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Eigenschaften

Aluminiumhydroxid ist ein Adsorbens und Antazidum (Boothe 2001a), welches eine milde adstringierende Wirkung aufweist (Ungemach 1999c).
 

Antazida

Antazida reduzieren die Salzsäure (HCl)-Konzentration im Gastrointestinaltrakt. In der Veterinärmedizin gebräuchliche orale Antazida sind Aluminium-, Calcium- oder Magnesiumsalze (Plumb 1999a). Als Antazida im engeren Sinne gelten Wirkstoffe, die bei Hyperazidität des Magens und daraus resultierenden Folgeerkrankungen (wie Gastritis oder Magenulzera) lokal verabreicht werden, um bereits sezernierte überschüssige Magensäure zu neutralisieren oder zu absorbieren. Bei diesen Indikationsgebieten können aber auch systemisch wirkende Pharmaka eingesetzt werden, die ohne Einfluss auf schon sezernierte Magensäure die weitere Säuresekretion hemmen. Hierzu zählen insbesondere Histamin-H2-Rezeptor-Antagonisten (Ranitidin und Cimetidin), Hemmstoffe der Protonenpumpe (Omeprazol) und Anticholinergika. Bei Monogastriern ist das Therapieziel eine Anhebung des pH Wertes im Magen auf über 3. Dort kommt es bei diesen pH-Werten zu einem Schleimhautschutz nicht nur infolge verringerter Säureeinwirkung, sondern auch durch Hemmung der peptischen Aktivität und durch Bindung anderer aggressiver Faktoren, wie Gallensäuren und Lysolecithin (Ungemach 1999c). Die proteolytische Pepsinaktivität im Magen wird mit zunehmendem pH vermindert und kann bei Werten über 4 minimiert werden (Plumb 1999a). Bei Patienten mit peptischen Ulzera erhöhen Antazida die Serumgastrinkonzentration. Der zugrunde liegende Mechanismus ist vermutlich die Erhöhung des pH-Wertes im Magen (McEvoy 1992a).
 

Gastrointestinale Protektiva und Adsorbentien

Verbindungen, die nicht aus dem Gastrointestinaltrakt absorbiert werden, und sich entweder an die Schleimhautoberfläche anlagern oder toxische Substanzen adsorbieren, sind häufig in Mischpräparaten gegen Durchfall enthalten. Die protektive Wirkung scheint das gastrointestinale Epithel vor Irritation und Erosion durch potentiell schädliche Substanzen zu schützen. Adsorbentien binden Chemikalien auf eine physikalische Weise. Dies verhindert die Absorption der toxischen Substanzen und sie werden über die Faeces ausgeschieden. Protektiva und Adsorbentien werden gegen potentiell schädigende Substanzen eingesetzt, können aber auch die Absorption von therapeutisch verabreichten Arzneimitteln verhindern (Boothe 2001a).
 

Aluminiumhydroxid

Aluminiumhydroxid ist sowohl ein gutes Adsorbens, als auch ein gutes Antazidum (Boothe 2001a). Die Säurebindungskapazität von Aluminiumhydroxid ist jedoch gering (Ungemach 1999c). Es erhöht den Magen-pH auf 4 - 5; bei diesen Werten wird die Pepsinaktivität nur vorübergehend gehemmt (Sepelyak 1984a). Zudem weisen aluminiumhaltige Präparate eine milde adstringierende Wirkung auf (Ungemach 1999c), und stimulieren die lokale Synthese der Schleimhautprotektiva (z.B. Prostaglandine und Sulfhydrylgruppen) (Boothe 2001a). Je nach Aluminiummenge im Magen, verzögern aluminiumhaltige Antazida die Magenentleerungszeit (McEvoy 1992a).
 

Wirkungsmechanismus

Antazida

Antazida neutralisieren einen Teil der Magensäure und hemmen die proteolytische Wirkung von Pepsin, indem sie das Enzym bei einem Magen-pH von 6 oder höher inaktivieren (Allen 1993a). Es handelt sich um anorganische Salze, die sich in den Magensäuren auflösen und dadurch Anionen freisetzen, welche die gastrische Salzsäure teilweise neutralisieren können (McEvoy 1992a). Der pH wird dadurch erhöht. Da die proteolytische Pepsinaktivität zur Verdauung bei pH Werten von 2 - 3 am grössten ist, sollten wirksame Antazida den Magen-pH auf mindestens 3 - 4 anheben, ohne dabei eine systemische Alkalose zu verursachen. Die Wirksamkeit der Antazida ist abhängig von der Säuresekretionsrate, der Wirkungsstärke des Antazidums und der Verweildauer des Antazidums im Magen (Boothe 2001a).
 

Adsorbentien und Protektiva

Durch die Bindung von Gasen, Toxinen und z.T. auch Organismen (z.B. Bakterien), schützen Adsorbentien die lädierte Haut- oder Schleimhautoberfläche vor deren schädigenden Einwirkungen. Protektiva bilden eine geschlossene Schutzschicht, um die betroffene Oberfläche vor äusseren Einflüssen zu schützen oder als mechanische Unterstützung zu dienen (Riviere 2001a).
 

Aluminiumhydroxid

Aluminiumhydroxid führt zu einer Heilung der Ulzera, indem es die Magensäure neutralisiert und durch den erhöhten Magen-pH das Pepsin inaktiviert. Zudem werden durch Aluminiumhydroxid die Gallensalze gebunden (Boothe 2001a; McEvoy 1992a; Sepelyak 1984a). Ein weiterer Mechanismus der Pepsininaktivierung ist die Adsorption des Pepsins bei normalen gastrointestinalen pH-Werten. Dieser spezifische Adsorptionsmechanismus beinhaltet einen Austausch der anionischen Liganden, sowie eine elektrostatische Anziehung. Wegen dieser kombinierten Wirkungsweise entsteht eine starke Adsorption, die durch einfaches Waschen nicht rückgängig gemacht werden kann (Sepelyak 1984a).
 

Phosphorbindung

Aluminiumhydroxid vermindert die Phosphorabsorption und senkt damit die Phosphatkonzentration im Serum, indem es im Darm zusammen mit Phosphor eine unlösliche, nichtabsorbierbare Aluminiumphosphatverbindung bildet, welche über die Faeces ausgeschieden wird (Boothe 2001a; Ungemach 1999c; McEvoy 1992a). Bei niereninsuffizienten Patienten kann der Serumphosphatspiegel mit Aluminiumhydroxid kontrolliert werden (Boothe 2001a; Ungemach 1999c). Die phosphatbindende Wirkung von Aluminiumhydroxid ist vom pH des Darmes abhängig. Physiologischerweise kommt die Phosphatabsorption praktisch im gesamten Gastrointestinaltrakt vor und ist im Duodenum und Jejunum am grössten. Ein idealer Phosphatbinder sollte das Phosphat in allen pH-Bereichen des Gastrointestinaltrakts binden können (Zhu 2002a).
 

Zytoprotektive Wirkung

Durch die Stimulation der Prostaglandinfreisetzung in der intestinalen Mukosa und der Bindung von Gallensalzen weisen die Antazida eine zytoprotektive Wirkung auf (Allen 1993a; Boothe 2001a). Aluminiumhydroxid steigert die Freisetzung von Prostaglandin E2 (PGE2) ins Magenlumen sowie anderer Prostaglandine in die Submukosa. Die hämorrhagischen Mukosaschäden, wie sie z.B. durch die Verabreichung von Acetylsalicylsäure entstehen, können somit durch Aluminiumhydroxid behoben werden (Szelenyi 1986a).
 

Vakzination

Adjuvans

Aluminiumhydroxid wird in der Veterinär- und Humanmedizin als Adjuvans in Impfstoffen verwendet. Es wird in dieser Anwendung als ziemlich sicher eingestuft; trotzdem werden Fälle von lokalen Gewebsirritationen beschrieben (Norimatsu 1995a). Adjuvans ist die Bezeichnung für eine Substanz, welche bei gemeinsamer Applikation (Injektion) mit einem Antigen die Antwort des Immunsystems unspezifisch verstärkt (z.B. erhöhte Bildung von Antikörpern) bzw. die Art der Immunantwort verändert (z.B. Aufhebung einer Immuntoleranz) (Hildebrandt 1998a).
 

Lipopolysaccharide

Lipopolysaccharide (LPS) sind häufig als Inhaltsstoffe in den Vakzinen enthalten. Aluminiumhydroxid kann die systemische Toxizität der LPS herabsetzen. Diese Wirkung kommt durch die langsamere Freisetzung der LPS von den Depots und durch eine direkte Milderung der LPS-Aktivität zustande (Norimatsu 1995a).
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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