Wirkungsort
GK beeinflussen praktisch alle Zellen und Organe eines Säugetierorganismus (
Umland 2002a;
Plumb 2002a;
McDonald 1995a). Sie binden einerseits an einen zytoplasmatischen Glukokortikoid-Rezeptor (GR), der praktisch ubiquitär, jedoch hauptsächlich in Muskulatur, Fettgewebe, Haut, Leber und dem lymphatischen Gewebe vorkommt; siehe genomischer Mechanismus (
Voigt 1981b;
Ferguson 2001a;
Plumb 2002a). Andererseits binden GK an membranständige GR, siehe nicht-genomischer Mechanismus (
Muto 2000a;
Moore 1994b). Rezeptoren wurden in mehreren Geweben, u.a. in Leberzellen und glatten Muskelzellen von Gefässen von Ratten (
Trueba 1991a;
Muto 2000a), der Nebennierenrinde von Kälbern (
Andres 1997a), dem Nervengewebe von Molchen (
Orchinik 1991a) und auf Monozyten und T-Lymphozyten (
Bartholome 2004a) nachgewiesen.
Wirkungsmechanismus
Der präzise Wirkungsmechanismus ist zur Zeit noch nicht völlig geklärt (
Bartholome 2004a;
Watson 2003a;
De Bosscher 2003a). Man unterscheidet zwischen drei grundsätzlich unterschiedlichen Wirkungsmechanismen der GK (
Buttgereit 2002a):
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genomischer Mechanismus; Rezeptor-vermittelt und von Proteinsynthese-abhängig; dieser Mechanismus wird auch als klassischer Mechanismus bezeichnet. |
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nicht-genomischer Mechanismus; Rezeptor-vermittelt und von Proteinsynthese-unabhängig; kommt durch Interaktion des GR mit verschiedenen Signal-Transduktionsmechanismen (second messenger) zustande. Die Mitbeteiligung eines membranständigen GR wird diskutiert. |
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unspezifischer Mechanismus; es handelt sich um eine physiko-chemische Interaktion der GK mit der Plasmamembran. |
Für ausführliche Angaben bezüglich Wirkungsmechanismus der Glukokortikoide siehe
Glukokortikoide - Pharmakologie.
Spezielle Pharmakologie von Fluticason
Die Anwendung und der Nutzen von inhaliertem Fluticason ist auf seine hohe topische antiinflammatorische Potenz und seine geringe systemische Bioverfügbarkeit zurückzuführen (
Sastre 1997a;
Libretto 1995a;
Bryson 1992a). Die relative glukokortikoide Potenz von Fluticason bezüglich
Hydrocortison (1) bzw.
Dexamethason (30) wird mit 93'375 angegeben. Dieser Wirkstoff gehört somit, zusammen mit
Beclomethason zu den potentesten GK (
Neumann 1998a).
Die Ursache für die sehr hohe topische glukokortikoide Potenz sind hoch lipophile Substituenten in der 17α, 16α oder 17β-Position im Steroidgerüst (
Sastre 1997a). Diese chemischen Eigenschaften führen zu einer langen Halbwertszeit des Fluticasonpropionat/Rezeptor-Komplexes von 8 - 12 Stunden (
Triamcinolon: 3,9 Stunden;
Beclomethason: 8,5 Stunden) (
Johnson 1995c). Je länger ein GK an den GK-Rezeptor gebunden ist, desto ausgeprägter ist die Wirkung. Fluticason bindet zudem hochspezifisch an den GK-Rezeptor. Die Bindung an Oestrogen-, Progesteron- und Mineralokortikoid-Rezeptoren ist minim (
Hogger 1994a;
Chu 1995a).
In der Veterinärmedizin kann Fluticason (wie
Beclomethason) per inhalationem beim
Pferd zur Behandlung von COPD / COB / RAO / Equinem Asthma eingesetzt werden. Es wurde gezeigt, dass COPD-Patienten mit inhalierten GK nicht nur wirksam, sondern auch sicher therapiert werden können (
Traub-Dargatz 1991a;
Ammann 1998a). Die folgenden Wirkungsmechanismen werden diskutiert (
Marom 1984a;
Lapointe 1993a;
Robinson 2003a;
Shenfield 1975a):
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reduzierte Produktion von Entzündungsmediatoren und dadurch reduzierte epitheliale Schädigung |
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Potenzierung der bronchodilatatorischen Effekte von Katecholaminen |
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reduzierte Schleimproduktion |
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Reduktion der hypertrophierten, glatten Muskulatur in den Bronchien |
An COPD leidende Pferde zeigen nach einer Inhalationsbehandlung mit Fluticason eine deutlich reduzierte Anzahl neutrophiler Granulozyten in der Broncho-Alveolär-Lavage, eine reduzierte allergische Reaktion nach Allergenkontakt sowie eine verbesserte Lungenfunktion (dynamische Compliance) (
Viel 1999a;
Robinson 2001a;
Giguere 2002a).
Katzen, die an
felinem Asthma leiden, können mit Fluticason zur Inhalation therapiert werden. Im Akutstadium wird, neben der Sauerstofftherapie und der Anwendung von Bronchodilatatoren und zentralen Analeptika (
Theophylin),
Dexamethasonnatriumphosphat 1 mg/kg i.v. oder i.m. oder die orale Applikation von 1 - 2 mg/kg
Prednisolon zweimal täglich vorgeschlagen. Nach der initialen Stabilisierung können Patienten mit Fluticason weitertherapiert werden. Die Glukokortikoidtherapie führt zur Inhibition proinflammatorischer Mediatoren (beim felinen Asthma besonders Interleukin-5) sowie zur Reduktion von Entzündungszellen wie Makrophagen, Lymphozyten, neutrophile sowie eosinophile Granulozyten und Mastzellen. Die Kombination mit Bronchodilatatoren (
Terbutalin, Albuterol) wird empfohlen, da die gleichzeitige Applikation von Glukokortikoiden zusammen mit Bronchodilatatoren eine synergistische Wirkung aufweist (
Byers 2005a;
Padrid 2000b).
Fluticason und Beclomethason im Vergleich
Ein Vergleich der beiden inhalativen GK zeigt, dass Fluticasonpropionat ca. doppelt so potent ist wie
Beclomethasondipropionat (
Leff 1997a;
Dahl 1993a). Es jedoch noch nicht möglich, endgültige und präzise Aussagen bezüglich der pharmakologischen Potenz dieser Wirkstoffe, allgemein von inhalierten GK, aus klinischen Vergleichsstudien zu formulieren (
Barnes 1998a).