mdi-book-open-variant Impressum mdi-help Hilfe / Anleitung mdi-printer Webseite ausdrucken mdi-bookmark Bookmark der Webseite speichern mdi-magnify Suche & Index Toxikologie mdi-sitemap Sitemap CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-home Startseite CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-email Beratungsdienst: Email / Post / Fax / Telefon

Polyethylenglykol

I. Allgemeine Toxikologie

1. Chemisch-physikalische Eigenschaften

Polyethylenglykol (PEG, als Arzneistoff auch Macrogol) ist ein je nach Kettenlänge flüssiges oder festes, chemisch inertes, wasserlösliches Polymer mit der allgemeinen Summenformel HO(CH2CH2O)nH.
 

2. Quellen

Die Polyethylenglykole werden in der Medizin, als Wirkstoffträger in der Pharmazie und für industrielle Anwendungen eingesetzt. Polyethylenglykol wird zum Teil in sogenannten Paintballs, die auch Glycerin, Gelatine, Sorbitol und Dipropylenglycol enthalten können, verwendet.
In der Humanmedizin dient Polyethylenglykol zur Ganzdarmspülung, mittels peroraler Verabreichung.
 

3. Kinetik

Die inhalative und gastrointestinale Absorption von Polyethylenglykol ist abhängig vom Molekulargewicht. Die flüssigen Produkte mit einem tiefen Molekulargewicht (unter 200 bis 400) besitzen eine viel höhere Bioverfügbarkeit als feste Produkte mit einem Molekulargewicht über 3000. Die Polyethylenglykole, die den systemischen Kreislauf erreichen, werden vorwiegend unverändert im Urin ausgeschieden.
 

4. Toxisches Prinzip

Polyethylenglykole wirken als osmotische Laxantien und reizen die Schleimhäute. In sehr hohen Mengen können sie die Plasmaosmolalität erhöhen, bzw. eine Hypernatriämie bewirken. Toxisch sind die Polyethylenglykole mit einem tiefen Molekulargewicht.
 

5. Toxizität bei Labortieren

Akute orale LD50 (in mg/kg Körpergewicht):

Die Toxizität hängt vom Molekulargewicht ab:
 MausRatteKaninchenMeerschweinchen
Polyethylenglycol 17'000-76'00017'000-76'00017'000-76'000
 

6. Lebensmitteltoxikologie

Von der WHO wurde ein ADI-Wert (akzeptable tägliche Aufnahme) für PEG in Nahrungsmitteln von 0-10 mg/kg Körpergewicht festgelegt.
 

II. Spezielle Toxikologie - Kleintier

1. Toxizität

Die minimale toxische Dosis ist nicht bekannt.
 

2. Latenz

Bei Paintballvergiftungen beträgt die Latenz wenige Stunden. Unter Therapie verschwinden die klinischen Symptome in der Regel innerhalb von 24 Stunden.
 

3. Symptome

3.1Allgemeinzustand, Verhalten
Ataxie
  
3.2Nervensystem
Tremor
  
3.3Oberer Gastrointestinaltrakt
Vomitus
  
3.4Unterer Gastrointestinaltrakt
Diarrhoe
  
3.5Respirationstrakt
Keine Symptome
  
3.6Herz, Kreislauf
Keine Symptome
  
3.7Bewegungsapparat
Keine Symptome
  
3.8Augen, Augenlider
Keine Symptome
  
3.9Harntrakt
Polyurie, Polydipsie
  
3.10Haut, Schleimhäute
Keine Symptome
  
3.11Blut, Blutbildung
Keine Symptome
  
3.12Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation
Keine Symptome
 

4. Sektionsbefunde

Polyethylenglykol bewirkt fokale Schwellungen des Leberparenchyms und Nekrosen der proximalen Nierentubuli.
Bei Paintballvergiftungen gab es bisher keine spezifischen Befunde.
 

5. Weiterführende Untersuchungen

Veränderte Laborwerte: Hypernatriämie, Hypokaliämie, Hypoglykämie.
 

6. Differentialdiagnose

Vergiftung mit Ethylenglycol
 

7. Therapie

7.1Notfallmassnahmen
-Infusionstherapie, bei Hypernatriämie mit 5%iger Glukoselösung in Wasser oder 2.5% Glukose in 0.45%iger NaCl-Lösung, 1.5-2fache Eraltungsdosis bis die Natriumkonzentration im Blutserum wieder normal ist
-Bei chronischer Hypernatriämie: langsame Reduktion des Natriumspiegels, um ein Hirnödem zu vermeiden
-Flüssigkeit anbieten
 
7.2Dekontamination
-Emesis innerhalb 1 Stunde nach Einnahme
 
7.4Weitere symptomatische Massnahmen
-Aufhebung der Azidose: Natriumbicarbonat- oder Ringerlaktatinfusion
-Antiemetika: hält das Erbrechen auch nach längerer Zeit an, Metoclopramid oder Domperidon
-Bei Hypokaliämie: eventuell Kalium-Substitution
-Regulierung der Körpertemperatur
 

8. Fallbeispiele

8.1Ein Mops, 7-jährig, weiblich-kastriert, wurde wegen plötzlicher Ataxie, Polyurie und Polydypsie zum Tierarzt gebracht. Ein Bluttest auf Ethylenglycol war positiv und deshalb wurde das Tier, neben einer intensiven Flüssigkeitstherapie, mit dem Antidot Fomepizol behandelt. Die Serumblutwerte zeigten zudem eine Hypoglykämie, Hyperphosphatämie, Hyperglobulinämie, Hyponatriämie, Hypochlorämie und einen erhöhten Harnstoffgehalt. Der Besitzer stellte dann fest, dass das Paintballgefäss leergefressen worden war, und es sich deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um eine Ethylenglycol-Vergiftung handelte. Obwohl bei einer Paintballvergiftung eine Therapie mit Fomepizol nicht notwendig ist, wurde diese zu Ende geführt. Der Hund erholte sich vollständig (King & Grant, 2007).
 

9. Literaturverzeichnis

Donaldson CW (2003) Paintball toxicosis in dogs. Vet. Med. 98, 995-998
 
King JB, Grant DC (2007) Paintball intoxication in a pug. J Vet Med Critical Care 17, 290-293
© 2024 - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus dieser Webseite erwachsen könnten.