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Dermatitis digitalis

Wichtige Hinweise Die Dermatitis digitalis (DD) auch genannt Mortellaro (Erdbeerkrankheit) ist eine umschriebene ulzerative Hautentzündung, die vornehmlich im Bereich der Fesselbeuge am Übergang der Haut zum Ballenhorn auftritt und sich flächenhaft bis auf die Zwischenklauenhaut ausdehnen kann. Die Befallsrate kann in einer Herde bis zu 90% betragen. Betroffen sind überwiegend die Hintergliedmassen. Sowohl Milch- als auch Mastrinder sind betroffen.
 
Die genaue Ätiologie der DD ist nicht bekannt. Sie stellt eine multifaktorielle Erkrankung dar, die vermutlich durch infektiöse und nichtinfektiöse Faktoren verursacht wird. Gewisse Treponemenspecies sind in die Entstehung von DD involviert.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Die Risikofaktoren sind unter anderem eine feuchte Umgebung der Klauen. Die Erkrankung tritt in Laufställen häufiger auf als in Anbindehaltungen. Eine ungenügende Entmistung oder allgemein unhygienische Stallverhältnisse erhöhen das Risiko einer Erkrankung. Kontakte mit erkrankten Tieren (Viehschauen), Zukauf erkrankter Tiere und verschmutzte Instrumente (z.B. Klauenmesser) führen zu einer Übertragung und gelten als weitere Risikofaktoren.
 
Untersuchungen der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern im Jahre 2011 ergaben, dass in der Schweiz 73% der Milchviehherden und 29% aller Einzeltiere von DD betroffen sind.
 
Es werden 5 verschiedene Formen der Krankheit beschrieben, wobei «M» für «Mortellaro» steht:
-M0:Äusserlich gesund
-M1:Kleinere Defekte
-M2:Grössere Defekte, klinisches Stadium mit Lahmheit
-M3:Abheilungsstadium (M3 geht meist in M4 über; dies bedeutet, dass einmal erkrankte Tiere in der Regel lebenslang betroffen sind.)
-M4:Chronisches Stadium; kaum sichtbar, aber Reservoir für Mortellaro
-M4.1:Reaktivierung chronischen Stadiums mit Auftreten von kleinen Defekten (M1)
 

Erreger

In befallenen Klauen werden eine Vielzahl von Bakterien gefunden. Die häufigsten sind verschiedene Arten der Spirochäten Gattung Treponema. In Untersuchungen wurden auch andere Bakterien gefunden (z.B. Borrelia spp.). Den Spirochäten wird aber eine wesentliche Rolle bei der Pathogenese von DD zugesprochen.
 
Diagnose / Tests DD wird in der Regel klinisch (im Klauenstand, im Melkstand oder im Fressgitter) diagnostiziert. Zu Beginn entstehen Hautverdickungen mit Wundschorf, dann gut abgrenzbare, rundliche, feuchte und rötliche Hautveränderungen, welche von schmierig-stinkendem Belag überdeckt sind. Fortgeschrittene Veränderungen (M2) sind sehr schmerzhaft bei Palpation. In fortgeschrittenen Fällen erfolgt eine Ausbreitung der Entzündung in den Bereich des Klauenhorns im Ballenbereich. Die Haut am Rand der Läsion bildet einen wulstartigen, weisslichen Rand, umgeben von überlangen, aufrechtstehenden Haaren (Aussehen wie eine Erdbeere).
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Für eine erfolgreiche Behandlung ist ein gutes Management eine wichtige Voraussetzung. Es ist darauf zu achten, die Risikofaktoren so gering wie möglich zu halten. Weitere Hinweise unter Prävention.
 
Die Art der Behandlung des Einzeltiers hängt vom Schweregrad des Befalls ab. Erkrankte Tiere sind umgehend zu behandeln (M1- und M2-Stadium).
 

Ablauf einer Einzeltierbehandlung:

1. Klauen pflegen, allenfalls Haare scheren, gut reinigen mit Wasserschlauch
2. Trocknen lassen
3. Behandlungsmöglichkeiten:
 
-2x Chlortetracyclinspray lokal im Abstand von 30 sec; danach mindestens 30 min auf trockenem Boden stehen lassen
-Lokale Applikation von Gels oder Desinfektionslösungen in Sprayform (mit niederem pH basierend auf Kupfer- Zink-, Aluminiumsalzen, organischen Säuren und ätherischen Ölen
-Mortellaro-Pflaster (MortellaHeal; Polyurethan-Wundauflagen mit Verband)
-Novaderma-Paste (mit Verband)
-Klauenbäder (ohne Antibiotika)
 

Ablauf einer Herdenbehandlung:

Es gibt praktisch keine Alternative zur oben genannten Einzeltierbehandlung akuter DD-Läsionen. Das bedeutet, alle akuten DD-Läsionen müssen identifiziert und lokal behandelt werden. Alle Rinder, welche nicht an M1- M2- oder M3-Läsionen leiden, sollten einer regelmässigen präventiven Herdenbehandlung unterzogen werden.
 

Prävention

Bei der Prävention und Bekämpfung der Dermatitis digitalis stehen verschiedene Massnahmen im Vordergrund:
 
-Biosicherheitsmassnahmen gegen aussen: Kein Eintrag von DD Treponemen.
-Biosicherheitsmassnahmen gegen innen um Infektionsdruck zu senken: Häufiges Entmisten; bei Laufstallhaltung Mistschieber möglichst oft laufen lassen (8 - 10x/Tag), cow comfort etc.
-Eine regelmässig und korrekt durchgeführte Klauenpflege ist unabdingbar. Neben den Milchkühen sind auch die Rinder zu berücksichtigen.
-Der Weidegang auf nicht sumpfigen Weiden hat einen positiven Effekt auf die Klauengesundheit.
 

Unterstützende Massnahmen

-Sofortige Erkennung und sofortige Behandlung von akuten Stadien auf Einzeltierebene.
-Desinfizierende Klauenbäder zur Prävention der Verbreitung der DD-Treponemen innerhalb des Betriebs auf Herdenebene.
-Dokumentation der DD-Fälle und regelmässige Überarbeitung der Zielsetzung der DD-Bekämpfung.
-Kühe, welche mehrmals an Mortellaro erkranken, sollten ausgemerzt werden.
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