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Verwendete Pflanzen (Botanik)

Ononis spinosa L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die ganze oder geschnittene, getrocknete Wurzel von Ononis spinosa L.
 
Reinheit:
-Trocknungsverlust: höchstens 10.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 8.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
-Extrahierbare Bestandteile: mindestens 15.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren:
-Wasser (Infus, Trockenextrakt; EMA, 2014).
-Ethanol 20% m/m (Trockenextrakt; EMA, 2014)
-Ethanol 23% V/V (Flüssigextrakt; EMA, 2014)
 
Verfälschungen: Sehr selten. Die Wurzeln von Medicago sativa L. (Blaue Luzerne) haben einen runden Querschnitt (Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Infus, zerkleinerte Droge, Flüssig- und Trockenextrakt, Tropfen und Dragées (EMA, 2014; Hiller & Melzig, 2010; Pharmavista, 2022; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Die Wurzel ist mehr oder weniger flach, gedreht und verzweigt, tief gefurcht, von brauner Falbe und längsrunzelig. Der Querschnitt zeigt eine dünne Rinde und einen Holzkörper von deutlich radiärer Struktur. Der Bruch der Wurzel ist kurz und faserig.
-Das Pulver ist hellbraun oder braun (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Schwach, eigenartig (Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

Süsslich-schleimig, später herb und leicht kratzend (Reichling et al., 2016); etwas herb, süsslich, deutlich kratzend (Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Flavonoide (Phytoöstrogene), Glucoside, Triterpene, Phytosterole, Saponine, Phenolsäuren, Tannine, Mineralstoffe und ätherisches Öl (0.02- 0.2%).
-Flavonoide: v.a. Isoflavonoidglykoside/Isoflavone: Trifolirhizin, Formononetin, Ononin (Formononetin 7-O-glucosid), Biochanin A 7-O-glucosid, Medicarpin, Rothindin (Pseudobaptigenin 7-O-glucosid), Genistein u.a.; als Phytoöstrogene sind Formononetin, Biochanin A und Genistein wirksam.
-Glucoside: Spinonin und Medicarpin.
-Triterpene: α-Onocerin (Onocol).
-Phytosterole: β-Sitosterol, Stigmasterol, Campesterol, Cholesterol, α-Spinasterol.
-Saponine: Triterpensaponin (z.B. 3-O-[α-L-rhamnopyranosyl-(12)-β -D-xylopyranosyl-(12)- β-D-glucuronopyranosyl]-3β,22α-dihydroxyolean-13-en-11).
-Phenolsäuren: 4-Hydroxybenzoesäure, Vanillinsäure, Kaffeesäure, Syringinsäure, 4-Hydroxyzimtsäure, Zimtsäure, Sinapinsäure, Salicylsäure, Gentisinsäure u.a.
-Ätherisches Öl: trans-Anethol (Hauptbestandteil), Carvon, Menthol, Menthon, Isomenton, Linalool, Estragol, Borneol und cis-Anethol.
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2014; ESCOP, 2003; Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Diuretische (aquaretische) und entzündungshemmende Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2014).
-Milde harntreibende Wirkung (Reichling et al., 2016).
-Salidiuretische und antibakterielle Wirkung (Wichtl, 2009).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1879
-ESCOP: Monographie vorhanden (2003)
-WHO: keine Monographie vorhanden (21.6.2022)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/138317/2013 vom 25.3.2014)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: C03FA (BAnz. Nr. 76 vom 23.4.1987)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An Ratten konnte gezeigt werden, dass ein Ononis spinosa-Extrakt (0.5 und 1 g/kg Körpergewicht) Ethanol-induzierte Magenulzera im Vergleich zur Kontrollgruppe um 80.39% bzw. 98.71% verringerte. Die mit Esomeprazol (40 mg/kg Körpergewicht) behandelten Tiere wiesen eine Reduktion von 67.89 % auf. Der Extrakt schützte die Magenschleimhaut durch Induktion von COX-2 und Verringerung des oxidativen Stresses im Magen (Manal Ahmad et al., 2022).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege sowie zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengriess (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA 2014).
-Innerlich zu Erhöhung der Harnmenge bei Nierenbecken- und Blasenkatarrh, zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege; für Kälber bei Aszites oder bei Blasen und Nierenerkrankungen (Reichling e al., 2016).
-Innerlich bei alten Hündinnen gegen Inkontinenz aufgrund von Östrogenmangel (Brendieck-Worm et al., 2015).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Hauhechelwurzel/Tag
(g Droge/Tag)
Rind50-100
Pferd25-50
Ziege, Schaf10-25
Schwein5-10
Hund2-5
Geflügel1-2
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Infus: 1 Teelöffel fein geschnittene Droge mit 150 ml heissem Wasser überbrühen, 20 Minuten zugedeckt ziehen lassen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Infus oder Dekokt (1:10 bis 1:50): allein oder als Bestandteil harntreibender Tees; 10 g Wurzel, 500 ml Wasser, man übergiesst die zerkleinerte Wurzeldroge mit dem kochenden Wasser und lässt 15 Minuten ziehen; 3-5 gleiche Gaben für 24 Stunden für ein Kalb bei Aszites oder bei Blasen- und Nierenerkrankungen (Reichling e al., 2016).
 
Kombinationen
Bewährte Kombination:
-Hauhechelwurzel, Goldrutenkraut und Katzenbart (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
Rezepturen zur Anregung der Diurese:
-Species diureticae - harntreibender Tee I (alle Tierarten ausser Katze): Birkenblätter, grob zerkleinert 150 g, Hauhechelwurzel, grob zerkleinert 200 g, Petersilienwurzel, grob zerkleinert 250 g, Schafgarbenkraut, grob zerkleinert 100 g, Süssholzwurzel, grob zerkleinert 100 g und Wacholderbeeren 200 g mischen. Die Wacholderbeeren sind unmittelbar vor der Zubereitung zu zerquetschen. 1-2 Teelöffel der Mischung mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen, zugedeckt 10-15 Minuten ziehen lassen. Je nach Tierart teelöffel- bis tassenweise eingeben (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Species diureticae - harntreibender Tee III (alle Tierarten ausser Katze): Liebstöckelwurzel, Hauhechelwurzel, Süssholzwurzel, Wacholderfrüchte ana partes aequalis 25.0 g. Einen Aufguss bereiten, zugedeckt 20 Minuten ziehen lassen und je nach Tierart teelöffelweise bis tassenweise eingeben (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Infektion der unteren Harnwege (alle Tierarten ausser Katze): Wacholderbeeren, Hauhechelwurzel, Süssholzwurzel zu gleichen Teilen mischen. Die Wacholderbeeren unmittelbar vor der Zubereitung quetschen. 2 Esslöffel der Mischung mit 250 ml kaltem Wasser ansetzen, aufkochen, 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen und je nach Tierart teelöffel- bis tassenweise eingeben (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Hinweise

-Hauhechelzubereitungen sind für Katzen eingeschränkt geeignet, wiederholte Anwendung nur nach strenger Indikation (niedrig dosieren, Wiederholung maximal jeden 2. Tag) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Gegenanzeigen: Bei Neigung zu Ödemen infolge einer Herz- oder Niereninsuffizienz ist die Anwendung von Hauhechelzubereitungen kontraindiziert, ebenso wenn der Verdacht besteht, dass Steine die Harnwege verlegen (vergeblicher Harndrang, Koliksymptome) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Reichling e al., 2016).
-Es muss eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
- Es sind keine Wechselwirkungen bekannt (EMA, 2014).
 

Toxizität

Chronische Toxizität
-Die orale und intraperitoneale Verabreichung eines ethanolischen Extraktes in einer Dosis von 2 g/kg pro Tier/Tag an Ratten und Mäuse, während 14 Tagen, zeigte keine sichtbare toxische Wirkung (EMA, 2014).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete und geschnittene Droge sowie Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2022).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Ononis spinosa ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Ononis spinosa-Wurzel (getrocknet, geschnitten, pulverisiert) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 000910-EN, 000910-DE (2010-12-01); 003672-EN, 003672-FR (2013-05-15).
 

Doping

Ononis spinosa ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Humanmedizin

Anwendungen

-Vor dem Hintergrund der jahrhundertelangen volksmedizinischen Erfahrung mit Fencheltee und anderen estragolhaltigen Pflanzen wie Basilikum und Estragon und in Anbetracht der fehlenden klinischen und epidemiologischen Hinweise über einen Zusammenhang zwischen Fencheltee und Leberkrebs beim Menschen erscheint ein solches Risiko, wenn es überhaupt ein solches geben sollte, als verschwindend gering (Iten & Saller, 2004).
-Sicherheitshalber sollte die tägliche Aufnahme von Estragol unter dem Richtwert von 0.05 mg/Person pro Tag für Erwachsene und Jugendliche bzw. 1.0 µg/kg Körpergewicht für Kinder bleiben (EMA, 2023).
 
Literatur
-Brendieck-Worm C., Klarer F. & Stöger E. (2015) Heilende Kräuter für Tiere: Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere. Haupt Verlag, Bern, p. 213
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 277, 290-291, 297 & 524
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 351-353
-European Medicines Agency (EMA) (2023) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Public statement on the use of herbal medicinal products1 containing estragole, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/137212/2005 Rev 1 Corr 1*, 12 May 2023, http://www.ema.europa.eu (1995-2024)
-European Medicines Agency (EMA) (2014) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Ononis spinosa L., radix, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/138316/2013, 24 March 2014, http://www.ema.europa.eu (1995-2022)
-European Medicines Agency (EMA) (2014) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Community herbal monograph on Ononis spinosa L., radix, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/138317/2013, 25 March 2014, http://www.ema.europa.eu (1995-2022)
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 414
-Iten F. & Saller R. (2004) Fencheltee: Risikoabschätzung der phytogenen Monosubstanz Estragol im Vergleich zum natürlichen Vielstoffgemisch. Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd. 11, 104-108
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Manal Ahmad A., Yasser Ibrahim K. & Manal Mohammad A. (2021) Efficacy of extract from Ononis spinosa L. on ethanol-induced gastric ulcer in rats. J Tradit Chin Med. 41(2), 270-275
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2209-2210
-Pharmavista (2021) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2021) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 218-282
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 320-321
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 473-475
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