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Englisch    Mistletoe
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Die ganzen oder geschnittenen, getrockneten, jüngeren Zweige mit Blättern, Blüten und vereinzelten Früchten von Viscum album L. (EMA, 2012; Hänsel & Sticher, 2010; Hagers Enzyklopädie, 2014).
 
Extraktehalt: mindestens 25%, ermittelt mit 50%igem Ethanol; mindestens 15%, ermittelt mit Wasser (Hagers Enzyklopädie, 2014).
 
Reinheit:
-Fremde Bestandteile: höchstens 1% (Hagers Enzyklopädie, 2014).
-Minderqualität: Ein hoher Anteil an Stängelstücken bedeutet eine Qualitätsminderung (Hagers Enzyklopädie, 2014).
-Trocknungsverlust: höchstens 10% (Hagers Enzyklopädie, 2014).
-Asche: höchstens 10% (Hagers Enzyklopädie, 2014).
-Säureunlösliche Asche: höchstens 2% (Hagers Enzyklopädie, 2014).
 
Lagerung: vor Licht geschützt über einem geeigneten Trocknungsmittel (Hagers Enzyklopädie, 2014).
 
Extraktionsverfahren:
-Wasser (Extrakt, Trockenextrakt; EMA, 2012)
-Ethanol 16% m/m (Tinktur; EMA, 2012)
-Ethanol 26.65% V/V (Tinktur; EMA, 2012)
-Ethanol 31.5% V/V (Tinktur; EMA, 2012)
-Ethanol 40% V/V (Tinktur; EMA, 2012)
-Ethanol 70% V/V (Tinktur; EMA, 2012)
-Ethanol 26.65% V/V (Tinktur; EMA, 2012)
-Ethanol 96% V/V und Branntwein (Extrakt; EMA, 2012)
-Ethanol 96%, Wasser und Branntwein (1.2:1.5;5.2 V/V) (Extrakt; EMA, 2012)
-Branntwein (Extrakt; EMA, 2012)
-Milchsäurebakterien (Auszug; Hänsel & Sticher, 2010)
 
Verfälschungen: wurden bisher nicht beobachtet (Hagers Enzyklopädie, 2014).
 

Übliche Zubereitungen

Pulver, Infus, Presssaft, Flüssig- und Trockenextrakte, Tinktur und Injektionspräparate (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2012; Hagers Enzyklopädie, 2014; Pharmavista, 2024).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

-Ganzdroge: Die Zweige sind dichasial verzweigt; die Zweigglieder sind 3-5 cm lang und 2-4 mm dick, gelbgrün, längsrunzelig, an den Knoten verdickt. Die gelbgrünen, 2-6 cm langen und 1-2 cm breiten Blätter sind ungestielt, unbehaart, ganzrandig, ledrig-steif, im Umriss lanzettlich bis spatelig; auf ihrer Unterseite treten 3-5 längs verlaufende Nerven hervor. Die unscheinbaren, gelblichgrünen männlichen oder weiblichen Blüten stehen in den Achseln kleiner Hochblätter, 3-5 Blüten bilden eine Trugdolde. Die männlichen Blüten haben ein vierzähliges Perigon, das am Grunde zu einer kurzen Röhre verwachsen ist; die 4 Staubblätter haben keine Staubfäden und sind mit dem Perigon vollständig verbunden; die Innenseite der Perigonblätter erscheint siebartig durchbrochen. Die weiblichen Blüten haben 4 sehr kleine, eiförmige Kelchblätter; der Fruchtknoten ist unterständig und trägt eine sitzende, stumpfe Narbe. Die Scheinbeeren sind im unreifen Zustand grün, im reifen rötlich oder gelblichweiss, geschrumpft und etwa erbsengross (Hagers Enzyklopädie, 2014).
-Schnittdroge: Steifledrige, stark runzelige, dicke Blattstückchen mit strahlig verlaufenden Nerven, stark längsgeschrumpfte, runde Stängelstücke, die an ihren Querschnitten eine hellgrüne Rinde und einen weissen, strahligen Holzkörper zeigen, sowie selten zu findende Blütenteile und wenige unreife Früchte (Hagers Enzyklopädie, 2014).
-Das Pulver ist gelblich-grün (Hagers Enzyklopädie, 2014).
 

Geruch

Sehr schwach, eigenartig (Blaschek, 2016); schwach, eigenartig (Hagers Enzyklopädie, 2014).
 

Geschmack

Bitter (Blaschek, 2016); leicht säuerlich, etwas bitter (Hagers Enzyklopädie, 2014).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Lectine (0.05-0.2%), Viscotoxine (0.05-0.1%), Polysaccharide (4.3-4.7%), Cyclitole, Flavonoide, Lignane, Phenylpropanderivate, Phenylcarbonsäuren, Triterpene, Aminosäuren, zyklische Peptide, Amine, Proteine.
-Lectine: Mistellectine I, II und III (ML I, ML II, ML III): heterodimere Glykoproteine mit einem Kohlenhydratanteil von 11%, aus zwei verschiedenen Peptidketten bestehend. Laubholzmisteln enthalten vorwiegend ML I, Tannen- und Kiefernmisteln vorwiegend ML III, sie erreichen ihre höchste Konzentration im Dezember.
-Viscotoxine: basische Polypeptide, v.a. die Viscotoxine A2, A3 und B, sie erreichen ihre höchste Konzentration im Juni.
-Cyclitole: u.a. myo-Inositol, Pinitol und Viscumitol.
-Flavonoide: v.a. Isorhamnetin- und Rhamnazinglykoside sowie Chalkonglykoside.
-Phenylpropanderivate: u.a Eleutherosid B (Syringin).
-Phenylcarbonsäuren: u.a Kaffee-, Sinapin- und Ferulasäure.
-Triterpene: u.a β-Amyrin, Betulin-, Olean- und Ursolsäure.
(Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2012; Hiller & Melzig, 2010; Teuscher et al., 2012).
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Immunmodulierende, antitumorale (Apoptose fördernde, Angiogenese hemmende) Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Zytotoxische, antitumoröse, immunmodulierende und Apoptose-induzierende Wirkung; Mistellectin III reagiert hochselektiv mit CD8+-T-Lymphozyten (Reichling et al., 2016).
-Immunmodulierende, antitumoröse, Apoptose-induzierende und zytostatische Wirkung (Blaschek, 2016).
-Kardiovaskuläre Wirkung; Beeinflussung der Insulinsekretion (EMA, 2012).
-Antihypertensive, antiarteriosklerotische Wirkung (Hagers Enzyklopädie, 2014).
-Antitumoröse Wirkung (Teuscher et al., 2012).
-Immunmodulierende Wirkung (Hänsel & Sticher, 2010).
-Zytotoxische, immunmodulierende, antitumorale, antidiapetische (in Kombination mit Bärentraubenblättern, Goldsiegelwurzel und Estragon), beruhigende Wirkung; unterstützend bei Arthrose, als Palliativum bei bösartigen Tumoren (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: keine Monographie vorhanden (29.1.2024)
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (29.1.2024)
-WHO: keine Monographie vorhanden (29.1.2024)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (29.1.2024)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: L03AL (BAnz. Nr. 228 vom 5.12.1984)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-In kontrollierten klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass die Behandlung neoplastischer Erkrankungen bei Haustieren mit Viscum album L.-Extrakten (VAE) bei Melanomen, Sarkomen, Mammakarzinomen und Equinen Sarkoiden den höchsten Effekt hat. Eine endgültige Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit von VAE ist wegen der begrenzten Anzahl und Qualität der veröffentlichten Studien noch nicht möglich und weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um die zugrunde liegenden Mechanismen zu klären (Biegel et al. 2022).
-An Hunden mit oralem malignen Melanom (OMM) konnte gezeigt werden, dass die adjuvante Therapie mit Viscum album L.-Extrakten (VAE) zusätzlich zur Bestrahlung eine signifikant längere mediane Überlebenszeit (236 Tage) im Vergleich zu Patienten ohne adjuvante VAE-Therapie zur Bestrahlung (49 Tage) bewirkte (Von Bodungen et al., 2017).
-An Hündinnen mit caninen Mammatumoren (CMT) konnte gezeigt werden, dass die postoperative adjuvante Therapie mit Viscum album L.-Extrakten (VAE) zu einer Verringerung des tumorbedingten Sterberisikos auf 25% führte. Die Lebensqualität der Tiere blieb über die gesamte Beobachtungszeit auf einem hohen Niveau stabil (Biegel et al., 2017).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich zur Segmenttherapie bei degenerativ entzündlichen Gelenkerkrankungen sowie zur Palliativtherapie bei malignen Tumoren (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Innerlich bei Mammatumoren von Hund und Katze (Iscador® P), beim Fibrosarkom der Katze (Iscador® Qu) und bei anderen Tumorarten (Iscador® M, Qu, P) (Reichling et al., 2016).
 

Dosierung und Zubereitung

-Subkutane und orale Anwendung von Fertigprodukten (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Equines Sarkoid: 3 × wöchentlich Iscador® P (Pini, Kiefermistel) in aufsteigender Dosierung s.c., über 15 Wochen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Fibrosarkom Katze: 2 × täglich 0.5 ml p.o. eines 0.1%igen, wässrigen Eichenmistelextrakts (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Hinweise

-Gegenanzeige: chronisch progrediente Infektionen, Proteinallergien (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Chemotherapeutika, MAO-Inhibitoren und Radiotherapie (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Bei Tieren wurde die Toxizität von Viscum album-Extrakten als sehr gering eingestuft. Nach oraler Einnahme wurden keine schwerwiegenden Ereignisse beobachtet (EMA, 2012).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2024).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Viscum album, Zweige mit Blättern und Beeren, ist als homöopathisches Einzelmittel auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, darf bei Nutztieren als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordert als homöopathisches Einzelmittel in allen Potenzierungen inkl. Urtinktur keinen Rückstandshöchstgehalt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Mistelkraut (getrocknet, geschnitten, pulverisiert) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 003524-EN (2013-04-16); 001193-EN, 001193-DE (2011-01-24).
 

Doping

Viscum album ist keine verbotene Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Biegel U., Mevissen M., Schuller S., Ruess K., Christen O., Ayrle H., Koch C. & Walkenhorst M. (2022) Viscum album L., a therapeutic option for neoplastic diseases in companion animals? A systematic review. Complement Med Res. 29(6), 465-482
-Biegel U., Stratmann N., Knauf Y., Ruess K., Reif M. & Wehrend A. (2017) Postoperative adjuvante Therapie mit einem Mistelextrakt (Viscum album ssp. album) bei Hündinnen mit Mammatumoren. Complement Med Res. 24(6), 349-357
-Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 697-700
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 315, 321, 324-327 & 500
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 255, 337, 339, 649 & 659-665
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2014) Visci albi herba (Mistelkraut). Verf.: E. Teuscher, http://www.drugbase.de, Datenstand 22.04.2014
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 625
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Pharmavista (2019) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 314, 316 & 95-97
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 575-576
-Von Bodungen U., Ruess K., Reif M. & Biegel U. (2017) Kombinierte Anwendung von Strahlentherapie und adjuvanter Therapie mit einem Mistelextrakt (Viscum album L.) zur Behandlung des oralen malignen Melanoms beim Hund: Eine retrospektive Studie. Complement Med Res. 24(6), 358-363
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 187, 202, 301-302, 304-305, 321-322 & 350
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