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Humanmedizin

Tramadol wird beim Menschen häufig als Analgetikum verwendet und zur Behandlung von mittelstarken bis starken anhaltenden Schmerzen eingesetzt. Die Analgesiestärke ist vergleichbar mit der von Morphin (Scott 2000a). Ebenfalls ist es zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen, zur Schmerzlinderung bei Fibromyalgie, sowie zur Analgesie bei Zahnschmerzen geeignet (Bamigbade 1998a).
 
Bei Menschen mit Osteoarthritis verringert Tramadol die intraartikuläre Konzentration der Substanz P und Interleukin-6. Dadurch wird der Schmerz, welcher direkt durch eine Entzündung im Gelenk entsteht, deutlich reduziert (Bianchi 2003a).
 

Veterinärmedizin

Analgesie

Tramadol eignet als Analgetikum bei postoperativen Schmerzen, bei Trauma, abdominalen Koliken und zur Behandlung von chronischen, insbesondere neuropathischen Schmerzen (Giorgi 2008a). Bei Tieren wird Tramadol sowohl zur akuten Therapie von postoperativen Schmerzen, aber auch zur Behandlung von chronischen Schmerzen verwendet. Es wird oft in Kombination mit einem nichtsteroidalen Entzündungshemmer (NSAID) oder auch zusammen mit Anästhetika angewendet (Kukanich 2009a).
 
Im Vergleich zu anderen Analgetika, wie Opioiden oder NSAID's, sind die Nebenwirkungen von Tramadol sehr gering. Daher eignet sich Tramadol sehr gut für eine Langzeittherapie von chronischen Schmerzen (Giorgi 2008a; Giorgi 2009b; Giorgi 2009e).
 
Tramadol eignet sich im Speziellen zur Schmerztherapie von Patienten mit Magenulkus, bei denen NSAID's nur mit Vorsicht verwendet werden dürfen. Es wurde gezeigt, dass Tramadol den Magen-pH durch eine Hemmung der Sekretion der Magensäure erhöht (Minami 2004a).
 
Hunde
Beim Hund wurde Tramadol nach der Ovariohysterektomie verwendet: die Analgesie ist vergleichbar mit jener von Morphin (Mastrocinque 2003a). Tramadol kann bei dieser Tierart ebenfalls zur Therapie von chronischen Schmerzen, beispielsweise orthopädischen Schmerzen, eingesetzt werden (Marecellin-Little 2009a; Rychel 2010a). In einer Studie zur kutanen Schmerzwahrnehmung bewirkte Tramadol keine wirksame akute Antinozizeption auf thermische oder mechanische Reize. Daher ist der Einsatz bei akuten Schmerzen beim Hund fraglich (Schütter 2017a). Eine Therapie mit Tramadol (5 mg/kg p.o. 3 × täglich) während 10 Tagen, war bei Hunden mit Arthrose des Ellbogen- oder Kniegelenks wirkungslos (Budsberg 2018a).
 
In einer Studie mit Hunden wurde die analgetische Wirkung von oralem Tramadol mit derjenigen von transdermalen Fentanyl nach lateraler Thorakotomie verglichen. Dabei erhielten die Tiere postoperativ entweder Methadon 0,2 mg/kg i.m. und Fentanyl 2,6 mg/kg transdermal verbreicht, oder Methadon 0,2 mg/kg unmittelbar nach Beendigung der Anästhesie sowie 4 Stunden später i.m., gefolgt von Tramadol 12 mg/kg p.o. alle 24 Stunden verabreicht. Mit beiden Schmerzmanagements konnte eine angemessene Analgesie nach einer Thorakotomie gewährleistet werden (Read 2019a).
 
Katzen
Bei der Katze führt Tramadol zu einer Analgesie, welche anhand eines Wärmeschmerztestes bestätigt wurde (Miranda 1998a). Zudem verstärkt Tramadol die Analgesie eines nichtsteroidalen Entzündungshemmer, welcher gleichzeitig verabreicht wird (Brondani 2009a). Tramadol kann auch als Langzeitanalgetikum bei chronischen Schmerzen verwendet werden, allerdings ist die Anwendung bei Katzen wegen des bitteren Geschmackes der Tabletten oft schwierig (Roberston 2010a).
 
Pferde
Die klinische Wirkung von Tramadol beim Pferd ist umstritten. Einige Autoren empfehlen Tramadol als Analgetikum zu verwenden. Tramadol wirkt synergistisch zusammen mit anderen Schmerzmitteln wie Ketamin (Guedes 2010a) oder NSAID's (Doherty 2006a). Im Vergleich zu anderen Opioiden wie Morphin, sind die Nebenwirkungen auf den Gastrointestinaltrakt mit Tramadol aber deutlich geringer (Doherty 2006a). Peroral verabreichtes Tramadol über 7 Tage führte bei Tieren mit chronischen Schmerzen (Laminitis) zu einer deutlichen Verminderung der Lahmheit (Guedes 2010a). Tramadol kann beim Pferd auch epidural verwendet werden und führt zu einer Analgesie der Perineal- und Sakrumgegend (Natalini 2000a; Natalini 2010a).
 
Andere Autoren hingegen sind der Meinung, dass Tramadol beim Pferd keine oder nur eine sehr geringe analgetische Wirkung hat (Dhanjal 2009a; Robertson 2010a), da der aktive Metabolit O-desmethyltramadol nur in sehr geringer Menge gebildet wird (Shilo 2008a). In gewissen Studien führte Tramadol weder zu einer somatischen noch zu einer viszeralen Analgesie. Die Wirkung von Tramadol wurde bei Pferden mittels eines Wärmeschmerztestes überprüft. Dabei hatte 2 mg/kg Tramadol i.v. appliziert keine antinocizeptive Wirkung (Dhanjal 2009a).
 
Wiederkäuer
Epidural verabreichtes Tramadol führt beim Rind zu einer guten Analgesie des Perineums, des Schwanzes, der Hintergliedmassen und des kaudodorsalen Rippenbereiches (Baniadam 2010a).
 
Bei Lämmern führt epidural verabreichtes Tramadol alleine oder in Kombination mit Lidocain zu einer guten Analgesie des Perinealbereiches (Habibian 2011a).
 
Schweine
Tramadol führt bei Schweinen zu einer verlängerten Analgesie nach einer Xylazin-Ketamin Narkose (Ajadi 2009a).
 
Nagetiere
Bei Ratten und Kaninchen wurde Tramadol ebenfalls schon eingesetzt, jedoch ist die klinische Wirkung sehr gering (Souza 2011a). In einer Studie an Kaninchen konnte gezeigt werden, dass Tramadol zwar den MAC von Isofluran senken kann, jedoch ohne klinisch signifikante Auswirkungen (Egger 2009a). Daher wird zur Zeit empfohlen, Tramadol nicht als alleiniges Analgetikum beim Kaninchen zu verwenden (Souza 2011a).
 
Vögel
Tramadol wurde bei verschiedenen Vogelarten (Weisskopfseeadler, Rotschwanzbussard, Pfau, Blaukronenamazone) angewendet und führt zu einer Analgesie (Souza 2011a; Black 2010a).
 
Reptilien
Bei Bartagamen und Schildkröten kommt es nach der Anwendung von Tramadol zu einer Analgesie (Greenacre 2008a; Mosley 2011a).
 
Fische
Tramadol kann bei Fischen verwendet werden und führt zu einer Analgesie beim Karpfen. Dabei wird weder das Schwimmvermögen noch das Verhalten beeinträchtigt (Chervova 2000a).
 

Prämedikation

Tramadol kann zur Prämedikation vor einer Operation verwendet werden. Im Gegensatz zu Morphin führt es nicht zu Erbrechen, allerdings ist die Sedation nur gering ausgeprägt (Natalini 2007b).
 
Die Prämedikation von Schweinen mit Tramadol vor einer Xylazin-Ketamin- oder Xylazin-Zoletil-Narkose verbessert die Einleitungsphase und führt zu einer ruhigeren Aufwachphase nach der Anästhesie (Ajadi 2009a; Lu 2010a).
 

Erniedrigung des MAC (Minimale alveoläre Konzentration)

In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass Tramadol den MAC von Sevofluran sowohl beim Hund als auch bei der Katze senkt (Seddighi 2009a; Ko 2008a).
 

Verhaltensprobleme

Aufgrund seiner serotonergen Wirkung kann Tramadol bei Verhaltensstörungen verwendet werden. Die Wirkung ist ähnlich wie jene von Trizyklischen Antidepressiva. Vor allem ältere Tiere, bei denen Angstzustände, Unsicherheiten und Unruhe durch die chronischen orthopädischen Schmerzen verursacht werden, kann Tramadol eingesetzt werden (Sherman 2009a).
 

Antitussivum

Tramadol hat beim Hund eine antitussive Wirkung (Papich 2009b).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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