008a).
 
Gabapentin kann die Entwicklung einer Allodynie (eine Schmerzempfindung, welche durch Reize ausgelöst wird, welche üblicherweise keinen Schmerz verursachen) oder die Entwicklung einer Hyperalgesie (eine übermäßige Schmerzempfindlichkeit; gesteigerte Empfindung des Schmerzreizes) verhindern (Plumb 2008a)
 

Kleintier

Gabapentin wird häufig in Kombination mit Opioiden oder nichtsteroidalen Entzündungshemmern bei Tieren mit multiplen traumatischen Verletzungen verwendet (Vettorato 2011a) und kann dabei auch bei sehr kritischen und kranken Kleintieren empfohlen werden (Hansen 2008a). Weitere Indikationen sind chronische Schmerzen, Tumorschmerzen, chronische Osteoarthritis, chronische neuropathische Schmerzen und die perioperative Anwendung beim Kleintier (Lamont 2008a; Robertson 2008a). Dabei muss erwähnt werden, dass in einer Studie gezeigt wurde, dass Gabapentin keine MAC-Reduktion während einer Isoflurananästhesie bei Katzen bewirkt (Reid 2010a).
 
Gabapentin eignet sich insbesondere auch zur Langzeittherapie von chronischen Schmerzen von Katzen (z.B. muskuloskelettale Schmerzen, Schmerzen durch eine chronische Arthritis bei alten Katzen) und hat bezüglich Nebenwirkungen ein geringeres Risiko, als wenn nichtsteroidale Entzündungshemmer verwendet werden (Rychel 2010a; Adrian 2018a). Jedoch gibt es auch hier Studien, welche die analgetische Wirkung von Gabapentin bei Katzen anzweifeln, da kein Unterschied in der thermalen antinozizeptiven Reaktion beobachtet werden konnte (Pypendop 2010a).
 

Pferd

Gapapentin wurde beim Pferd schon als Analgetikum verwendet, jedoch ist die Effektivität und Sicherheit noch unklar (Muir 2009b). Bei einem Pferd mit postoperativer Neuropathie wurde Gabapentin eingesetzt und schien effizient und sicher zu sein (Davis 2007c). Bei einem weiteren Pferd mit Hufrehe und chronischen Schmerzen wurde Gabapentin für ein multimodales Schmerzmanagement verwendet (Dutton 2009a).
 

Postoperative Analgesie

Nicht nur für chronische Schmerzen, auch für akute Schmerzen wie zum Beispiel postoperative Schmerzen, wird Gabapentin verabreicht. Meistens wird Gabapentin dabei in Kombination mit anderen Analgetika appliziert (Kerr 2007b; Brewer 2010a; Wagner 2010a; Buvanendran 2009a). Gabepentin führte in Kombination mit einem Opioid (Levomethadon) bei Hunden nach einer Diskusoperation zu einer etwas erhöhten Analgesie (Aghighi 2012a).
 

Neuropathische Schmerzen

Gabapentin kann beim Kleintier zur Prävention oder Behandlung von neuropathischen Schmerzen (z.B. durch Wirbelsäulenverletzungen, Bandscheibenvorfälle, Beckentraumata) verabreicht werden (Mathews 2008a; Muir 2001a; Backonja 1998a). Aber auch Pferde mit neuropathischen Schmerzen können mit Gabapentin therapiert werden (Muir 2009b; Davis 2007c).
 
Häufig wird initial Gabapentin mit Opioiden und nichtsteroidalen Entzündungshemmern verabreicht, anschliessend kann die Dosierung der anderen Analgetika reduziert und nur noch Gabapentin appliziert werden (Mathews 2008a).
 

Antikonvulsivum

Gabapentin hat eine antikonvulsive Wirkung (Podell 1998a) und wird zur Behandlung von partiellen oder kompletten Anfällen verwendet (Plumb 2008a). Häufig wird Gabapentin jedoch nur additiv verwendet, oder wenn andere Antiepileptika nicht mehr wirken (Papich 2009c; Inzana 2003a). Gabapentin kann mit Phenobarbital und mit Kaliumbromid kombiniert verabreicht werden (Govendir 2005a; Platt 2006a). In Fällen von refraktären Epilepsien kann die Wahrscheinlichkeit von Anfällen nach der Anwendung mit Gabapentin um bis zu 50% reduziert werden (Taylor 2009b; Platt 2010a; Chandler 2006a).
 

Reduktion von Angstzuständen und Transportstress

Katze

Der Wirkstoff ist zur Reduktion von Transportstress geeignet und führt zu einer Verbesserung der Kooperativität von aggressiven Katzen während tierärztlichen Untersuchungen (van Haaften 2017a).
 
Die einmalige orale Gabe von 20 mg/kg Gabapentin, bzw. 100 mg/Tier 2 - 3 Stunden vor einem stressigen Ereignis, wie z.B. dem Einsetzen in den Transportkorb und dem Transport zum Tierarzt, führt insbesondere bei sehr verängstigten und aggressiven Katzen zu einer Anxiolyse und somit zu einer Verbesserung der Compliance während der tierärzlichen Untersuchung. Die Tierbesitzer sollten über mögliche Nebenwirkungen wie Sedation, Ataxie und/oder Hypersalivation informiert werden und darauf hingewiesen werden, dass mit Gabapentin behandelte Katzen nicht ins Freie gelassen werden sollen. Auch der Zugang zu Treppen oder anderen erhöhten Ebenen sollte verhindert werden, bis die Wirkung abgeklungen ist. Bei Katzen mit unterschiedlichem Körpergewicht (3,3 kg - 7,7 kg), welche 100 mg Gabapentin oral erhielten, war bei den Tieren mit dem geringsten Körpergewicht die Sedation am ausgeprägtesten; um eine zu starke Sedation zu vermeiden, sollte vor allem bei kleineren Katzen die Dosis angepasst werden (van Haaften 2017a).
 
Im Rahmen eines Kastrationsprojektes wurden Streunerkatzen in Katzenfallen eingefangen. Den verängstigten Tieren wurde 50 mg oder 100 mg (9,2 - 47,6 mg/kg) Gabapentin oral verabreicht. Beide Dosierungen führten innerhalb von 3 Stunden zu einer deutlichen Anxiolyse, ohne merkliche Sedierung (Pankratz 2018a).
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