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Eigenschaften

Tramadol ist ein zentral wirkendes Analgetikum aus der Gruppe der Opioide und strukturell mit Codein und Morphin verwandt. Es besteht aus zwei Enantiomeren, welche beide pharmakologisch aktiv sind (Giorgi 2008a). Es wirkt einerseits an den Opoid-μ-Rezeptoren, zusätzlich hat Tramadol aber auch eine noradrenerge und serotonerge Wirkung, indem es die neuronale Wiederaufnahme von Serotonin (5-HT) und Noradrenalin (α2) hemmt (Raffa 1992a). Damit hat es zusätzlich zu der Opioidwirkung eine ähnliche Wirkung wie Antidepressiva (Serotoninwiederaufnahmehemmer) und α2-Agonisten (Medetomidin, Xylazin).
 

Wirkungsort / -mechanismus

Tramadol ist ein zentral wirkendes Analgetikum mit einer opioiden, serotonergen und noradrenergen Wirkung. Es bindet an die μ-Opioid-Rezeptoren und wirkt als Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer. Tramadol ist ein Razemat mit einem (+)-Isomer und (-)-Isomer. Das (+)-Enantiomer ist ein schwacher μ-Opioid-Agonist und hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin (5-HT) an den Nervenzellen. Das (-)-Enantiomer hemmt die Noradrenalinaufnahme und führt zu einer Analgesie durch eine Aktivierung von α2-Rezeptoren (Kukanich 2009a). Die opioiden und nicht-opioiden Wirkungen sind synergistisch (Raffa 1993a) auf die herabsteigenden inhibitorischen Nervenbahnen des ZNS wirksam (Scott 2000a). Die Wirkungen von Tramadol können als "multimodale Analgesie" bezeichnet werden (Kukanich 2009a).
 
Die Metaboliten des Tramadols sind für einen grossen Teil der klinischen Wirkung verantwortlich. Insbesondere der Metabolit O-Desmethyltramadol (M1), welcher durch hepatische Demethylierung von Tramadol entsteht, übertrifft die Ausgangssubstanz deutlich an analgetischer Wirkungsstärke (Lintz 1981a). M1 ist wie Tramadol ein Razemat; S(+)-M1 interagiert mit dem μ-Rezeptor, R(-)-M1 bindet an die α2-Rezeptoren (Valle 2000a).
 
Im Gegensatz zu anderen Opioiden hat das Razemat Tramadol nur eine schwache Affinität für den μ-Rezeptor (6'000-fach weniger als Morphin) und bindet weder an κ- noch an δ-Opioid-Rezeptoren (Raffa 1992a). Im Vergleich dazu hat der Tramadol-Metabolit O-Desmethyl-Metabolit eine 300-fach höhere Affinität für den μ-Rezeptor als die Ausgangssubstanz und ist daher auch hauptsächlich für die Opioidwirkung zuständig (Kukanich 2009a). Der Metabolit M5 bindet ebenfalls an Opioidrezeptoren, passiert allerdings die Bluthirnschranke praktisch nicht. Daher geht man davon aus, dass dieser keine analgetische Wirkung besitzt (Scott 2000a).
 

ZNS

Tramadol führt zu einer zentralen Analgesie und eignet sich zur Therapie von milden bis moderaten Schmerzen (Kukanich 2009a), hat aber auch eine zentral sedative Wirkung (Kukanich 2009a). Tramadol kann die Krampfschwelle herabsetzen und sollte bei Tieren mit Anfällen nur mit Vorsicht angewandt werden (Kukanich 2009a).
 
Beim Menschen kommt es nach der Anwendung von Tramadol zu deutlich weniger Zittern in der postoperativen Aufwachphase (Scott 2000a).
 

Respirationstrakt

Im Gegensatz zu anderen Opioiden hat Tramadol keine klinisch relevanten Auswirkungen auf die Atmung und führt zu keiner Erniedrigung der Atemfrequenz (McMillan 2008a). Eine Beeinflussung der Atmung wird erst bei der Anwendung von sehr hohen Dosierungen erkennbar (Scott 2000a).
 
Tramadol hat eine antitussive Wirkung (Kukanich 2009a).
 

Kardiovaskuläres System

Tramadol hat keine negativen Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System; es beeinflusst weder die Herzfrequenz noch den Blutdruck signifikant (Scott 2000a; McMillan 2008a). Die schnelle intravenöse Applikation kann aber zu einer verminderten kardialen Kontraktilität mit anschliessender Hypotension führen (Bamigbade 1998a).
 

Gastrointestinaltrakt

Es kann zu Übelkeit und Erbrechen kommen; im Vergleich zu anderen Opioiden hat Tramadol deutlich weniger Nebenwirkungen auf die gastrointestinale Motilität (Kukanich 2009a).
 

Anticholinerge Wirkung

Tramadol hat eine inhibitorische Wirkung auf cholinerge Rezeptoren; es hemmt vor allem muscarinerge (M3)-Rezeptoren. Dadurch kommt es zu einer verminderten Sekretion von Magensäure und damit einer Erhöhung des Magen-pH's und zu Nebenwirkungen, wie Mundtrockenheit und leichter Konstipation (Minami 2004a).
 

Niere

Tramadol hat keine Auswirkungen auf die Nierenfunktion. Durch die Anwendung von Tramadol während einer Anästhesie bei gesunden normotensiven Hunden ändert sich die glomeruläre Filtrationsrate nicht (Kongara 2009a).
 

Gelenke

Beim Menschen wurde gezeigt, dass sich oral verabreichtes Tramadol in der Synovialflüssigkeit der Gelenke anreichert. Bei Patienten mit Ostoearthritis war nach der Applikation von Tramadol sowohl die intraartikuläre Konzentration an Substanz P als auch an Interleukin-6 deutlich reduziert. Dieser Mechanismus kann zu einer Reduktion der Entzündung im Gelenk und zu einer Verminderung der Gewebezerstörung durch die Entzündung führen (Bianchi 2003a).
 

Blutgerinnung

Tramadol hat keine negativen Auswirkungen auf die Blutgerinnung. Sowohl die partielle Thromboplastinzeit, als auch die Thromboplastinzeit (Quick-Wert) verändern sich nach der Anwendung von Tramadol nicht (Matthiesen 1998a).
 

Lokalanästhetische Wirkung

Tramadol scheint eine direkte lokalanästhetische Wirkung zu haben. Nach der intradermalen Anwendung von Tramadol kommt es zu einer lokalen Anästhesie, die der Wirkung von Lidocain oder Prilocain sehr ähnlich ist. Allerdings führt Tramadol auch zu leichten Schmerzen bei der Injektion, sowie zu lokalen Nebenwirkungen (Erythem, Urtikaria), die aufgrund einer Histaminausschüttung zustande kommen (Altunkaya 2003a; Pang 1999a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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