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Anwendungssicherheit
Für den Einsatz von Lamotrigin in der Veterinärmedizin sind nur beschränkt Daten verfügbar. Das Medikament darf aufgrund seiner schweren Nebenwirkungen bei Tieren nur mit Vorbehalt oder gar nicht eingesetzt werden (Dewey 2004a). Dahingegen wird der Wirkstoff von Menschen im Allgemeinen gut toleriert (McEvoy 2007a).
Akute Toxizität
Symptome
Eine Intoxikation kann sich mit Nystagmus, Ataxie, Bewusstseinstrübung und Koma äussern (Schaefer 2013a). Die beim Menschen am häufigsten beschriebenen Symptome sind Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und eingeschränkte Sehfähigkeit. Auch traten wenige Fälle von Stevens-Johnson Sydrom (eine immunologische, T-Zell-vermittelte Reaktion, welche mit einer Nekrose der Keratinozyten einhergeht), und disseminierte intravasaler Koagulopathie auf (McNamara 2011a).
Kardiotoxizität
Der Wirkstoff wirkt beim Hund kardiotoxisch (Dewey 2004a).
In einer 2-jährigen Fütterungsstudie, bei welcher Mäuse 30 mg/kg/Tag und Ratten 10 - 15 mg/kg/Tag Lamotrigin verabreicht bekamen und die Plasmakonzentration bei 1 - 4 μg/ml bei Mäusen, bzw. bei 1 - 10 μg/ml bei den Ratten lag, konnten keinerlei kanzerogenen Anzeichen nachgewiesen werden (McEvoy 2007a).
Reproduktion (Embryo- / Fetotoxizität)
Der Wirkstoff durchdringt die Plazentarschranke (NCBI 2011a) und wies in reproduktionstoxikologischen Studien an Mäusen und Ratten eine maternale und fetale Toxizität auf, wenn das 1,2 bis 0,5- fache der maximalen Lamotrigin Dosis für Menschen während der Organogenese verabreicht wurde. Andererseits konnte man keine Teratogenität bei Nagern und Kaninchen feststellen, welche die 1,2-, 0,5- oder 1,1- fache maximale Dosierung für Erwachsene erhielten. Intrauteriner Fruchttod wurde bei Ratten bei einer 0,1-, 0,14- oder 0,3- fachen Dosierung festgestellt. Todgeburten traten insbesondere bei der höchsten Dosierung auf. Lamotrigin ist ein schwacher Dihydrofolat-Reduktase-Hemmer und kann durch Senkung des Folatspiegels das Risiko für eine embryofetale Schädiung erhöhen (Schaefer 2013a). Zudem tritt Lamotrigin in die Muttermilch über (McEvoy 2007a).
Therapie bei Überdosierung
Im Falle einer Überdosierung sollte der Patient mit supportiven Massnahmen behandelt werden (Schaefer 2013a). Initial wird der Wirkstoff so rasch wie möglich aus dem Gastrointestinaltrakt eliminiert: Innerhalb 1 Stunde nach der Wirkstoffaufnahme kann Erbrechen mittels Apomorphin ausgelöst werden; bei einem Lamotrigin-Präparat mit einer verzögerten Wirkstofffreisetzung kann das Erbrechen innerhalb von 2 - 3 Stunden nach der Aufnahme induziert werden. Es ist nicht bekannt ob Aktivkohle die Absorption von Lamotrigin vermindert. Die Diurese wird mit intravenösen Infusionen gefördert. Ventrikuläre Arrhythmien werden mit Lidocain, Bradyarrhythmien mit Atropin oder Isoprenalin behandelt. Methocarbamol lindert die Muskelkrämpfe; bei Konvulsionen können Diazepam, Levetiracetam oder Phenobarbital eingesetzt werden. Besteht eine Hypokaliämie, wird Kalium substituiert. Aufgrund des lipophilen Charakters von Lamotrigin können intravenöse Lipidemulsionen hilfreich sein (Sawyer 2017a).
Fallbericht Mensch:
Lamotrigin kann wie alle Na+-Kanal-Blocker kardiotoxisch wirken. Eine Person mit einer Lamotrigin-Intoxikation (die aufgenommene Menge des Wirkstoffs betrug > 3,5 mg) zeigte folgende Symptome: Stupor und eine Sinustachykardie mit Linksschenkelblock. Eine initiale Behandlung mit Natriumbicarbonat blieb erfolglos. Die intravenöse Verabreichung einer 20%-igen Lipid-Emulsion (initial wurde ein intravenöser Bolus von 1,5 ml/kg injiziert, danach über 10 Stunden 0,5 ml/kg/min infundiert) führte innerhalb kurzer Zeit zu einer Normalisierung der Reizleitung des Herzens und der EKG-Kurve (Castanares-Zapatero 2012a).