Anwendungen
Anerkannte tiermedizinische Anwendung
In einer Studie an Hunden, die in Hundezwingern gehalten wurden, konnte gezeigt werden, dass die olfaktorische Stimulation u.a. mit Baldrian zu einer signifikanten Reduktion der Lautäusserung und Bewegung führte (Binks et al., 2018).
Ethnoveterinärmedizinische Studien
Gemäss einer Übersichtsarbeit zu ethnoveterinärmedizinischen Studien Europas wird
Valeriana officinalis bei Equiden als Dermatologikum und bei Legenhennen und Hunden für das Nervensystem eingesetzt (Mayer et al., 2014).
Traditionelle Anwendung
- | Innerlich bei Unruhe- und Angstzuständen, Reizbarkeit und nervös bedingten Magen-Darm-Störungen (Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016). |
- | Innerlich bei leichten Herzbeschwerden, bei Magen-Darm-Beschwerden, löst Krämpfe und schützt vor nervös bedingten Magen-Darm-Geschwüren; bei Pferden gegen Kolik und Panik aufgrund von Transportstress; bei Hunden gegen Verunsicherung und Aufregung bei Urlaubsreisen; zur Immunstimulation (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015). |
- | Äusserlich zur Wundheilung und bei Muskelverkrampfungen (Aichberger et al., 2012). |
Dosierung
Innerliche Anwendung
| Baldrianwurzel/Tag (in g Droge/Tag) |
Rind | 50-100 |
Pferd | 25-50 |
Ziege, Schaf | 5-15 |
Schwein | 5-10 |
Hund | 1-5 |
Kaninchen (1-2-5 kg KGW) | 0.3-0.4-0.9 |
Meerschweinchen (1 kg KGW) | 0.3 |
Huhn (1-5 kg KGW) | 0.5-1 |
(Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015; Reichling et al., 2016)
Zubereitung
Innerliche Anwendung
- | Baldrianwurzelinfus: 2 Telöffel zerkleinerte Baldrianwurzel mit ¼ Liter kaltem Wasser übergiessen, 12 Stunden stehen lassen, abseihen (Brendieck-Worm et al., 2015). |
- | In Form von Pulvern, Bissen, Mazeraten oder Infusa (3.5 Teile Baldrian & 100 Teile Wasser), wobei ein 12 Stunden langes eingeweichtes Mazerat wirkungsvoller sein soll als ein Infus (Aichberger et al., 2012). |
- | Wermuttinktur: 1 Teil geschnittenes Wermutkraut mit 5 Teilen hochprozentigem Kornschnaps übergiessen, 10 Tage stehen lassen und abseihen (Brendieck-Worm et al., 2015). |
- | In Form von Pulver, Bissen, Pillen, Mazeraten oder Infusa (3.5:100) (Reichling et al., 2016). |
Äusserliche Anwendung
- | In Form von Umschlägen zur Wundheilung und als Infus zur Massage bei Muskelverkrampfungen (Aichberger et al., 2012). |
Kombinationen
- | Baldrianwurzel kann mit Hopfenzapfen, Melissenblättern, Kamillenblüten, Pefefferminzblättern und Passionsblumenkraut kombiniert werden (Reichling et al., 2016). |
Hinweise
- | Baldrian kann die Narkosewirkung verstärken (Brendieck-Worm et al., 2015). |
- | Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten, die durch CYP3A4 metabolisiert werden, Barbituraten und zentral dämpfenden Medikamenten (Wynn & Fougère, 2007). |
Toxizität
Akute Toxizität
- | Die LD50 eines entfetteten Baldrianwurzel-Ethanolextraktes betrug bei Mäusen 3.3 g/kg Körpergewicht i.p. (EMA, 2016). |
- | Die orale LD50 eines Baldrianöls betrug bei Ratten 15 g/kg Körpergewicht (EMA, 2016). |
- | Die orale LD50 von Valeranon betrug bei Ratten und Mäusen > 3.16 g/kg Körpergewicht (EMA, 2016). |
- | Die orale LD50 von Valtrat betrug bei Mäusen > 4.6 g/kg Körpergewicht (EMA, 2016). |
- | Die LD50 i.p. von Valtrat betrug bei Mäusen ≈ 62 mg/kg Körpergewicht (EMA, 2016). |
Chronische Toxizität
- | Die tägliche orale Verabreichung eines Baldrianwurzel-Ethanolextraktes an Ratten in der Höhe von 300 mg/kg und 600 mg/kg Körpergewicht während 30 Tagen beeinflusste weder den Blutdruck, die inneren Organe, die hämatologischen noch die biochemischen Parameter; nur das Körpergewicht war bei den Tieren mit der höheren Dosis etwas höher als bei den Kontrolltieren (EMA, 2016). |
- | Die tägliche orale Verabreichung von 2.5 g/kg Körpergewicht eines Baldrianwurzelöls war für 2 von 5 Ratten innerhalb von 3 Wochen tödlich, 2-2.5 g/kg Körpergewicht während 8 Wochen führten zu Gewichtsverlust, Apathie, schlechtem Fell und z.T. zum Tod (EMA, 2016). |
Verfügbarkeit
Siehe unter
Fertigpräparate und -produkte Schweiz und
Deutschland; die getrocknete, geschnittene und pulverisierte Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
Gesetzliche Vorschriften, Doping
Rückstandsregelungen
- | TAMV: Baldrian ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, d.h. darf bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden. |
- | European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Baldiranwurzel (getrocknet, geschnitten, mazeriert, verflüssigt, gepresst, raffiniert, Extrakt) ist registriert unter 01173-DE (2011-01-24), 07089-DE (2017-09-08), 05787-DE (2015-08-17), 01801-DA (2011-04-27), 06218-IT (2016-03-08), 06220-IT (2016-03-08), 03576-EN (2013-04-16), 05784-CS (2015-08-17), 05785-HU (2015-08-17), 01424-FR (2011-02-14), 01803-NL (2011-04-27), 01800-EN (2011-04-27), 05781-EN (2015-08-17), 06217-EN (2016-03-08), 06219-EN (2016-03-08), 01423-EN (2011-02-14), 07088-EN (2017-09-08), 02155-EN (2011-06-24), 05782-PL (2015-08-17), 05783-BG (2015-08-17) und 05786-RO (2015-08-17). |
Doping
Baldiran, bzw. die Valerensäure (Valerenic acid), ist ein Beruhigungsmittel ist deshalb eine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter
der Liste der verbotenen Substanzen.