Sedativum, Analgeticum, Muskelrelaxans für Pferde, Rinder, Hunde und Katzen
ATCvet-Code: QN05CM92
Zusammensetzung
1 ml Injektionslösung enthält:
Wirkstoff: | Xylazinum 20 mg (ut Xylazini hydrochloridum) |
Hilfsstoffe: | Conserv.: E 218 1 mg, Aqua ad injectabilia |
Wissenschaftliche Hintergrunddaten (CliniPharm Wirkstoffdaten)
Eigenschaften / Wirkungen
Xylazin Streuli ad us. vet. enthält als Wirkstoff den α-2-Rezeptoren-Agonisten Xylazin, welcher einen schlafähnlichen (sedativ-hypnotischen) Zustand erzeugt, der mit einer allgemeinen Muskelrelaxation und von Tierart zu Tierart und individuell unterschiedlich stark ausgeprägten Schmerzfreiheit (Analgesie/Anästhesie) verbunden ist. Diese unterschiedliche individuelle Disposition kann zu Reaktionen führen, die es empfehlenswert erscheinen lassen, vor Applikation von Xylazin Streuli ad us. vet. jeweils einen Allgemeinstatus des zu behandelnden Tieres aufzunehmen. Die Wirkung ist bei i.v. Injektion innerhalb 5 Minuten und nach i.m. Injektion innerhalb von 5 - 15 Minuten voll ausgeprägt. Da die Ausbildung der Wirkung durch äussere Reize beeinträchtigt werden kann, sollen die Tiere bis zum vollen Wirkungseintritt nicht durch Lärm und Berührung gestört werden.
Die Aufwachphase erfolgt in der Regel ruhig und komplikationslos. Die völlige Wiederherstellung dauert im allgemeinen ein bis zwei Stunden.
Indikationen
Sedation, Analgesie und Muskelrelaxation bei Pferden, Rindern, Hunden und Katzen:
- | Analgesie bei allen schmerzhaften Eingriffen wie z.B. Einziehen von Nasenringen, Kastration, Zitzenoperation, Enthornung |
- | Sedation zwecks Untersuchs inkl. Röntgen, Hufbeschlag/Klauenpflege, zur Überwindung von Widerspenstigkeit bei Verlad und Transport |
- | Muskelrelaxation bei Operationen und Ausschaltung von kataleptischen Zuständen, z.B. bei Ketamin-Anästhesie. |
Allgemein
Widersetzliche sowie nervöse und aufgeregte Tiere benötigen im Allgemeinen eine etwas höhere Dosis. Ältere oder kranke Tiere sowie vor der Behandlung starker körperlicher Anstrengung ausgesetzte Tiere sprechen erfahrungsgemäss auf Xylazin stärker an. Die Kombination mit morphinhaltigen Analgetika verstärkt die Wirkung von Xylazin.
Rind
Dosis | Appl. | mg/kg | ml/100 kg | ml/500 kg |
I | i.m. | 0,05 | 0,25 | 1,2 |
II | i.m. | 0,1 | 0,5 | 2,5 |
III*) | i.m. | 0,2 | 1,0 | 5,0 |
IV*) | i.m. | 0,3 | 1,5 | 7,5 |
I | i.v. | 0,016 - 0,024 | 0,08 - 0,12 | 0,4 - 0,6 |
II | i.v. | 0,034 - 0,05 | 0,17 - 0,25 | 0,85 - 1,25 |
III*) | i.v. | 0,066 - 0,1 | 0,33 - 0,5 | 1,65 - 2,5 |
*
)nur nach vorherigem Futterentzug
Bei i.v.-Anwendung von Xylazin reduziert sich die für i.m.-Applikation empfohlene Dosis entsprechend der individuellen Reaktion des Tieres auf
1⁄
2 bis
1⁄
3. Der Wirkungseintritt wird durch die i.v.-Applikation beschleunigt, wogegen die Wirkungsdauer normalerweise verkürzt wird. Wir empfehlen, Xylazin Streuli ad us. vet. sehr langsam intravenös zu injizieren.
Allgemeines zur Wirkung:
Falls notwendig, lässt sich die Wirkung von Xylazin Streuli ad us. vet. durch eine zweite Applikation vertiefen und/oder verlängern. Die verabreichte Gesamtdosis sollte die Dosis IV jedoch nicht übersteigen.
Dosis I: | Deutliche Sedation und Analgesie für kleinere Eingriffe. |
Dosis II: | Mittelstarke Sedation, Analgesie und Muskelrelaxation, ausreichend für kleinere chirurgische Eingriffe. |
Dosis III: | Kräftige Ausbildung aller Effekte, geeignet für chirurgische Eingriffe. Standvermögen meist nicht mehr erhalten. |
Dosis IV: | Länger anhaltende Sedation und intensive Muskelrelaxation für Sonderfälle (grössere, vor allem abdominalchirurgische Eingriffe). |
Dosis III & IV möglichst nur nach vorherigem 24-stündigem Fasten.
Vorsichtsmassnahmen:
Die bei allen liegenden Wiederkäuern mitunter auftretende Tympanie ist durch Aufrichten in Brustlage o.ä. zu beheben. Zur Vermeidung von Speichel- oder Futteraspiration sind Kopf und Hals tief zu lagern. Vor Anwendungen hoher Dosierungen Tiere hungern lassen. Im letzten Monat der Trächtigkeit im Hinblick auf mögliche Frühgeburten nicht anwenden (Für Notfälle: Durch die Applikation von Spasmoton Vet. kann die Tonussteigerung durch Xylazin deutlich verringert werden.).
Bei längerem Nachschlaf Tiere vor Unterkühlung oder starker Sonneneinstrahlung schützen. Bei versehentlicher Überdosierung künstliche Beatmung, zentrale Analeptika sowie Antidot (α-2-Antagonist).
Pferd
Dosierung: 3 - 5 ml/100 kg KGW (0,6 - 1,0 mg/kg KGW), Applikation: i.v.
Erreicht wird eine dosisabhängige, leichte bis starke Sedation mit individuell unterschiedlich ausgeprägter Analgesie und Muskelrelaxation. Die i.v.-Applikation führt beim Pferd zu einer starken Absenkung der Herzfrequenz mit atrioventrikulären Blöcken. Es wird deshalb die Prämedikation mit 3 - 5 mg Atropinsulfat pro 100 kg empfohlen.
Die Dosis von 5 mg/kg KGW darf nicht überschritten werden. Für schmerzhafte Eingriffe beim Pferd sollte Xylazin Streuli ad us. vet. in Kombination mit anderen Präparaten angewendet werden. Die Prinzipien der Anästhesiologie sind hierbei zu beachten.
Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Präparaten:
1. | Operation am stehenden Tier (kleinere und kurze Eingriffe): |
| 3 - 4 ml Xylazin Streuli ad us. vet. und 2 - 3 ml Polamivet je 100 kg KGW i.v. (Injektion in Mischspritze möglich). |
2. | Operationen am liegenden Tier als Prämedikation vor einer Allgemeinanästhesie: |
| Xylazin Streuli ad us. vet./Ketamin (Kurzzeitnarkose): 5 ml Xylazin und 200 mg Ketamin je 100 kg KGW i.v., Ketamin 2 Min. nach Xylazin. Wirkungsdauer: 20 - 25 Min., Erholung nach 30 Min., Nachdosierung der halben Dosis in Mischspritze ist möglich. |
|
| Xylazin Streuli ad us. vet./Chloralhydrat: 4 ml Xylazin und 8 g Chloralhydrat je 100 kg KGW i.v. vor oder nach dem Ablegen des Pferdes (Abhängig von der Erfahrung des zur Verfügung stehenden Hilfspersonals). |
|
| Xylazin Streuli ad us. vet./Barbiturate: |
| Kurzzeitnarkose (10 - 20 Min.-Eingriffe): 5 ml Xylazin/100 kg KGW und nach 3 - 5 Min. 6 - 8 mg/kg Kurzzeitbarbiturate i.v. (z.B. Thiopental). |
| Grössere Operationen über 30 Min.: 5 ml Xylazin Streuli ad us. vet. plus Kombination Guaifenesin 10 - 12 g und 0,5 g Thiopental je 100 kg KGW. Die Guaifenesin/Thiopental-Lösung ist schnell als Infusion zu verabreichen. Guaifenesin passiert die Placentaschranke! |
|
| Inhalationsnarkose mit Isofluran: 4 ml Xylazin/100 kg KGW i.v. und nach dem Ablegen Intubationsnarkose nach Wirkung. |
Das Ablegen eines Pferdes (Kurz- oder Inhalationsnarkose) sollte nach Möglichkeit nur nach 12-stündigem Fasten erfolgen.
Hund
Dosierung: 0,5 - 1,5 ml/10 kg KGW (1 - 3 mg/kg KGW), Applikation: i.m./i.v.
Dosisabhängige, leichte bis starke Sedation und Muskelrelaxation sowie individuell unterschiedlich ausgeprägte Analgesie von 30 - 120 Min. Dauer.
Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Präparaten:
1. | Xylazin Streuli ad us. vet./Polamivet: 1 ml Xylazin i.m./10 kg KGW und ca. 1,5 - 2,0 ml Polamivet i.m., vorsichtiges Nachdosieren von Polamivet bei längeren Operationen gemäss Wirkung mit niedrigen Dosierungen möglich. |
2. | Xylazin Streuli ad us. vet./Barbiturate: 0,5 - 1 ml Xylazin i.m. mit Atropin-Prämedikation. Barbituratdosierung nach Wirkung mit Dosisverringerung auf ca. 1⁄3 - 1⁄4. |
3. | Xylazin Streuli ad us. vet./Ketamin: 1 ml Xylazin/10 kg KGW und 60 - 100 mg Ketamin/10 kg KGW. |
Katze
Dosierung: 0,1 - 0,2 ml/kg KGW (2 - 4 mg/kg KGW), Applikation: i.m./i.v.
Dosisabhängige, leichte bis starke Sedation und Muskelrelaxation sowie individuell unterschiedlich ausgeprägte Analgesie von 30 - 120 Min. Dauer.
Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Präparaten:
1. | Xylazin Streuli ad us. vet./Ketamin: 0,1 ml Xylazin/kg KGW und 5 - 15 mg Ketamin/kg KGW. |
2. | Xylazin Streuli ad us. vet./Barbiturate: Die Einleitung der Narkose sollte erst nach vollständiger Ausbildung der Sedation erfolgen. Vorteilhaft ist Prämedikation mit Atropinsulfat. Die Barbituratdosis verringert sich unter Xylazin-Prämedikation auf 1⁄3 - 1⁄4. Die intravenöse Barbituratapplikation muss langsam und nach Wirkung erfolgen. |
3. | Xylazin Streuli ad us. vet./Isofluran: Intubations- oder Inhalationsnarkose auch zur Verlängerung einer Barbituratnarkose. |
Während der Erholungsphase sollen die Tiere an einen ruhigen Ort mit mässiger Temperatur verbracht werden. Vor lauten Geräuschen, Störung durch Berührung, Unterkühlung oder Sonneneinstrahlung sind sie zu schützen.
Anwendungseinschränkungen
Xylazin Streuli ad us. vet. soll zwecks Vermeidung von Aborten bei hochträchtigen Tieren nicht angewendet werden.
Xylazin Streuli ad us. vet. wird in der Regel in den angegebenen Dosierungen gut vertragen. Bei Septikämien sowie Tieren mit eingeschränkter Herz-, Kreislauf- und Atmungsfunktion ist die Verträglichkeit herabgesetzt.
Unerwünschte Wirkungen
VetVigilance: Pharmacovigilance-Meldung erstatten
Die Applikation von Xylazin führt bei der Katze meist und beim Hund sehr oft zu Erbrechen. Dieser Effekt kann, falls unerwünscht, durch Fasten (12 Std.) oder durch die gleichzeitige Verabreichung von Ketamin gemindert werden.
Vitale Funktionen: Es kommt zu einer Verminderung der Atemfrequenz und nach einem initialen Blutdruckanstieg zu einem leichten Absinken desselben mit Bradykardie.
Gegenmittel/Antidot
Es liegen Publikationen über nachfolgende Antidots vor:
Zentrale Analeptika:
- | 4-Aminopyridine (Hund, Pferd, Rind) |
- | Doxapram (Hund, Pferd, Rind) |
α-2-Antagonisten:
- | Yohimbin (Hund, Katze, Pferd, Rind) |
- | Tolazolin (Hund, Rind, Pferd, Schaf) |
Essbares Gewebe: 24 Stunden
Milch: keine
Wechselwirkungen
Die zentral dämfende Wirkung anderer Sedativa bzw. Narkotika und Analgetika wird verstärkt. Ebenso ist an die Verstärkung der atemdepressiven, herzdepressiven und blutdrucksenkenden Wirkung zu denken. Analeptika führen zu einer Abkürzung oder Abschwächung unerwünscht langer oder tiefer Sedation.
Sonstige Hinweise
Die von den Herstellern der vorgenannten Präparate gegebenen Hinweise in den entsprechenden Gebrauchsanweisungen werden durch diese Ausführungen nicht berührt.
Das Medikament darf nur bis zu dem auf dem Behälter mit "EXP" bezeichneten Datum verwendet werden.
Bei Raumtemperatur (15 - 25°C) und vor Kindern geschützt aufbewahren.
Aufbrauchfrist nach 1. Entnahme: 28 Tage.
Packungen
Ampullenflasche zu 20 ml, 50 ml und 100 ml
Abgabekategorie: B
Swissmedic Nr. 53'815
Informationsstand: 02/2008
Dieser Text ist behördlich genehmigt.