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Acute haemorrhagic diarrhea syndrom (AHDS)

Wichtige Hinweise

Grundsätzliches

Das Akute Hämorrhagische Diarrhoesyndrom (AHDS) ist eine Erkrankung beim Hund, die durch akut auftretenden blutigen Durchfall, Erbrechen und Flüssigkeitsverlust gekennzeichnet ist. Bis vor kurzem wurde die Erkrankung Akute Hämorrhagische Gastroenteritis genannt, allerdings ist weder der Magen beteiligt, noch tritt eine Entzündung der Darmschleimhaut auf. Die Ursache der Erkrankung ist bislang nicht geklärt. Die Behandlung erfolgt rein symptomatisch durch Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts und medikamentöse Unterbrechung des Erbrechens. Nur in seltenen Fällen ist eine antibiotische Therapie indiziert.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Die Ursache der Erkrankung ist bislang nicht geklärt. Verschiedene Ätiologien werden diskutiert: intestinale Typ 1 Hypersensitivitätsreaktion gegenüber Futterbestandteilen oder bakteriellen Endotoxinen sowie enterotoxigene Clostridien-Stämmen (v.a. porenbildende C. perfringens Toxine (netE, netF).
 
AHDS ist besonders bei Hunden kleiner Rassen beschrieben. In einer Studie waren vor allem Yorkshire Terrier, Miniaturpinscher, Malteser und Miniaturschnauzer überrepräsentiert. Eine andere Studie zeigte, dass das Körpergewicht umgekehrt mit Erregbarkeit und Hyperaktivität, was mit Stress verbunden sein kann, in Zusammenhang steht. Stress wiederum beeinflusst die Motilität des Magens und fördert eine bakterielle Überwucherung des Darms, was zu gastrointestinalen Symptomen führen kann. Daher könnte eine erhöhte Erregbarkeit und ihre Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt eine Erklärung für das Alter und die Rasseprädisposition von Hunden mit AHDS sein.
 
Obwohl bei Hunden mit AHDS eine Reihe von Risikofaktoren für eine Bakteriämie bestehen, konnte in einer prospektiven Studie bei 87 Hunden mit AHDS gezeigt werden, dass die Häufigkeit von Bakteriämien gering ist und sich nicht von gesunden Kontrollhunden unterscheidet. Darüber hinaus beeinflusste eine Bakteriämie weder den klinischen Verlauf noch das Überleben. Aufgrund der Ergebnisse dieser Studie ist eine antibiotische Therapie bei Hunden mit AHDS nicht als Routinebehandlung angezeigt. In einer weiteren Studie wurden 60 Hunde mit AHDS zufällig in eine Behandlungs- (Amoxicillin+Clavulansäure für 7 Tage) oder Placebo-Gruppe eingeteilt. Es wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen bezüglich Sterblichkeitsrate, Dauer des Tierarztaufenthaltes oder Schweregrad der klinischen Symptome beobachtet.
 

Erreger

Obwohl eine Assoziation zwischen Clostridium spp. und AHDS diskutiert wurde, ist die Relevanz dieser Bakterien und ihrer Toxine unklar. In einer neuen Studie wurden signifikant häufiger positive PCR Befunde für die netE und netF Toxingene von C. perfringens in Kotproben von AHDS-Hunden gefunden ( 48,1% positive PCR-Resultate bei AHDS, 0% positive Resultate bei Parvovirus-Enteritis, 12,1% bei klinisch gesunden Hunden).
 
Kürzlich wurden porenbildende Toxine, die als NetE und NetF bezeichnet wurden, in Clostridien (C. perfringens Typ A-Stamm) identifiziert, die aus einem Hund mit AHDS isoliert wurden. Porenbildende Toxine, die eine zytotoxische Aktivität aufweisen, könnten für die nekrotisierenden Schleimhautläsionen verantwortlich sein, die typischerweise bei Hunden mit AHDS vorliegen.
 

Symptome

Symptome von AHDS sind akut auftretendes Erbrechen bis hin zu Hämatemesis, Anorexie und Lethargie sowie starker, übelriechender, hämorrhagischer Durchfall.
 
Diagnose / Tests AHDS ist eine Ausschlussdiagnose. Nach Ausschluss von anderen Ursachen für blutigen Durchfall mittels Blutuntersuchung, basalem Cortisol (zum Ausschluss eines Morbus Addison), Kotuntersuchung, abdominaler Bildgebung und passendem Signalement (siehe oben), sowie klinischen Symptomen darf die Diagnose AHDS gestellt werden.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Das Management besteht aus einer aggressiven Flüssigkeitstherapie (initiale Behandlung des hypovolämischen Schocks) mit Kristalloiden und Kolloiden. Flüssigkeitsdefizite sollten über einen 6 - 12-stündigen Zeitraum mit Kristalloid-Lösungen ersetzt werden, wobei Erhalt (60 ml/kg pro Tag) und die geschätzten fortlaufenden Verluste aufgrund fortdauernder Diarrhoe hinzugefügt werden müssen. Elektrolytdefizite wie Hypokaliämie sollten ebenfalls korrigiert werden. Als Antiemetikum eignet sich Maropitant 1 mg/kg i.v. oder s.c.
 

Antibiotika

Der Einsatz von Antibiotika ist im Normalfall nicht indiziert, da eine Sepsis extrem selten ist und die Antibiotikagabe keinen Einfluss auf Genesung und Krankheitsausgang hat. Bei Anzeichen einer Sepsis wie Fieber, Leukozytose mit Linksverschiebung, Leukopenie oder Hypoglykämie, sollte ein Antibiotikum gegen enterische Pathogene (Aerobier, Anaerobier und Gram negative Bakterien) gewählt werden.
 
Akutes hämorrhagisches Diarrhoesyndrom (AHDS)
Priorisierung/AntibiotikaDosierungBehandlungsdauerBemerkung
First Line   
Amoxicillin-Clavulansäure10 - 20 mg/kg 2 - 3 × tgl. p.o.5 - 7 TageBei Verdacht auf Sepsis: Gram-negative und Anaerobier abdecken.
Beginn mit Amoxicillin-Clavulansäure und gute Überwachung. Wenn kein Erfolg, dann das Spektrum erweitern.
Initial i.v. applizieren, später Umstellung auf perorale Gabe.
Ampicillin20 mg/kg 2 - 3 × tgl. p.o.5 - 7 TageBei Verdacht auf Sepsis: Gram-negative und Anaerobier abdecken.
Beginn mit Amoxicillin-Clavulansäure und gute Überwachung. Wenn kein Erfolg, dann das Spektrum erweitern.
Initial i.v. applizieren, später Umstellung auf perorale Gabe.
Ampicillin + Sulbactam30 mg/kg 2 - 3 × tgl. p.o. Bei Verdacht auf Sepsis: Gram-negative und Anaerobier abdecken.
Beginn mit Amoxicillin-Clavulansäure und gute Überwachung. Wenn kein Erfolg, dann das Spektrum erweitern.
Initial i.v. applizieren, später Umstellung auf perorale Gabe.
Second Line   
Metronidazol15 mg/kg 1 × tgl. p.o. (s.c., i.m., i.v.)5 - 7 TageIn der Schweiz nur orale Präparate zugelassen.
Bei nicht Ansprechen auf die initiale Antibiotikatherapie
oder bei Verschlechterung des Allgemeinzustands
aufgrund der Sepsis
   
Aminopenicillin + Fluorchinolone:
Enrofloxacin oder
Marbofloxacin
siehe oben
10 - 20 mg/kg 1 × tgl. p.o., s.c. (i.v.)
2,75 - 5,5 mg/kg 1 × tgl. p.o., s.c. (i.v.)
5 - 7 TageSind kritische Antibiotika und daher für Initialtherapie nicht geeignet
Zu beachtenKeine Antibiose bei Hunden ohne Hinweise für Sepsis
 

Unterstützende Massnahmen

In der überwältigenden Mehrheit der klinischen Fälle von AHDS genügen unterstützende Massnahmen wie intravenöse Infusion und Antiemetika. Der Einsatz von Antibiotika kann nur bei AHDS mit Hinweisen für Sepsis begründet werden.
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