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Anwendungssicherheit

Das toxikologische Profil des Doramectins ist mit dem der anderen Avermectine zu vergleichen. Die Anwendung im Tier ist sicher, rassebedingte Unterschiede (z.B. erhöhte Empfindlichkeit bestimmter Hunderassen) ausgenommen (Pfizer 1997a). Siehe auch Toxizität Ivermectin!
 

Ursache einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Ivermectin, anderen Avermectinen und makrozyklischen Laktonen

Die Ivermectinintoxikation wird durch eine erhöhte Konzentration von Ivermectin im ZNS ausgelöst. Bei den meisten Säugetieren verhindert die Blut-Hirn-Schranke den Eintritt von Ivermectin in das ZNS. Bei Ivermectin-empfindlichen Tieren wurden jedoch extrem hohe Ivermectinkonzentrationen im Hirn gemessen (Mealey 2001a).
 
Die Ursache für eine erhöhte Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke ist ein genetischer Defekt in Form einer (Verlust-) Mutation am sogenannten multi-drug-resistance-Gen (MDR1). Das Proteinprodukt dieses Gens, das P-Glykoprotein, ist ein wichtiges Bestandteil der Blut-Hirn-Schranke. Es kommt in grossen Mengen in der apikalen Membran der Endothelzellen der Kapillaren des ZNS vor und ist eine Efflux-Transportpumpe innerhalb der Blut-Hirn-Schranke. Verschiedene grosse, hydrophobe Substrate, wie alle Avermectine und makrozyklischen Laktone Loperamid, Cyclosporin und Digoxin binden an dieses P-Glykoprotein und werden aktiv von den Endothelzellen in das Kapillarlumen zurücktransportiert (van Asperen 1997a).
 
Bei Hunden und Mäusen fehlt bei Ivermectin-empfindlichen Individuen das P-Glykoprotein in den Endothelzellen der Hirnkapillaren; sie verfügen somit nicht über diesen Schutzmechanismus. Ivermectin kann sich durch den fehlenden Auswärtstransport im ZNS anreichern (bis zu 100-fach höhere Konzentration als im Plasma) und zeigt bereits bei niedriger Dosierung eine neurotoxische Wirkung (Linek 2007a). Die Vererbung dieses genetischen Defektes verläuft beim Hund autosomal, rezessive. Nur Tiere, welche homozygot für die Mutation sind, gehören zum Ivermectin-empfindlichen Phenotyp. Homozygot normale und heterozygote Hunde sind nicht Ivermectin-empfindlich (Mealey 2001a; Nelson 2003a; Schinkel 1996a).
 

Hund

Die grösste Häufigkeit des Defektes am MDR-Gen wurde beim Collie, gefolgt von Shetland Sheepdog, Australian Sheperd und Border Collie gefunden. In einer französischen Studie erwiesen sich 12 von 25 untersuchten Collies als homozygot für den MDR1-Defekt und somit Ivermectin-empfindlich (Hugnet 2004a). Aber auch bei einigen Windhundrassen (Whippet, Silken Windhund) und beim Weissen Schäferhund wurden Träger der MDR1-Genmutation gefunden (Geyer 2007a; Geyer 2005a).
 
Fallbericht 1:Ein 4-jähriger, männlicher Weisser Schäferhund zeigte 20 Stunden nach subkutaner Verabreichung von 0,7 mg/kg Doramectin (Dectomax®) eine abnormale mentale Aktivität, verzögerte Stellreflexe und Verlust des Sehvermögens. Am nächsten Tag kam es zu Ataxie, Somnolenz, Hyperventilation und Salivation. Der Hund war unfähig selbständig zu gehen, zu fressen und zu trinken. Nach 5 Tagen begann eine langsame Erholung, 15 Tage später war das Tier klinisch normal. Eine genetische Untersuchung zeigte, dass der Hund homozygot für den MDR1-Defekt und somit "Ivermectin"-empfindlich war (Geyer 2007a).
  
Fallbericht 2:Eine 5-jährige Weisse Schäferhündin zeigte 24 Stunden nach subkutaner Verabreichung von 0,7 mg/kg Doramectin (Dectomax®) klinische Symptome einer Neurotoxikose, wie Depression, Ataxie, Tremor und Hypersalivation. Die Reaktion auf akustische und taktile Reize war deutlich vermindert. 3 Tage später begann die langsame Erhohlung, nach weiteren 3 Tagen zeigte sich der Hund neurologisch wieder normal. Eine genetische Untersuchung zeigte auch in diesem Fall, dass die Hündin homozygot für den MDR1-Defekt und somit "Ivermectin"-empfindlich war (Geyer 2007a).
 

Katze

Fallbericht:Ein Wurf von 7 Katzenwelpen wurde mit Doramectin (Dectomax®) und Praziquantel (Droncit® spot on) behandelt. 24 Stunden später verschlechterte sich der Allgemeinzustand von 3 der 7 Welpen. Ein Welpe zeigte sehr milde Symptome wie Apathie und Zittern und erholte sich ohne weitere Behandlung. Der zweite Welpe zeigte ebenfalls Zittern und ein verändertes Verhalten mit Fauchen bei Berührung, Aggressivität und epileptischen Anfällen, die mit Diazepam erfolgreich behandelt wurden. Ein dritter Welpe wurde 3 Tage nach der Doramectin-Gabe (360 μg/kg s.c.) stuporös vorgestellt und zeigte im weiteren Verlauf Verhaltensänderungen wie Aggressivität, Hyperästhesie, Tremor und epileptiforme Anfälle; er verstarb 36 Stunden nach Vorstellung (Nentwig 2014a).
 

Rind

Doramectin verfügt beim Rind über eine sehr gute Verträglichkeit (Traeder 1994a). Der Sicherheitsindex beträgt beim adulten Tier 25, bei trächtigen Rindern und neugeborenen Kälbern 3 (Traeder 1994a; Pfizer 1997a).
 
Sowohl die subkutane Injektion, als auch die pour-on Formulierung werden bei 5-facher Dosis - an drei aufeinanderfolgenden Tagen verabreicht - lokal und auch systemisch sehr gut vertragen (Pfizer 1997a; Traeder 1994a).
 
Doramectin ist nicht kanzerogen (Pfizer 1997a).
 

Reproduktion

Doramectin ist weder mutagen, noch foetotoxisch. Es kann bei trächtigen Tieren und neugeborenen Kälbern angewandt werden (Schnieder 1994a; Pfizer 1997a).
 

Therapie bei Überdosierung

Da es für Intoxikationen mit Avermectinen kein Antidot gibt, beschränkt sich die Therapie auf eine symptomatische Behandlung und Erhalt der Vitalfunktionen. Behandlungsversuche mit Neostigmin wurden bei Katzen nach Ivermectin-Intoxikation mit unterschiedlichem Erfolg beschrieben. Eine vielversprechende Möglichkeit ist die intravenöse Gabe von Lipidemulsionen (Nentwig 2014a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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