Wirkungsort
Primär wirkt Domperidon als peripherer Dopaminantagonist an den Dopaminrezeptoren in der CTZ der Medulla oblongata am Boden des 4. Ventrikels, die ausserhalb der Blut-Hirn-Schranke liegt. Zudem wirkt Domperidon an Dopaminrezeptoren im Hypophysenhinterlappen (die Hypophyse ist der einzige Bereich des Zentralen Nervensystems, bei dem die Blut-Hirn-Schranke nicht wirksam ist) und im Darm (
Champion 1988a;
Illes 1998a).
Wirkungsmechanismus
Domperidon ist ein peripherer Dopamin D
2-Rezeptor Antagonist (
van der Velden 1993a).
Antiemetikum
Die antiemetische Wirkung von Domperidon erfolgt über zentrale und periphere Angriffspunkte, indem es in der Chemorezeptor Trigger Zone der Area postrema Dopamin D
2-Rezeptoren blockiert, und im oberen Gastrointestinaltrakt die Motilität erhöht (
Ungemach 1999c). Es wird vermutet, dass die antiemetische Wirkung hauptsächlich durch die Blockierung der Dopaminrezeptoren in der CTZ, die ausserhalb der Blut-Hirn-Schranke liegt, zustande kommt (
Kilbinger 1982a). Am unteren Ende des Ösophagus, am Magen und Duodenum erhöht Domperidon durch einen Sekretinantagonismus die Sensitivität der glatten Muskulatur gegenüber Acetylcholin. Durch die Erhöhung des Tonus am unteren Ösophagussphinkter und durch die verstärkte Magen- und Dünndarmmotorik, wird die orthograde Magenentleerung beschleunigt, die präemetische Magenatonie und ein gastroösophagealer Reflux verhindert. Dadurch besteht eine Wirksamkeit auch bei Erbrechen infolge verzögerter Magenentleerung, Refluxösophagitis, Motilitätsstörungen im oberen Gastrointestinaltrakt sowie bei peptischen Ulzera (
Ungemach 1999c).
Prokinetikum
Die zur Koordination der antroduodenalen Kontraktionen führende Wirkung erfolgt peripher (
Boothe 2001a). Im Gegensatz zu Metoclopramid wirkt Domperidon nicht über eine vermehrte Freisetzung von Acetylcholin aus dem Darmnervensystem; deshalb ist seine gastroprokinetische Wirkung nicht durch Atropin hemmbar. Der Mechanismus der motilitätssteigernden Wirkung ist nicht bekannt. Es wurde vermutet, dass endogenes Dopamin an D
2-Rezeptoren im Magen zu Relaxation von Corpus und Antrum führt. Domperidon würde diese Wirkung blockieren. Bisher sind solche inhibitorischen Dopaminrezeptoren im Gastrointestinaltrakt nicht nachgewiesen worden (
Forth 1998a). Somit ist Domperidon nur wirksam, wenn die verzögerte Magenentleerung auf eine übermässige Sympathikusstimulation oder eine abnormale Synthese oder Freisetzung von Dopamin zurückzuführen ist (
Orihata 1994a).
Da im Ösophagus, Magen oder Ileum vom Meerschweinchen bisher keine Dopaminrezeptoren nachgewiesen werden konnten, nimmt man an, dass, zumindest bei dieser Spezies, die motilitäsfördernde Wirkung über eine Blockierung der alpha
1-Rezeptoren erfolgt (
Kilbinger 1982a).
Auge
Versuche bei Kaninchen und Katzen zeigen, dass Domperidon den intraokularen Druck vermindert und den Blutfluss ins Augengewebe, inkl. Retina, Chorioidea und Ziliarkörper, verbessert. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Domperidon zur Therapie von Glaukomen und Retinopathien eingesetzt werden könnte. Da durch diesen Wirkstoff keine cholinergen und adrenergen Nebenwirkungen zu erwarten sind, und es zu dieser Indikation topisch und in sehr niedrigen Dosierungen (50 µl einer 0,5%igen Lösung) angewendet werden kann, ist es ein sicheres Arzneimittel für die ophthalmologische Anwendung (
Chiou 1986a).
Hypophyse
Prolaktinfreisetzung
Wie auch andere D
2-Antagonisten, die im Hypophysenhinterlappen wirksam sind, führt Domperidon zu einer Hyperprolaktinämie (
Brunton 1995a).
Prolaktin scheint eine immunomodulierende Wirkung zu haben, die sich positiv auf die Behandlung von Hunden mit Leishmaniose auswirkt (
Gómez-Ochoa 2009a). Eine Hyperprolaktinämie führt zu einem Anstieg an Typ1-T-Helferzellen (T
H1-Lymphozyten) im Blut und einer erhöhten Ausschüttung von Interleukin-2, Interleukin-12, Interferon-γ und Tumornekrosefaktor-α. Anschliessend kommt es zu einer Aktivierung der natürlichen Killerzellen und Makrophagen (
Di Carlo 1993a).
ACTH-Freisetzung
Beim Hund erhöht Domperidon als Dopaminrezeptorantagonist auch die CRH (Corticotropin-Releasing Hormon) -abhängige Freisetzung von ACTH aus der Hypophyse (
Zerbe 1993a).