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Eigenschaften

Aglepristone ist ein Antihormon und Antiprogestin bzw. Antigestagen. Antigestagene sind synthetische, hormonähnliche Steroide, welche eine starke Afffinität zu den Progesteronrezeptoren, jedoch nicht die Wirkung von Progesteron besitzen. Sie binden kompetitiv zum körpereigenen Progesteron an die Progesteronrezeptoren, ohne dass jedoch die nachfolgende Transkription eingeleitet wird. Somit wird gezielt die Progesteronwirkung aufgehoben (Hoffmann 2006a; Fieni 2001a).
 

Wirkungsmechanismus

Progesteron ist das wichtigste körpereigene Gestagen und spielt eine entscheidene Rolle in der Entstehung und Aufrechterhaltung einer Trächtigkeit. Schon während des Östrus beginnt die Progesteronkonzentration zu steigen. Dadurch wird die Schleimhaut des Uterus für eine Implantation der Embryonen vorbereitet. Nach der Befruchtung kontrolliert Progesteron die uterine Sekretion (Uterinmilch), welche die Blastozysten bis zur Implantation am 14. - 23. Tag ernährt. Ausserdem unterdrückt Progesteron Uteruskontraktionen während der gesamten Dauer der Trächtigkeit. Diese physiologische Regulation der Trächtigkeit durch Progesteron macht den Einsatz von Antiprogestinen, wie Aglepristone, zur Nidationsverhütung, Unterbrechung der Trächtigkeit bzw. zur Geburtseinleitung möglich.
 
Aglepristone bindet kompetitiv zum körpereigenen Progesteron an die Progesteronrezeporen. Die Affinität von Aglepristone zu den uterinen Progesteronrezeptoren ist bei der Hündin 3-mal, bei der Kätzin 9-mal höher als die des natürlichen Progesterons. Somit ist Aglepristone ein Progesteron-Antagonist auf Uterusebene und hat keine direkten oder indirekten luteolytischen Eigenschaften. Der Abort bzw. die Geburt erfolgt bei hohen Progesteronkonzentrationen im Plasma (Fieni 2001a; Corrada 2005a; Fieni 2006b).
 

Nidationsverhütung, Trächtigkeitsabbruch

Bei der Hündin kann Aglepristone zur Nidationsverhütung bzw. zum Trächtigkeitsabbruch vom 1. bis zum 45. Tag der Trächtigkeit eingesetzt werden. Die Effizienz ist beim Einsatz zur Nidationsverhütung bzw. während der frühen Trächtigkeit (Tag 0 - 25) 100%. Es kommt zu einer Resorption der Embryos. Die spätere Applikation von Aglepristone (Tag 26 - 45) führt in ca. 95% der Fälle zu einem Abort innerhalb von 7 Tagen. 50% aller Hündinnen abortieren während der ersten 4 Tage nach der 1. Applikation von Aglepristone (Fieni 2001a; Galac 2000a; Fieni 1996a; Wehrend 2006a; Pettersson 2009a).
 
Auch bei der Kätzin kann Aglepriston zum Trächtigkeitsabbruch eingesetzt werden, die Erfolgsquote liegt bei 87% (Georgiev 2005a; Fieni 2006b; Georgiev 2005a; Georgiev 2005c). Die Behandlung hat keine negativen Auswirkungen auf die weitere Fertilität der Tiere. Der nächste fruchtbare Zyklus erfolgt innerhalb von 60 Tagen (Georgiev 2005c).
 

Geburtseinleitung

Eine Einleitung der Geburt ist ab dem 58. Tag möglich; ca. 31 Stunden nach der Applikation von Alizine beginnt die Geburt und dauert ca. 4,5 Stunden. Die Überlebensrate bei den Welpen beträgt etwa 86% und ist somit vergleichbar mit der unter natürlichen Bedingungen beobachteten Überlebensrate (Fieni 2001a).
 

Konservative Pyometrabehandlung

Die konservative Behandlung einer Pyometra mit Aglepristone ist sowohl bei der Hündin, als auch bei der Kätzin möglich (Hoffmann 2000a; Hecker 2000a; Trasch 2003a).
 
Bei der Hündin ist eine ungestörte Ovarfunktion in der Phase des Diöstrus Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Durch die Ausschaltung des Regelfaktors Progesteron kommt es innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der Behandlung zur Öffnung oder Erweiterung der Zervix. Dadurch ist bei gleichzeitig erhöhter Kontraktilität ein Abfluss des uterinen Inhaltes möglich. Bereits 12 bis 24 Stunden nach der ersten Applikation zeigt sich ein verstärkter Vaginalausfluss. Innerhalb von 7 - 21 Tagen kommt es zu einer vollständigen Entleerung des Uterus (Hoffmann 2000a). Die zusätzliche Verabreichung von Cloprostenol in niedriger Dosierung an den Tagen 3 - 7 erhöht die Effizienz der Behandlung deutlich (Fieni 2006a; Gobello 2003a; Hoffmann 2000a; Trasch 2003a).
 
Die Erfolgsrate liegt bei ca. 90%; längerfristig kommt es innerhalb von 1 Jahr bei ca. 20 - 30% der erfolgreich behandelten Hündinnen zu einem erneuten Auftreten einer Pyometra. Die Rückfallquote kann minimiert werden, wenn ältere (über 5 Jahre) Tiere (Jurka 2010a) und Tiere mit Ovarialzysten oder glandulärzystischer Hyperplasie des Endometriums von der konservativen Behandlung mit Aglepristone ausgeschlossen werden (Trasch 2003a; Jurka 2010a).
 
Nach einer erfolgreichen Therapie ist eine weitere Zuchtnutzung des Tiere möglich (Hoffmann 2000a; Trasch 2003a; Jurka 2010a).
 

Hormonelle Veränderungen

Aglepristone hat keinen Einfluss auf die Plasmakonzentrationen von Progesteron, Prostaglandin, Oxytocin und Cortisol während 24 Stunden nach der Applikation. Beim Abbruch einer späteren Trächtigkeit (Tag 26 - 45) kommt es jedoch zu einem deutlichen Anstieg von Prolactin innerhalb von 12 - 24 Stunden.
Aglepriston wirkt als Abortauslöser auf Uterus-Ebene, es besitzt keine luteolytischen Eigenschaften. Der Trächtigkeitsabbruch erfolgt somit bei einem hohen Progesteronspiegel. Die spätere Expulsion der Föten ist von einem Anstieg der Prostaglandin F2alpha-Konzentration begleitet. Oxytocin- und Cortisolkonzentrationen bleiben unverändert (Fieni 2001b; Fieni 2001a; Galac 2000a).
 

Effekt auf fibroadenomatöses Gewebe mit Progesteron-Rezeptoren

Aglepristone hat als Progesteron-Rezeptorantagonist Einfluss auf benigne, Progesteron-Rezeptor-haltige Neoplasien, wie z.B. die fibroadenomatöse Hyperplasie des Gesäuges bei der Katze (Wehrend 2001a; Meisl 2003a; Gorlinger 2002a) oder benigne Vaginaltumoren bei der Hündin (Rollón 2008a).
 

Andere Effekte

Wird bei der trächtigen Hündin Aglepristone zum Trächtigkeitsabbruch eingesetzt, kommt es 24 Stunden nach Verabreichung zu einem signifikanten Abfall der Körpertemperatur. Als Ursache dafür wird die Blockierung von Progesteron-Rezeptoren im Hypothalamus oder anderen zentralnervösen Zentren durch Aglepristone, und somit die Vortäuschung eines plötzlichen Progesteronabfalls vermutet (Corrada 2005a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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