Anwendungssicherheit
Pyrethroide gehören aufgrund ihrer geringeren Toxizität zu den sichersten Ektoparasitika. Die Insektentoxizität ist etwa 1000-fach höher als die Säugertoxizität. Das toxische Prinzip in Säugetieren entspricht dem in Insekten. Pyrethroide, insbesondere die Cyanogruppe-tragenden, wirken toxisch auf das ZNS von Säugetieren (Calore 2000a). Deltamethrin besitzt unter den Pyrethroiden die grösste Säugertoxizität (Tos-Luty 2001a).Aufgrund sehr geringer Schleimhautresorptionsraten im Magen-Darm-Trakt weisen die Pyrethroide eine sehr hohe orale Dosisverträglichkeit auf. Bei Dauerkontakt über die Haut oder den Inhalationsweg steigt die Toxizität jedoch an (Kühnert 1991a). Auch beim Vorliegen grösserer Hautläsionen ist Vorsicht geboten. Es kann zu resorptiven Vergiftungen kommen (Ungemach 1994b).
Wegen der geringen kutanen Resorption entstehen bei externer Anwendung keine relevanten Rückstände, sodass der Einsatz auch bei laktierenden Tieren möglich ist (Ungemach 1994b).
Die klinischen Symptome einer Pyrethroidvergiftung sind hauptsächlich Nerven- und Muskelstörungen (Hart 1986a). Dabei unterscheidet man 2 unterschiedliche Pyrethroid-Syndrome:
- | Das Typ I - Syndrom wird von Pyrethroiden ohne Cyanogruppe verursacht und ist gekennzeichnet durch Rastlosigkeit, Inkoordination, Prostration und Paralyse bei Insekten, bzw. agressives Verhalten, Ganzkörpertremor und Prostration bei Ratten. |
- | Das Typ II - Syndrom wird von Cyanogruppe-tragenden Pyrethroiden verursacht und führt zu Hyperaktivität, Inkoordination und Konvulsionen bei Insekten bzw. zu Krämpfen, unkontrollierten Bewegungen von Gesicht und Extremitäten, Aufsuchen von Verstecken und Salivation bei Ratten. Histologisch wurden nach einer akuten Deltamethrinintoxikation axonale Schädigungen und sekundäre Veränderungen an den Myelinhüllen der peripheren Nerven von Ratten beobachtet. Diese Schädigungen waren transient und schnell reversibel (Calore 2000a). |
Hühner
Bei Hühnern kommt es zu einer artspezifischen Anreicherung im Gehirn (Ungemach 1994b).Reptilien
Für Reptilien sind Pyrethroide, besonders Cyanogruppen-tragende Verbindungen, hochtoxisch und verursachen bereits in Dosen von 0,002 - 0,004 mg/kg starke und mitunter irreversible Schädigungen (Mutschmann 1993a).Akute Toxizität
LD50
Ratte: | i.v.: 2 mg/kg |
oral: 31 mg/kg (Valentine 1990a) |
Symptome der Pyrethroidintoxikation
Nerven- und Muskeldysfunktionen sind die typischen klinischen Symptome bei Pyrethroidvergiftungen (Valentine 1990a). Am häufigsten sind Übererregbarkeit, Hypersalivation, Erbrechen, Diarrhoe, milder Tremor, Ataxie, Parästhesien und Erschöpfung zu beobachten. In schweren Fällen kommt es ausserdem zu Hyper- oder Hypothermie, Dyspnoe, schweren Tremor, Desorientierung und Krämpfen (Zerba 1988a; Valentine 1990a; Hart 1986a).Die Zeit bis zum Auftreten von klinischen Symptomen variiert in Abhängigkeit von Wirkstofform und Art der Aufnahme (Hart 1986a). Erste Symptome zeigen sich in der Regel innerhalb weniger Stunden nach Exposition, können jedoch, besonders bei dermaler Absorption auch später eintreten (Valentine 1990a).
Bei Dauerkontakt mit der Haut kommt es zu lokalen Irritationen an empfindlichen Partien, wie z.B. Konjunktiven, Schleimhautübergänge an After und Genitalien (Zerba 1988a; Kühnert 1991a).
Bei Inhalation kommt es zu Schleimhautirritationen mit Hustenreiz. Einatmen über längere Zeit kann zu Atemlähmung und Tod führen (Kühnert 1991a).
Therapie der Pyrethroidintoxikation
Die Therapie der Pyrethroidvergiftung besteht in der Verhinderung weiterer Absorption und in symptomatischen und unterstützenden Massnahmen (Kühnert 1991a; Zerba 1988a; Valentine 1990a).Die Krämpfe werden,wenn nötig, mit Antikonvulantien (z.B. Diazepam oder Methocarbamol) kontrolliert.
- | Diazepam wird nach Effekt in Dosierungen von 0,2 - 2,0 mg/kg intravenös verabreicht. |
- | Die Dosierung für Methocarbamol beträgt 55 - 220 mg/kg i.v., in einer Infusionsgeschwindigkeit von nicht mehr als 200 mg/min. |
- | Bei ausbleibendem Erfolg kann Phenobarbital (6 mg/kg) oder Pentobarbital (4 - 20 mg/kg) langsam i.v. verabreicht werden (Valentine 1990a). |
Bei dermaler Exposition Waschen mit milden Detergentien, bei oraler Aufnahme können Aktivkohle (2 g/kg) oder Magnesium- oder Natriumsulfat (0,5 mg/kg als 10%ige wässrige Lösung) verabreicht werden.
Bei Hypersalivation kann Atropin verabreicht werden (Valentine 1990a).
Bei schwerem Erbrechen und/oder Diarrhoe ist eine Korrektur des Flüssigkeits- und Säure-Basenhaushaltes nötig (Valentine 1990a).
Leberschutz mit Kalziumgluconat (2 - 10 ml i.v.) und Vitamin B-Komplex i.m. (Blagburn 1995a).