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Eigenschaften

Fluvoxamin gehört zur Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, auch SSRI (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor) genannt (Plumb 2018a, McEvoy 2007a) und potenziert somit den pharmakologischen Effekt von Serotonin (Plumb 2018a). Der Wirkmechanismus ist somit analog zu jenem anderer SSRIs (z.B. FluoxetinTrazodon), wobei der genaue antidepressive Wirkmechanismus noch unbekannt ist. In-vitro Studien deuten darauf hin, dass Fluvoxamin potenter als ClomipraminFluoxetin oder Desipramin ist (McEvoy 2007a). Im Gegensatz zu trizyklischen Antidepressiva besitzen SSRIs keine signifikante anticholinerge, antihistaminerge, sedative oder kardiovaskuläre Wirkung (Hrdina 1991a). Aufgrund seiner Rezeptorspezifität beeinflusst Fluvoxamin die Wirkung von Dopamin und Noreprinephrin nur gering (Plumb 2018a) und hat einen vernachlässigbaren Einfluss auf weitere Neurotransmitter (Plumb 2018a; Mourilhe 1998a). Bei Katzen und Ratten wurde keine sedierende, antihistaminerge oder MAO-hemmende Wirkung durch Fluvoxamin festgestellt (Sandoz Canada Inc. 2018b).

Selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer

Als SSRI führt Fluvoxamin zu einer erhöhten Serotoninkonzentration (Plumb 2018a). Serotonin ist ein Neurotransmitter, Hormon und Mitogen, und kommt ubiquitär im Tierreich vor (Mohammad-Zadeh 2008a). Es zählt zu den biogenen Monoaminen, wird im Körper aus Tryptophan hergestellt (Clark 1954a) und primär durch Monoaminooxidasen (MAO) verstoffwechselt (McIsaac 1959a). Serotonin kommt in vielen verschiedenen Geweben vor: im Gehirn, in den Lungen, Nieren, im Gastrointestinaltrakt und in den Thrombozyten. Im ZNS hat es vielfältige Effekte, unter anderem die Regulation der Temperatur, des Appetits, des Sexualverhaltens, des Schlafzyklus, der Nozizeption, des Motortonus und des Blutdrucks. In der Peripherie trägt Serotonin in geringem Masse zur Thrombozytenaggregation bei und beeinflusst den Blutgefässtonus sowie die intestinale Motilität.

σ-1-Rezeptor-Agonist

Im Gegensatz zu anderen SSRIs hat Fluvoxamin eine hohe Affinität zu σ-1-Rezeptoren (Hashimoto 2009a). Die Rolle des σ-1-Rezeptors ist noch nicht gänzlich bekannt; vermutet wird ein Zusammenhang mit der Neuroplastizität, der Zelldifferenzierung und dem Zellüberleben (Hindmarch 2010a). Bekannt ist, dass σ-1-Rezeptoren mittels des NGF (Nerve Growth Factor) das Neuritenwachstum induzieren (Ishima 2014a) und die Zytokinbildung hemmen. Dies kann bei einem septischen Schock zu einer protektiven Wirkung führen (Rosen 2019a). Zudem wurde eine antiinflammatorische Wirkung auf geschädigte Striatumneuronen beobachtet (Hashimoto 2022a).

Zielstrukturen

Zentrales Nervensystem

Fluvoxamin steigert durch die Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahmepumpe die Serotoninkonzentration im Synapsenspalt (Mourilhe 1998a).

Herzkreislauf

Vermutet wird eine Hemmung der Kalzium- und Natriumkanäle, die das Erregungsleitungssystem unterdrücken, wodurch sich das QT-Intervall verlängert (Yamazaki-Hashimoto 2015a).

Leber

Es sind diverse Wirkungen auf die Leber beschrieben. Basierend auf der Serotoninwirkung führt Fluvoxamin zu einer Steigerung der hepatischen Glukoseaufnahme und somit zur Senkung des postprandialen Glucosespiegels (Moore 2004b). Fluvoxamin ist ein potenter Hemmer der Cytochrome CYP1A2 und CYP2C19, sowie ein moderater Hemmer der Cytochrome CYP2C9, CYP2D6 und CYP3A4. Die erwähnten Cytochrome gehören alle zur Cytochrom-P450-Gruppe und metabolisieren in der Leber diverse Medikamente (Sandoz Canada Inc. 2018b). 

Gastrointestinaltrakt

In einer Studie an Ratten wurde eine dosisabhängige ulzeroprotektive Wirkung bei einer einmaligen Verabreichung von hochdosiertem Fluvoxamin beobachtet. Dies beruht auf der Aktivierung antioxidativer Mechanismen und der Hemmung toxischer, oxidativer Mechanismen im Magen. Mögliche zugrundeliegende Mechanismen sind die Hemmung des Cytochroms CYP1A2, welches zur Entstehung von Sauerstoffradikalen beitragen kann, oder eine Aktivierung der 5HT1-A Rezeptoren (Dursun 2009a).

Hämatologie

In Thrombozyten wurde eine grosse Anzahl von Serotonintransportern nachgewiesen, welche durch Fluvoxamin gehemmt werden (Wood 1983d). Bei der Thrombozytenaggregation hat Serotonin allein nur einen schwachen Einfluss, potenziert jedoch über den 5HT2-Rezeptor die Wirkung von ADP und Thromboxan A und nimmt somit eine wichtige Rolle ein (Cerrito 1993a). 

Endokrinologie

Es gibt mehrere endokrinologische Veränderungen, die bei Ratten untersucht wurden. Die Langzeittherapie bei männlichen Ratten führte zu einer signifikanten Reduktion der LH-, FSH-, Testosteron- und Östrogenspiegel. Dies reflektiert eine potenzielle Wirkung von Fluvoxamin auf die Leydig-Zellen und die Adenohypophyse (Galal 2016a). In einer weiteren Studie mit Ratten konnte mit einer Fluvoxamingabe die Prolaktinsekretion angeregt werden (Cella 1983a).

© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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