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Eigenschaften

Fluticason ist ein sehr potentes GK mit hoher topischer und geringer systemischer glukokortikoider Wirkung (Johnson 1998b; Hogger 1994a). Es wird in der Humanmedizin v.a. zur Behandlung von Asthma, allergischer Rhinitis und Hauterkrankungen eingesetzt (Giguere 2002a; Neumann 1998a). Pferde, die an COPD / COB / RAO / Equinem Asthma (COPD: chronic obstructive pulmonary disease; COB: chronic obstruktive bronchitis; RAO: recurrent airway obstruction) leiden, können mit Fluticason via Inhalation behandelt werden (Viel 1999a; Robinson 2001a; Giguere 2002a). Zudem wird der Wirkstoff zur Behandlung des felinen Asthmas eingesetzt (Byers 2005a; Padrid 2000a).
 
Synthetische GK sind Derivate oder direkte Abkömmlinge des körpereigenen Cortisols (Synonym: Hydrocortison). Abgesehen von der unterschiedlichen mineralokortikoiden sowie glukokortikoiden Potenz entfalten synthetische GK das selbe Wirkungsspektrum wie das körpereigene Hormon (Neumann 1998a). GK stellen somit synthetische Wirkstoffe mit dem Wirkungsprofil eines vom Körper selbst hergestellten Stoffes dar (Voigt 1981b). Diese Wirkstoffe zeichnen sich durch ihre potente antiinflammatorische sowie immunsuppressive beziehungsweise antiallergische Wirkung aus (Voigt 1981b; Neumann 1998a).
 
Bezüglich Angaben, die für alle Glukokortikoide (GK) gelten, siehe auch Glukokortikoide - Pharmakologie.
 

Wirkungsort

GK beeinflussen praktisch alle Zellen und Organe eines Säugetierorganismus (Umland 2002a; Plumb 2002a; McDonald 1995a). Sie binden einerseits an einen zytoplasmatischen Glukokortikoid-Rezeptor (GR), der praktisch ubiquitär, jedoch hauptsächlich in Muskulatur, Fettgewebe, Haut, Leber und dem lymphatischen Gewebe vorkommt; siehe genomischer Mechanismus (Voigt 1981b; Ferguson 2001a; Plumb 2002a). Andererseits binden GK an membranständige GR, siehe nicht-genomischer Mechanismus (Muto 2000a; Moore 1994b). Rezeptoren wurden in mehreren Geweben, u.a. in Leberzellen und glatten Muskelzellen von Gefässen von Ratten (Trueba 1991a; Muto 2000a), der Nebennierenrinde von Kälbern (Andres 1997a), dem Nervengewebe von Molchen (Orchinik 1991a) und auf Monozyten und T-Lymphozyten (Bartholome 2004a) nachgewiesen.
 

Wirkungsmechanismus

Der präzise Wirkungsmechanismus ist zur Zeit noch nicht völlig geklärt (Bartholome 2004a; Watson 2003a; De Bosscher 2003a). Man unterscheidet zwischen drei grundsätzlich unterschiedlichen Wirkungsmechanismen der GK (Buttgereit 2002a):
 
- genomischer Mechanismus; Rezeptor-vermittelt und von Proteinsynthese-abhängig; dieser Mechanismus wird auch als klassischer Mechanismus bezeichnet.
- nicht-genomischer Mechanismus; Rezeptor-vermittelt und von Proteinsynthese-unabhängig; kommt durch Interaktion des GR mit verschiedenen Signal-Transduktionsmechanismen (second messenger) zustande. Die Mitbeteiligung eines membranständigen GR wird diskutiert.
- unspezifischer Mechanismus; es handelt sich um eine physiko-chemische Interaktion der GK mit der Plasmamembran.
 
Für ausführliche Angaben bezüglich Wirkungsmechanismus der Glukokortikoide siehe Glukokortikoide - Pharmakologie.
 

Spezielle Pharmakologie von Fluticason

Die Anwendung und der Nutzen von inhaliertem Fluticason ist auf seine hohe topische antiinflammatorische Potenz und seine geringe systemische Bioverfügbarkeit zurückzuführen (Sastre 1997a; Libretto 1995a; Bryson 1992a). Die relative glukokortikoide Potenz von Fluticason bezüglich Hydrocortison (1) bzw. Dexamethason (30) wird mit 93'375 angegeben. Dieser Wirkstoff gehört somit, zusammen mit Beclomethason zu den potentesten GK (Neumann 1998a).
 
Die Ursache für die sehr hohe topische glukokortikoide Potenz sind hoch lipophile Substituenten in der 17α, 16α oder 17β-Position im Steroidgerüst (Sastre 1997a). Diese chemischen Eigenschaften führen zu einer langen Halbwertszeit des Fluticasonpropionat/Rezeptor-Komplexes von 8 - 12 Stunden (Triamcinolon: 3,9 Stunden; Beclomethason: 8,5 Stunden) (Johnson 1995c). Je länger ein GK an den GK-Rezeptor gebunden ist, desto ausgeprägter ist die Wirkung. Fluticason bindet zudem hochspezifisch an den GK-Rezeptor. Die Bindung an Oestrogen-, Progesteron- und Mineralokortikoid-Rezeptoren ist minim (Hogger 1994a; Chu 1995a).
 
In der Veterinärmedizin kann Fluticason (wie Beclomethason) per inhalationem beim Pferd zur Behandlung von COPD / COB / RAO / Equinem Asthma eingesetzt werden. Es wurde gezeigt, dass COPD-Patienten mit inhalierten GK nicht nur wirksam, sondern auch sicher therapiert werden können (Traub-Dargatz 1991a; Ammann 1998a). Die folgenden Wirkungsmechanismen werden diskutiert (Marom 1984a; Lapointe 1993a; Robinson 2003a; Shenfield 1975a):
 
- reduzierte Produktion von Entzündungsmediatoren und dadurch reduzierte epi­theliale Schädigung
- Potenzierung der bronchodilatatorischen Effekte von Katecholaminen
- reduzierte Schleimproduktion
- Reduktion der hypertrophierten, glatten Muskulatur in den Bronchien
 
An COPD leidende Pferde zeigen nach einer Inhalationsbehandlung mit Fluticason eine deutlich reduzierte Anzahl neutrophiler Granulozyten in der Broncho-Alveolär-Lavage, eine reduzierte allergische Reaktion nach Allergenkontakt sowie eine verbesserte Lungenfunktion (dynamische Compliance) (Viel 1999a; Robinson 2001a; Giguere 2002a).
 
Katzen, die an felinem Asthma leiden, können mit Fluticason zur Inhalation therapiert werden. Im Akutstadium wird, neben der Sauerstofftherapie und der Anwendung von Bronchodilatatoren und zentralen Analeptika (Theophylin), Dexamethasonnatriumphosphat 1 mg/kg i.v. oder i.m. oder die orale Applikation von 1 - 2 mg/kg Prednisolon zweimal täglich vorgeschlagen. Nach der initialen Stabilisierung können Patienten mit Fluticason weitertherapiert werden. Die Glukokortikoidtherapie führt zur Inhibition proinflammatorischer Mediatoren (beim felinen Asthma besonders Interleukin-5) sowie zur Reduktion von Entzündungszellen wie Makrophagen, Lymphozyten, neutrophile sowie eosinophile Granulozyten und Mastzellen. Die Kombination mit Bronchodilatatoren (Terbutalin, Albuterol) wird empfohlen, da die gleichzeitige Applikation von Glukokortikoiden zusammen mit Bronchodilatatoren eine synergistische Wirkung aufweist (Byers 2005a; Padrid 2000b).
 

Fluticason und Beclomethason im Vergleich

Ein Vergleich der beiden inhalativen GK zeigt, dass Fluticasonpropionat ca. doppelt so potent ist wie Beclomethasondipropionat (Leff 1997a; Dahl 1993a). Es jedoch noch nicht möglich, endgültige und präzise Aussagen bezüglich der pharmakologischen Potenz dieser Wirkstoffe, allgemein von inhalierten GK, aus klinischen Vergleichsstudien zu formulieren (Barnes 1998a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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