Metabolismus
Imidocarb wird nur langsam (
Kuttler 1980a) und in geringem Masse metabolisiert (
Aliu 1977a).
In vitro-Studien beim Rind lieferten keine Hinweise auf einen Abbau des Wirkstoffes in der Leber; ein möglicher extrahepatischer Metabolismus kann jedoch nicht vollständig ausgeschlossen werden (
Coldham 1995a). Diese Ergebnisse decken sich mit denen aus Untersuchungen mit Schafen: Weder in der Gallenflüssigkeit noch im Urin oder anderen Gewebeproben konnten Metaboliten nachgewiesen werden (
Aliu 1977a;
Coldham 1995a).
Verteilung
Imidocarb als schwache Base sowie lipophile Substanz verteilt sich schnell und gut in Körperflüssigkeiten und Gewebe (
Aliu 1977a;
Belloli 2002a;
Su 2007a;
Belloli 2006a). Zusammen mit der langsamen Elimination führt dies zu langanhaltenden, wirksamen Wirkstoffkonzentrationen (
Su 2007a). Im Vergleich zum Schaf weist die Ziege, bedingt durch eine raschere und effektivere Speicherung des Wirkstoffes, ein höheres Verteilungsvolumen auf. Der Wirkstoff passiert die Blut-Hirn-Schranke (
Aliu 1977a;
Belloli 2006a) und verteilt sich aufgrund seiner schwachen basischen Eigenschaften sowie dem Mechanismus der Ionenfalle auch leicht in die Milch (
Belloli 2002a;
Belloli 2006a). Aufgrund der langen Nachweisbarkeit in je nach Tierart unterschiedlichen Flüssigkeiten und Ausscheidungen scheinen die Leber sowie die Nieren eine gewisse Speicherfunktion zu haben (
Belloli 2006a;
Belloli 2002a;
Su 2007a;
Wang 2009a).
Elimination
Imidocarb wird langsam ausgeschieden (
Kuttler 1980a;
Belloli 2002a;
Belloli 2006a;
Su 2007a). Die Hauptausscheidung erfolgt über die Nieren und zu 10% über die Faeces. Imidocarb wird unverändert, in Form der Muttersubstanz, ausgeschieden (
Brander 1991b;
Coldham 1995a;
Aliu 1977a). Die ausgezeichnete chemoprophylaktische Wirkung von Imidocarb wird wahrscheinlich durch die starke Proteinbindung im Leber‑, Nieren- und Muskelgewebe verursacht, wodurch sich die terminale Elimination aus den tiefen Kompartimenten erheblich verzögert (
Steuber 1999a;
Kuttler 1980a;
Belloli 2002a;
Belloli 2006a).
Schaf: | 11 - 17% wird im Urin innerhalb von 24 h ausgeschieden. Die hohe Konzentration in der Galle deutet darauf hin, dass die biliäre Elimination ein Hauptausscheidungsweg ist. Hohe Konzentrationen werden in der Milch von laktierenden Mutterschafen gefunden, aber im Plasma der säugenden Lämmer konnte der Wirkstoff nicht nachgewiesen werden (Aliu 1977a). |
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Ziege: | Bei Ziegen ist die Konzentration von Imidocarb in der Milch höher als die Plasmakonzentration. Verglichen mit den Schafen ist die Ausscheidung der Substanz über die Milch bei Ziegen jedoch geringer, da Ziegenmilch durch eine hohe Zellzahl charakterisiert ist, was zu einer verstärkten Bindung des Wirkstoffes mit anschliessendem, enzymatischem Abbau führt (Belloli 2006a). |
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Pferd: | Die über die Faeces ausgeschiedenen Wirkstoffmengen weisen auf eine biliäre Exkretion hin, welche nach einer i.m. Einmaldosis bis zu 10 Tage persistieren kann. Die Ausscheidung über die Milch scheint nur von geringer Bedeutung zu sein, da die Substanz nur zum Zeitpunkt der höchsten Plasmakonzentration (Tmax) in der Milch nachweisbar ist (Belloli 2002a). |
Bioverfügbarkeit
Wirkspiegel
Maximale Plasmakonzentration (Cmax)
Ziege: | nach i.m. 3,0 mg/kg: 1,75 ± 0,20 μg/ml (Belloli 2006a) |
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Schaf: | nach i.v. 2 mg/kg: 10,8 µg/ml (Brander 1991b; Aliu 1977a) |
| nach i.m. 4,5 mg/kg: 7,9 µg/ml (Aliu 1977a) |
| nach i.m. 3,0 mg/kg: 2,23 ± 0,28 μg/ml (Belloli 2006a) |
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Rind: | nach i.m. 6 mg/kg: 4,5 - 8,5 µg/ml (Aliu 1977a) |
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Pferd: | nach i.m. 2,4 mg/kg: 0,39 ± 0,023 μg/ml (Belloli 2002a) |
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Schwein: | nach i.m. 2 mg/kg: 2,02 ± 0,73 μg/ml (Su 2007a) |
Maximale Milchkonzentration (Cmax Milch)
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (Tmax)
Ziege: | nach i.m. 3,0 mg/kg: 0,62 ± 0,12 h (Belloli 2006a) |
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Schaf: | nach i.m. 4,5 mg/kg: 4 h (Aliu 1977a) |
| nach i.m. 3,0 mg/kg: 0,90 ± 0,21 h (Belloli 2006a) |
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Rind: | nach i.m. 6 mg/kg: 20 - 30 min (Aliu 1977a) |
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Pferd: | nach i.m. 2,4 mg/kg: 1,16 ± 0,42 h (Belloli 2002a) |
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Schwein: | nach i.m. 2 mg/kg: 0,54 ± 0,25 h (Su 2007a) |
Zeitpunkt der maximalen Milchkonzentration (Tmax Milch)
Eliminationshalbwertszeit (t½)
Hund
nach i.v. 4 mg/kg einer 12%igen Lösung: 207 ± 45 min (
Abdullah 1983a)
Ziege
nach i.v. 4 mg/kg einer 12%igen Lösung: 251 ± 94 min (
Abdullah 1983a)
nach i.m. 3,0 mg/kg: 27,04 ± 14,47 h (
Belloli 2006a)
Schaf
Die Elimination erfolgt mehrphasisch (
Steuber 1999a).
t½α nach i.v. 2 mg/kg: 0,4 h während der ersten Stunde (
Aliu 1977a)
t½β nach i.v. 2 mg/kg: 1,6 h während den nächsten 5 Stunden (
Aliu 1977a)
Nach i.m.-Applikation ist zunächst eine schnelle Elimination zwischen der 6. - 10. Stunde zu beobachten, danach stagniert der Plasmawert bis zum 3.Tag. Zwischen dem 3. und 28. Tag erfolgt die Elimination nur noch langsam mit einer Halbwertszeit von 10,9 Tagen (
Aliu 1977a;
Steuber 1999a). Der Wirkstoff ist nach einem Monat nach einer i.m.-Injektion immer noch nachweisbar (
Moore 1996a).
nach i.m. 3,0 mg/kg: 9,24 ± 7,49 h (
Belloli 2006a)
Rind
43% wird innerhalb von 7 Tagen über den Urin und die Faeces (biliäre Exkretion) ausgeschieden. Trotzdem ist Imidocarb noch bis zu 6 Monaten in der Leber und den Nieren von Rindern nachweisbar (
Steuber 1999a). Die Eliminationshalbwertszeit in der Leber beträgt 42,7 Tage (
Moore 1996a).
Pferd
nach i.m. 2,4 mg/kg: 5,14 ± 2,84 h (
Belloli 2002a)
Schwein
nach i.m. 2 mg/kg: 9,73 ± 3,09 h (
Su 2007a)
nach i.v. 2 mg/kg: 13,91 ± 2,73 h (
Su 2007a)
Verteilungsvolumen
Ziege: | nach i.m. 3,0 mg/kg: 7,68 ± 0,57 l/kg (Belloli 2006a) |
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Schaf: | nach i.v. 2 mg/kg: 30,3 l zwischen 1 - 4 h, entspricht 56,2% des Gesamtkörperwassers (Aliu 1977a) |
| nach i.m. 3,0 mg/kg: 4,18 ± 0,44 l/kg (Belloli 2006a) |
MRT (Mean resident time)
Ziege: | nach i.m. 3,0 mg/kg: 14,65 ± 2,20 h (Belloli 2006a) |
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Schaf: | nach i.m. 3,0 mg/kg: 9,07 ± 0,77 h (Belloli 2006a) |
Pferd: | nach i.m. 2,4 mg/kg: 6,21 ± 1,36 h (Belloli 2002a) |
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Schwein: | nach i.m. 2 mg/kg: 2,68 ± 1,04 h (Su 2007a) |
| nach i.v. 2 mg/kg: 1,46 ± 0,21 h (Su 2007a) |
AUC
Ziege: | nach i.m. 3,0 mg/kg: 9,49 ± 0,54 μg/ml/h (Belloli 2006a) |
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Schaf: | nach i.m. 3,0 mg/kg: 12,21 ± 0,76 (Belloli 2006a) |
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Pferd: | nach i.m. 2,4 mg/kg: 1,02 ± 0,10 μg/ml/h (Belloli 2002a) |
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Schwein: | nach i.m. 2 mg/kg: 2,96 ± 1,13 μg●h/ml (Su 2007a) |
| nach i.v. 2 mg/kg: 3,58 ± 1,04 μg●h/ml (Su 2007a) |
AUC Milch
Clearance
Schaf: | nach i.m. 4,5 mg/kg: 9,72 ml/min (Aliu 1977a) |
| nach i.m. 3,0 mg/kg: 0,25 ± 0,02 l/h/kg (Belloli 2006a) |
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Hund: | nach i.v. 4 mg/kg einer 12%igen Lösung: 1,47 ± 0,38 ml/min●kg (Abdullah 1983a) |
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Ziege: | nach i.v. 4 mg/kg einer 12%igen Lösung: 1,62 ± 0,5 ml/min●kg (Abdullah 1983a) |
| nach i.m. 3,0 mg/kg: 0,31 ± 0,02 l/h/kg (Belloli 2006a) |
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Schwein: | nach i.m. 2 mg/kg: 0,68 ± 0,34 l/kg●h(Su 2007a) |
| nach i.v. 2 mg/kg: 0,558 ± 0,093 l/kg●h (Su 2007a) |
Plasmaproteinbindung
Rind: | ca. 70% (Moore 1996a) |
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Schaf: | Zwischen 20,7 - 53,3%, variiert mit der Plasmakonzentration (Aliu 1977a). |