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Parodontitis

Wichtige Hinweise

Grundsätzliches

Die Maulhöhle hat natürlicherweise ein Milieu, das von einer reichen Bakterienflora mit über 500 verschiedenen Arten besiedelt ist. Parodontitis, welche rund Dreiviertel der über 5-jährigen Hunde und Katzen betrifft, ist eine sekundäre Infektion des Zahnstützgewebes. Sie beginnt mit einer Gingivitis, führt zur Zerstörung des Alveolarknochens und des Zahnhalteapparats und im Endstadium zum Verlust des Zahnes.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Parodontitis ist zwar eine bakterielle Infektion, Auslöser der Krankheit ist jedoch ein verändertes Gleichgewicht der Bakterienflora durch externe (Ernährung, Speicheleigenschaft, Kauen, Medikamente) und interne Faktoren (Immunschwäche, Stoffwechselerkrankung). Ferner besteht eine erwiesene Prädisposition bei mittleren und kleineren Hunderassen und bei brachyzephalen Rassen.
 

Erreger

Es gibt keine Parodontitis verursachenden Bakterien. Hingegen gibt es eine ausgeprägte Zunahme des Anteils gewisser Bakterien mit dem Fortschreiten und der Schwere der Parodontitis. Der Anteil gewisser zahlreich vorhandener Bakterien in der Bakterienflora des gesunden Mauls geht bei einer beginnenden Parodontitis deutlich zurück (Bergeyella zoohelcum, Moraxella spp., Capnocytophaga cynodegmi, andere Capnocytophaga sp., Corynebacterium sp., Neisseria animolaris, Pasteurellaceae bacterium). Hingegen nimmt der Anteil der im gesunden Maul weniger vorhandener Bakterien bei einer Parodontitis zu (Peptostreptococcaceae bacterium, Clostridiales bacterium, Erysipelotrichaceae bacterium, Porphyromonas spp., Peptostreptococcus spp., Treponema spp., Leptotrichiaceae spp., Synergistales bacterium).
 

Symptome

Man unterscheidet 4 Stadien der Parodontitis. Die Gingivitis ohne Verlust des Alveolarknochens ist das erste Stadium der Parodontitis. Die Stadien 2, 3 und 4 sind erreicht, wenn ein Verlust des Alveolarknochens von 25%, 50% und über 50% erreicht ist. Zahnstein, Mundgeruch und Gingivitis sind in den meisten Fällen von Parodontitis festzustellen, jedoch steht die Schwere dieser klinischen Anzeichen nicht zwingend im Verhältnis zur Schwere der Parodontitis.
 
Diagnose / Tests Die Diagnose Parodontitis muss für jeden Zahn einzeln gestellt werden, denn nicht selten findet man im gleichen Maul gesunde und von schwerer Parodontitis betroffene Zähne. Nach der visuellen Untersuchung ist eine Sondierung der Zahnfleischtaschen und eine radiologische Untersuchung notwendig. Nur damit kann das Stadium der Parodontitis bestimmt und eine Prognose gestellt werden.
 
Nach heutigem Kenntnisstand lässt sich eine bakteriologische Kultur angesichts der Vielfalt der in Frage kommenden Keime nicht rechtfertigen. Studien haben das gehäufte Vorkommen anaerober Keime in den Zahnfleischtaschen nachgewiesen. Es muss daher ein gegen diese Keime wirkendes Antibiotikum gewählt werden.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Die Behandlung von Parodontitis besteht hauptsächlich in einer Zahnbehandlung unter Vollnarkose mit mechanischer supra- und subgingivaler Zahnbelag- und Zahnstein-Entfernung, Auskratzen der freigelegten Wurzeloberfläche, Revision der parodontalen Taschen, Polieren der Zahnoberfläche und Desinfizieren der Zahnfleischtaschen. Schwer betroffene Zähne (Stadium 4 in jedem Fall und Stadium 3, wenn eine parodontale Chirurgie nicht gewünscht wird) müssen extrahiert werden.
 
Eine Antibiotikabehandlung lässt sich selten rechtfertigen.
 
Ausnahmen:
 
Parodontitis, die nicht auf die professionelle parodontale Behandlung trotz sorgfältiger Maulhygiene anspricht (resistente Form)
  
Parodontitis in Verbindung mit einer schwächenden oder immunsuppressiven Erkrankung
  
Nekrotisierende oder ulzeröse Gingivitis/Parodontitis
  
Aggressive Parodontitis
  
Akute Parodontitis mit lokalen oder allgemeinen Symptomen (Fieber, Phlegmone, Osteomyelitis, vergrösserte Lymphknoten)
 

Antibiotika

Parodontitis
Priorisierung/AntibiotikaDosierungBehandlungsdauerBemerkung
First Line   
Amoxicillin10 - 20 mg/kg 2 × tgl. p.o.Kurzzeitbehandlung (5 Tage) oder bis zum Verschwinden der Symptome.
Bei Osteomyelitis und nekrotisierend-ulzeröser Parodontitis muss die Therapie bis auf 2 Wochen verlängert werden
 
Clindamycin11 mg/kg 1 × tgl. p.o.Kurzzeitbehandlung (5 Tage) oder bis zum Verschwinden der Symptome.
Bei Osteomyelitis und nekrotisierend-ulzeröser Parodontitis muss die Therapie bis auf 2 Wochen verlängert werden
 
Metronidazol + Spiramycin12 - 22 mg/kg 2 × tgl. p.o.Kurzzeitbehandlung (5 Tage) oder bis zum Verschwinden der Symptome.
Bei Osteomyelitis und nekrotisierend-ulzeröser Parodontitis muss die Therapie bis auf 2 Wochen verlängert werden
 
Second Line   
Doxycyclin10 mg/kg 1 × tgl. p.o.  
Amoxicillin + Clavulansäure12,5 - 20 mg/kg 2 × tgl. p.o.  
Stark eingeschränkter Einsatz   
CefovecinDie routinemässige Gabe von langzeitwirksamen kritischen Antibiotika (z.B. Convenia®) aufgrund der Einfachheit der Verabreichung ist aufgrund des hohen Risikos der Selektion multi-resistenter Keime kontraindiziert.
Zu beachtenBei Parodontitis lässt sich eine Antibiotikabehandlung nur in Ausnahmefällen rechtfertigen
 

Prävention

Eine prophylaktische Antibiotikagabe ist zu vermeiden, ausser bei Risikopatienten (Herzerkrankung, Immunsuppression, schwere Stoffwechselerkrankung). Tiere mit Prothesen werden nicht mehr als Risikopatienten betrachtet, ausser bei Klappenprothesen.
Prophylaktische Antibiose: Amoxicillin (30 mg/kg i.m.) oder Amoxicillin + Clavulansäure (20 mg/kg i.m.), 30 - 45 Minuten vor dem chirurgischen Eingriff. Wiederholen, falls der Eingriff länger als 2 Stunden dauert.
 

Begleitmassnahmen

Zahnbelag bildet sich 8 Stunden nach einer Zahnsteinentfernung oder einer Mundreinigung erneut. Es ist daher wichtig, die Tierhalter gut für die prophylaktischen Massnahmen zu sensibilisieren. Der Biofilm der Zähne kann nachweislich am besten mit Hilfe eines Fingerhandschuhs oder einer Zahnbürste entfernt werden; bei Tieren ohne Parodontitis mindestens 3-mal pro Woche und bei Tieren mit Parodontitis häufiger. Alle anderen präventiven Methoden wie Antiplaques, Kau-Stimulierer und Diätnahrung sind willkommene Ergänzungen, ersetzen jedoch nicht das regelmässige Bürsten.
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