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Verwendete Pflanzen (Botanik)

Melilotus albus Medik.
Melilotus altissimus Thuill.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die getrockneten, ganzen oder geschnittenen oberirdischen Teile von Melilotus officinalis (L.) Lam.
 
Der Weisse Steinklee, Melilotus albus Medik., und der Hohe Steinklee, Melilotus altissima Thuill., enthalten das gleiche Wirkstoffspektrum und können analog verwendet werden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Gehalt:
-Mindestens 0.3% Cumarin (C9H6O2; Mr 146.1), bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
-Gehaltsbestimmung: Flüssigchromatographie (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Fremde Bestandteile: höchstens 2% Stängelanteile mit einem Durchmesser von mehr als 3 mm und höchstens 2% andere fremde Bestandteile (Ph. Eur. 10, 2020).
-Trocknungsverlust: höchstens 12.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 10.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren:
-Wasser (Infus, Spissumextrakt; EMA, 2017; Wichtl, 2009)
-Ethanol 70% V/V (Flüssigextrakt; EMA, 2017)
-Rapsöl (Flüssigextrakt; EMA, 2017)
 
Verfälschungen: Kommen in der Praxis kaum vor. Melilotus albus Medik. und Melilotus dentatus W.K. Pers. sind geruchlos und unterscheiden sich schon morphologisch von der echten Droge (Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Infus, geschnittene und pulversierte Droge, Tinktur, Tabletten, Tropfen, Crèmes und Salben (EMA, 2017; Pharmavista, 2022; Teuscher et al., 2012; Wichtl, 2009).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Der Stängel ist grün, zylindrisch, kahl und fein gerillt. Die Blätter sind wechselständig, gestielt, 3-fach gefiedert und besitzen je 2 lanzettliche Nebenblätter. Die länglichen oder eiförmigen Fiederblättchen sind bis etwa 3 cm lang und 20 mm breit, an Spitze und Grund spitz zulaufend mit fein gezähntem Rand; die Oberseite ist dunkelgrün und kahl, die Unterseite blasser grün mit kurzen feinen Haaren, besonders am Blattgrund. Der Blütenstand ist traubig mit zahlreichen blassgelben, etwa 7 mm langen Blüten. Jede Blüte besitzt einen behaarten Kelch, der tief in 5 ungleiche Kelchzipfel geteilt ist, und eine schmetterlingsartige Blütenkrone. Die Frucht ist eine gelblich braune, kurze, am oberen Ende spitz zulaufende Hülse (Schliessfrucht); die sich nicht öffnet und die häufig im Kelch verbleibt; ihre Oberfläche ist kahl und quer gerunzelt.
-Das Pulver ist gelblich grün (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Riecht kräftig nach frischem Heu (Hänsel & Sticher, 2010); süsslich, nach Cumarin (Wichtl, 2009).
 

Geschmack

Schmeckt salzig und bitter (Hänsel & Sticher, 2010); bitter, etwas scharf und salzig (Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Zimtsäure-/Cumarinderivate, Cumarin (0.3-0.9%), Triterpensaponine (Saponine vom Oleanan-Typ), Flavonoide, Phenolsäuren und flüchtige Substanzen.
-Zimtsäure-/Cumarinderivate: v.a. Melilotosid (cis-o-Cumarsäure-β-glucosid, 0.4-6%); Cumarin aus cis- und trans-o-Hydroxyzimtsäureglucosiden bei der Trocknung; cis-o-Hydroxyzimtsäureglucoside wird durch β-Glucosidase zu freier Cumarinsäure hydrolysiert; Cumarinsäure wird spontan zu freiem Cumarin laktonisiert; weitere Zimtsäurederivate wie 3,4-Dihydrocumarin (Melilotin), Scopoletin, Umbelliferon, die Säuren Dihydro-o-coumarinsäure (Melilotinsäure, 0.17%), Kaffeesäure (0.085%), Ferulasäure (0.44%), o-Cumarinsäure (0.03%), p-Cumarinsäure (0.04%), kleine Mengen anderer Säuren, u.a. Salicylsäure.
-Triterpensaponine: Soyasapogenin I, Astragalosid VIII, Vistariasaponin D, Melilotus-Saponin, Azukisaponin V Carboxylat, mit den Sapogenolen Soyasapogenol B, E und Melilotigenin.
-Flavonoide: Kaempferol- und Quercetin-Glycoside wie Robinin (Kaempferol-3-O-gal-rham-7-O-rham) und sein Quercetin-Glycosid Clovin und Kaempferol-3-O-glucorhamnoside.
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2017; ESCOP, 2003; Hänsel & Sticher, 2010; Hiller & Melzig, 2010; Teuscher et al., 2012; WHO, 1999; Wichtl, 2009)
 

 
Dicumarol (Vitamin-K-Antagonist) und das antimykotische Isoflavonoid Medicarpin können in Steinklee durch Pilzbefall und Verderb gebildet werden (EMA, 2017).
 
Pharmakologie

Wirkung

-Antiödematöse Wirkung (entzündliches Ödem, Stauungsödem), Verbesserung der Blut- und Lymphfliesseigenschaften, Stabilisierung der Kapillarmembranen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Antiödematöse und milde entzündungshemmende Wirkung (EMA, 2017).
-Entzündungshemmende, spasmolytische und ödemhemmende Wirkung (Hänsel & Sticher, 2010).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/2120
-ESCOP: Monographie vorhanden (2009)
-WHO: Monographie vorhanden (2004)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/44166/2016 vom 21.11.2017)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: B06AB (BAnz. Nr. 50 vom 13.3.1986)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An Mäusen mit EAE (Experimenteller autoimmuner Enzephalomyelitis) konnte gezeigt werden, dass die tägliche Verabreichunge eines Melilotus officinalis-Extraktes (Ethanol, 10 mg/kg/Tag, i.p.) während 21 Tagen, ab dem 1. Tag der Induktion von EAE, die klinischen Anzeichen der Krankheit abschwächte. Die Genexpression von entzündungsfördernden Zytokinen wie IL-6, TNF-α und IFN-γ war im Vergleich zu den EAE-Gruppen ohne Extrakt signifikant verringert, die Genexpression von Glutathionperoxidase und Katalase (antioxidative Enzyme) war deutlich erhöht (Hassani et al., 20202).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich als Venentonikum, adjuvant bei Thrombophlebitis, beim postthrombotischen Syndrom, bei Lymphstauungen, Hämorrhoiden und Hämatomen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Äusserlich bei Kontusion, Kompression, Distorsion, Karbunkeln und Furunkeln; bei Frakturödem und postoperativer Weichteilschwellung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Dosierung und Zubereitung

Äusserliche Anwendung
-Aufguss für Umschläge: hierfür 1-2 Teelöffel auf 250 ml kochendes Wasser geben, Ziehdauer 5-10 Minuten (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Kataplasma: getrocknetes Steinkleekraut (Blütentrauben und Triebspitzen) zerkleinern und 1:1 mit heissem Wasser durchfeuchten, in Mull einschlagen und auflegen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Öl: hierfür frische Blütentrauben und Triebspitzen klein schneiden, in ein gut verschliessbares Glas schichten und im Verhältnis 1:4 mit kaltgepresstem Olivenöl übergiessen; 2-mal täglich schwenken und nach 4-6 Wochen filtrieren; kühl und dunkel aufbewahren (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Kombinationen
Rezeptur zur Behandlung von Hautinfektionen, Therapie von Furunkeln und Karbunkeln:
-Eibischblätter, Malvenblätter, Steinklee, Kamillen und Leinsamen, zu gleichen Teilen, werden grob gepulvert und gemischt und zu einem Kataplasma verarbeitet (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Hinweise

Gegenanzeige: Aufgrund fehlender Daten sollte auf die innerliche Anwendung von Steinklee, insbesondere von Steinklee-Trockenextrakten und -Fluidextrakten, verzichtet werden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
Wechselwirkungen: Mögliche Wechselwirkungen mit Antikoagulantien (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-LD50 Werte von Cumarin bei Mäusen: 196 mg/kg oral, 20 mg/kg intraperitoneal, 242 mg/kg subcutan; bei Ratten: 293 mg/kg oral; bei Meerschweinchen: 202 mg/kg oral (EMA, 2017).
-Die Zielorgane sind bei Ratten in erster Linie die Leber, bei Mäusen die Leber und Lunge (EMA, 2017).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2022).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Steinklee ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Melilotus sp. (getrocknet, geschnitten, pulverisiert, Tabletten, Pellets, Ölsuspension) sind in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 006799-EN, 006799-FR (2017-03-31); 003605-EN (2013-04-17); 002576-EN, 002576-FR (2011-11-23); 001862-EN, 001862-NL, 001862-DE und 001862-DA (2011-04-27).
 

Doping

Steinkleekraut ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Humanmedizin

Toxizität

-Unter der Annahme eines hepatotoxischen Risikos von Cumarin-Dosen über 90 mg/Tag und unter Berücksichtigung der potenziell toxischen Dosen über einem Grenzwert von 25 mg Cumarin/Tag kann der von der EFSA (2004, 2008) angegebene TDI (tolerierbare tägliche Aufnahmemenge)-Wert von 0.1 mg Cumarin/Körpergewicht/Tag auch für pflanzliche Arzneimittel verwendet werden (EMA, 2017).
-Oral verabreichte Präparate sind für Kinder nicht geeignet (EMA, 2017).
 
Literatur
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 249, 274-275, 329, 335 & 424
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 320-323
-European Medicines Agency (EMA) (2017) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Melilotus officinalis (L.) Lam., herba, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/44165/2016, 21 November 2017, http://www.ema.europa.eu (1995-2022)
-European Medicines Agency (EMA) (2017) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): European Union herbal monograph on Melilotus officinalis (L.) Lam., herba, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/44166/2016, 21 November 2017, http://www.ema.europa.eu (1995-2022)
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 1081-1086
-Hassani M., Soleimani M., Esmaeilzadeh E., Zare-Abdollahi D. & Khorram Khorshid H.R. (2020) Healing influence of Melilotus officinalis herbal extract on experimental autoimmune encephalomyelitis in C57BL/6 mice. Iran J Pharm Res. 19(4), 321-329
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 381
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2444-2446
-Pharmavista (2021) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2021) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 270-271
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 430-432
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, p. 204
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