Wirkungsort
Zielort der Wirkung von Ranitidin sind die Belegzellen in der gastrischen Mukosa, wo es der histamininduzierten Säuresekretion entgegenwirkt und die Mukosa vor Schädigung schützt. Die H
2-Antagonisten können aber auch an Makrophagen und Lymphozyten binden und die Immunantworten beeinflussen. Im Herz, Gehirn und der peripheren Zirkulation werden prä- und postsynaptische Rezeptoren gebunden (
Stewart 1995a). Die H
2-Antagonisten sind ziemlich selektiv, zeigen aber auch geringe Wirkung an anderen Organen. Weitere H
2-Rezeptoren sind z.B. in der Lunge und im Herz vorhanden (
Holland 1997b).
Wirkungsmechanismus
Ranitidin führt zu einer kompetitiven Hemmung der H
2-Rezeptoren der Belegzellen. Dadurch wird die Magesäurefreisetzung während Ruhebedingungen, sowie auch nach Aktivierung durch Nahrung, Aminosäuren, Pentagastrin, Histamin oder Insulin, reduziert. Ranitidin ist 3 - 13-mal potenter als
Cimetidin (
Plumb 1999a). Die H
2-Blocker sind hoch selektiv und praktisch ohne Wirkung auf die H
1-Rezeptoren. Obwohl die H
2-Rezeptoren weitgehend über den ganzen Körper verteilt sind, scheinen die extragastrischen Rezeptoren von untergeordneter physiologischer Wirksamkeit zu sein. Zusätzlich zur Hemmung der histamininduzierten Magensäuresekretion, hemmen die H
2-Blocker zumindest teilweise auch die durch Acetylcholin und Gastrin induzierte Magensekretion (
Allen 1993a;
Baker 1993a;
Holland 1997b).
Nichtsteroidale Entzündungshemmer
H
2-Antagonisten können nicht präventiv gegen Magenulzera infolge nichtsteroidaler Entzündungshemmer eingesetzt werden. Im Darm hingegen kann Ranitidin präventiv gegen die Ausbildung von duodenalen Ulzera infolge nichtsteroidaler Entzündungshemmer eingesetzt werden (
Allen 1993a).
Mikrosomale Enzyme
Im Gegensatz zu
Cimetidin führt Ranitidin nicht zu einer Hemmung der mikrosomalen Leberenzyme (
Allen 1993a).
Immunmodulation
Es wird vermutet, dass Ranitidin bei Patienten mit posttraumatischer Sepsis eine Verzögerung der LPS-induzierten pulmonalen Reaktion verursacht und die Erhöhung der Tumor-Necrosis-Factorkonzentration (TNF) reduziert. Auch diese Wirkung scheint auf dem Antagonismus der H
2-Rezeptoren zu beruhen (
Stewart 1995a).
Magenentleerung
Über die Beeinflussung der Magenentleerung durch Ranitidin liegen derzeit noch unterschiedliche Informationen vor:
Hemmung der Magenentleerung
Die Magenentleerung kann durch Ranitidin verzögert werden; die klinische Bedeutung dieser Wirkung ist noch nicht bekannt (
Plumb 1999a). Beim Fohlen wird nach der Verabreichung von Ranitidin eine verzögerte Magenentleerung beschrieben. Dies kann die Bioverfügbarkeit der Substanz vermindern (
Holland 1997a).
Beschleunigung der Magenentleerung
In Versuchen mit Meerschweinchen induzierte Ranitidin eine erhöhte gastrische Motilität. Die Wirkung führt vermutlich über eine cholinerge agonistische Wirkung, entweder über eine direkte Wirkung, indem die Acetylcholinfreisetzung gesteigert wird, oder über eine indirekte Wirkung durch die Hemmung der Acetylcholinesterase, was auch zu einer gesteigerten cholinergen Transmission führt. Auch andere H
2-Blocker, wie z.B. Nizatidin, zeigen solche Wirkungen, und das lässt für die Zukunft die Spekulation offen, einen Wirkstoff zu entwickeln der sowohl die Säuresekretion hemmt als auch die Peristaltik fördert (
Parkman 1998a).
Hormone
Obwohl Ranitidin die Freisetzung von Vasopressin hemmt, kommt es nicht zu einer nennenswerten Veränderung der Serumprolaktinkonzentration, wie dies bei
Cimetidin der Fall ist (
Plumb 1999a).