Therapieleitlinien
Steroid-responsive Enteropathie - Immunosuppressive/zytotoxische Therapie
Hunde und Katzen, die nicht auf diätetische, probiotische, und antibiotische (mit zeitgleicher Futterumstellung) Behandlungen ansprechen, fallen in diese Gruppe. Es sind in der Regel Tiere die klinisch deutlich krank sind. Aufgrund der geringen Kosten und der schnellen Wirksamkeit stellen die Glukokortikoide
Medikamente der ersten Wahl dar. Bringt eine Therapie mit Glukokortikoiden nicht den gewünschten Effekt, werden häufig zytotoxische Medikamente mit Glukokortikoiden kombiniert.
- | Prednisolon: 1 - 2 mg/kg 1 - 2 × pro Tag p.o. initial, Dosisreduktion um 25 - 50% alle 3 - 4 Wochen |
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- | Budesonid: 1 - 3 mg/Hund 1 × pro Tag p.o. bis zum Effekt |
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- | Ciclosporin: 5 - 10 mg/kg 1 × pro Tag, bis zum Effekt |
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- | Azathioprin: Initial 2 mg/kg × pro Tag p.o. über 14 Tage, dann 2 mg/kg alle 2 Tage p.o. bis zum Effekt |
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- | Chlorambucil: 2 - 6 mg/m2 1 × pro Tag p.o. bis zum Effekt |
Diät-responsive Enteropathie - Diätetischer Aspekt
Da eine Futtermittel-responsive Enteropathie zu denselben Resultaten wie eine idiopathische IBD führen kann, sollte in einem ersten therapeutischen Schritt eine strikte Eliminationsdiät durchgeführt werden.
Die Eliminationsdiät sollte strikt während mindestens 2 Wochen durchgeführt werden. In der Regel sprechen aber die meisten Patienten innert weniger Tage an. Bei Erfolg sollte diese Fütterung mittelfristig beibehalten werden.
Antibiotika-responsive Enteropathie - Antibakterielle Therapie
Entzündliche Darmerkrankungen gehen fast immer mit einer Veränderung des intestinalen Mikrobioms (sog. Dysbiose) einher. Die Untersuchung des Mikrobioms erfordert molekulare Techniken (,Next-generation sequencing") und kann nicht anhand von Kotkulturen durchgeführt werden. Hunde und Katzen mit entzündlichen Darmerkrankungen haben neben einer verminderten Quantität an Bakterien v.a. eine deutlich verminderte Diversität der verschiedenen Stämme. Es ist mittlerweile sehr genau bekannt, dass die ,guten Bakterien" über Verdrängung intestinaler Pathogene, Produktion antimikrobieller Substanzen, Verstärkung von Immunantworten und Aufregulierung diverser Metabolite die Gesundheit der Darmmukosa mitregulieren. Die anti-diarrhoeische Wirkung einzelner Antibiotika beruht auf der Modifikation des Mikrobioms und in Zukunft wird dies sicherlich mehr und mehr durch den Einsatz potenter Probiotika ersetzt werden. Die Grössenordnung der sog. Antibiotika-responsiven Enteropathien liegt bei ca. 15 - 20% aller entzündlichen Darmerkrankungen - je nach Studienlage. Keine dieser Studien hatte bisher den Einsatz von Probiotika mitevaluiert und es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Antibiotika-responsiven chronischen Darmerkrankungen weiter zurückgeht.
Antibiotika
Chronische Enteropathie |
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkung |
First Line | | | |
Metronidazol | 10 - 15 mg/kg 2 × tgl. p.o. | 2 - (4) Wochen, (ideales Therapieintervall nicht untersucht - idealerweise nur bis zur Stabilisierung und initial zeitgleich das Futter wechseln) | Umwidmen (Flagyl®) |
Second Line | | | |
Tylosin | 25 mg/kg 1 × tgl. p.o. oder 12,5 mg/kg 2 × tgl. p.o. | 3 Wochen | Sind kritische Antibiotika und daher für Initialtherapie nicht geeignet; nur nach Antibiogramm. Die Dosis kann bei gutem Ansprechen bis auf 5 mg/kg 1 × tgl. reduziert werden. |
Unterstützende Massnahmen
Entzündungshemmende Therapie
Sulfasalazin (nur bei Kolitis/Dickdarmdurchfall): 10 - 30 mg/kg alle 8 - 10 Std p.o; 2 - (4) Wochen (Hund)
Präbiotika und Probiotika
Modulation des Mikrobioms mittels Prä-/Probiotika kann den Verlauf entzündlicher Darmerkrankungen positiv beeinflussen.