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Allgemein
Nebenwirkungen wurden insbesondere bei freilebenden Säugetieren beobachtet und äusserten sich speziesspezifisch in Form von Tachykardie, Bradykardie, Atemdepression, Opisthotonus, Muskeltremor, Mydriasis, Hyperpyrexie und Brüllen. In einer Studie mit 1600 (Wild-) Tieren starben 2,9% an Überhitzung, Aspirationspneumonie, Atemdepression, Exzitationen infolge Unterdosierung, Herzstillstand oder aus unbekannten Gründen (Alford 1974a). Die Mortalitätsrate betrug bei eingefangenen und immobilisierten Hengsten 6% (Plotka 1987a).
Unterdosierung
Die Gabe der minimalen effektiven Dosis bzw. eine Unterdosierung kann zu Übererregung, Hyperventilation, schwerer Alkalose bis hin zum Tod führen (Alford 1974a).
Kardiovaskuläres und respiratorisches System
Nashorn
Bei Breitmaulnashörnern treten nach der kombinierten Gabe von Etorphin und Azaperon Tachykardie, Hypoxämie und eine Hyperkapnie mit respiratorischer sowie metabolischer Azidose auf (Buss 2015a).
Fallbericht:
Ein freilebendes, hochträchtiges, ca. 900 kg schweres Spitzmaulnashorn wurde aufgrund der operativen Versorgung eines Rektumprolapses 2-mal in Folge immobilisiert. Beim ersten Mal injizierte man 4,5 mg Etorphin, 60 mg Azaperon und 2500 IU Hyaluronidase in die Glutealmuskulatur. 4,5 Minuten später legte sich das Tier hin. Es folgte eine 2-malige Applikation von Nalorphin i.m. und eine Nachdosierung von Etorphin und Azaperon. Nach 130 Minuten wurde die Anästhesie mit 24 mg Diprenorphin i.v. antagonisiert und das Nashorn war nach 4 Minuten wieder stehfähig. 60 Stunden nach der ersten Anästhesie wurde das Tier erneut mit 2,5 mg Etorphin und 40 mg Azaperon immobilisiert. Zur Aufrechterhaltung der Narkose verabreichte man Halothan über einen endotrachealen Tubus. 10 mg Midazolam zusammen mit 0,25 mg Etorphin wurden halbstündlich, gefolgt von Nalorphin i.v. injiziert. Ein Atemstillstand machte die Gabe von 12 mg Diprenophin i.v. notwendig. Trotz weiteren Reanimationsversuchen starb das Spitzmaulnashorn an einem Herzversagen (Stegmann 2001a).
Elefant
Die starke atemdepressive Wirkung von Etorphin führt zusammen mit der mechanischen Einschränkung der Ventilation in Sternallage zu einer Hypoxie und Hyperkapnie (Stegmann 1999b). Ausserdem können eine metabolische Azidose, eine Depression des Hustenzentrums sowie eine Tachykardie und ein Bluthochdruck mit einem folgenschweren Lungenödem auftreten (Fowler 2006a; Stegmann 1999b).
Opioide Narkotika führen bei wildlebenden Afrikanischen Elefanten zu einem Bluthochdruck, was durch ein Lungenödem und kapilläre Blutungen zum lebensbedrohlichen "pink foam syndrom" führen kann. Der Zusatz von Azaperon kann einer Hypertension entgegenwirken (Fowler 2006a). Verglichen mit > 600 kg schweren Afrikanischen Elefanten, zeigten Tiere mit einem Körpergewicht von ≤ 600 kg nach der Immobilisation mit Etorphin und Azaperon signifikante Unterschiede der Vitalitätsparameter. Bei Tieren mit < 600 kg Körpergewicht war der Sauerstoffpartialdruck niedriger und der Hämoglobinwert höher als bei den > 600 kg schweren Elefanten. Dies könnte auf einen eingeschränkten Sauerstoffaustausch in den Lungen, eine begrenzte periphere Sauerstoffextraktion und eine erhöhte Sauerstoff-Transportkapazität im arteriellen Blut zurückzuführen sein. Eine Hypoxämie mit einem PaO2 von < 60 mm Hg fand man bei 44% der Elefanten mit einem Körpergewicht von ≤ 600 kg. Die für kleinere Elefanten notwendige, höhere Etorphin-Dosierung mit ihrer atemdepressiven und sympathomimetischen Wirkung könnte hierfür der Grund sein (Still 1996a).
Fallbericht:
In einem deutschen Zoo wurde ein Afrikanischer Elefant mit Etorphin immobilisiert. Beim hinlegen knickte das Tier anstatt mit den Hinterläufen mit den Vorderbeinen ein. Die Hinterbeine blieben steif, der Kopf war dabei zwischen den Vorderbeinen positioniert was zu einer Obstruktion der Atemwege und zum Tod führte, noch bevor das Tier in Seitenlage gebracht werden konnte (Fowler 2006a).
Giraffe
Liegt das Tier nach der Immobilisation in Seitenlage herrscht ein hoher Druck auf die unten liegenden Lungenflügel. Zudem verstärkt der Druck der Eingeweide auf das Zwerchfell die Hypoxie (Vogelnest 1997a).
Ziege
Etorphin führt zu Bluthochdruck, Bradykardie und zur Atemdepression. Die Atmung normalisiert sich mit der Zeit wieder und einige Tiere zeigen beim Erwachen eine Tachypnoe (Heard 1996a). Nach der i.m. Applikation von 0,1 mg/kg kam es rasch zu einer Reduktion des Sauerstoffpartialdrucks im arteriellen Blut und einer Hypoventilation mit einhergehender Hyperkapnie (Meyer 2015a).
Schaf
Nach der Exzitationsphase kommt es zu einer Tachykardie; die Atmung wird oberflächlich (Ducker 1972a).
Fallbericht:
Ein Schaf mit einem Körpergewicht von 50,35 kg (111 lb) erhielt 0,25 ml Etorphin i.v.. Das Tier wurde zyanotisch und starb innerhalb von 4 Minuten an einem Herzstillstand (Ducker 1972a).
Pferd
Die i.v. Anwendung von Etorphin führt zu einer Hypertonie und Tachykardie (Bogan 1978a). Bei der kombinierten Anwendung von Etorphin und Acepromazin wird zudem eine Atemdepression (Lees 1976a; Hillidge 1975a), Hypoxämie (Roberts 1984a) und ein geringer Anstieg des Blutdrucks beobachtet (Bogan 1978a). Bei Ponies, welchen 24 μg/kg Etorphin und 100 μg/kg Acepromazin i.v. appliziert wurde, kam es zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und des Herzminutenvolumens sowie zu einem reduzierten Herzschlagvolumen (Hillidge 1976a).
Schwein
Bei Schweinen kam es nach der i.m. Anwendung von Etorphin und Acepromazin bei einigen Tieren zum Herz- und Atemstillstand; 3 davon starben. Bei 8% der Schweine wurde eine unzureichende Immobilisierung erzielt. Trotzdem erachten die Autoren die Anwendung von Etorphin und Acepromazin zur raschen und wirksamen Immobilisierung, insbesondere bei frei lebenden Tieren als geeignet (Cox 1973a).
Hund
Nach Anwendung höherer Dosierungen (> 5 μg/kg) kam es zu Bradykardie und einer Atemdepression (Blane 1967a). Niedrigere Dosen von 0,3 - 1 μg/kg s.c. riefen initial eine Tachykardie mit Mydriasis hervor (Blane 1967a). Ausserdem sank der Blutdruck (Schlarmann 1973a). Nach der Antagonisierung mit Diprenorphin kann eine starke, jedoch kurz andauernde Tachykardie auftreten (Hermansen 1974a).
Katze
Es werden Bradykardie, Blutdruckabfall und eine Atemdepression ausgelöst (Blane 1967a).
Rind
Die Atem- und Herzfrequenz steigen an (Dobbs 1973a).
Fallbericht:
Ein 3 Jahre alter, ca. 558,8 kg (11 cwt) schwerer Aberdeen Angus Bulle wurde mit 5 ml Immobilon® (0,5 ml/cwt) i.v. immobilisiert. Nach der Applikation ging das Tier zu Boden und zeigte mit den Beinen heftige Ruderbewegungen. Aufgrund von Atemproblemen, injizierte man 5 ml Revivon® und begann mit der Beatmung. Das Tier starb innerhalb von 5 Minuten nach der Etorphin-Gabe. Post mortem wurde eine Lungenstauung festgestellt (Rafferty 1976a).
Affe
Fallbericht:
Zwei Südliche Schweinsaffen wurden mit jeweils 0,5 ml/10 lb (1 lb = 0,45 kg) Körpergewicht Small Animal Immobilon® i.m. immobilisiert. Während das eine Tier die Medikation gut vertrug, kam es beim anderen innerhalb von 3 - 4 Minuten zu einer tiefen Sedation mit einer langsamen oberflächlichen Atmung, Zyanose und blassen Schleimhäuten. Die Wirkung konnte rasch antagonisiert werden und das Tier erholte sich, zeigte jedoch einen 16 Stunden dauernden Nachschlaf (Smith 1972a).
Gastrointestinaltrakt
Elefant
Die Magen-Darm-Motilität wird durch Etorphin herabgesetzt, wodurch eine Tympanie hervorgerufen werden kann (Fowler 2006a).
Giraffe
Insbesondere bei einer tiefen Narkose kommt es zu einer Relaxation der Kardia und zur Aspiration von Rumeninhalt. Das Hochlegen des Kopfes über Pansenhöhe beugt einer Regurgitation und Aspiration vor. Die Tiere sollten 48 - 72 Stunden vor der Anästhesie gefastet werden, um das Risiko des Regurgitierens und ein Aufblähen zu vermindern (Vogelnest 1997a).
Pferd
Es wird von einer langanhaltenden Paralyse der intestinalen Peristaltik und einer Anorexie berichtet (Schlarmann 1973a).
Hund
Nach höheren Dosen von > 5 μg/kg können Salivation und Defäkation auftreten. Im Gegensatz zu Morphin tritt nach einer s.c. Injektion auch in höheren Dosierungen von 0,3 - 9,0 μg/kg kein Erbrechen auf. Erst bei sehr hohen Dosierungen von 0,1 - 1,0 mg/kg s.c. wurde Erbrechen beobachtet (Blane 1967a).
Rind
Bei nicht gefasteten Wiederkäuern tritt eine Pansenatonie gefolgt von einer Pansentympanie auf (Thurmon 1974a).
ZNS
Elefant
Der Wirkstoff kann Verhaltensauffälligkeiten auslösen. Im Gegensatz zu anderen Ungulaten, treten bei Elefanten keine Exzitationen auf (Fowler 2006a).
Rotwangenschmuckschildkröte
Nach Dosierungen von 0,5 - 5,0 mg Etorphin i.m. traten Ataxien unterschiedlichen Ausmasses auf; in höheren Dosen induzierte der Wirkstoff einen Kollaps (Jones 1977c).
Unmittelbar nach der i.m. Applikation kommt es, vermutlich aufgrund einer Schmerzreaktion zu wilden Ruderbewegungen, Lautäusserungen und Brüllen (Heard 1996a).
Pferd
Vor der Immobilisierung können Exzitationen (Dobbs 1972a) sowie eine Mydriasis auftreten (Lees 1976a). Das übermässige Schwitzen ist die Folge der starken Stimulation des Sympathikus (Robertson 1987a). Die alleinige i.m. Anwendung von Etorphin in einer Dosierung von 5,7 μg/kg verursachte bei Ponies eine Ataxie, jedoch keine Sedation (King 1965a). Da Etorphin einem enterohepatischen Kreislauf unterliegt, können Pferde 6 - 8 Stunden nach einer Immobilisation und deren Antagonisierung einen Narkoserückfall erleiden (Dobbs 1972a).
Da Etorphin häufig zur Immobilisation von Wildtieren wie z.B. Elefanten benutzt wurde, kam es unter dem Namen "Elefanten-Saft" ("elephant juice") als illegales, potentes und schwierig nachzuweisendes Analgetikum, Stimulans und Dopingmittel bei Rennpferden zum Einsatz (Stanley 1991a).
Esel
Häufig zeigen Esel 1½ - 2 Stunden nach der Immobilisation und deren Antagonisierung eine Inkoordination; sie wandern ziellos herum und laufen in Gegenstände (Dobbs 1972a).
Hund
Nach der Applikation von 2 - 5 μg/kg Etorphin i.v. zeigten die Hunde in einer experimentellen Studie Ataxie sowie Miosis und fielen in eine tiefe Narkose. Nach der Gabe von 2,5 - 5 μg/kg i.m. wurden etwas zeitversetzt ähnliche Wirkungen beobachtet. Sehr hohe s.c. Dosen von bis 1 mg/kg führten zu Tremor, Myoklonus und Zyanose (Blane 1967a).
Katze
Bei i.v. Applikation wird eine deutliche Reduktion der spinalen polysynaptischen Reflexe beobachtet. Nach s.c. Anwendung treten am häufigsten Exzitationen auf. Bei einer Dosierung von 1 μg/kg kann eine leichte Hyperkinesie beobachtet werden. Höhere Dosen von 3 - 10 μg/kg rufen Erregungszustände mit alternierender Depression und begleitet von Mydriasis sowie Ataxie hervor. Bei sehr hohen Dosierungen von 100 - 300 μg/kg treten tonische und klonische Krämpfe auf (Blane 1967a).
Rind
Ein gelegentliches Wiederauftreten von Erregungserscheinungen 8 Stunden nach der Immobilisierung und Remobilisierung wird auf die Zirkulation von Etorphin im enterohepatischen Kreislauf zurückgeführt (Dobbs 1973a).
Thermoregulation
Elefant
Etorphin kann insbesondere bei aufgeregten Tieren zu einer folgenschweren Hyperthermie führen (Fowler 2006a).
Bewegungsapparat
Giraffe
Insbesondere bei Eingriffen mit einer langen Immobilisation, kann es zu Drucknekrosen der Muskulatur und zu Lähmungen des Nervus radialis kommen (Vogelnest 1997a).
Pferd
Im Gegensatz zum Hund und einigen anderen Tierarten bei denen eine Relaxation der willkürlichen Muskulatur nach der Verabreichung von Etorphin eintritt, wird beim Pferd nach der kombinierten Anwendung von Etorphin und Acepromazin eine Spastizität der Gliedmassen mit Extension der Vorder- und Flexion der Hintergliedmassen hervorgerufen. Auch sind die faszikulären Muskelzuckungen über der gesamten Körperoberfläche meist stärker ausgeprägt als bei anderen Tierarten (Lees 1976a).