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Leptospirose

 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Leptospirose ist eine bakterielle Zoonose, die durch Infektion mit pathogenen Leptospira spp hervorgerufen wird. Akute klinische Erkrankungen treten hauptsächlich beim Hund auf. Bei der Katze sind sie selten beschrieben.
Eine Studie in der Schweiz hat eine Überrepräsentation von Hunden ≤12 Monate und eine Häufung von Fällen im zweiten und dritten Quartal beschrieben, also in der Zeit mit den höchsten Durchschnittstemperaturen und Regenfällen. Grundsätzlich kann Leptospirose aber bei Hunden aller Altersklassen und Lebensstils und zu jeder Jahreszeit auftreten.
 

Erreger

Leptospirose wird durch Infektion durch pathogene Spirochäten der Gattung Leptospira hervorgerufen. Pathogene Leptospiren besiedeln die Nierentubuli von chronisch infizierten Reservewirten (z.B. Nagetiere) und werden von dort in die Umwelt ausgeschieden. Die Infektion erfolgt entweder durch direkten Kontakt mit infiziertem Urin oder indirekt über kontaminiertes Wasser oder Erdboden. Leptospiren dringen aktiv über Schleimhäute oder Hautverletzungen in den Wirt ein. Nach einer hämatogenen Streuung invadieren sie viele Organe mit der intensivsten Besiedelung in Nieren und Leber. Hunde können sich mit Serovaren einer breiten Vielfalt von Serogruppen infizieren zu diesen zählen: Serogruppe Australis, Icterohaemorrhagiae, Canicola, Pomona und Gripotyphosa.
 

Symptome

Leptospirose kann eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen. Häufige klinische Zeichen sind: Apathie, gastrointestinale Symptome, diffuse Schmerzen, Fieber, Ikterus, PU/PD oder Oligurie/Anurie. Bei Hunde mit Leptospirose-assoziierten Lungenblutungen kann es zu Dyspnoe, Husten und Haemoptysis kommen.
 
Diagnose / Tests Eine Diagnose basiert auf klinischen Zeichen und typischen Blutwertveränderungen wie Thrombozytopenie, Azotämie, Hyperbilirubinämie und Leberenzymerhöhungen. Wegen des zoonotischen Potentials sollte eine Diagnose immer entweder durch den serologischen Nachweis von anti-leptospiralen Antikörpern oder PCR Nachweis von leptospiraler DNA in Blut und/oder Urin erfolgen. Die serologische Methode der Wahl ist die Untersuchung von zwei Serumproben im Abstand von 7 - 14 Tagen via Mikroskopische Agglutinationstest (MAT), um eine Serokonversion zu dokumentieren. In-House Tests zum Nachweis von anti-leptospiralen Antikörpern sind verfügbar, sollten aber bevorzugt in Kombination mit dem MAT eingesetzt werden. Wichtig ist, dass ein negativer serologischer Test in der Frühphase der Erkrankung eine Leptospirose nicht ausschliesst.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

- Tiere mit klinischem Verdacht auf Leptospirose sollen schnellstmöglich mit Antibiotika behandelt werden, auch wenn die Bestätigung der Diagnose z.B. mittels MAT oder PCR noch aussteht.
- Leptospiren sind für die meisten Antibiotika sensibel. Eine Verwendung von Antibiotika die für den Menschen von kritischer Bedeutung sind, ist deshalb NICHT gerechtfertigt.
- Aufgrund einer reduzierten renalen Ausscheidung von Aminopenicillinen ist eine Anpassung der Dosis bei Tieren mit schwerer Azotämie (IRIS ≥ Grad 4), angeraten. Die gegenwärtige Empfehlung ist eine Reduktion der üblichen Dosis um 50% oder ein Verlängerung des Dosisintervals bei Tieren mit einem Plasma Kreatinin von ≥ 440 mmol/L.
- Proben für die PCR sollten VOR Beginn der Antibiotikatherapie entnommen werden.
 

Antibiotika

Leptospirose
Priorisierung/AntibiotikaDosierungBehandlungsdauerBemerkung
First line   
oral   
Doxycyclin5 mg/kg 2 × tgl. oder 10 mg/kg 1 × tgl. p.o.14 TageDoxycyclin ist das Antibiotikum der Wahl da es im Tierversuch Leptospiren aus der Niere eliminiert. Viele Tiere mit Leptospirose zeigen jedoch anfänglich gastrointestinale Symptome und tolerieren die orale Gabe von Doxycyclin nicht. In diesen Fällen kann die Therapie mit einem Aminopenicillin i.v. begonnen werden und dann auf Doxycyclin umgestellt werden, sobald es toleriert wird.
No go
Fluorchinolone,
Azithromycin
   
First line   
parenteral   
Amoxicillin oder Ampicillin20 mg/kg 3 × tgl. i.v. Eine Behandlung mit Aminopenicillinen beendet zwar die Leptospirämie, tötet nicht sicher Leptospiren im Nierengewebe ab. Um eine chronische Nierenbesiedelung zu vermeiden, muss im Anschluss eine 14 Tägige Therapie mit Doxycyclin erfolgen.
Second line   
parenteral   
Amoxicillin-Clavulansäure oder Ampicillin + Sulbactam12,5 - 30 mg/kg 3 × tgl. i.v. Eine Behandlung mit Aminopenicillinen beendet zwar die Leptospirämie, tötet nicht sicher Leptospiren im Nierengewebe ab. Um eine chronische Nierenbesiedelung zu vermeiden, muss im Anschluss eine 14 Tägige Therapie mit Doxycyclin erfolgen.
Penicillin G25'000 - 40'000 IE/kg 3 - 4 × tgl. i.v. Eine Behandlung mit Aminopenicillinen beendet zwar die Leptospirämie, tötet nicht sicher Leptospiren im Nierengewebe ab. Um eine chronische Nierenbesiedelung zu vermeiden, muss im Anschluss eine 14 Tägige Therapie mit Doxycyclin erfolgen.
No go
Fluorchinolone
   
 

Resistenzlage

Leptospiren sind für die meisten Antibiotika sensibel.
 

Prävention

- Aufgrund der hohen Inzidenz der Hundeleptospirose in der Schweiz und der hohen Inzidenz von Infektionen mit Serovaren der Serogruppe Australis ist die Impfung mit einem bivalenten Impfstoff (Icterohaemorrhagiae, Canicola) NICHT ausreichend. Eine Impfung mit einem Vierfachimpfstoff (Icterohaemorrhagiae, Canicola, Australis, Gripotyphosa) gemäss Herstellerangaben ist für alle Hunde angeraten.
-Bei Umstellung von einem bivalenten auf eine quadrivalenten Impfstoff ist eine erneute Grundimmunisierung notwendig.
-Der Impfschutz ist nur für etwa 12 Monate gewährleistet. Liegt die letzte Impfung ≥ 18 Monate zurück ist eine erneute Grundimmunisierung notwendig.
- Aufgrund der Serogruppenspezifität des Impfschutzes sind Infektionen mit anderen Serogruppen (z.B. Pomona) trotz Vierfachimpfung möglich.
 

Unterstützende Massnahmen

Gastroprotektoren, Antiemetika, Analgetika auf Opioid-Basis, vorsichtige Flüssigkeitstherapie. Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion, Hyperkaliämie oder Flüssigkeitsüberladung sollte frühzeitig Kontakt mit einem Veterinärnephrologen aufgenommen werden.
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