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Laparotomien und assoziierte Operationen

Wichtige Hinweise

Grundsätzliches

Bei Hunden und Katzen gehören Laparotomien und assoziierte Operationen nach Kastrationen/Sterilisationen und Sanierungen von Wunden und Abszessen zu den häufigsten Eingriffen an Weichteilen. Es handelt sich sowohl um elektive Eingriffe als auch um Notfalloperationen. Die damit verbundenen Risiken hängen vom Allgemeinzustand des Patienten sowie von der Art und Dauer des Problems ab.
 
Die häufigsten chirurgischen Eingriffe im Rahmen einer Laparotomie sind Zystotomien, Splenektomien, Gastrotomien, Enterotomien/Enterektomien, Magendrehungen, Pyometren und Kaiserschnitte.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Chirurgische Kategorien

Im Allgemeinen gehören Laparotomien zu den sauberen chirurgischen Eingriffen. Je nach Krankengeschichte des Patienten und Symptomen können Laparotomien jedoch auch den anderen Kontaminationsgraden (sauber-kontaminiert, kontaminiert, infiziert) zugeordnet werden.
 
Wenn die üblichen Hygieneregeln und aseptischen Bedingungen eingehalten werden, bleibt das Risiko einer Kontamination bei einer Laparotomie sehr gering, ausser wenn zum Zeitpunkt des Eingriffs bereits eine Infektion vorliegt.
 

Krankheitserreger

Welche Bakterien normalerweise an Kontaminationen beteiligt sind, hängt vom Ursprung der Kontamination und vom Herkunftsorgan ab: Staphylococcus spp., E. coli, Proteus, Clostridien, Enterokokken und Pasteurella sind die häufigsten an Abdominalinfektionen beteiligten Bakterien.
 

Allgemeine Symptome einer postoperativen Infektion des Abdomens

Schwellung, Rötung, schmerzende oder nässende Wundnaht;
  
Appetitverlust, Erbrechen, Apathie, Fieber;
  
Abdominalschmerzen, gespanntes Abdomen;
  
Schockzustand.
 
Diagnose / Tests Um eine bereits vor der Laparotomie bestehende oder postoperativ auftretende Peritonitis zu erkennen, ist eine gründliche klinische Untersuchung und Blutanalysen (Hämatologie und Chemie) zentral. Je nach den Ergebnissen dieser Untersuchungen können einfache oder komplexe zusätzliche Untersuchungen in Betracht gezogen werden, um einen Verdacht auf eine intraabdominale Infektion zu bestätigen.
 
Eine Ultraschalluntersuchung der Bauchhöhle ist angezeigt, um die Organe und die Bauchhöhle zu untersuchen, anormale Flüssigkeitsansammlungen zu finden und unter Ultraschallkontrolle Proben aus den verdächtigen Bereichen zu entnehmen.
 
Bei Flüssigkeit in der Bauchhöhle ist empfohlen, zu punktieren und eine Probe für eine generelle Analyse, eine Bakterienkultur und ein Antibiogramm aus dem verdächtigen Bereich zu entnehmen (Achtung: Es sollte, wenn möglich vor der Antibiotikatherapie eine Probe für die Kultur entnommen werden!).
 
Mit der Punktion kann eine Peritonitis rasch bestätigt werden, bevor die Ergebnisse der Bakterienkultur vorliegen. Eine Neutrophilen-Zahl von mehr als 25'000/µL in der Bauchhöhlenflüssigkeit oder eine Differenz zwischen dem Glukosewert im Blut und in der Bauchhöhlenflüssigkeit von mehr als 20 mg/dl sind zwei sehr sensible und spezifische Kriterien für die Diagnose einer Peritonitis.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Eine Antibiotikatherapie ist bei chirurgischen Eingriffen in der Bauchhöhle nicht nötig, wenn alle Hygieneanforderungen erfüllt sind, aseptische Bedingungen vorherrschen und es zu keinen Kontaminationen mit dem Inhalt von Hohlorganen oder infizierten Organen kommt und keine Infektion vorliegt. Antibiotika können allenfalls nötig sein, wenn weitere Gesundheitsparameter des Patienten (z. B. Immundefizienz) dies erfordern.
 
Wenn es bei chirurgischen Eingriffen in der Bauchhöhle zu Kontaminationen kommt, ist eine sorgfältige Spülung des Bauchraumes vor dem Schliessen des Abdomens entscheidend, um den Infektionsdruck durch die Kontamination zu verringern.
 
Bei Fällen extremer Kontamination oder bei einer Peritonitis muss eine Drainage aus der Bauchhöhle gelegt werden.
 
Im Falle einer schwachen Kontamination ist ein peri-operatives Antibiose-Protokoll ausreichend.
 
Bei einer schweren Kontamination während des Eingriffs oder einer bestätigten postoperativen Infektion wird empfohlen, den Patienten mit Breitspektrumantibiotika zu behandeln, bis die Ergebnisse des Antibiogramms vorliegen. Je nach den Ergebnissen der Kultur und der Resistenztests kann die Antibiotikatherapie gegebenenfalls angepasst werden.
 
Bei einer nachgewiesenen Peritonitis muss die Behandlungsdauer je nach der Bakterienart, dem angewendeten Antibiotikum, dem Gesundheitszustand des Patienten und der Entwicklung der Symptome angepasst werden. Im Allgemeinen wird empfohlen, die Antibiotikatherapie nach dem Verschwinden der letzten Symptome der Infektion noch 3 - 5 Tage fortzusetzen.
 

Antibiotika

Explorative Laparotomie, Splenektomie, Kaiserschnitt
Priorisierung/AntibiotikaDosierungBehandlungsdauerBemerkung
First Line   
Cefazolin22 mg/kg i.v.Perioperativ: 30 - 60 min. vor der Inzision und anschliessend alle 90 min. während der Narkose. Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiertNur bei: ASA Score 4 - 5, OP-Dauer > 90 min; Kontamination (z.B. aufgebrochener Abszess). Kaiserschnitt: nur bei Verdacht auf komplizierte Pyometra oder Tod der Föten
Zu beachtenIn der Regel kein Antibiotikum erforderlich!
 
Gastrotomie
Priorisierung/AntibiotikaDosierungBehandlungsdauerBemerkung
First Line   
Cefazolin22 mg/kg i.v.Perioperativ: 30 - 60 min. vor der Inzision und anschliessend alle 90 min. während der Narkose. Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiertNur bei: ASA Score 4 - 5, ASA 3 mit Kontamination, OP-Dauer > 90 min, abdominale Kontamination (z.B. Mageninhalt), Gewebenekrose
Second line   
Ampicillin + Enrofloxacin22 mg/kg i.v. + 5 mg/kg i.v., langsamPerioperativ: 30 - 60 min. vor der Inzision und anschliessend alle 90 min. während der Narkose. Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiertNur bei: Patienten mit kritischem Zustand mit ASA Score > III, chir > 90 min, abdominale Kontamination (z.B. Mageninhalt), Gewebenekrose.
Zu beachtenIn der Regel kein Antibiotikum erforderlich!
 
Magendrehung, Enterotomie / Enterektomie, Pyometra (mit abdominaler Kontamination)
Priorisierung/AntibiotikaDosierungBehandlungsdauerBemerkung
First Line   
Cefazolin22 mg/kg i.v.Perioperativ: 30 - 60 min. vor der Inzision und anschliessend alle 90 min. während der Narkose. Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiert 
Second line   
Ampicillin + Enrofloxacin22 mg/kg i.v. + 5 mg/kg i.v., langsamPerioperativ: 30 - 60 min. vor der Inzision und anschliessend alle 90 min. während der Narkose. Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiertNur bei: Patienten mit kritischem Zustand mit ASA Score > III, chir > 90 min, abdominale Kontamination (z.B. Mageninhalt), Gewebenekrose.
Cefoxitin (2. Generation)30 mg/kg i.v.Perioperativ: 30 - 60 min. vor der Inzision und anschliessend alle 90 min. während der Narkose. Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiertBei Enterotomie / Enterektomie von Ileum, Blinddarm oder Colon.
Zu beachtenIdealerweise auf der Grundlage eines Antibiogramms!
 
Komplizierte Zystotomie, Pyometra (ohne abdominale Kontamination)
Priorisierung/AntibiotikaDosierungBehandlungsdauerBemerkung
First Line   
Cefazolin22 mg/kg i.v.Perioperativ: 30 - 60 min. vor der Inzision und anschliessend alle 90 min. während der Narkose.
Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiert
 
Second line   
Ampicillin22 mg/kg i.v.Perioperativ: 30 - 60 min. vor der Inzision und anschliessend alle 90 min. während der Narkose.
Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiert
 
Zu beachtenIdealerweise auf der Grundlage eines Antibiogramms!
 

Resistenzlage

Es gibt mittlerweile eine Reihe von multiresistenten Keimen wie E. coli, Enterokokken oder auch Salmonellen, die im Verdauungstrakt von Hunden und Katzen nachgewiesen wurden.
 
Es ist sehr schwierig, die Tragweite dieser Problematik abzuschätzen, weil in der Veterinärmedizin die entsprechende Datengrundlage fehlt. Es wurden nur sehr wenige systematische Untersuchungen mit Antibiogrammen bei bakteriellen Infektionen durchgeführt und die Ergebnisse werden nicht zentral in einer Datenbank gesammelt, welche Analysen ermöglichen würde. Ausserdem bestehen aufgrund unterschiedlicher Verfügbarkeiten und Anwendungsgewohnheiten von Antibiotika in den verschiedenen Ländern bedeutende regionale Abweichungen der Prävalenz solcher Multiresistenzen.
 

Prävention

Die Einhaltung der guten Hygienepraxis im OP-Bereich und der Regeln für aseptische Bedingungen ist entscheidend, um Komplikationen und den unnötigen Einsatz von Antibiotika im Rahmen geplanter Eingriffe zu vermeiden.
 
Eine allfällige Anwendung von Antibiotika muss mit einer gezielten und spezifischen Behandlung auf Grundlage eines Antibiogramms erfolgen. Eine unnötige und inadäquate Anwendung von Antibiotika bezüglich Wahl, Dosierung und Behandlungsdauer muss unbedingt vermieden werden.
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