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Eigenschaften

Cisaprid ist ein prokinetischer Wirkstoff, der den Gastrointestinaltrakt vom Ösophagus bis zum Colon stimuliert (LeGrange 1997a). Von den prokinetischen Wirkstoffen hat Cisaprid das breiteste Wirkspektrum (Boothe 2001a).
 
Es steigert den Tonus des unteren Ösophagussphinkters und erhöht die Peristaltik im Ösophagus, so dass ein Reflux von Mageninhalt in die Speiseröhre verhindert wird. Ausserdem beschleunigt es die Magenentleerung und die Dünndarmpassage (Forth 1998a; Brunton 1995a; Plumb 1999a; Boothe 2001a). Die Magensekretion wird nicht erhöht (Boothe 2001a). Im Gegensatz zu Metoclopramid (und Domperidon (Guslandi 1989a)) verkürzt Cisaprid auch die Transitzeit im Dickdarm (Forth 1998a; Brunton 1995a; Boothe 2001a); die antroduodenale Kontraktilität wird auch erhöht (Boothe 2001a).
 

Spezielles zu den einzelnen Tierarten

Pferd

Cisaprid verursacht beim Pferd eine dosisabhängige, erhöhte Aktivität des Magens, Dünndarms, Jejunums und Ileums, sowie des grossen und kleinen Colons (Boothe 2001a; Edens 1997a).
 

Hund

Beim Hund beschleunigt Cisaprid die Magenentleerung, indem es die motorische Aktivität des Pylorus und des Duodenums erhöht, die antropyloroduodenale Koordination verbessert, und die Verbreitung der duodenalen Kontraktionen steigert. Da beim Hund der gesamte Ösophagus aus quergestreifter Muskulatur besteht, stimuliert Cisaprid die Ösophagusperistaltik nicht (Washabau 1995a).
 

Katze und Meerschweinchen

Bei den Tierarten, bei denen die distale Ösophagusmuskulatur aus glatter Muskulatur besteht (z.B. Katze, Meerschweinchen, Mensch), stimuliert Cisaprid auch die distale ösophageale Peristaltik (Washabau 1995a).
 

Ratte

Cisaprid ist ein potentes Prokinetikum des Magens und ist bei der Ratte 8-mal wirkungsvoller als Metoclopramid. Dafür scheint der Darm bei dieser Tierart für die motorisch stimulierende Wirkung der Benzamide nicht ansprechbar zu sein (Megens 1991a).
 

Wirkungsort

Cisaprid führt zu einer Freisetzung von Acetylcholin (ACh) aus enteralen Neuronen im Plexus myentericus (Edens 1997a; Megens 1991a). Dies kommt durch eine Wirkung an den 5-HT4-Rezeptoren der Nervenendigungen von cholinergen Interneuronen und motorischen Neuronen zustande (Valk 1998a).
 

Wirkungsmechanismus

Es scheint eine indirekte Stimulation der postganglionären cholinergen Nerven im Plexus myentericus stattzufinden (Boothe 2001a). Dies führt zu einer Freisetzung von ACh (Edens 1997a; Dowling 1995a). Eine Stimulation der Acetylcholinrezeptoren (nikotinerge oder muskarinerge) findet dabei aber nicht statt, und die Aktivität der Acetylcholinesterase wird nicht gehemmt (Plumb 1999a; Megens 1991a).
 

Serotoninrezeptoren

Serotonin (5-Hydroxytryptamin) weist am Plexus myentericus eine inhibitorische Wirkung auf, die durch Cisaprid antagonisiert zu werden scheint (Steel 1998a).
Bezüglich den Serotoninrezeptoren ist Cisaprid ein Agonist an den 5-HT4- und ein Antagonist an den 5-HT3-Rezeptoren (und auch an den 5-HT1-Rezeptoren (Valk 1998a)), die beide im Darmnervensystem lokalisiert sind. Die Stimulation der 5-HT4-Rezeptoren führt zu einer gesteigerten Freisetzung von Acetylcholin aus postganglionären Nervenendigungen im intramuralen Plexus und dadurch zu einer Zunahme des Tonus der glatten Muskulatur und der propulsiven Peristaltik. Die motilitätssteigernde Wirkung bei diesem Benzamid ist deshalb durch Atropin hemmbar (Forth 1998a; Brunton 1995a; Valk 1998a).
 
Die Bedeutung der 5-HT3-Rezeptoren für die gastrointestinale Motilität ist unklar. Es gibt Hinweise auf eine Hemmung der Colonmotilität durch 5-HT3-Antagonisten; dies würde erklären, warum als unerwünschte Wirkung nach Ondansetron und Tropisetron gelegentlich eine Obstipation auftritt (Forth 1998a).
 

Dopaminrezeptoren

Im Gegensatz zu Metoclopramid zeigt Cisaprid keine dopaminantagonistische Wirkung (Brunton 1995a; Boothe 2001a; Orihata 1994a; Megens 1991a) und führt daher nicht zu extrapyramidalen Nebenwirkungen (Boothe 2001a; Dowling 1995a). Auch die antiemetische Wirkung bleibt daher aus (Dowling 1995a).
Cisaprid ist somit wirksam, wenn die verzögerte Magenentleerung auf zu schwache gastropyloroduodenale Kontraktionen oder zu geringe antropyloroduodenale Koordination zurückzuführen ist (Orihata 1994a).
 

Hund

Beim Hund stimulieren die Benzamide den oberen GI-Trakt nicht über eine antagonistische Wirkung an den 5-HT3-Rezeptoren, wie dies bei Ratten und Meerschweinchen der Fall ist (Gullikson 1991a).
 

Ratte

Bei der Ratte führt eine selektive antagonistische Wirkung an den 5-HT3-Rezeptoren zu einer erhöhten Magenentleerung (Gullikson 1991a).
 

Katze

Bei der Katze stimuliert Cisaprid direkt die Motilität der glatten Muskulatur. Es handelt sich hier um einen nicht-cholinergen Wirkungsmechanismus (Cook 1997a).
 

Meerschweinchen

Beim Meerschweinchen führt eine selektive antagonistische Wirkung an den 5-HT3-Rezeptoren zu einer erhöhten Magenentleerung (Gullikson 1991a). Die stimulierende Wirkung auf die glatte Muskulatur des Colons ist durch Atropin nicht, und nur teilweise durch Tetrodotoxin hemmbar, was darauf hinweist, dass diese Wirkung durch einen nicht-cholinergen Mechanismus zustande kommt. Der genaue nicht-cholinerge Wirkungsmechanismus ist dabei noch nicht bekannt, könnte aber eine Wirkung an den 5-HT-Rezeptoren der glatten Muskelzellen des Colons beinhalten (Washabau 1995a).
 

Pferd / Rind

Auch bei Pferden und Kühen koordiniert Cisaprid die GI-Motilität über die Wirkung an den 5-Hydroxytryptamin-Rezeptoren (Boothe 2001a).
 

Zusammenfassung der Wirkungsmechanismen von Cisaprid

Cisaprid zeigt einen 5-HT4-Agonismus und einen 5-HT3- und 5-HT1-Antagonismus auf enterale cholinerge Neuronen, eine nicht-5-HT-Wirkung auf antrale cholinerge Neuronen, eine direkte nicht-cholinerge Wirkung auf die glatte Muskulatur des Colons und einen 5-HT4-Agonismus auf Rezeptoren im Gehirn, dem atrialen Myokardium und anderen visceralen Geweben (Washabau 1995a). Gastrointestinale Sekretionen werden durch Cisaprid nicht beeinflusst (Guslandi 1989a; Schuurkes 1990a; Plumb 1999a). Cisaprid erleichtert die cholinerge Neurotransmission in der Magenwand. Dies führt zu einer selektiven Verbesserung der motorischen Funktion und zu einer Beschleunigung der Magenentleerung (Schuurkes 1990a). Die dopaminantagonistische Aktivität von Cisaprid ist geringer als diejenige von Metoclopramid (Plumb 1999a).
 

Weitere Effekte

Extragastrointestinale Wirkung durch den 5-HT4-Agonismus:

Aktivierung der atrialen, myokardialen 5-HT4-Rezeptoren führt zu einer erhöhten Herzfrequenz, nicht aber zu Inotropie. Die klinische Relevanz dieser Wirkung ist in der Veterinärmedizin noch nicht geklärt.
5-HT4-Rezeptoren wurden bei verschiedenen Säugetieren (Rhesusaffe, Schaf, Rind, Mensch) auch im ZNS, dem Nebennierencortex, der Harnblase, dem Nervus vagus und den pulmonalen Venen gefunden. Ihre physiologische Bedeutung und die agonistische Wirkung von chronisch verabreichtem Cisaprid ist aber noch nicht geklärt. Da Cisaprid die Blut-Hirn-Schranke nur schlecht passiert, ist die Wirkung auf die zentralen 5-HT4-Rezeptoren nicht von klinischer Bedeutung (Washabau 1995a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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